Kolbrücks Kracher: Dieser Kniff bremst Blauma...
Kolbrücks Kracher

Dieser Kniff bremst Blaumacher aus

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Kennen Sie auch die wiederkehrenden Montagsviren und Freitags-Infekte bei Mitarbeitern im Supermarkt? Dann könnten Sie einen Joker ziehen. Mit Recht.

Es gibt da dieses klassische Problem, das so mancher Kaufmann nur zu gut kennt: Da meldet sich ein Mitarbeiter, meist ist es immer dieser eine, freitags plötzlich mit Kopfschmerzen krank oder hüstelt montags nach einem harten Wochenende einen grippalen Infekt in die Telefonleitung. Manchmal könnte man meinen, dass der Freitag der nationale Kopfschmerztag und der Montag der internationale Erholungstag vom Wochenende ist. Oder manche Leute sind eben richtige Pechvögel, die auf der falschen Seite der Gausschen Normalverteilung geboren wurden. Doch es gibt eine kleine, aber feine Abhilfe gegen diese mysteriösen Krankheitswellen, und sie kommt direkt aus den höchsten Richterecken unseres Landes.

Das Bundesarbeitsgericht hat nämlich einen genialen Trick in petto, um diesen Blaumachern das Handwerk zu legen. Ein Attest am ersten Krankheitstag – ja, das ist tatsächlich möglich! Merken Sie sich: § 5 Abs. 1 Satz 3 des Entgeltfortzahlungsgesetzes. Der Arbeitgeber kann nämlich verlangen, dass ein Attest schon am ersten Tag der Krankheit vorgelegt wird.
Und das Beste daran? Der Chef muss keine fadenscheinigen Verdachtsmomente hegen oder auf detektivische Spurensuche gehen. Er kann einfach aus reinem Misstrauen oder, um es wohlwollender auszudrücken, aus einer gewissen Vorsicht heraus dieses Attest verlangen.

Blaumachen verliert seinen Reiz

Jetzt stellen Sie sich vor, wie Sie Chef mit einem verständnisvollen Nicken einfach sagen: „Oh, Ihnen geht es nicht gut? Kein Problem, bringen Sie einfach ein Attest.“ Und schwupps, die Karten liegen auf dem Tisch und das Blaumachen verliert seinen Reiz.

Das vielfach immer noch unbekannte Gerichtsurteil ist ein Segen für alle Chefs, die sich allzu oft mit „spontan auftretenden Wochenendgrippen“ herumschlagen müssen. Es ist der Joker in ihrem Kampf gegen die große Blaumacher-Armee. Kein Verdacht, keine Begründung – einfach nur ein schlichter, aber effektiver „Ich-will-ein-Attest-jetzt-sofort“.

Doch mal ehrlich: Ist es wirklich so schwer, einfach mal ehrlich zu sein? Können wir nicht alle ab und zu zugeben, dass wir einfach einen Tag für uns brauchen? Ein Tag ohne die Mühlen des Alltags, weil das so ein Durchhänger-Tag ist? 


Ist es nicht erfrischender, einmal ehrlich zu sagen: „Chef, ich brauche heute einen Tag, um meine Batterien aufzuladen, bevor ich mich wieder voll reinhänge“?
Ein ehrliches Gespräch könnte Wunder bewirken. Vielleicht sogar mehr als jedes Gesetz!

Doch solange Ehrlichkeit im Arbeitsalltag ein zuweilen rares Gut bleibt, wird das Bundesarbeitsgericht mit seiner Entscheidung für klare Verhältnisse sorgen. Ein Attest am ersten Tag – das klingt im ersten Moment vielleicht etwas streng, aber manchmal braucht es eben klare Regeln, um das Spiel fair zu halten.

Blaumacher - was tun?
Das Phänomen, dass sich Mitarbeiter besonders häufig an einem Freitag oder Montag krankmelden, ist nicht ungewöhnlich. Es kann jedoch verschiedene Gründe dafür geben, die nicht unbedingt auf Täuschung oder Missbrauch hinweisen müssen. Hier sind einige Schritte, die man in Betracht ziehen könnte, um die Situation zu analysieren und zu verbessern:

Datenerfassung und Analyse:
Sammlen und analysieren Sie Daten zu Krankmeldungen, um Muster zu erkennen. Gibt es eine auffällige Häufung an bestimmten Tagen?

Offenes Gespräch:
Führen Sie Gespräche mit den betroffenen Mitarbeitern. Manchmal gibt es persönliche oder gesundheitliche Gründe, die solche Muster erklären können.

Betriebsklima und Arbeitszufriedenheit:
Überprüfen Sie das Betriebsklima und die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Unzufriedenheit oder Stress am Arbeitsplatz können ebenfalls zu erhöhten Krankmeldungen führen.

Gesundheitsförderung:
Bieten Sie Programme zur Gesundheitsförderung an, wie z.B. Stressmanagement, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung oder Sportangebote.

Betriebsärztliche Unterstützung:
Ziehen Sie einen Betriebsarzt hinzu, um gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu adressieren.

Flexibilisierung der Arbeitszeiten:
Prüfen, ob flexiblere Arbeitszeiten eine Lösung sein könnten. Manchmal helfen flexible Arbeitszeiten dabei, private und berufliche Anforderungen besser zu koordinieren.

Klare Regeln und Konsequenzen:
Stellen Sie sicher, dass es klare Regeln für Krankmeldungen gibt und kommunizieren diese deutlich. Gleichzeitig sollten auch die Konsequenzen bei Missbrauch bekannt sein.

Vertrauen und Fairness:
Schaffen Sie eine Vertrauenskultur, in der sich Mitarbeiter fair behandelt fühlen und keine Angst haben müssen, sich krankzumelden, wenn es nötig ist.

Es ist wichtig, das Thema sensibel anzugehen und nicht vorschnell Urteile zu fällen. Eine Kombination aus Analyse, Gespräch und präventiven Maßnahmen kann oft schon eine deutliche Verbesserung bringen.

Also, liebe Blaumacher und Blaumacherinnen, passt auf euch auf. Der Chef könnte jederzeit seinen Joker ziehen. Und bis dahin: Gesund bleiben und das nächste Wochenende ohne Hüsteln genießen!

Kolbrücks Kracher gibt es exklusiv jeden Donnerstag auf LZdirekt.de.

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