Zum Inhalt springen

ADB:Pritzel, Georg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Pritzel, Georg August“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 612–614, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pritzel,_Georg&oldid=- (Version vom 20. Oktober 2024, 23:42 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Pritz, Franz Xaver
Nächster>>>
Probst, Jakob
Band 26 (1888), S. 612–614 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg August Pritzel in der Wikipedia
Georg August Pritzel in Wikidata
GND-Nummer 117697516
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|26|612|614|Pritzel, Georg August|Ernst Wunschmann|ADB:Pritzel, Georg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117697516}}    

Pritzel: Georg August P., Bibliothekar und botanischer Schriftsteller, geb. zu Carolath in Schlesien am 2. September 1815, † zu Hornheim bei Kiel am 14. Juni 1874. Nach Vollendung seiner Studien in Breslau begab sich P., der, unter dürftigen Verhältnissen aufgewachsen, schwer mit den äußeren Sorgen des Lebens zu kämpfen hatte, nach Berlin, wo er hoffte, eine seinen Fähigkeiten angemessene und auch materiell ergiebige Thätigkeit zu finden. Es gelang ihm indessen erst im J. 1851, in einem Alter von 36 Jahren, in eine Stellung als Hülfsarbeiter an der königlichen Bibliothek einzutreten, die dann auch nach einiger Zeit zu einer festen Anstellung als Custos dieses Institutes führte. Neben dieser Stellung bekleidete er von 1855 an auch das Amt eines Archivars der königl. Akademie der Wissenschaften. Zwar war seine Lebensstellung hierdurch eine gesicherte geworden, doch konnte er nur kurze Zeit sich derselben mit wirklichem Genusse erfreuen, da ihn, im besten Mannesalter, ein Rückenmarksleiden befiel, das, stetig fortschreitend, ihm seine Berufsfreudigkeit mehr und mehr nahm und seine Stimmung verbitterte, bis ihn schließlich der Tod in einem Alter von 59 Jahren von seinen Leiden erlöste. Pritzel’s Bedeutung für die Botanik liegt in seinen bibliographischen Schriften, zu deren Herausgabe ihn seine amtliche Thätigkeit in hohem Grade befähigte. Specielle botanische Untersuchungen enthält nur seine ursprünglich in der Zeitschrift Linnaea vom Jahre 1841 erschienene und im folgenden Jahre daraus abgedruckte und mit einem Index versehene Dissertation: „Anemonarum revisio“. Sein Hauptwerk bleibt sein: „Thesaurus litteraturae botanicae omnium gentium inde a rerum botanicarum initiis ad nostra usque tempora, quindecim millia operum recensens“, dessen erste Auflage 1851 herauskam. In der deutschen Litteratur ist ein ähnliches Nachschlagewerk, das jedem wissenschaftlich arbeitenden Botaniker als litterarisches Hülfsmittel unentbehrlich geworden ist, nie erschienen, in der ausländischen aber keins vorhanden, welches an Genauigkeit der Angaben und an Sorgfalt in der Ausführung den Pritzel’schen Thesaurus überträfe. Wie der Verfasser in der Vorrede angiebt, ist er zur Herausgabe durch die Vorlesungen des Prof. Dierbach[WS 1] angeregt worden. Er hatte es sich dabei zur Aufgabe gestellt, neben einer möglichst vollständigen Herbeischaffung der Quellen der [613] botanischen Litteratur, von der ältesten Zeit an, auch möglichst viele der angeführten Werke selbst zu sehen und nachzuschlagen, zu welchem Zwecke er außer den deutschen Bibliotheken auch diejenigen in Paris, Genf, London und Wien, sowie viele Privatsammlungen durchsuchte. So sind ihm infolge dieser Thätigkeit gegen 40 000 Bücher durch die Hände gegangen, deren vollständige Titel er zu registriren hatte. Der Thesaurus zerfällt in zwei Theile. Der erste, dessen Drucklegung in den Jahren 1847–49 erfolgte, führt unter alphabetischer Ordnung der Autorennamen 11 538 Werke an. Die in Zeitschriften veröffentlichten Abhandlungen sind nicht angegeben. Bekanntlich ist hierfür das englische Werk „Catalogue of scientific papers“ maßgebend, das im Thesaurus überall da citirt ist, wo in ersterem über den betreffenden Autor Angaben sich finden. Neben dem Autorennamen sind überall da, wo es anging, auch noch kurze Notizen über Geburts- beziehentlich Todesjahr und Lebensstellung angegeben. Die in deutschen Bibliotheken befindlichen Bücher sind durch einen Stern, diejenigen aus Frankreich und der Schweiz durch ein Kreuz bezeichnet; sehr seltenen Werken ist der Name der Bibliothek hinzugefügt. Die wenigen, von P. nicht selbst eingesehenen Bücher tragen kein Zeichen, dafür aber die Angabe des[WS 2] Gewährsmannes für das betreffende Buch. Der zweite, systematische Theil enthält die botanische Litteratur, nach Materien geordnet, wobei die außerordentliche Reichhaltigkeit der Capitel, unter denen selbst solche wie „Poemata de plantis, Plantarum mythicarum et magicarum historia“ u. s. w. nicht fehlen, den eisernen Fleiß des Verfassers bezeugt. Die weite Verbreitung, welche das Werk Pritzel’s fand, machte eine zweite Auflage nothwendig. Nur den ersten alphabetischen Theil derselben hat indessen P. selbst zu Ende geführt, für den systematischen Theil trat Professor C. Jessen ein, welcher die schwierige Aufgabe hatte, das Manuscript Pritzel’s, das in Schrift und Ausdruck schon deutliche Spuren von dem leidenden Zustande seines Verfassers trug, auszuarbeiten und für den Druck fertig zu stellen. Im Buchhandel erschien die zweite Auflage 1872. Erst nach Pritzel’s Tode veröffentlichte Prof. Jessen aus dessen hinterlassenen Papieren eine mit großem Fleiße ausgeführte Zusammenstellung der deutschen Volksnamen der Pflanzen aller Mundarten und Zeiten, ein Werk, das als ein neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze, 24 000 Pflanzennamen anführend, unter dem Namen beider Autoren mit dem Titel: „Die Volksnamen der deutschen Pflanzen“ 1884 herauskam. Ein Seitenstück zu Pritzel’s Thesaurus bildet sein nicht minder umfangreiches Werk: „Iconum Botanicarum index locupletissimus“. Es enthält dasselbe eine Aufzählung der in der botanischen und Gartenlitteratur des 18. und 19. Jahrhunderts publicirten Abbildungen der Phanerogamen und Farnkräuter, in alphabetischer Folge zusammengestellt. Die erste größere Abtheilung, 1855 erschienen, führt die während des genannten Zeitraumes bis zum Jahre 1854 veröffentlichten Abbildungen an; der zweite Theil setzt deren Aufzählung fort bis zum Ende 1865 und erschien 1866 im Druck. Dem Werke voran geht eine Uebersicht der hauptsächlichsten excerpirten Werke. Die erste großgedruckte Zahl vor dem Komma bezeichnet den Band, die folgende kleinere die Tafel. Bloße Analysendarstellungen sind durch ein †, solche von Monstrositäten durch ein beigesetztes ! bezeichnet. In Bezug auf die Auswahl der aufgenommenen Illustrationswerke hat sich P. freie Hand gelassen und nur diejenigen insgesammt aufgeführt, welche, seiner Ansicht nach, durch ihren Werth Anspruch auf Berücksichtigung haben. Eine objective Prüfung würde vielleicht hierbei manche Aenderung gewünscht haben und bedauern, daß gewisse Werke, wie beispielsweise de Candolle’s „Organographie végétale“, Berg’s „Pflanzengenera“ u. a. übergangen, andere dagegen, die nur Copien enthalten, erwähnt sind. Indessen hat der Verfasser in dem zweiten Theil eine Reihe von wichtigen, älteren Werken, [614] die er im ersten ausgelassen, nachgeholt, so daß hier ein ziemlich vollständiger Nachweis der in den 12 Jahren von 1854–65 in den verschiedenen Kupferwerken, in zahlreichen kleinen Abhandlungen und in gegen 200 Zeit- und Gesellschaftsschriften niedergelegten Abbildungen gegeben ist. Ob die Namen, welche die Abbildungen führen, überall richtig sind, oder ob sie möglicherweise als Synonyma zu andern gehören, hat P. wegen der Unausführbarkeit der dazu nothwendigen Vergleichung sämmtlicher Abbildungen nicht geprüft. Immerhin enthält das Werk ein tüchtiges Stück Arbeit von bleibendem Werth. Außer der einer fröhlichen Laune entsprungenen Schrift: „Specimen bibliographiae botanicae, quod Ernesto Meyer, botanices Professori Regiomontano, nuptias Johannae Isenbartiae cum Doctore Zaddachio celebranti gratulaturus scripsit“ (Wien 1845), welche verschiedene scherzhaft verstümmelte Büchertitel, überallher gesammelt, enthält, und die er in nur neun Exemplaren vertrauten Freunden übersandt hatte, schrieb er noch für Walpers’ Repertorium die kleine, auch separat erschienene Schrift: „In Ordines XII priores Repertorii botanices systematicae supplementum adjectis Resedaceis“, 1843.

Unter Benutzung gef. brieflicher und mündlicher Mittheilungen der Herren Geh. Rechnungsrath Kunstmann und Prof. C. Jessen in Berlin. – Pritzel, Thes. lit. bot.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johann Heinrich Dierbach (1788-1845), Apotheker, Arzt, Pharmazeut, Botaniker, a.o. Medizinprofessor der Universität Heidelberg.
  2. Vorlage: der