Alfons Mucha

tschechischer Plakatkünstler, Grafiker, Illustrator, Maler und Kunstgewerbler (1860–1939)

Alfons Maria Mucha ([ˈalfons ˈmuxa]; Aussprache/?; * 24. Juli 1860 in Eibenschütz, Mähren, Kaisertum Österreich; † 14. Juli 1939 in Prag) war ein tschechischer Maler, Plakatkünstler, Grafiker, Illustrator, Amateurfotograf und Kunstgewerbler, der als einer der herausragenden Repräsentanten des Jugendstils gilt.

Alfons Mucha (1906)

Leben und Werk

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La Dame aux camélias, 1896
 
Anteilschein der „S.A. de l’Exposition Religieuse Internationale de 1900“ von 1898, eine Grafik von Alfons Mucha[1]

Mucha begann seine künstlerische Laufbahn als Autodidakt. Nach seiner Schulausbildung und nachdem er einige Zeit als Bürokaufmann gearbeitet hatte, wurde er im Atelier Kautsky-Brioschi-Burghart in Wien angestellt, wo er mit Bühnenmalereien, vor allem für das Ringtheater, betraut wurde. Nach dem verheerenden Brand des Ringtheaters 1881 wurde er als jüngster Mitarbeiter zuerst entlassen und hielt sich eine Weile mit Zeichnungen und Porträts über Wasser.[2]

1882 wurde Mucha beauftragt, das Innere des neobarocken Schlösschens Emin zámek (Emmahof) bei Hrušovany nad Jevišovkou (deutsch: Grusbach) in Mähren auszustatten, das für Graf Eduard Khuen von Belasy entstand. Weitere Malereien führte er im Stammschloss Gandegg der Familie Khuen-Belasy bei Eppan in Südtirol aus. Er studierte, unterstützt durch die Familie Khuen-Belasi, von 1885 bis 1887 an der Akademie der Bildenden Künste in München.

Anlässlich der Weltausstellung von 1889 zog Mucha von München nach Paris, zu dieser Zeit das Mekka der Künste. Dort nahm er Unterricht bei verschiedenen Lehrern, wobei er in bescheidenen Verhältnissen lebte, sich mit kleinen Aufträgen für Buchillustrationen aber über Wasser halten konnte. Er hatte für kurze Zeit ein gemeinsames Studio mit Paul Gauguin. Als er bei der Weltausstellung die Slawen unter osmanischer Herrschaft in Bosnien entdeckte, begann sein Interesse an der Kultur der Slawen, das ihn später zu seinem unkommerziellen Hauptwerk, dem Slawischen Epos, inspirierte.

Zum Durchbruch verhalf ihm eine Gelegenheitsarbeit für Sarah Bernhardt, die bekannteste westliche Schauspielerin der Jahrhundertwende. Kurz vor Weihnachten 1894 suchte sie nach einem Künstler, der ein Veranstaltungsplakat für das Theaterstück „Gismonda“ entwerfen könnte, da ihre üblichen Auftragnehmer ausgefallen waren. Mucha erfuhr dies zufällig beim Besuch einer Druckerei und bot sich an. Er bekam den Auftrag, und so hingen zwei Wochen später überall in Paris seine Plakate, die ihn weltbekannt machen sollten. Sie waren so begehrt, dass fast alle frei gezeigten von Kunstfreunden gestohlen wurden. So wurde Mucha zu einem der begehrtesten Plakatkünstler der Belle Époque. In seiner Heimat war er zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unbekannt:

„In den Geschäftsräumen der Kunsthandlung Artaria & Co. am Kohlmarkt ist in den letzten Tagen eine sehenswerthe Ausstellung eröffnet worden. Sie besteht aus Zeichnungen und Entwürfen eines jungen österreichischen Künstlers, der seltsamerweise bei uns gar nicht bekannt ist, während er in Paris eine der ersten Violinen spielt und zu den Berühmtheiten des Tages zählt. Alfons Mucha, dies der Name des in Mähren geborenen, von Sarah Bernhardt entdeckten und in Paris ans Licht gebrachten jungen Künstlers, hat mit einem Placatentwurf für die genannte Künstlerin die Aufmerksamkeit der Pariser Kunstwelt auf sich gelenkt, und im Handumdrehen war er ein berühmter Mann und mit Aufträgen überhäuft. Mucha ist ein Zeichner von ungewöhnlicher Grazie und Liebenswürdigkeit und wahrhaft seltenem künstlerischen Feingefühl. Aus allen seinen Handzeichnungen und colorirten Entwürfen offenbart sich neben der großen Begabung auch ein sehr ernstes und gewissenhaftes Studium. Es ist ein wahrer Genuß, sich in diese Entwürfe und Studien zu vertiefen. Da sind köstliche Placatzeichnungen, entzückende Märchenillustrationen, Vorlagen für Glasmalereien, Vignetten für Bonbonssäckchen eines Zuckerbäckers, Kalender, Menus u. s. w. Man sieht, Wien wäre kaum Weltstadt genug, einem solchen Künstler ein hinreichendes Arbeitsfeld zu bieten. Dazu ist der Sinn für wahrhaft künstlerische Placate und Emballagen bei uns doch noch zu wenig entwickelt. Und doch wäre es der Mühe werth, ein solches Talent an Wien zu fesseln. Als Lehrer an der Kunstschule unseres Museums könnte Mucha sehr ersprießlich wirken.“

Artikel im Neuen Wiener Journal vom 6. November 1897[3]
Alfons Mucha gestaltete die Aktien und Obligationen des Kaufhauses "Paris-France"

1896 entwarf Mucha für Sarah Bernhardt als Kameliendame ein Plakat, das vielfach als einer der frühen Höhepunkte der Jugendstil-Plakatkunst betrachtet wird. In dieser Zeit erstellte Mucha auch Entwürfe für Aktien- und Obligationsdokumente, so für das Kaufhaus „Paris-France“, das 1898 in Paris gegründet wurde und bereits 1914 über mehr als 70 Filialen in ganz Frankreich verfügte. In der Zeit von 1898 bis 1946 wurden von dieser Gesellschaft 13 verschiedene Aktien und 16 verschiedene Obligationen im Mucha-Design herausgegeben. Von der „Société des Immeubles de France“ existieren zwei Obligationen aus den Jahren 1891 und 1896; ein Dokument gibt es von der „Société Anonyme de l’Exposition Réligieuse Internationale de 1900“ (Finanzierung einer religiösen Weltausstellung). Auch Versicherungspolicen der „Slavia“ (Gegenseitige Versicherungsbank in Prag) tragen eindrucksvoll Muchas unverwechselbare künstlerische Handschrift. Historische Wertpapiere dieser Gesellschaften zählen heute unter Sammlern zu den dekorativsten und gesuchtesten Arbeiten. 1898 gab Mucha auch Zeichenkurse an der Académie Colarossi und an der Académie Carmen.

1897 entstand in wenigen Monaten Muchas wohl bedeutendstes Illustrationswerk und damit eines der wichtigsten Werke der Art-Nouveau-Buchillustration, die 134 Farblithographien zu Ilsée, Princesse de Tripoli, einer französischen Märchenerzählung von Robert de Flers im Verlag Piazza. 1901 erschienen auch eine deutsche und eine tschechische Fassung.

Mucha war auch als Amateurfotograf tätig und nutzte seine Fotografien als Vorlagen für seine Grafiken.[4]

 
Alfons Mucha (1928)

1901 wurde Mucha Ritter und 1934 Offizier der französischen Ehrenlegion. Mucha war Mitglied im Bund der Freimaurer und gilt nach dem Historiker Jaroslav Šebek (* 1970) als ein Wiederbegründer der tschechischen Freimaurerei.[5] Ein Jahr darauf reiste er mit dem französischen Bildhauer Auguste Rodin nach Mähren. 1904 ging Mucha für zwei Jahre in die USA, willkommen geheißen und gefeiert mit einer mehrseitigen Sonderbeilage der New York Times, und lehrte dort als Dozent an den Akademien für bildende Künste in New York, Philadelphia und Chicago. Im Jahre 1907 wurde Mucha von Moritz Baumfeld, dem neuen Direktor des Deutschen Theaters in New York, als Bühnenbildner engagiert.[6]

1906 heiratete er in Prag Marie Chytilová, die er in Paris kennengelernt hatte.

Nach dem Ersten Weltkrieg schwand sein Erfolg. Mucha ging zurück in die Tschechoslowakei, wo er weiter künstlerisch tätig war. So entwarf er z. B. Briefmarken[7] (darunter die erste Briefmarke von 1918 mit einem Hradschin-Motiv), Banknoten und Orden für den jungen tschechoslowakischen Staat.

In seiner Spätphase löste Mucha sich schließlich vom Jugendstil und schuf von 1911 bis 1928 ein monumentales Epos über die Geschichte der slawischen Völker, das Slawische Epos, einen aus 20 riesigen Gemälden bestehenden Zyklus, den er nach Fertigstellung der Stadt Prag schenkte. Finanziell unabhängig, lebte er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern auf einem Schloss nördlich von Prag.

Mucha war einer der Ersten, die nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1939 interniert wurden. Er starb kurz darauf an den Folgen einer Lungenentzündung. Sein Sohn Jiří Mucha war tschechischer Kosmopolit, Schriftsteller, Publizist und Drehbuchautor.

Ausstellungen

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Das Mucha-Museum Prag ist dem Leben und Werk des weltbekannten Repräsentanten des Jugendstils gewidmet. Es befindet sich im Barockbau des „Kaunický palác“ (Kaunitz-Palais) im historischen Kern Prags.

Muchas Hauptwerk Das Slawische Epos war bis Ende 2018 in Brünn ausgestellt.[8] Davor war es bis 2012 im Schloss Moravský Krumlov (deutsch Mährisch Kromau) in der Nähe seines Geburtsortes Ivančice zu besichtigen.

Der am 3. Januar 1989 entdeckte Asteroid (5122) Mucha wurde im Mai 1999 nach ihm benannt.[9]

Porträts

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  • Medaille von Heinrich Kautsch. Drei Ausführungen: 41 mm, 80 mm und 99 mm.
  • Medaille ohne Jahr von Milan Knobloch. 60 mm.
  • Medaille von Daniel Octobre. 78 mm.

Literatur

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  • V. Kratinová: Mucha, Alfons (1860–1939), Maler und Graphiker. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 401 f. (Direktlinks auf S. 401, S. 402).
  • Christina Ahlers, Petr Wittlich; Jürgen Döring, Susanne Kähler (Hrsg.): Alfons Mucha – Triumph des Jugendstils. [Eine Ausstellung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg in Zusammenarbeit mit der Mucha Foundation, Mai – Juli 1997], Braus, Heidelberg 1997. ISBN 3-89466-195-X.
  • Arthur Ellridge: Mucha [Übersetzt von Diethard H. Klein]. Komet, Frechen 2001. ISBN 3-89836-194-2.
  • Agnes Husslein-Arco (Hrsg.): Alfons Mucha. [anlässlich der Ausstellung Alfons Mucha, Belvedere Wien, 12. Februar – 1. Juni 2009 ; weitere Stationen Musée Fabre Montpellier, 20. Juni – 20. September 2009, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München, 9. Oktober 2009 - 24. Januar 2010]. Hirmer, München 2009. ISBN 978-3-7774-7035-1.
  • Jiří Mucha: Alfons Mucha. Ein Künstlerleben. (Originaltitel: Kankán se svatozáří. Životopis Alfonse Muchy, Obelisk, Praha 1969, übersetzt von Gustav Just). Verlag Volk und Welt, Berlin 1986. ISBN 3-353-00015-1 (Über sein erfolgreiches Leben und Schaffen in Paris und dessen Freundschaft mit dortigen Spiritisten Sarah Bernhardt und Camille Flammarion, sowie seine Rückkehr in die Vorkriegs-Tschechoslowakei, geschrieben von seinem Sohn, mit zahlreichen Fotodokumentationen).
  • Sarah Mucha, Ronald F. Lipp, Victor Arwas, Rainer Zerbst (Übersetzer): Alfons Mucha. Belser, Stuttgart 2000. ISBN 3-7630-2382-8 (Zum Anlass der Gründung des Mucha-Museums in Prag, Sarah Mucha ist eine in London lebende Kunsthistorikerin und Ehefrau von Muchas Enkel und Mitarbeiterin der Mucha Foundation).
  • Renate Ulmer: Alfons Mucha. Auftakt zum Art nouveau. Taschen, Köln 1993. ISBN 3-8228-9613-6.

Einzelnachweise

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  1. Jakob Schmitz: Aufbruch auf Aktien, S. 275. Düsseldorf, Verlag Wirtschaft und Finanzen 1996. ISBN 3-87881-101-2
  2. Sarah Mucha: Alphonse Mucha, S. 155. London, Frances Lincoln Ltd 2005. ISBN 0-7112-2517-6
  3. Theater und Kunst. In: Neues Wiener Journal, 6. November 1897, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  4. Wilfried Baatz: Geschichte der Fotografie. Dumont, Köln 1997, ISBN 3-7701-3616-0, S. 59
  5. Tajné společenství v Čechách – zednáři(Geheimgesellschaften in Böhmen-Freimaurer). (deutsch: Geheimgesellschaften in Böhmen-Freimaurer). Homepage des Sender ČT24, 30. Dezember 2009, abgerufen am 18. November 2012 (tschechisch).
  6. Alfons Mucha in New-York. In: Neues Wiener Journal, 5. Mai 1907, S. 13 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  7. Die neuen tschechischen Postmarken. In: Pilsner Tagblatt / Pilsner Tagblatt. Westböhmische Tageszeitung / Westböhmische Tageszeitung / Westböhmische Tageszeitung. Pilsner Tagblatt, 19. November 1918, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pit
  8. Alfons Mucha - Zwei Welten (Memento vom 23. August 2018 im Internet Archive)
  9. Minor Planet Circ. 34621 (PDF; 2,9 MB)
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Commons: Alfons Mucha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien