Ich mixe schon seit 4 Jahren auf der „großen Schwester“, der Wing Full-Size und habe jetzt für kleinere Gigs und auch als Backup eine Compact beschafft.
Alles was ich zur Full-Size schon geschrieben habe gilt auch für die Compact.
a) Der Sound
dieser Console ist ausgesprochen gut. Die Anzahl an verfügbaren (kostenlosen!) Plugins ist irre gross, die Reverbs sind ausgezeichnet.
b) Die Flexibilität
dieser Console ist total irre. Ich kann mir nicht nur die 2 User-Layer einrichten (das übersehen viele User anfangs), ich kann ALLE Layer komplett neu anordnen und einrichten. Die Routing-Möglichkeiten sind irre. Ich kann auf USB Mehrspur-Signale raus schicken, während ich gleichzeitig über die SD Karte recorde und gleichzeitig noch über 4 Mains und 8 Matrizen irgendwelche Submixe broadcaste….
c) Processing Power:
die Wing kann über die normale Cat5e Verbindung 3x48 Inputs verarbeiten + Zeitgleich auch Dante 64x64 und USB 48
Achtung: Das beschreibt womit ich die Wing gleichzeitig connecten kann. Verarbeiten kann ich davon in 48 Channeln bis zu 96 Inputs gleichzeitig.
Zweites Achtung: Daran scheitern die meisten neuen User - Wenn man von „normalen“ Consolen kommt (X32 oder ähnlich) dann ist ein mega Feature verwirrend.
Alte Konsolen haben die Zuordnung Input -> Channel (=Fader). Also Input 1 = Channel 1
Das löst die Wing auf. Die Wing trennt die 3 Komponenten
* Input (heisst hier Source)
* Channel
* Fader
Das heisst, ich stöpsle ein Mikro an Input 1 meiner Stagebox an, das ordne ich dem Channel 5 zu und den lege ich mir auf den 3. Fader auf der Layer Bank User 2.
Und hier kommt der Clou: Die Channel sind stereo oder mono, ohne dass ich einen zweiten Channel opfern muss.
Heisst in dem Fall: Ich definiere dass Input 3+4 auf meiner Stagebox Stereo L/R sind (z.B. meine Overheads) und route die auf den Channel 2.
Der Channel geht automatisch in den Stereo-Mode und verarbeitet beide Inputs als L/R - aber auf einem Channel und einem Fader.
Das setzt sich fort bei den Bussen, die sind alle Stereo (ausser man definiert sie explizit Mono). Das heisst ich kann 5 IEM mit nur 5 Bussen machen (und brauche keine 10 zu verschwenden).
Nachdem die Full-Size von Beginn an klar als FOH Konsole konzipiert war, hat sie auch nur 8 Inputs onboard. Die Compact ist auch als standalone oder gar als Monitor-Mixing Konsole gedacht. Deshalb hat man ihr 24 Inputs mit Midas Pre-Amps spendiert. Das ist super.
Ja ja ich kann die Nerds schon wieder hören „mi mi mi aber die Wing hat ja nur 48kHz….state of the art ist 96 kHz“
Abgesehen davon dass die Latenz bei 96 kHz geringer ist (und selbst hier gibt es Konsolen die mehr Latenz haben als die Wing..da gibts online irgendwo nen Test) gibt es aus meiner Sicht im Live-Sound absolut keinen hörbaren Vorteil für 96 kHz. Last Euch von dem Nerd-Gequatsche nicht kirre machen. Das wichtigste Feature ist immer noch der Live Sound Engineer der an der Konsole steht und nicht die Sampling-Rate (ganz zu schweigen von der Mikrofonierung, Mikro-Platzierung, Raum-Gegebenheiten, PA-Größe und -Qualität und eben Können des Sound Engineers).
d) Übersicht und Workflow
Der Touchscreen ist sehr sehr gut, übersichtlich und responsive. Er ist sicher das zentrale Bedienelement. Der Workflow ist auf der Wing sehr schnell. Er weicht aber von dem Workflow der Full Size ab, weil schlicht einige Buttons fehlen. Hier ist rechts die Bus/User-Sektion anders gestaltet, gefällt mir aber ebenfalls ausgezeichnet
e) Kompatibilität
Die Wing ist zu 100% kompatibel zu allen anderen Midas und Behringer Produkten. Ich selbst setze sie mit einer DL32 von Midas ein, aber auch mit einem SD8 und SD16. Alles total einfaches Plug and Play.
Der riesen Vorteil für mich: Die Wing-Modelle untereinander sind ebenfalls 100% kompatibel. Das heisst, die Compact hat alle Features und alle Processing Power der grossen Wing. Ich kann auch meinen USB Stick mit den Shows einfach nehmen und von der Full-Size zur Compact wechseln - Show laden und weiter gehts.
WICHTIGER HINWEIS: In User-Gruppen lese ich immer wieder dasselbe „Problem“: Wenn die Wing ausgeliefert wird, dann hat sie in der Regel eine Factory-Firmware drauf (manche wurden mit 2.1 manche auch mit 3.0.4 geliefert). Bitte gleich auf die Behringer Homepage gehen, dort in den Downloads nach der Wing Compact suchen und die aktuellste Firmware runter laden (aber Achtung! darauf achten dass man wirklich die Compact-Firmware lädt!) dann auf USB Stick, in der Wing einstecken -> Setup -> Update und updaten. Danach Konsole INITIALISIEREN.
Dann kann man sicher sein dass die Konsole sauber aufgesetzt ist und kann damit arbeiten.
FAZIT:
Behringer ist mit der Wing und speziell jetzt mit der Compact und der Rack ein mehr als würdiger Nachfolger für die X32 gelungen. Die Konsole ist absolut genial. Ich empfehle sie 100% jedem, ausnahmslos und ohne Einschränkungen.