Der Nachruhm
Der Nachruhm.
Mich reizet nicht des Ruhmes Schall,
Der aus Posaunen tönt,
Den jeder leise Wiederhall
Im stillen Thal verhöhnt.
Ist auch ein Sturm, der bald versaust.
Mich reizet nur der Silberton,
Der unbelauschet klingt
Und meiner Muse schönsten Lohn,
Die Thräne, die dem Aug’ entfließt
Und mich mit Bruderliebe grüßt.
Offnen Ohres, offnen Mundes hingen
Am Gesange der Göttinnen alle,
Famuli und Famulä der Musen.
Wenig Tage währete die Freude:
Und das Chor der horchenden Entzückten
Stand von Hunger, Durst und von Gesängen
Doch die Musen halfen ihren treuen
Märtyrern noch in den letzten Nöthen;
Süßen Todes führten sie die armen
Singend-sterbenden ins Land der Dichter.
Wie die Könige der Erde thronen,
Ohne Sorgen, ohne Müh und Arbeit,
Ohne Fleisch und Blut, den Göttern ähnlich.
Wenn dann auch in der Zeiten Bau
Mich bald ihr Schutt begräbt;
Und nur mein Saft auf Gottes Au
In andern Blumen lebt
Vollendender Gedanken fleußt.
Schön ists, von allen anerkannt,
Sich allgeliebt zu sehn,
Doch schöner noch, auch ungenannt,
Verdienst ist meines Stolzes Neid
Und bei Verdienst Unsichtbarkeit.
So nennet Gottes Kreatur
Nur schweigend seinen Ruhm;
Ihr selbst ein Eigenthum.
Der Schöpfer zeigt sich nicht, und kühn
Verkennt der Thor und läugnet ihn.