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Das Neckarthal bei Cannstadt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Gustav Schwab
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Titel: Das Neckarthal bei Cannstadt
Untertitel:
aus: Gedichte. 1. Band, S. 118–119
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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[118]

Das Neckarthal bei Cannstadt.

Auf eine Landschaft von Steinkopf.

Zarter Ueberflug von Licht,
Das aus frühem Nebel bricht!
Welch ein Thal aus fernen Landen
Ist vor meinem Blick erstanden?

5
Weiche Hügel hingestreckt,

Dicht mit Baum und Strauch gedeckt,
Und von Wäldern übersäumet,
Drob ein Morgenhimmel träumet.

Reifen mag in Höh’n und Schlucht

10
Hier es wohl von Wunderfrucht,

Tönen in den Laubgehängen
Mag’s von fremden Vogelsängen.

Dörfer stehn in halber Nacht –
Welch Geschlecht wohl dort erwacht?

15
Du, die Augen aufgeschlagen,

Blauer Fluß, woher getragen?

Ueber Wellen ruft dein Steg,
Durch’s Gesträuche lockt der Weg,
Und der Berge graue Kette

20
Birget neue Wunderstätte.


[119]
Aber hell in’s Thal hinaus

Blickt ein heitres Säulenhaus,
Lädt zu kühlem Sitz den müden
Wandrer ein in diesem Süden.

25
Ach das Bleiben auf den Höhn,

Ach das Ziehen ist so schön!
Soll ich wandern, soll ich weilen?
Soll ich ruhen, soll ich eilen?

Doch wie, wird mir, ist’s kein Traum?

30
Bist du’s, trauter Früchtebaum?

Winkst aus wohlbekannter Laube
Du mir, heimathliche Traube?

Nein, es ist kein fernes Thal,
Schwaben, Schwaben allzumal!

35
Welch ein herrlich Land mein eigen,

Muß mir’s erst der Maler zeigen?

Nicht zur duft’gen Ferne hin
Strebe, ruheloser Sinn!
O wie süß im Nachbarthale

40
Ruhet sich’s im Sonnenstrahle!