Das Neckarthal bei Cannstadt
Zarter Ueberflug von Licht,
Das aus frühem Nebel bricht!
Welch ein Thal aus fernen Landen
Ist vor meinem Blick erstanden?
Dicht mit Baum und Strauch gedeckt,
Und von Wäldern übersäumet,
Drob ein Morgenhimmel träumet.
Reifen mag in Höh’n und Schlucht
Tönen in den Laubgehängen
Mag’s von fremden Vogelsängen.
Dörfer stehn in halber Nacht –
Welch Geschlecht wohl dort erwacht?
Blauer Fluß, woher getragen?
Ueber Wellen ruft dein Steg,
Durch’s Gesträuche lockt der Weg,
Und der Berge graue Kette
Blickt ein heitres Säulenhaus,
Lädt zu kühlem Sitz den müden
Wandrer ein in diesem Süden.
Ach das Ziehen ist so schön!
Soll ich wandern, soll ich weilen?
Soll ich ruhen, soll ich eilen?
Doch wie, wird mir, ist’s kein Traum?
Winkst aus wohlbekannter Laube
Du mir, heimathliche Traube?
Nein, es ist kein fernes Thal,
Schwaben, Schwaben allzumal!
Muß mir’s erst der Maler zeigen?
Nicht zur duft’gen Ferne hin
Strebe, ruheloser Sinn!
O wie süß im Nachbarthale