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ADB:Kachelofen, Konrad

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Artikel „Kachelofen, Konrad“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 781–782, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kachelofen,_Konrad&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:36 Uhr UTC)
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Kachelofen: Konrad (Kunz) K., Buchdrucker zu Leipzig im letzten Viertel des 15. und dem ersten des 16. Jahrhunderts. Sein Geburtsjahr ist unbekannt und sein Name erscheint urkundlich zum ersten Male in den Leipziger Stadtkassenrechnungen des Jahres 1476, in welchem er das Bürgerrecht erlangte als „Contze Holtzhusen alias Kachlloffen von wartberg“; sein eigentlicher oder Familienname war demnach „Holzhus“ oder „Holzhaus“ und „Kachelofen“ nur ein aus irgend einem nicht mehr nachweisbaren Grunde angenommener Beiname, den er aber als Typographenname beibehielt. Was seinen Geburtsort betrifft, so giebt es (Ritter, Geogr. u. statist. Lexicon) in Deutschland mit Inbegriff von Oesterreich und der Schweiz drei Dörfer des Namens „Wartberg“ und zwar alle in Steiermark, und es bleibt daher ungewiß, welches dieser Wartberge seine Heimath war, jedenfalls aber muß hiernach die ältere Conjectur, nach welcher er zu Hainichen, einem Städtchen in Sachsen, dem Geburtsorte des Dichters Gellert, geboren sei, weil er sich, man weiß bis jetzt nicht weßhalb, in seinen ersten Drucken „Gallicus“ nannte und der Name dieses Ortes in der Volkssprache auch Hänchen laute, als eine müßige und jeder Begründung entbehrende Annahme betrachtet werden. Nachdem bereits 1484 ein erster nachweisbarer Leipziger Druck aus der Presse des Markus Brandis hervorgegangen war, wurde nach ihm K. der Gründer der ersten wirklich bedeutenden Leipziger Druckerei und der erste seßhafte Leipziger Drucker, welcher in dieser Stadt eine dauernde und bemerkenswerthe Thätigkeit entfaltete. Doch wurde diese auf eine kurze Zeit unterbrochen, indem er 1495 der Pest wegen mit seiner Officin nach Freiberg übersiedelte, wie er selbst dies am Ende seines Meißener Missale erzählt. Nach Panzer gingen aus den Jahren 1485–1499 allein etwa 30 Drucke aus seiner Werkstätte hervor, dazu eine Anzahl undatirter, natürlich nur ein kleiner Bruchtheil von dem, was wirklich seiner Presse entstammt sein wird. Nachdem sein Geschäft gegen Ende des 15. Jahrhunderts zu einer gewissen Blüthe gediehen war, übergab er es seinem Schwiegersohne Melchior Lotter (s. d. Art.), welcher seine Tochter Dorothea geheirathet hatte und der dann zuerst mit dem Schwiegervater gemeinschaftlich, schließlich aber die Druckerei allein übernahm. K. selbst starb entweder im Laufe des Jahres 1528 oder zu Anfang 1529. Denn in einem im Hauptstaatsarchive zu Dresden aufbewahrten Originalschriftstücke (Serapeum 1856, 266–67) begegnet er noch im J. 1528 nebst einer Anzahl anderer Buchhändler und Drucker, deren Namen mit Ausnahme der fünf letzten hierdurch zum ersten Male bekannt geworden sind. Der Leipziger Rath hatte nämlich am 18. März 1528 auf eine Requisition des Herzogs Georg des Bärtigen an diesen geschrieben, daß eine Untersuchung wegen verdächtiger Bücher „in den gewelben“ angestellt worden sei, „haben wir darauff, alle Buchführer vnd Druckere alhier, mit nahmen Magister Erasmus Bachewell, Peter Clementj, Wolff Breunlein von Augsburgk, der Pantzsmannin Diener, Hermann v. Collen, Gregorius Jordan, Hans Kelbell, Benedix Roßkopff, Thomas Daniel, Lorentz Fischer, Blasius Hartmann, Item „Chuntz Kacheloffen“, Melchior Lotter, Jacob Thanner, Nikel Schmidt, Valtin Schumann, vnd Jacob Stöckell vor vns erfordert …“ Die Untersuchung blieb resultatlos; und in einem Rathsprotokolle vom 10. Juli 1529 wird seiner als „Chuntz Kachelofen seligen“ gedacht. K. druckte vorzugsweise theologische und liturgische Bücher, einzelne mathematische und medicinische Schriften, daneben auch Lehr- und Unterrichtslitteratur. Von gleichzeitigen Leipziger Autoren, welche er beschäftigte, sind zu nennen: Balthasar, der Provisor des Bernhardinercollegiums, dessen „Expositio mysteriorum missae“ 1494 und „Expositio canonis missae“ 1496 erschien, sodann die beiden Universitätsdocenten Paul Schneevogel (Paulus Niavis) und Magnus Hund von Magdeburg; des ersteren „Idiomata latina“ wie des letzteren „Donatus“ wurden von [782] K. wiederholt aufgelegt. Unter der großen Zahl seiner anderweitigen deutschen und lateinischen Preßerzeugnisse ist eine seiner ausgezeichnetsten Leistungen das bereits erwähnte im J. 1495 zu Freiberg gedruckte Meißner Missale. Von anderen sind rühmlich zu erwähnen: „Fridericus III. Imp. Authentica C. ne filius pro patre“, 1487, 4°; „Paulus Niavis dialogus litterarum studiosi cum beano imperito“, 1487, 4° (Panzer und Hain unbekannt); des Joh. Widmann von Eger „Behende vnd hübsche Rechnung auff alle Kauffmannschafft“, 1489, ein Lehrbuch der elementaren Mathematik, in welchem auch einfache Holzschnitte vorkommen und interessant dadurch, daß die bekannten Rechenzeichen für plus und minus (+ und −) nicht blos in Deutschland, sondern überhaupt in Schrift und Druck hier zum ersten Male nachweisbar sind, ferner „Elegantiarum viginti praecepta“, 1497, 4°, ein „Psalterium, Cantica“, Fol. (fehlt bei Panzer und Hain), endlich ein lateinischer Freidank o. O. u. J., jedoch bald zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Unter dem Namen Gallicus gab er auch des C. Celtes ars versificandi zwar o. O. u. J., jedoch wahrscheinlich 1486 heraus. Dieses Buch ist auch deshalb von Interesse, weil demselben in einem in Oldenburg befindlichen Exemplare ein mit gothischen Typen gedrucktes Blatt beigebunden ist, welches eine Lectionsanzeige für die Universität Leipzig enthält; am Schlusse derselben heißt es „Partes quas Alexander scriptas posteris summa cum laude reliquit venduntur in officina Conradi gallici stirpe exigua“. Sein letzter wenigstens mit seinem Namen versehener Druck ist (Neuer litter. Anzeiger 1807, 485) „Kalender Volkummen und Römische staciones …“ Gedruckt tzu Leypsick durch Conradum Kacheloffenn 1519, mit Holzschnitten. Nach Böcking, Hutt. Suppl. II. 402 soll auch zu Ingolstadt im J. 1490 ein Drucker, Johannes K., gelebt haben, wovon andere Bibliographen nichts wissen. Dagegen druckte 1489 ein Andreas Gallicus zu Ferrara in Italien. Ob ein in den Epist. obscur. viror. 277, 32 (Böcking) genannter „Magister K.“ identisch mit dem unserigen sei, wird von dem Commentator dieser Briefe bezweifelt und der Namen jenem K. vindicirt, der (nach Förstemann, Alb. academ. vit. p. 34) 1510 inscribirt wurde. Ueber das Ansehen schließlich und das Vertrauen, welches unser Drucker im bürgerlichen Leben zu Leipzig genoß, über seine Wohnung, seinen Buchladen sowie sein Signet ist besonders die unten genannte Schrift von Wustmann nachzulesen.

Vgl. außerdem: Geßner. Buchdruckerk., I. 89; IV. 142. Denis, Supplem., I. 227, 229, 275, 377, 431, 476; II. 632, 784, 787. Eschenburg, Denkmäler, S. 113. Hain 4845, 13 732. Serapeum 1852, 172–173 und 1853, 9, 13, 15 ff. (Bibliographie von 30 in den J. 1487–1499 gedruckten in d. Bibliothek zu Oldenburg befindlichen Werken.) Lorck. Die Drucktunst in Leipzig, S. 5. Wustmann, Die Anfänge des Leipziger Bücherwesens, Leipz. 1879, S. 16–21.