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ADB:Gallus, Jodokus

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Gallus, Jodokus: Gallus, Nicolaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8. Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 348Fehler im Ausdruck: Unerwarteter Operator < Gallus: Jodocus (Jost Han), kirchlicher Humanist zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, gebürtig aus Ruffach im Elsaß (woher Rubeacensis oder Rubeaquensis), der Geburtsstadt Pellican’2, des Chronisten Maternus Berlerutz, Konrad Lycofthenes (Wolfhart) und Joh. Hugo. Um daß J. 1459 geboren und mütterlicherseits ein Oheim Konrad Pellican’s, unterrichteten ihn als einen vielversprechenden talentvollen Knaben und zugleich um ihn vor einer damals grassirenden pestartigen Krankheit zu schützen, zuerst die Minores zu RUffach (Schöpflin, 1z188,tjs. j11ustr. II. p. 32) in ihrem Kloster, dann besuchte er auf deren Kosten mehrere Jahre lang mit J. Wimpfeling (dessen lsj(1on9us (3ser1vemj0us Cap. 16. Bl. 7), Peter Schott, Rietpurg von Speyer, Joh. Torrentinus, Joh. Hugo u. a. die berühmte Unterrichtsanstalt, die Ludwig Dringenberg kurz zuvor (1490) in Schlettstadt errichtet hatte. Hierauf wurde er von den Ruffacher Franciscanern nach Basel befördert, um daselbst seine Studien zu verfolgen (wo er bereits auch seinen Namen latinisirte) und von da nach Heidelberg, in dessen Universitätsmatrikel er eingezeichnet ist als „J0(10(zus gs„11us (1S ruhs Aqua bsj1jsi18js 1j0e0. 22. äjs mO118js 0O“cobrjs 1476“. Hier war er durch dieselben der Gastfreundschaft eines ehrbaren und wohlhabenden Mannes, Namens Regenspurger, empfohlen, der zugleich Procurator der dortigen Franciscaner war. Auf dieser Hochschule aber zeichnete sich G. so sehr durch Fleiß und Fortschritte aus, daß er bald darauf zugleich mit den zwei Söhnen seines Gastfreundes nicht nur die Magisterwürde sich erwarb, sondern auch in daß Collegium der Universität und zum Präfect der NOVA. Bur88„ 40t.A lJ11jysi´s. lll. 367. 425b.?zreus 11jst. ICS. p. 95. Pfälz. Copial. Fol. 25. Im Karlsr. Archiv) erwählt wurde. Dazu wurde er später Baccalaureus und Licentiat der Theologie, auch „1)0OtO1– Ar`cjum“ und bekleidete mehrmals das Amt eints Rectors der Universität. Als Lehrer der Hochschule zeichnete er sich besonders durch seine philosophischen Vorträge über die Logik und Physik des Aristoteles aus, war ein beliebter Prediger und keiner unter allen seinen Mitlehrern hielt mehr lateinische Reden an die Universität und den Clerus als er. Zugleich lebte er in Heidelberg in freundschaftlichem und wissenschaftlichem Verkehre mit Joh. v. Dalberg, Rud. Agricola, Pleninger, Wacker u. a.. und auch Melanchthon gedenkt seiner (Vierte Säcularfeier d. Erfind. d. Buchdruckerk. in Heidelb. S. 50) noch später auf daß rühmlichste mit dem Bemerken, daß er ihn als Jüngling gekannt habe. Daß unter jenem „Jodocus (Jost)“, den (nach Strobel, Gesch. d. Elsasses lll, 268) in der sogenannten Weißenburger Fehde (1468–70)Pfalzgraf Friedrich I., um die Abtei Weißenburg zu reformiren und sie mit anderen Mönchen zu besetzen, von Heidelberg aus dahin gesendet hatte und der daselbst in der Kirche St. Johann mit großem Aufwand von Beredtsamkeit den wohlwollenden Charakter und die fromme Denkungözweise der neuen klosterleute rühmte – ein anderer Jodocus (etwa Jodocus Eichmann, derselbe, der auch in dem im J. 1480 in Heidelberg verfaßten „IC811uAlso11018u“jum“ p. 11, 31 und 14, 32, abgedruckt in Zarncke’s Deutsche Univers. d. Mittelalters, S. 1–48, als „Jodocus vorkomms Vgl. oben Bd. 7 S. 471) zu verstehen sei, erhellt aus der oben angeführten Zeitbestimmung der Immatriculation, dagegen unterliegt es nach den Universitätsakten keinem Zweifel, daß unser G. mit einer ähnlichen Mission nach Pforzheim, jedoch in späterer Zeit (1511) von dem Speyerer Bischofe Philipp Von Rosenberg betraut worden war. Hier hatten sich nämlich „j11tsi“–1J1eb811um (Leutpriester, Geistlicher der Stadtkirche) Sr 1n0nzO11os (krs.lJrs pr-1O(1i0zt0rs st mjnores) Dissidien erhoben, zu deren Schlichtung er abgeordnet wurde und wobei auch sein Neffe Pellicanus und dessen Schüler Sebaft. Münster gegenwärtig waren. Diesen Auftrag erledigte G. zur vollen Zufriedenheit des Bischofs am 14. November 1511, indem er die Parteien verföhnte und den Vertrag [349] schriftlich bekräftigen ließ. Nachdem G. längere Jahre zu Heidelberg gelebt, übernahm er die Pfarrei zu Neckarsteinach. Bald darauf, seit 1H510, finden wir ihn zu Speyer als Prediger und Antistes der dortigen Kirchen sowie als bischöflichen Rath. In der Lebens beschreibung Geilers v. Kaisersberg, welche B. Rhenanus dessen NMjOu1z SjyspeOu1Um 8tu1tjtjs.S (.4rgsi1t0r. 1513. Fol.) ansügte und die unserem G. dedicirt ist, nennt ihn jener „1)0owi“Om, ’1’llS01Ogum ze 1)j7j 1llmirjtjj 8p11(1 NS111Sts [8pjrsi1898] 08.11o11j0um“. Adam in E-im 1’si1iOs,11j – Nachrichten, deren Quelle die Heidelberger Universitätsakten sind – erzählt von G.: „(I11m 11A-r0011j-1m n9-0tus es0“e 8rsj11zc:11jj 8uprs„ llejä91bsi“gs„m- 6e p08tes. 8pjrs.6 ju 08„t11S(1r8r.1j 1–J001S8js r. 1oast0r St; pr8.e(1j08.t0r„ ks.mj1jsmi A-1SrO 0ogsrztur„ 8-110j1188 1101198ts 118.bujt. sl’o16r8cbj1jus In(1j0zb8.t 6J(“crz (j0mum oo110u1ojns.m Ir-were; quiz ka(:j1jus SS O01rcj1181S p088St„ q118m (1omj„ qu0(1 jmposi1itsntjz„S Signum OsS9t. A1js 7jts j11O111ps.bj1js. G. zeigte sich in dieser Von vielen der Besten damals getheilten Auffassung des Concubinattz eben nur als: Kind seiner Zeit. Für die Wohlfahrt seiner Angehörigen zu Ruffach sowie insonderheit die geistige Ausbildung seines Neffen Pellicanuis liebevoll besorgt, ließ er, obgleich selbst ohne große Mittel, den letzteren von Basel, wo er sich kümmerlich durchzuschlagen hatte, zu sich nach Heidelberg kommen, um hier seine Studien fortzusetzen und zu vollenden. Daß Pellicanus, nachdem ihn der Oheim der großen Kosten wegen 1492 wieder nach Hause entlassen hatte, hier bei den Ruffacher Franciscanern in die Klosterkutte kroch, war G. sehr unangenehm. Als der Neffe auf des Oheims Aufforderung, das Kloster wieder zu verlassen, antwortete: -„R’z11(s SS (1eo SSryjrs in S0 8mm- q112m 8„rbj“erzrer111s j1J8j p18.(:ers„ ju quo St i1J8S SpersrOt 8et1mrj“’ erwiederte G. „1?0r111jtt0 111bsi18 pro me 1n011z011us ut. Sis Se(1 110:1 uts pro me bsr.tjii0S1–js j11 00S1is.“ G. starb zU Speyer in den allgegebenen Würden am 21. März 1517 an podagrischen Leiden. Seinesibliothek kam seinem Testamente gemäß, nachdem diesöhne seiner Nichte, einer Schwester Pellican’s, gestorben waren, an die Franciscaner zu Ruffach. Sein übriges Vermögen hatte G. dem St. Germansstifte zu Speyer vermacht, in welchem er auch begraben wurde. G. starb mit dem Ruhme eines freimüthigen Mannes, der (Joh. Jak. Hottinger, Helvet. Kirchengesch. 1l’, Zusätze S. 138) die damaligen Verderbniffe in der Religion und Kirche bitter beklagte und nach Kräften eine bessere Zeit anbahnen half, wie er denn schon als Rud. Agricola’s Zuhörer zu Heidelberg dessen freieren theologischen Ansichten vollkommen beigepflichtet hatte „888(J11rjsns (1o0trjns.(s z„jus (19 R91jgi0ns„ quemi j1J80 .4grjO01z SJ; Wes910 118usrat St (1Sj11(je j11usrr8.1–8„t“ (H. Alting, klisr. 90O1es.?3-1c:1tj11. p. 136). Sein Einfluß als Humanist, seit mehr denn drei Jahrhunderten ungewürdigt, kann sich mit dem der bedeutendsten messen und sein Verhältniß zu den Heidelberger Vorgängern der Reformation gibt ihm eine unbestrittene Bedeutung. G. ist der Verfasser einer jener köstlichen akademischen Scherzreden, der sogenannten „1)js– 1Jutm;j01si9S“ oder „(gu:tstjOr188 1’sb111oset9 Sea kz0St.088c–z“„ von denen bis jetzt sechs (fünf mit dem Namen ihrer Verfasser) bekannt sind (vgl. die Artikel Gribuß–-, Hartlieb, P. Olearius und Schramm) und die, obgleich lateinisch abgefaßt, als eine Fundgrube deutschen Witzes und Humors, als ein wahrer Schatz sowol für die deutsche Litteratur wie für die Sittengeschichte einen unvergänglichen Werth behalten. (Noch Fischart steht unter ihrem Einflusse.) Denn in diesen quodlibetarischen Reden wurden dieGebrechen der Zeit auf die schärffteWeise gegeißelt und dadurch sind diese Reden ein sehr wesentliches Beförderungsmittel der Reformation geworden. Ebenso wichtig aber sind sie auch für die Litteratur; sie waren ein jährlich von Neuem und frisch aufsprudelnder Quell der komischen Litteratur, namentlich der Prosa, und sie geben uns ein Bild von der damals im deutschen Volke lebenden Lust an satirischen Darstellungen. Auch die spätere [350] komische Litteratur sowol im Ganzen, in Ton und Haltung, wie in einzelnen Stellen, ist nicht völlig zu verstehen ohne eine genauere Kenntniß der quodlibe- „ tischen Reden, durch die mehrfach die verwickeltsten Stellen zu lebendigster Anschauung gebracht werden. Eine der werthvollsten dieser Scherzre.den nun und zugleich der–Zeit nach die älteste derselben ist die des G. Sie wurde im J. 1488, frühestens 1487 und zugleich mit jener des Gribus (vgl. den Art.) an einem Tage zu Heidelberg gehalten. Ihr Titel ist: „Mon0;:zo1jum er 8oOjers„8 7u1So äes 1j9O11tsO11jü’s (vgl. Brant’s Narrenschiff, herausgeg. von Zarncke, Vorrede S. 1.IcRsi1 ff.), und ihr Zweck war diejenigen lächerlich zu machen und zu verspotten, welche bloße Titel haben ohne Aemter und von Windmacherei sich nähren. Der Name „Liechtschiff“ bedeutet Leichtschiff oder ein Schiff zur Aufnahme aller lüderlichen und ruinirten Gesellen und es ist wohl möglich, daß, wie auch Zarncke (1. O.) des Weiteren ausführt, gerade dieses Leichtschiff Seb. Braut die erste Idee zu seinem eigenen Narrenschiff gegeben habe. Präses der Rede war Jakob Wimpfeling und er war es auch, der sie zum Druck beförderte und sie mit einigen Worten einleitet. Die erste Ausgabe erschien durch die Officin des Magisters Peter Attendorn zu Straßburg, eines Schülers Wimpfeling’s in dessen Drucke: „1)jr(-–(:“c01–ju111 8ts„tu11m“ o. O. u. J. (1489) 4 (in München und Berlin), worin auch die akademische Scherzrede des Gribus „K10110r-01jum 1?’11j1O– 8op110rum“ enthalten ist. Neuere Abdrücke nach deren Original finden sich bei Zarncke (1. O.) und in dessen „Deutsche Univers im Mittelalter“ S. 51–61. Eine anderweitige lateinische Rede des G. ist uns in dem bezeichneten durch Attendorn gedruckten Werke (Bl. bset–Os) enthalten (auch theilweise abgedruckt P tmin J. M. König’s Reformationsgesch. d. Stadt Speyer 1834. 8. S. 11 ff-)- Sie trägt den Titel: „J0(100j gz-11i(Jj Rubjm:en8js 0rs–tj0 11zbjts j11 8j110(1o 8pj– 1´si18j (tzus.rt0 )s(1us D18-jJ xz11110. IC00001J(JcJ(iJe 1J1´s(zr1ts 1)0mjn0 1„uc1oyj0O Sjus(1(zm 1s.O(:1esjs j1101jt;0 1D1Jjso01Jo 1n(:i1zjr kocz1j(zjter.“ Hatte in einer Rede, welche dieser gedruckt unmittelbar voranfteht, und welche Geiler v. Kaiser-Sberg zu Straßburg vor dem Bischofe und dem Clerus hielt, dieser mit Entschiedenheit und Freimuth die Pflichten eines Bischofs betont, so erinnert in diesem vor dem Speyerer Bischofe und seiner Geistlichkeit gehaltenen Vortrage G. an diejenigen des Clerus, indem er in einer zwischen Sacerdos und Presbyter dialogisch gehaltenen Beschreibung des Lebens der Dorf- und Stadtpriester deren keineswegs löbliche Sitten zur Sprache bringt. Von anderen größeren Arbeiten außer den zwei erwähnten wird ihm, jedoch nicht mit voller Sicherheit, zugeschrieben: „F0SOe re i1J8um“ (Heidelberg 1480, auch Venedig 1489. 4), denn auch ein anderess theologisches Werk des Joh. Carthusianus, Heidelb. 1489. 4. (Panzer Ann. 1, 458) besteht unter diesem Titel; auch eine Anzahl lateinische Predigten, handschriftlich aus dem J. 1510, werden unter dem gleichen Titel auf der Erlanger Universitätsbibliothek (Jrmischer S. 208. Nr. 771) aufbewahrt. Dagegen ist er mit vollkommener Sicherheit der Verfasser einer anderen Schrift: „I1en8A 1z11j10– 80p11j(:8– welche (vgl. ’k11Sopr1. 1siz–O11ujus [Gottlieb DachtlerJ 1–IS1urjO e1?8–1– 1is8o. Straßb. 1619. 4. S. 28) zuerst 1489, dann wiederholt o. O. u. J. (O. 1500) und Cöln 1507 2c. im Druck erschienen ist. Es ist (nach Weller, Altes und Neues l. L–368) ein philosophischer Unterricht, wie man bei dem Essen seine Gesundheit und sein Vergnügen befördern soll und enthält eine große Zahl kleiner Geschichten, die zum Theil noch jetzt bekannt sind. Außerdem werden, wie Dachtler a. a. O. berichtet, „beim 35. Capitul den Priorn in der Bettel Münch Orden, im 36. Capitul den München in gemein, im 37. den Prediger München, im 33. Capitul den Parfüßer München, jedem besonderß, im 39. den angonden Ordens Leuthen oder Noyjtjejs geringe 1z11(1S8 gesungen.“ Daß er ferner eben so sicher der Verfasser der„1)r8ekat.j0 (epjst018-)“ zu J. Wimpfeling’s [351] O-1rmOn (1S 18.u(1jbus SOo1esiz9 8pirsi18is 1486 (Hain, III. I?. l. 511), daß er auch durch den Druck bekannt machte, gewesen sei, erhellt unzweifelhaft aus der Unterschrift, datirt „01 ll9)säS1bOrgs. 5m. 1)0m. 1RC0O00Jl..1zc:cvr„ worin er Wimpfeling seinen Lehrer und sich dessen (1jsOjpu1us nennt. Al Verfasser eines „’1’etrsr.8tz7011o1r erscheint er ferner in der .4t(10108O011tiz Wimpfeling’s (.4rgsut. 1500. 4. Bl. l.?(71 ss), eines lateinischen Epigramms „’1’110010gikley(101bOrgenSis„ in der Autsgabe 1515, Bl. 1.ll11s und von 4 Distichen in den „1!CSmor.-5tbj1S8 DIm-nge1jsts„rumH 1Fs’jgurs„9“ (?110r08)„ Th. Anshelm 1504 (8Srz1Jeum 1861 S. 119). Theils nach ungedruckten, theilH nach den im Texte genannten Quellen. Vgl. Zarncke’s Deutsche Univers. d. Mittelalt. und dessen Aufsatz in Haupt’s Zeitschr. l)c, 119 ff.; ferner VII. k’18.cjj Auer. 0zts.1. ’1’98t. ’7Srjt. p. 251. B. G. Struve, Pfälz. Kirchenhistorie 1721. 4. S. 7. Panzer, Ulr. v. Hutten, S. 49. Wiskowatoff, Jak. Wimpfeling, S. 24–25, 74–75. Röhrich, Mittheil. a. d. Gesch. d. evangel. K. d. Elsasses, 1. S. 92. Häusser, Anf. d. class. Studien zu Heidelb., S. 47. Strobel, Geschichte des Elsaffes III. S. 557. F. Weinkauff in d. Jenaer Lit. Zeit. 1878. Art. 92.

J.