Schachweltmeisterschaft 2010

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Kontrahenten der Schachweltmeisterschaft 2010
Viswanathan Anand
Viswanathan Anand
Wesselin Topalow
Wesselin Topalow
Viswanathan Anand Wesselin Topalow
Nation
Indien Indien
Bulgarien Bulgarien
Status Titelverteidiger,
Weltmeister seit 2007
Herausforderer, Sieger
des Kandidatenfinales
Alter 40 Jahre 35 Jahre
Elo-Zahl
(März 2010)
2787 2805
Punkte
12 gespielte Partien
Siege 3 2
Remisen 7
◄ 2008 2012 ►

Die Schachweltmeisterschaft 2010 wurde als Zweikampf zwischen dem amtierenden Schachweltmeister Viswanathan Anand und dem früheren FIDE-Weltmeister Wesselin Topalow ausgetragen. Sie fand vom 24. April bis 11. Mai 2010 in der bulgarischen Hauptstadt Sofia statt.[1] Es handelte sich (sofern Alexander Aljechin durchgängig als Russe gezählt wird) um die erste Schachweltmeisterschaft ohne Beteiligung eines russischen Spielers seit der WM 1921, als der Deutsche Emanuel Lasker seinen Titel an den Kubaner José Raúl Capablanca verlor.[2]

Durch einen Schwarzsieg in der letzten Partie gewann Anand den Wettkampf mit 6,5 zu 5,5 Punkten. Es war seine zweite erfolgreiche Titelverteidigung nach dem Weltmeisterschaftskampf 2008 gegen Wladimir Kramnik. Topalow hatte sich für den WM-Kampf durch seinen Sieg im Kandidatenfinale im Februar 2009 gegen den US-amerikanischen Großmeister Gata Kamsky qualifiziert.

Nach Garri Kasparows Bruch mit der FIDE im Jahr 1993 gab es bis 2006 zwei Weltmeister: Einen offiziellen FIDE-Weltmeister, der zumeist in umstrittenen KO-Turnieren mit kurzer Bedenkzeit ermittelt wurde, und einen „klassischen“ Weltmeister, der weiterhin in Zweikämpfen und mit klassischer Bedenkzeitregelung gekürt wurde. Bei der Schachweltmeisterschaft 2006 zwischen dem klassischen Weltmeister Wladimir Kramnik und FIDE-Weltmeister Topalow wurden diese beiden konkurrierenden Titel wieder vereinigt. Topalow war es als Unterlegenem durch vertragliche Bestimmungen danach nicht mehr möglich, am Weltmeisterschaftsturnier 2007 teilzunehmen, obwohl ihm dies nach seinem Sieg bei der FIDE-WM 2005 eigentlich zugestanden hätte. Deshalb gewährte die FIDE ihm erleichterten Zugang zum nachfolgenden WM-Zyklus, indem er im Kandidatenfinale 2009 gesetzt war. Der Sieger der WM 2007, Anand, bestritt zuvor eine Titelverteidigung, als er 2008 in Bonn einen Rückkampf gegen Kramnik gewann.

Kandidatenfinale

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Kamsky und Topalow vor Beginn der 2. Partie des Kandidatenfinales

Das Kandidatenfinale fand unter der Bezeichnung „World Chess Challenge“ vom 16. bis 26. Februar 2009 im Nationalen Kulturpalast in Sofia statt. Neben Topalow war der Sieger des Schach-Weltpokals 2007, Gata Kamsky, qualifiziert.

Ersten Planungen zufolge hätte der Zweikampf bereits im November 2008 in Lemberg (Ukraine) stattfinden sollen.[3] Zwischenzeitlich hatten die Verhandlungen bereits vor dem Scheitern gestanden, da Kamsky der FIDE unseriöses Verhalten vorwarf und nicht im Heimatland seines Gegners spielen wollte.[4] Als Preisgeld wurden 250.000 US-Dollar ausgelobt, das unabhängig vom Ausgang des Kampfes gleichmäßig zwischen den Spielern aufgeteilt wurde.

Der Wettkampf war auf eine Länge von acht Partien angelegt; bei einem möglichen Gleichstand sollten vier Schnellpartien die Entscheidung bringen. Nach sieben Partien lag Topalow jedoch bereits mit 4,5:2,5 uneinholbar in Führung, womit eine achte Partie hinfällig wurde.

World Chess Challenge 2009
1 2 3 4 5 6 7 Gesamt
Wesselin Topalow ½ 1 ½ 0 1 ½ 1 4,5
Gata Kamsky ½ 0 ½ 1 0 ½ 0 2,5

Bilanz Anand/Topalow vor der WM

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Zwischen 1993 und 2008 spielten Anand und Topalow insgesamt 44 Turnierpartien gegeneinander.[5]

Bilanz der Kontrahenten vor Beginn der Schach-WM 2010
Sieg
Anands
Remis Sieg
Topalows
Anand (Weiß) – Topalow (Schwarz) 7 11 4
Topalow (Weiß) – Anand (Schwarz) 3 12 7
Insgesamt 10 23 11

Organisation der WM

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Der Zentrale Militärklub, Austragungsort der Weltmeisterschaft

Bewerbungsverfahren

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Die zweite Titelverteidigung Anands war ursprünglich schon für die erste Jahreshälfte 2009 vorgesehen, musste wegen Organisationsschwierigkeiten des Kandidatenfinales jedoch immer wieder verschoben werden. Um die Austragung der Weltmeisterschaft hatten sich Bulgarien, Singapur und die Türkei beworben. Die beiden Letzteren zogen jedoch ihre Bewerbung zurück, nachdem die Details des bulgarischen Gebots bekannt gegeben wurden.[6] Zwar konnte der bulgarische Veranstalter keine Bank-Garantie abgeben, Bulgariens Ministerpräsident und gleichzeitige Vorsitzende des WM-Organisationskomitees, Bojko Borissow, sicherte in einem offenen Brief jedoch die Finanzierung durch die bulgarische Regierung zu.[7] Am 16. Dezember 2009 wurden schließlich die Verträge unterzeichnet.[8]

Rahmenbedingungen

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Das Match fand im Zentralen Militärklub in Sofia statt. Schiedsrichter war, wie schon bei der WM 2008, Panagiotis Nikolopoulos, und sein Stellvertreter Werner Stubenvoll.[9] Beginn der ersten Partie war um 17.00 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr MESZ),[10] alle weiteren Partien starteten um 15.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MESZ); nach zwei Partien gab es jeweils einen Ruhetag, ebenso nach der elften Partie. Nach den ersten sechs Partien wurden die Farben getauscht. Zeitkontrollen waren 120 Minuten für die ersten 40 Züge, 60 Minuten für die nächsten 20 Züge, sowie 15 Minuten für den Rest der Partie bei einem Aufschlag von 30 Sekunden je Zug, beginnend mit Zug 61. Bei Gleichstand nach den regulären 12 Partien wären 4 Schnellpartien mit 25 Minuten Bedenkzeit plus 10 Sekunden pro Zug gespielt worden. Sollte auch dann noch keine Entscheidung gefallen sein, wären bis zu fünf Verlängerungen von jeweils zwei Blitzpartien mit 5 Minuten Bedenkzeit plus 3 Sekunden pro Zug gefolgt. Wäre auch dann keine Entscheidung gefallen gewesen, wäre eine letzte Blitzpartie gespielt worden, bei der Weiß eine Minute mehr Zeit erhalten hätte, Schwarz jedoch ein Remis zum Matchgewinn gereicht hätte.

Entwicklung der Elo-Zahlen von Viswanathan Anand und Wesselin Topalow.

Der Gewinner erhielt 1,2 Millionen Euro, was die höchste Siegprämie einer Schach-WM überhaupt darstellt.[11] Der Verlierer bekam 800.000 Euro, weitere 400.000 Euro mussten an die FIDE abgeführt werden. Aufgrund der Streitigkeiten bei der Schachweltmeisterschaft 2006 stand den Spielern nur ein gemeinsamer Aufenthalts- und Toilettenbereich zur Verfügung. Topalows Manager Silvio Danailow kündigte im Vorfeld des Wettkampfes an, dass Topalow sich einseitig an die sogenannte „Sofia-Regel“ halten und seinem Gegner keine Remisangebote machen werde.[12] Auf Wunsch von Anand wurde vor der Bühne ein transparenter Vorhang angebracht, der verhindern sollte, dass den Spielern Zeichen aus dem Zuschauerraum gegeben werden.

Sponsoren der Veranstaltung waren der bulgarische Staat und die Telekommunikationsfirma Spectrum Net.[13]

Sekundanten waren auf Seiten Anands Peter Heine Nielsen, Rustam Kasimjanov, Surya Shekhar Ganguly und Radosław Wojtaszek, das Team von Topalow bestand aus Iwan Tscheparinow, Erwin l’Ami, Jan Smeets und Jiří Dufek.[14]

Zusammenfassung

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Die Anreise Anands verzögerte sich aufgrund der Beeinträchtigung des Luftverkehrs nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull. Statt wie geplant am 16. April traf er erst am Morgen des 20. Aprils, nach 40 Stunden Autofahrt, in Sofia ein.[15] Er forderte daher eine Verlegung des Wettkampfbeginns um drei Tage, um sich von den Reisestrapazen erholen und angemessen akklimatisieren zu können.[16] Während der bulgarische Schachverband und das Organisationskomitee eine Verlegung der ersten Partie ablehnten,[17] entschied der Vizepräsident der FIDE, Georgios Makropoulos, auf einen Kompromiss und die Verschiebung des Wettkampfbeginns um einen Tag.[18] Die Eröffnungszeremonie fand jedoch trotzdem entsprechend dem ursprünglichen Plan am 21. April statt. Die Auslosung der Farben ergab, dass Topalow mit Weiß beginnt.[19]

In der ersten Partie übernahm Topalow mit einem taktischen Schlag die Führung, verlor jedoch die zweite, strategisch angelegte Partie, wodurch Anand zum 1:1 ausglich. Nach einem Remis in der dritten Partie übernahm Anand seinerseits in der vierten Partie die Führung, die Topalow in der achten Partie durch einen Sieg ausgleichen konnte. Mit dem einzigen Schwarzsieg des Matches verteidigte Anand in der zwölften Runde seinen Titel.

Partie Datum Weiß Schwarz Ergebnis Eröffnung ECO-Code Züge Anand Topalow
1 24. April 2010 Topalow Anand 1 : 0 Grünfeld-Indisch D85 30 0 1
2 25. April 2010 Anand Topalow 1 : 0 Katalanische Eröffnung E04 43 1 1
3 27. April 2010 Topalow Anand ½ : ½ Slawische Verteidigung D17 46 1,5 1,5
4 28. April 2010 Anand Topalow 1 : 0 Katalanische Eröffnung E04 32 2,5 1,5
5 30. April 2010 Topalow Anand ½ : ½ Slawische Verteidigung D17 44 3 2
6 1. Mai 2010 Anand Topalow ½ : ½ Katalanische Eröffnung E04 58 3,5 2,5
7 3. Mai 2010 Anand Topalow ½ : ½ Bogoljubow-Indisch E11 58 4 3
8 4. Mai 2010 Topalow Anand 1 : 0 Slawische Verteidigung D17 56 4 4
9 6. Mai 2010 Anand Topalow ½ : ½ Nimzowitsch-Indisch E54 83 4,5 4,5
10 7. Mai 2010 Topalow Anand ½ : ½ Grünfeld-Indisch D85 60 5 5
11 9. Mai 2010 Anand Topalow ½ : ½ Englische Eröffnung A29 65 5,5 5,5
12 11. Mai 2010 Topalow Anand 0 : 1 Lasker-Verteidigung D56 56 6,5 5,5

Bei einem unentschiedenen Stand nach diesen zwölf Partien hätten am 13. Mai 2010 die Tiebreaks stattfinden sollen.[20]

Topalow-Anand, Partie 1
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Hier opferte Topalow mit 24. Sxf6! einen Springer.
Topalow-Anand, Partie 1
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 30. Txc8+
Topalow-Anand 1:0
Sofia, 24. April 2010
Grünfeld-Indische Verteidigung, D85
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 d5 4. cxd5 Sxd5 5. e4 Sxc3 6. bxc3 Lg7 7. Lc4 c5 8. Se2 Sc6 9. Le3 0–0 10. 0–0 Sa5 11. Ld3 b6 12. Dd2 e5 13. Lh6 cxd4 14. Lxg7 Kxg7 15. cxd4 exd4 16. Tac1 Dd6 17. f4 f6 18. f5 De5 19. Sf4 g5 20. Sh5+ Kg8 21. h4 h6 22. hxg5 hxg5 23. Tf3 Kf7 Siehe Diagramm. 24. Sxf6! Kxf6 25. Th3 Tg8 26. Th6+ Kf7 27. Th7+ Ke8 28. Tcc7 Kd8 29. Lb5 Dxe4 30. Txc8+ 1:0

Den ersten Zug führte der bulgarische Premierminister Bojko Borissow aus.[21] Anand wählte die für ihn ungewöhnliche Grünfeld-Indische Verteidigung. Beide Spieler zogen in der Eröffnungsphase sehr schnell und folgten bis zum 16. Zug einer Variante, die bereits im Kandidatenfinale zwischen Topalow und Kamsky gespielt worden war.[22] Im 23. Zug unterlief Anand ein schwerwiegender Fehler, als er die Reihenfolge der in Heimanalyse vorbereiteten Züge verwechselte.[23] Nach dem folgenden Springeropfer Topalows konnte er seine Stellung nicht mehr verteidigen. Topalow benötigte für die gesamte Partie nur 40 Minuten, Anand dagegen mehr als doppelt so viel.[24]

Anand-Topalow, Partie 2
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 43. Ke4
Anand-Topalow 1:0
Sofia, 25. April 2010
Katalanische Eröffnung, E04
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 d5 4. g3 dxc4 5. Lg2 a6 6. Se5 c5 7. Sa3 cxd4 8. Saxc4 Lc5 9. 0–0 0–0 10. Ld2 Sd5 11. Tc1 Sd7 12. Sd3 La7 13. La5 De7 14. Db3 Tb8 15. Da3 Dxa3 16. bxa3 S7f6 17. Sce5 Te8 18. Tc2 b6 19. Ld2 Lb7 20. Tfc1 Tbd8 21. f4 Lb8 22. a4 a5 23. Sc6 Lxc6 24. Txc6 h5 25.T1c4 Se3 26. Lxe3 dxe3 27. Lf3 g6 28. Txb6 La7 29. Tb3 Td4 30. Tc7 Lb8 31. Tc5 Ld6 32. Txa5 Tc8 33. Kg2 Tc2 34. a3 Ta2 35. Sb4 Lxb4 36. axb4 Sd5 37. b5 Taxa4 38. Txa4 Txa4 39. Lxd5 exd5 40. b6 Ta8 41. b7 Tb8 42. Kf3 d4 43. Ke4 1:0

Anand wählte die Katalanische Eröffnung und opferte einen Bauern. Nach einem unter den Kommentatoren umstrittenen Damentausch im 15. Zug schien er keinen Vorteil zu haben; vermutlich wollte Anand aber der Vorbereitung Topalows aus dem Weg gehen.[25] Topalow behandelte die entstehende Stellung jedoch nicht gut und wurde von Anand positionell überspielt. Nach knapp vier Stunden gab Topalow in einem verlorenen Turmendspiel auf.[11]

Topalow-Anand, Partie 3
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 46. Kf2
Topalow-Anand ½:½
Sofia, 27. April 2010
Slawische Verteidigung, D17
1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sf3 Sf6 4. Sc3 dxc4 5. a4 Lf5 6. Se5 e6 7. f3 c5 8. e4 Lg6 9. Le3 cxd4 10. Dxd4 Dxd4 11. Lxd4 Sfd7 12. Sxd7 Sxd7 13. Lxc4 a6 14. Tc1 Tg8 15. h4 h6 16. Ke2 Ld6 17. h5 Lh7 18. a5 Ke7 19. Sa4 f6 20. b4 Tgc8 21. Lc5 Lxc5 22. bxc5 Tc7 23. Sb6 Td8 24. Sxd7 Tdxd7 25. Ld3 Lg8 26. c6 Td6 27. cxb7 Txb7 28. Tc3 Lf7 29. Ke3 Le8 30. g4 e5 31. Thc1 Ld7 32. Tc5 Lb5 33. Lxb5 axb5 34. Tb1 b4 35. Tb3 Ta6 36. Kd3 Tba7 37. Txb4 Txa5 38. Txa5 Txa5 39. Tb7+ Kf8 40. Ke2 Ta2+ 41. Ke3 Ta3+ 42. Kf2 Ta2+ 43. Ke3 Ta3+ 44. Kf2 Ta2+ 45. Ke3 Ta3+ 46. Kf2 ½:½

Anand wiederholte nicht die Grünfeld-Verteidigung aus der ersten Partie, sondern spielte eine solide Variante der Slawischen Verteidigung, die bereits von Kramnik bei der WM 2006 gegen Topalow angewandt wurde. Topalow konnte keinen Vorteil erreichen, und die Partie endete in einem völlig ausgeglichenen Turmendspiel remis durch Zugwiederholung.

Anand-Topalow, Partie 4
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Stellung vor 23. Sxh6+!
Anand-Topalow, Partie 4
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 32. Te7
Anand-Topalow 1:0
Sofia, 28. April 2010
Katalanische Eröffnung, E04
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 d5 4. g3 dxc4 5. Lg2 Lb4+ 6. Ld2 a5 7. Dc2 Lxd2+ 8. Dxd2 c6 9. a4 b5 10. Sa3 Eine Neuerung, bisher wurde hier immer 10. axb5 gespielt. Ld7 11. Se5 Sd5 12. e4 Sb4 13. 0–0 0–0 14. Tfd1 Le8 15. d5 Dd6 16. Sg4 Dc5 17. Se3 S8a6 18. dxc6 bxa4 19. Saxc4 Lxc6 20. Tac1 h6 21. Sd6 Da7 22. Sg4 Tad8 23. Sxh6+! gxh6 24. Dxh6 f6 25. e5 Lxg2 26. exf6 Txd6 27. Txd6 Le4 28. Txe6 Sd3 29. Tc2 Dh7 30. f7+ Dxf7 31. Txe4 Df5 32. Te7 1:0

Anand gewann nach einem positionell geführten Kampf mit einem Königsangriff, den er durch ein Springeropfer (siehe Diagramm) und ein anschließendes Läuferopfer initiierte. Topalow gab noch eine Qualität zurück, konnte jedoch Anands inzwischen nur noch mit Schwerfiguren und einem Bauern auf f6 geführten Angriff nicht bändigen. Nach dem Abtausch des Bauern gegen den schwarzen Läufer entschied schließlich die Mattdrohung auf der siebten Reihe. Helmut Pfleger lobte Anands Spiel als „tiefgründige[s] Konzept“. Er hält 20. … h6 für den entscheidenden Fehler.[26]

Topalow-Anand, Partie 5
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 44. Tc3
Topalow-Anand ½:½
Sofia, 30. April 2010
Slawische Verteidigung, D17
1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sf3 Sf6 4. Sc3 dxc4 5. a4 Lf5 6. Se5 e6 7. f3 c5 8. e4 Lg6 9. Le3 cxd4 10. Dxd4 Dxd4 11. Lxd4 Sfd7 12. Sxd7 Sxd7 13. Lxc4 a6 14. Tc1 Tg8 15. h4 h5 16. Se2 Ld6 17. Le3 Se5 18. Sf4 Tc8 19. Lb3 Txc1+ 20. Lxc1 Ke7 21. Ke2 Tc8 22. Ld2 f6 23. Sxg6+ Sxg6 24. g3 Se5 25. f4 Sc6 26. Lc3 Lb4 27. Lxb4+ Sxb4 28. Td1 Sc6 29. Td2 g5 30. Kf2 g4 31. Tc2 Td8 32. Ke3 Td6 33. Tc5 Sb4 34. Tc7+ Kd8 35. Tc3 Ke7 36. e5 Td7 37. exf6+ Kxf6 38. Ke2 Sc6 39. Ke1 Sd4 40. Ld1 a5 41. Tc5 Sf5 42. Tc3 Sd4 43. Tc5 Sf5 44. Tc3 ½:½

Robert Mundell, Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften, machte den ersten Zug. Die Spieler folgten zunächst der dritten Partie, bis Anand im 15. Zug abwich. Nach Topalows 17. Zug musste die Partie für etwa eine Viertelstunde[27] unterbrochen werden, weil die Stromversorgung in großen Teilen Sofias ausgefallen war; dadurch funktionierten weder die elektronischen Schachuhren noch die Beleuchtung.[28] Als Ausgleich für die Störung erhielten beide Spieler eine Zeitgutschrift von zwei Minuten.[29] Es war die erste Unterbrechung einer WM-Partie seit der Schachweltmeisterschaft 1886; damals funktionierte die Schachuhr nicht richtig.[30] Die Organisatoren entschuldigten sich hinterher in einem offenen Brief für den Vorfall.[31] In einem ausgeglichenen Endspiel wurde die Partie durch Zugwiederholung Remis gegeben.

Anand-Topalow, Partie 6
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 58. … Tc2
Anand-Topalow ½:½
Sofia, 1. Mai 2010
Katalanische Eröffnung, E04
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 d5 4. g3 dxc4 5. Lg2 a6 6. Se5 c5 7. Sa3 cxd4 8. Saxc4 Lc5 9. 0–0 0–0 10. Lg5 h6 11. Lxf6 Dxf6 12. Sd3 La7 13. Da4 Sc6 14. Tac1 e5 15. Lxc6 b5 16. Dc2 Dxc6 17. Scxe5 De4 18. Dc6 Lb7 19. Dxe4 Lxe4 20. Tc2 Tfe8 21. Tfc1 f6 In den folgenden 13 Zügen zieht Anand nur mit seinen zwei Springern, was in der Geschichte der Schachweltmeisterschaften einmalig ist. 22. Sd7 Lf5 23.S7c5 Lb6 24. Sb7 Ld7 25. Sf4 Tab8 26. Sd6 Te5 27. Sc8 La5 28. Sd3 Te8 29. Sa7 Lb6 30. Sc6 Tb7 31. Scb4 a5 32. Sd5 a4 33. Sxb6 Txb6 34. Sc5 Lf5 35. Td2 Tc6 36. b4 axb3 37. axb3 b4 38. Txd4 Txe2 39. Txb4 Lh3 40. Tbc4 Td6 41. Te4 Tb2 42. Tee1 Tdd2 43. Se4 Td4 44. Sc5 Tdd2 45. Se4 Td3 46. Tb1 Tdxb3 47. Sd2 Tb4 48. f3 g5 49. Txb2 Txb2 50. Td1 Kf7 51. Kf2 h5 52. Ke3 Tc2 53. Ta1 Kg6 54. Ta6 Lf5 55. Td6 Tc3+ 56. Kf2 Tc2 57. Ke3 Tc3+ 58. Kf2 Tc2 ½:½
Anand-Topalow, Partie 7
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Stellung nach 15. … Lh3: Topalow erlaubt Anand, 16. exd5 zu spielen, um für den geopferten Springer zwei starke Bauern im Zentrum, eine bessere Entwicklung und Angriff gegen den weißen König zu erhalten.
Anand-Topalow, Partie 7
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 58. Dd1
Anand-Topalow ½:½
Sofia, 3. Mai 2010
Bogoljubow-Indische Verteidigung, E11
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 d5 4. g3 Lb4+ 5. Ld2 Le7 6. Lg2 0–0 7. 0–0 c6 8. Lf4 dxc4 9. Se5 b5 10. Sxc6 Sxc6 11. Lxc6 Ld7 12. Lxa8 Dxa8 13. f3 Sd5 14. Ld2 e5 15. e4 Lh3 16. exd5 Lxf1 17. Dxf1 exd4 18. a4 Dxd5 19. axb5 Dxb5 20. Txa7 Te8 21. Kh1 Lf8 22. Tc7 d3 23. Lc3 Ld6 24. Ta7 h6 25. Sd2 Lb4 26. Ta1 Lxc3 27. bxc3 Te2 28. Td1 Da4 29. Se4 Dc2 30. Tc1 Txh2+ 31. Kg1 Tg2+ 32. Dxg2 Dxc1+ 33. Df1 De3+ 34. Df2 Dc1+ 35. Df1 De3+ 36. Kg2 f5 37. Sf2 Kh7 38. Db1 De6 39. Db5 g5 40. g4 fxg4 41. fxg4 Kg6 42. Db7 d2 43. Db1+ Kg7 44. Kf1 De7 45. Kg2 De6 46. Dd1 De3 47. Df3 De6 48. Db7+ Kg6 49. Db1+ Kg7 50. Dd1 De3 51. Dc2 De2 52. Da4 Kg8 53. Dd7 Kf8 54. Dd5 Kg7 55. Kg3 De3+ 56. Df3 De5+ 57. Kg2 De6 58. Dd1 ½:½

Vor der Partie gab es eine Gedenkminute für den am selben Tag verstorbenen ehemaligen FIDE-Präsidenten Florencio Campomanes. Dabei würdigte Ex-Weltmeister Anatoli Karpow die Verdienste von Campomanes. Nach der Gedenkminute führte Karpow den ersten Zug der Partie aus.[32]

Topalow-Anand, Partie 8
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 56. g4
Topalow-Anand 1:0
Sofia, 4. Mai 2010
Slawische Verteidigung, D17
1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sf3 Sf6 4. Sc3 dxc4 5. a4 Lf5 6. Se5 e6 7. f3 c5 8. e4 Lg6 9. Le3 cxd4 10. Dxd4 Dxd4 11. Lxd4 Sfd7 12. Sxd7 Sxd7 13. Lxc4 Tc8 14. Lb5 a6 15. Lxd7+ Kxd7 16. Ke2 f6 17. Thd1 Ke8 18. a5 Le7 19. Lb6 Tf8 20. Tac1 f5 21. e5 Lg5 22. Le3 f4 23. Se4 Txc1 24. Sd6+ Kd7 25. Lxc1 Kc6 26. Ld2 Le7 27. Tc1+ Kd7 28. Lc3 Lxd6 29. Td1 Lf5 30. h4 g6 31. Txd6+ Kc8 32. Ld2 Td8 33. Lxf4 Txd6 34. exd6 Kd7 35. Ke3 Lc2 36. Kd4 Ke8 37. Ke5 Kf7 38. Le3 La4 39. Kf4 Lb5 40. Lc5 Kf6 41. Ld4+ Kf7 42. Kg5 Lc6 43. Kh6 Kg8 44. h5 Le8 45. Kg5 Kf7 46. Kh6 Kg8 47. Lc5 gxh5 48. Kg5 Kg7 49. Ld4+ Kf7 50. Le5 h4 51. Kxh4 Kg6 52. Kg4 Lb5 53. Kf4 Kf7 54. Kg5 Lc6 55. Kh6 Kg8 56. g4 1:0

Unter den analysierenden Schachmeistern bestand Einigkeit, dass Anands 54. Zug einen Fehler darstellt, sie waren aber vorsichtig mit der Beurteilung, ob die vorherige Stellung remis gewesen wäre oder ob Topalow das Endspiel hätte gewinnen können.[33] Experten sahen Topalow nach der achten Partie im Vorteil. Antoaneta Stefanowa lobte das Spiel des Bulgaren. Als Fehler wurde Anands 22. Zug benannt.[34]

Nach der Partie verlautbarte Topalow, er werde in den restlichen Partien auf Sieg spielen, um die Weltmeisterschaft für sich zu entscheiden.[2]

Anand-Topalow, Partie 9
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 83. Kf4
Anand-Topalow ½:½
Sofia, 6. Mai 2010
Nimzowitsch-Indische Verteidigung, E54
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. e3 0–0 5. Ld3 c5 6. Sf3 d5 7. 0–0 cxd4 8. exd4 dxc4 9. Lxc4 b6 10. Lg5 Lb7 11. Te1 Sbd7 12. Tc1 Tc8 13. Ld3 Te8 14. De2 Lxc3 15. bxc3 Dc7 16. Lh4 Sh5 17. Sg5 g6 18. Sh3 e5 19. f3 Dd6 20. Lf2 exd4 21. Dxe8+ Txe8 22. Txe8+ Sf8 23. cxd4 Sf6 24. Tee1 Se6 25. Lc4 Ld5 26. Lg3 Db4 27. Le5 Sd7 28. a3 Da4 29. Lxd5 Sxe5 30. Lxe6 Dxd4+ 31. Kh1 fxe6 32. Sg5 Dd6 33. Se4 Dxa3 34. Tc3 Db2 35. h4 b5 36. Tc8+ Kg7 37. Tc7+ Kf8 38. Sg5 Ke8 39. Txh7 Dc3 40. Th8+ Kd7 41. Th7+ Kc6 42. Te4 b4 43. Sxe6 Kb6 44. Sf4 Da1+ 45. Kh2 a5 46. h5 gxh5 47. Txh5 Sc6 48. Sd5+ Kb7 49. Th7+ Ka6 50. Te6 Kb5 51. Th5 Sd4 52. Sb6+ Ka6 53. Td6 Kb7 54. Sc4 Sxf3+ 55. gxf3 Da2+ 56. Sd2 Kc7 57. Thd5 b3 58. Td7+ Kc8 59. Td8+ Kc7 60.T8d7+ Kc8 61. Tg7 a4 62. Tc5+ Kb8 63. Td5 Kc8 64. Kg3 Da1 65. Tg4 b2 66. Tc4+ Kb7 67. Kf2 b1D 68. Sxb1 Dxb1 69. Tdd4 Da2+ 70. Kg3 a3 71. Tc3 Da1 72. Tb4+ Ka6 73. Ta4+ Kb5 74. Tcxa3 Dg1+ 75. Kf4 Dc1+ 76. Kf5 Dc5+ 77. Ke4 Dc2+ 78. Ke3 Dc1+ 79. Kf2 Dd2+ 80. Kg3 De1+ 81. Kf4 Dc1+ 82. Kg3 Dg1+ 83. Kf4 ½:½

Anand konnte laut welt.de ab dem 40. Zug mindestens dreimal die Partie gewinnen, fand jedoch nicht die Gewinnwege.[35] ChessBase gibt hingegen eine Möglichkeit an, im 40. Zug in klaren Vorteil zu kommen, und zwei Gewinnmöglichkeiten durch 57. Thh6 und 62. Tdd7. Der Zug 46. h5 wurde dort als „trickreich“ gelobt.[36]

Topalow-Anand, Partie 10
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 60. Lc4
Topalow-Anand ½:½
Sofia, 7. Mai 2010
Grünfeld-Indische Verteidigung, D85
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 d5 4. cxd5 Sxd5 5. e4 Sxc3 6. bxc3 Lg7 7. Lc4 c5 8. Se2 Sc6 9. Le3 0–0 10. 0–0 b6 11. Dd2 Lb7 12. Tac1 Tc8 13. Tfd1 cxd4 14. cxd4 Dd6 15. d5 Sa5 16. Lb5 Txc1 17. Txc1 Tc8 18. h3 Txc1+ 19. Dxc1 e6 20. Sf4 exd5 21. Sxd5 f5 22. f3 fxe4 23. fxe4 De5 24. Ld3 Sc6 25. La6 Sd4 26. Dc4 Lxd5 27. Dxd5+ Dxd5 28. exd5 Le5 29. Kf2 Kf7 30. Lg5 Sf5 31. g4 Sd6 32. Kf3 Se8 33. Lc1 Sc7 34. Ld3 Ld6 35. Ke4 b5 36. Kd4 a6 37. Le2 Ke7 38. Lg5+ Kd7 39. Ld2 Lg3 40. g5 Lf2+ 41. Ke5 Lg3+ 42. Ke4 Se8 43. Lg4+ Ke7 44. Le6 Sd6+ 45. Kf3 Sc4 46. Lc1 Ld6 47. Ke4 a5 48. Lg4 La3 49. Lxa3+ Sxa3 50. Ke5 Sc4+ 51. Kd4 Kd6 52. Le2 Sa3 53. h4 Sc2+ 54. Kc3 Sb4 55. Lxb5 Sxa2+ 56. Kb3 Sb4 57. Le2 Sxd5 58. h5 Sf4 59. hxg6 hxg6 60. Lc4 ½:½
Anand-Topalow, Partie 11
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 65. … Kg7
Anand-Topalow ½:½
Sofia, 9. Mai 2010
Englische Eröffnung, A29
1. c4 e5 2. Sc3 Sf6 3. Sf3 Sc6 4. g3 d5 5. cxd5 Sxd5 6. Lg2 Sb6 7. 0–0 Le7 8. a3 0–0 9. b4 Le6 10. d3 f6 11. Se4 De8 12. Sc5 Lxc5 13. bxc5 Sd5 14. Lb2 Td8 15. Dc2 Sde7 16. Tab1 La2 17. Tbc1 Df7 18. Lc3 Td7 19. Db2 Tb8 20. Tfd1 Le6 21. Td2 h6 22. Db1 Sd5 23. Tb2 b6 24. cxb6 cxb6 25. Ld2 Td6 26. Tbc2 Dd7 27. h4 Td8 28. Db5 Sde7 29. Db2 Ld5 30. Lb4 Sxb4 31. axb4 Tc6 32. b5 Txc2 33. Txc2 Le6 34. d4 e4 35. Sd2 Dxd4 36. Sxe4 Dxb2 37. Txb2 Kf7 38. e3 g5 39. hxg5 hxg5 40. f4 gxf4 41. exf4 Td4 42. Kf2 Sf5 43. Lf3 Ld5 44. Sd2 Lxf3 45. Sxf3 Ta4 46. g4 Sd6 47. Kg3 Se4+ 48. Kh4 Sd6 49. Td2 Sxb5 50. f5 Te4 51. Kh5 Te3 52. Sh4 Sc3 53. Td7+ Te7 54. Td3 Se4 55. Sg6 Sc5 56. Ta3 Td7 57. Te3 Kg7 58. g5 b5 59. Sf4 b4 60. g6 b3 61. Tc3 Td4 62. Txc5 Txf4 63. Tc7+ Kg8 64. Tb7 Tf3 65. Tb8+ Kg7 ½:½

Die Partie begann mit einer Schweigeminute für den tags zuvor verstorbenen ungarischen Großmeister Andor Lilienthal.[37]

Topalow-Anand, Partie 12
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Nach 31. exf5? e4 32. fxe4 Dxe4+ 33. Kh3 Td4 34. Se3 De8! erhielt Anand entscheidenden Angriff.
Topalow-Anand, Partie 12
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 56. … Dg7
Topalow-Anand 0:1
Sofia, 11. Mai 2010
Abgelehntes Damengambit, Lasker-Verteidigung, D56
1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sf3 Sf6 4. Sc3 Le7 5. Lg5 h6 6. Lh4 0–0 7. e3 Se4 8. Lxe7 Dxe7 9. Tc1 c6 10. Le2 Sxc3 11. Txc3 dxc4 12. Lxc4 Sd7 13. 0–0 b6 14. Ld3 c5 15. Le4 Tb8 16. Dc2 Sf6 17. dxc5 Sxe4 18. Dxe4 bxc5 19. Dc2 Lb7 20. Sd2 Tfd8 21. f3 La6 22. Tf2 Td7 23. g3 Tbd8 24. Kg2 Ld3 25. Dc1 La6 26. Ta3 Lb7 27. Sb3 Tc7 28. Sa5 La8 29. Sc4 e5 30. e4 f5 31. exf5? e4 32. fxe4 Dxe4+ 33. Kh3 Td4 34. Se3 De8! 35. g4 h5 36. Kh4 g5+ 37. fxg6 Dxg6 38. Df1 Txg4+ 39. Kh3 Te7 40. Tf8+ Kg7 41. Sf5+ Kh7 42. Tg3 Txg3+ 43. hxg3 Dg4+ 44. Kh2 Te2+ 45. Kg1 Tg2+ 46. Dxg2 Lxg2 47. Kxg2 De2+ 48. Kh3 c4 49. a4 a5 50. Tf6 Kg8 51. Sh6+ Kg7 52. Tb6 De4 53. Kh2 Kh7 54. Td6 De5 55. Sf7 Dxb2+ 56. Kh3 Dg7 0:1

Topalow verlor die letzte Partie, wodurch Anand den Zweikampf für sich entschied.

Zu seinem Fehler im 31. Zug sagte Topalow: „Ich habe es riskiert und wurde bestraft.“ Anand bezeichnete die Weltmeisterschaft in der anschließenden Pressekonferenz als härtesten Zweikampf, den er je gespielt habe.[38]

Nachbetrachtungen

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Anand bezeichnete die vierte Partie als seine beste in dem Wettkampf. Seinen größten Fehler habe er in der achten Partie begangen. Die Niederlage in der ersten Partie sei nicht auf seine Schwierigkeiten bei der Anreise zurückzuführen. Er äußerte sich erstaunt darüber, dass sein Gegner auch nach den Niederlagen in der zweiten und vierten Partie nicht der Katalanischen Eröffnung ausgewichen sei. Nachdem Topalow in der sechsten und siebten Partie jeweils ein Remis erreicht hatte, sah sich Anand selbst gezwungen, eine andere Eröffnung zu spielen. Er wolle nun zunächst in sein Heimatland Indien reisen und sich erholen.

Topalow äußerte sich trotz seiner Niederlage zufrieden mit der gezeigten Leistung, jede Partie sei ein großer Kampf gewesen. Seine beste Partie sei die erste gewesen, in der er eine brillante Eröffnungsvorbereitung anbringen konnte. Siegchancen habe er in der dritten, fünften und zehnten Partie ausgelassen, während Anand alle seine Möglichkeiten genutzt habe. Die Niederlage in der entscheidenden zwölften Partie bereue er nicht, da er auf jeden Fall einen Tiebreak vermeiden wollte und dafür ein Risiko eingehen musste.[39]

Nach Beendigung des Wettkampfs enthüllte Anand, dass er auch von Magnus Carlsen, Garri Kasparow, Wladimir Kramnik und Anish Giri unterstützt wurde.[40] Topalow dagegen konnte für Analysen auf einen BlueGene-Supercomputer mit 8192 Prozessoren der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften zugreifen.[41]

Der Manager Topalows, Silvio Danailow, hob die gute Vorbereitung seines Teams hervor und lobte insbesondere Iwan Tscheparinow. Der Weltmeister habe mit Weiß mit Ausnahme der vierten Partie keine Eröffnungsvorteile erzielt und sei in seinen Schwarzpartien stark unter Druck gewesen. Topalow habe kämpferisches und kreatives Schach gezeigt, Anands Wettkampfsieg sei vor allem seinen Defensivqualitäten zuzuschreiben.[42]

In der Schachpresse wurde Anands Sieg als verdient bezeichnet. Er habe sich als der flexiblere Spieler erwiesen und es sei ihm gelungen, durch unerwartete Eröffnungen den Vorbereitungen seines Gegners weitgehend auszuweichen.[43]

  • Michiel Abeln: The Anand Files: The World Championship Story 2008–2012. Quality Chess, Glagow 2019, ISBN 978-1-78483-067-0, S. 195–336.
  • Dirk Poldauf u. a.: Anand bleibt Weltmeister; Dirk Poldauf: Interview mit Viswanathan Anand, Interview mit Wesselin Topalow. In: Zeitschrift Schach, 2010, Heft 6, S. 4–20 und 29–59; 21–28.
  • Dirk Jan ten Geuzendam u. a: Anand Retains Titel in Dramatic Last Game, Dirk Jan ten Geuzendam: Interview: Vishy Anand, Interview: Veselin Topalov. In: Zeitschrift New In Chess, 2010, Heft 4, S. 12–23, 31–33 und 39–45; 24–30 und 34–38.

Einzelnachweise

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  1. World Championship match Anand – Topalov: contract signed in Sofia Auf: fide.com, abgerufen am 17. Dezember 2009.
  2. a b derwesten.de: Topalow will Anand vom Schach-Thron stoßen. 4. Mai 2010.
  3. Ilyumzhinov guarantees Topalov-Kamsky match in Lvov. Auf: chessbase.com, 1. Juni 2008.
  4. Offener Brief von Kamsky Auf: chessbase.com (englisch), 8. November 2008.
  5. Für den Zeitraum von 1993 bis 2008 listet die Referenzdatenbank Megabase 2009 von ChessBase 44 Turnierpartien zwischen Anand und Topalow auf. Im Einzelnen: Las Palmas 1993 (A-T 1:0), Madrid 1993 (remis), Linares 1994 (A-T 0:1), Dos Hermanas 1996 (remis), Wijk aan Zee 1996 (T-A 1:0), Las Palmas 1996 (1:1, 2 Partien), Dortmund 1996 (A-T 1:0), Amsterdam 1996 (A-T 0:1), Dos Hermanas 1997 (remis), Dortmund 1997 (T-A 1:0), Linares 1997 (remis), Linares 1998 (A-T 1,5:0,5, 2 Partien), Wijk aan Zee 1998 (A-T 1:0), Tilburg 1998 (remis), Wijk aan Zee 1999 (A-T 1:0), Linares 1999 (T-A 0,5:1,5, 2 Partien), Dos Hermanas 1999 (remis), Dortmund 1999 (remis), Wijk aan Zee 2001 (remis), Dortmund 2001 (T-A 2:0, 2 Partien), Wijk aan Zee 2003 (T-A 0:1), Wijk aan Zee 2004 (T-A 1:0), Wijk aan Zee 2005 (remis), Linares 2005 (T-A 0,5:1,5, 2 Partien), Sofia 2005 (T-A 1,5:0,5, 2 Partien), San Luis 2005 (1:1, 2 Partien), Wijk aan Zee 2006 (remis), Sofia 2006 (1:1, 2 Partien), Wijk aan Zee 2007 (T-A 1:0), Morelia/Linares (1:1, 2 Partien), Wijk aan Zee 2008 (A-T 1:0), Morelia/Linares (1:1, 2 Partien), Bilbao 2008 (T-A 1,5:0,5, 2 Partien).
  6. Sofia awarded World Championship 2010 Auf: chessbase.com, abgerufen am 16. Oktober 2009.
  7. Offener Brief Auf: fide.com, 12. Oktober 2009.
  8. WM 2010: Vertrag unterzeichnet Auf: chessbase.de, 17. Dezember 2009.
  9. Breaking News: Topalov drew white for 1st game (Memento des Originals vom 10. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/web.chessdailynews.com Chess Daily News (Susan Polgar)
  10. "Dieses Duell war überfällig" Auf: abendblatt.de, 23. April 2010.
  11. a b Titelverteidiger Anand gleicht gegen Topalow aus Auf: welt.de, 25. April 2010.
  12. Anand et Topalov dans les starting-blocks, Europe Echecs, 14. April 2010.
  13. chessvibes.com: MTel Masters cancelled (englisch). 31. März 2010.
  14. Anand beats Topalov, retains world title, Chessvibes.com, 11. Mai 2010.
  15. 2000 Kilometer, 1 Mio. Schlaglöcher Auf: chessbase.de, 21. April 2010.
  16. Anand stranded due to volcanic ash, asks for 3-day match postponement, Auf: Chessvibes.com, 18. April 2010.
  17. Bulgarian Chess Federation statement (Memento des Originals vom 22. April 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/letters.chessdom.com Auf: chessdom.com, abgerufen am 23. April 2010.
  18. World Championship postponed – by one day Auf: chessbase.com, 21. April 2020.
  19. Topalov beginnt mit Weiß Auf: chessbase.de, 22. April 2010.
  20. Schedule (Memento vom 13. Januar 2011 im Internet Archive), auf anand-topalov.com; abgerufen am 1. Mai 2010.
  21. Topalov jagt Anands König Auf: zeit.de, 25. April 2010.
  22. Den Weltmeister kalt erwischt Auf: fr-online.de, 26. April 2010.
  23. Partie 5 und 6 enden Remis – Anand fehlen noch drei Punkte Auf: Hamburger Abendblatt, 2. Mai 2010.
  24. Offene Feldschlacht Auf: faz.net, 25. April 2010.
  25. Anands mysteriöser Damenzug Auf: Zeit.de, 27. April 2010.
  26. Helmut Pfleger via welt.de: Schach mit Helmut Pfleger: Brillanter Anand. 9. Mai 2010.
  27. Anand – Topalov World Championship Game 5. The Week in Chess, 1. Mai 2010.
  28. Der Blackout von Sofia Auf: Zeit.de, 30. April 2010.
  29. Dunkelheit unterbricht WM-Duell Auf: neues-deutschland.de, 3. Mai 2010.
  30. Schnelle Brüter ohne Strom Auf: taz.de, 2. Mai 2010.
  31. Offener Brief (Memento vom 26. August 2010 im Internet Archive) auf der offiziellen Wettkampfseite, abgerufen am 1. Mai 2010.
  32. chessbase.de: Schachweltmeisterschaft: 7. Partie remis. 3. Mai 2010.
  33. zeit.de: Schach-WM in Sofia: Hat Anand den Bogen überspannt?. 5. Mai 2010.
  34. echo-online.de: Schach: Topalow gleicht aus: Experten sehen ihn im Vorteil (Memento vom 11. Juli 2015 im Internet Archive). 5. Mai 2010.
  35. welt.de: Nächstes Remis zwischen Anand und Topalow. 7. Mai 2010.
  36. chessbase.de: Schachweltmeisterschaft: Anand verpasst Gewinn in dramatischer 9. Partie. 6. Mai 2010.
  37. Sofia World Championship: Giri on game eleven Auf: chessbase.com, 10. Mai 2010.
  38. Stefan Löffler: Anand bleibt Weltmeister, Schach-Welt.de, 11. Mai 2010.
  39. Day after chess championship, victor and vanquished reflect on the match, New York Times Chess Blog, 12. Mai 2010.
  40. Anand in Playchess – the helpers in Sofia, Chessbase, 19. Mai 2010.
  41. Topalov training with super computer Blue Gene P (Memento des Originals vom 19. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/players.chessdom.com, Chessdom
  42. Interview with Silvio Danailov (Memento des Originals vom 27. Mai 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/interviews.chessdom.com, Chessdom
  43. Stefan Löffler: So gewann Anand, Schachwelt, 13. Mai 2010.