Schabbelstiftung

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Die Schabbelstiftung, auch Schabbel’sche Stipendienstiftung, war bis ins frühe 20. Jahrhundert eine der bedeutendsten bürgerlichen Stipendienstiftungen in Deutschland.[1] Sie ist zu unterscheiden vor der Stiftung des Konditormeisters Heinrich Schabbel zur Einrichtung des Schabbelhauses.

Die Stiftung wurde am 20. Dezember 1637 von Heinrich Schabbel (1565–1639), einem wohlhabenden, unverheirateten und kinderlosen Kaufmann und Bürger in Hamburg errichtet.[2] Angeregt wurde er dazu durch seinen Bruder, den Lübecker Syndicus Hieronymus Schabbel, sowie den Lübecker Superintendenten Nikolaus Hunnius.[3] Schabbel hatte schon zuvor an einzelne Theologiestudenten ein Stipendium vergeben,[4] so an Aegidius Ernst Hunnius (1614–1634), den Sohn des Superintendenten, der 1634 als Student in Königsberg an den Folgen eines Überfalls gestorben war.[5]

Aus den Zinsen des Kapitals wurden jährlich vier Stipendien an Studenten der Evangelischen Theologie vergeben. Sie waren gebunden an bestimmte Studienorte („wo selbst das reine Wort Gottes nach der Augspurgischen Confession und Formula Concordiae gelehret wird“) und Leistungsnachweise, und man erwartete, dass die Stipendiaten später leitende Kirchenämter im norddeutschen Raum übernehmen würden. Das Stipendium stand auch Auswärtigen offen. Die Regeln der Stiftung machte den Stipendiaten sehr genaue Vorschriften, verpflichtete sie zu strenger Konzentration auf die eigentlich theologischen Fächer und zum Meiden von Fechten, Spielen, Gelagen und Tanz. Zum Ende ihrer Studien waren sie verpflichtet, „durch eine gedruckte theologische Abhandlung die gute Anwendung der ihnen erzeigten Wohltat zu erweisen.“[6]

Erster Verwalter war der Neffe des Stifters, der Wismarer Bürgermeister Heinrich Schabbel. Nach dessen Tod 1677 wurde die Verwaltung des Schabbel-Stipendiums nach Lübeck verlegt, da dort Anverwandte des Stifters lebten, der Lübecker Bürgermeister David Gloxin, der Mann von Heinrich Schabbels Schwester Anna, und nach ihm sein Sohn Anton Heinrich Gloxin.

1737 konnte das 100-jährige Bestehen gefeiert werden. Dies geschah mit einem Festakt im Auditorium des Katharineums und einer später auch gedruckten Rede des Rektors Johann Henrich von Seelen. Administrator der Stiftung war zu diesem Zeitpunkt der Ratsherr Georg Heinrich Gercken; Stipendiaten waren in Wittenberg Immanuel Ernst Hahn aus Dresden und ihm folgend Ernst Friedrich Wernsdorf, in Rostock Johann Heinrich Burgmann[7] und Zacharias David Schulemann, der 1737 aus Jena nach Rostock zurückkehrte und hier Magister wurde,[8] sowie Erich Simon Heinrich von Seelen,[9] ein Sohn des Rektors.[10] Die Stipendiaten würdigten das Jubiläum an ihren Studienorten mit Disputationen.

1896 betrug der Stiftungsfonds ca. 104.000 Mark. Es wurden nach wie vor vier Stipendien für Theologen vergeben, zu je 800 Mark. Die Beträge wurden je nach dem Zinsfuß erhöht oder vermindert und halbjährlich ausbezahlt. Durch eintretende Erledigung eines Stipendiums etwa verfügbar werdende Teilsummen der Stipendienbeträge waren zu frommen Zwecken („ad pias causas“) zu verwenden. Überschüsse über die zu Stipendien bestimmten Stiftungseinnahmen konnten auch zu einmaligen Stipendien an Studierende anderer Fakultäten, namentlich an Philologen, verliehen werden. Verwandtschaft mit dem Stifter begründete ein Vorzugsrecht auf den Genuss. Verwaltet wurde die Stiftung im Auftrag des Senats von der „Centralarmendeputation“.[11]

In Folge der Inflation der 1920er Jahre ging die Stiftung 1929 ein. Ihre Unterlagen (52 Akteneinheiten) werden im Archiv der Hansestadt Lübeck verwahrt.[12] Die darin enthaltenen Briefe und Studienberichte von August Hermann Francke an Anton Heinrich Gloxin sind digitalisiert.[13]

Liste bedeutender Stipendiaten (chronologisch)

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  • Johann Ehrenfried Pfeiffer: Quantum res literaria stipendio Schabbeliano debeat. In: Nova litteraria maris Balthici 1704, S. 34
  • Georg Friedrich Neumann: Oratio de favore Lubecensium in exteros. Leipzig 1709 (Digitalisat)
  • Johann Henrich von Seelen: Iubilaeum Schabbelianum Lubecense; sive Oratio saecularis in memoriam et laudem illustris Stipendii Schabbeliani... Lübeck: Schmidt 1738
Digitalisat, SLUB Dresden
  • Adolf Sellschopp: August Hermann Francke und das Schabbelsche Stipendium. In: Neue Kirchliche Zeitschrift 24 (1913), S. 241–277; auch in: Neue Quellen zur Geschichte August Hermann Franckes. Halle: Niemeyer 1913 (Digitalisat)

Einzelnachweise

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  1. Bernhard Ebneth: Stipendienstiftungen in Nürnberg: eine historische Studie zum Funktionszusammenhang der Ausbildungsförderung für Studenten am Beispiel einer Großstadt (15.–20. Jahrhundert). (= Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 52) Nürnberg: Korn und Berg 1994, ISBN 978-3-87432-127-3, zugl.: Bayreuth, Univ., Diss., 1992 S. 55 Anm. 216
  2. Die Stiftungsurkunde ist abgedruckt bei Sellschopp (Lit.), S. 108–129
  3. Markus Matthias: Johann Wilhelm und Johanna Eleonora Petersen: Eine Biographie bis zur Amtsenthebung Petersens im Jahre 1692. (= Arbeiten zur Geschichte des Pietismus. Bd. 30). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-55814-7, S. 38
  4. Jubelfeyer des Schabbelianischen Stipendii, in: Acta historico ecclesiastica, oder gesammelte Nachrichten und Urkunden zu der Kirchengeschichte unserer Zeit. 7 (1737), S. 944
  5. Siehe dazu Ludwig Heller: Nikolaus Hunnius. Sein Leben und Wirken; ein Beitrag zur Kirchengeschichte des siebzehnten Jahrhunderts, größtentheils nach handschriftlichen Quellen. Lübeck: Rohden 1843 Digitalisat, S. 23
  6. H. L. Behrens: Topographie und Statistik von Lübeck und dem mit Hamburg gemeinschaftlichen Amte Bergedorf. Lübeck: von Rohdensche Buchhandlung 1829, S. 345
  7. Eintrag im Rostocker Matrikelportal
  8. Eintrag im Rostocker Matrikelportal; Schulemann starb schon 1743 als Assessor der philosophischen Fakultät in Leipzig, siehe Georg Raatz: Aufklärung als Selbstdeutung: Eine genetisch-systematische Rekonstruktion von Johann Joachim Spaldings „Bestimmung des Menschen“ (1748). Tübingen: Mohr Siebeck 2014 ISBN 9783161532917, S. 85
  9. Eintrag im Rostocker Matrikelportal
  10. Jubelfeyer des Schabbelianischen Stipendii, in: Acta historico ecclesiastica, oder gesammelte Nachrichten und Urkunden zu der Kirchengeschichte unserer Zeit. 7 (1737), S. 946
  11. Die Familien-Stiftungen Deutschlands und Deutsch-Oesterreichs. Band 3, München: Pohl 1896, S. 115f, Nr. 1170
  12. Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Beständeübersicht des Archivs der Hansestadt Lübeck. (Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, Reihe B Band 29) Lübeck: Schmidt-Römhild 1998. ISBN 3-7950-0467-5, S. 220; online Findbuch des Archiv, abgerufen am 29. September 2017
  13. Epistolar Franckes, Franckesche Stiftungen, abgerufen am 30. September 2017