Kiron Open Higher Education

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Kiron Open Higher Education
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Rechtsform Gemeinnützige GmbH
Gründung 2015
Sitz Berlin, Deutschland
Motto Learn new skills and succeed with Kiron.
Zweck Zugang zu Bildung
Geschäftsführung Wenke Christoph
Eigentümer Hila Azadzoy, Tobias Ernst, Markus Kreßler, Christoph Staudt, Vincent Zimmer[1]
Umsatz 4.641.797 Euro (2018)
Beschäftigte 80 (2018)
Website kiron.ngo

Kiron Open Higher Education gGmbH (frühere Namen: Kiron University, davor Wings University) ist ein 2015 gegründetes Social Start-Up mit dem Ziel, bestehende Barrieren auf dem Weg zur Hochschulbildung für Flüchtlinge mittels digitaler Lern- und Unterstützungsangebote abzubauen.[2][3][4]

Die gemeinnützige Organisation hat ein Online-Studienprogramm für Flüchtlinge entwickelt, um gleitende Zugänge zur Hochschulbildung mithilfe der Nutzung von MOOC-basierten Curricula zu ermöglichen. Kiron bietet den Teilnehmern des Programms die Möglichkeit, an eine der Partnerhochschulen zu wechseln, um nach der Option auf Anrechnung der bei Kiron erworbenen Online-Leistungen einen akkreditierten Bachelor-Abschluss zu erhalten. Somit ist die Einrichtung selbst keine staatlich anerkannte Universität. Kiron kooperiert derzeit (Stand: August 2017) mit 45 Hochschulen.[5] Das Studium bei Kiron ist seit dem Herbst 2015 möglich.

Der Name Kiron ist abgeleitet von Cheiron, einer Figur aus der griechischen Mythologie.[6]

Die Idee für das Konzept entstand erstmals auf einer Konferenz zur Flüchtlingsthematik am 16. September 2014, bei der sich Vincent Zimmer und Markus Kreßler trafen. Beide engagierten sich zu diesem Zeitpunkt ehrenamtlich für Flüchtlinge, Zimmer bei „Study without borders“ und Kreßler in der psychosozialen Betreuung von Flüchtlingen in Berlin, und teilten die Vision eines Studiums, das für jedermann frei und unbürokratisch zugänglich sein sollte.[7][8] Schnell folgten erste Gespräche mit Universitäten, Anbieter von Online-Kursen und Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft. Im März 2015 hatte die Idee konkrete Gestalt angenommen und Kiron wurde gegründet, zunächst noch unter dem später aus markenrechtlichen Gründen aufgegebenen Namen „Wings University“. Kurz darauf erhielt das Gründerteam, bestehend aus den Gesellschaftern der gGmbH Vincent Zimmer, Markus Kreßler und Christoph Staudt, ein Stipendium der Agentur Social Impact und konnte ein großes Team von Freiwilligen um sich herum versammeln.[9][10] Im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Startnext im Herbst 2015 konnten über eine halbe Million Euro für die Organisation gewonnen werden, damit ist sie zu diesem Zeitpunkt die erfolgreichste Kampagne für soziale Zwecke in Deutschland.[11][12] Im ersten Jahr nach der Gründung waren laut Angaben von Kiron 1250 Studierende im Programm. Im August 2017 zählte Kiron 2700 Studierende, die ersten Studierenden sind bereits an eine Partnerhochschule gewechselt.[13][14]

Kiron bietet eine Plattform, die ihren Studierenden virtuelle Lernumgebungen bereitstellt und diese um regionale Konzepte des integrierten Lernens sowie um gezieltes Mentoring ergänzt. Das Studium erfolgt dabei im Rahmen von onlinebasierten Kursformaten (Massive Open Online Courses, MOOCs). Der Grundsatz der Organisation ist der, eine Antwort auf die hauptsächlichen Schwierigkeiten für studieninteressierte Flüchtlinge beim Übergang an die Hochschule zu finden: fehlende finanzielle Mittel, fehlende Sprachkenntnisse, begrenzte Kapazitäten an Hochschulen und fehlende Dokumente, wie zum Beispiel Schulzeugnisse. Dementsprechend ist das Studium durch zahlreiche Kooperationen und Förderer und das digitale Lernangebot für die Studierenden kostenfrei und kann unabhängig von den sonst notwendigen Dokumenten online begonnen werden. Die Studierenden gewinnen Zeit, um beispielsweise die entsprechende Landessprache zu erlernen oder Fragen der Finanzierung und Sondierung von Dokumenten zu klären.[15] Zusätzlich dazu bietet Kiron den Studierenden durch unterstützende Programme die Möglichkeit, sich auf ein Studium an einer Hochschule vorzubereiten und sich langfristig in das neue Heimatland zu integrieren. Durch eine Chance zur kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Partizipation, werden die Flüchtlinge darin bestärkt, den Weg in ein selbstbestimmtes Leben zurückzufinden.[16][17]

Kiron wird von einem etwa 70-köpfigen Kernteam und einem Pool von über 400 Freiwilligen und Unterstützern – Social Entrepreneurs, Flüchtlingen, Studierenden, Praktikern aus der Flüchtlingsarbeit, Wissenschaftlern und Partnern aus Wirtschaft und Politik – getragen. Begleitet wird diese Arbeit durch ein Netzwerk an externen Beratern, durch Förderprogramme sowie einen Beirat.[18] Neben dem Hauptsitz in Berlin und einem Büro in München ist Kiron in zwei weiteren Ländern, Frankreich und Jordanien, aktiv vertreten und unterhält dort Standorte.[19]

Zur Bereitstellung der Studieninhalte werden Kooperationen mit etablierten Anbietern von MOOCs wie edX und Coursera unterhalten.[20] Partneruniversitäten sind zum Beispiel die RWTH Aachen,[21] die FH Lübeck, die Leuphana Universität oder die SciencesPo Paris. Insgesamt bestehen mittlerweile Kooperationen mit insgesamt 45 Hochschulen in acht Ländern.[22] Kiron ist Mitglied im Mitglied im Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland.[23]

Für die Flüchtlinge ist das Online-Studium bei Kiron kostenfrei. Kiron finanziert sich seit Gründung aus Fördergeldern des öffentlichen Sektors, Stiftungen, Firmen und durch Sponsoring und Privatspenden, und entwickelt parallel verschiedene nachhaltige Finanzierungsmodelle.[17] Im ersten Jahr nach der Gründung konnte Kiron rund drei Millionen Euro einsammeln, die Schöpflin-Stiftung förderte Kiron mit 1,5 Millionen Euro bis einschließlich 2018.[24] Im September 2016 stellte das Bundesministerium für Bildung und Forschung für zunächst 13 Monate rund 2,1 Millionen Euro zur Verfügung.[25] Die Berliner Wirtschaft unterstützt Kiron und 22 weitere Bildungsprojekte im Jahr 2016 mit insgesamt 15 Millionen Euro.[26] Zu den Förderern gehören Größen wie die Bertelsmann Stiftung, die BMW Stiftung Herbert Quandt, Volkswagen, die Deutsche Telekom, UBS und Ernst & Young.[27]

Kiron nimmt Studierwillige auch ohne geklärten Aufenthaltsstatus auf, der Flüchtlingsstatus muss jedoch spätestens zum Wechsel an die Partnerhochschule nachgewiesen werden. Für die Anmeldung genügt ein Nachweis dafür, dass „die Bildungsbiographie durch eine Krisensituation unterbrochen wurde“.[8]

Nach zwei Einführungskursen und begleitenden Assessments, können sich die Studierende für eine Studienrichtung entscheiden und Kurse beginnen.[8] Diese Kurse werden bei Kiron unabhängig vom Anbieter auf der Plattform Kiron Campus (campus.kiron.ngo) in Module gebündelt, die alle Standards des Europäischer Hochschulraums erfüllen und ein studierbares online-basiertes Kern-Curriculum ermöglichen.

Erfolgreich abgeschlossene Module können von Partnerhochschulen in einem Umfang von bis zu 60 ECTS angerechnet werden. Nach bis zu zwei Jahren bewerben sich Kiron-Studierende im Regelfall ganz regulär bei einer Partnerhochschule und absolvieren dort das verbleibende Studienprogramm, um dann einen regulären, akkreditierten Studienabschluss zu erwerben.

Studienangebote

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Bisher werden fünf Studien-Fachrichtungen angeboten:

Erweiterte Angebote für Studenten

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Neben den akademischen Inhalten bietet Kiron über seine Plattform noch weitere Unterstützungsangebote für die Studierenden an. Auf dem sogenannten Forum können die Studierenden mit Mitarbeitern und ihren Mitstudenten in Verbindung treten und sich austauschen. Im Rahmen eines Buddy-Programmes werden Kiron Studierende mit „Buddies“ zusammengeführt, die sie bei der kulturellen und sozialen Eingewöhnung unterstützen. Über Mentoring stehen zudem Fachkräfte bei studien- und fachspezifischen Fragen online und offline zur Verfügung. Zum weiteren Angebot gehören eine Beratung für diejenigen Studierenden, die Unterstützung bei der Verarbeitung ihrer teils traumatischen Erfahrungen brauchen und gegebenenfalls an Experten weitergeleitet werden, sowie ein Help Desk, das für jegliche Fragen zur Verfügung steht.[29]

Blended Learning 2.0

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Das didaktische Modell von Kiron basiert auf dem Konzept des Blended Learnings 2.0. Die Studiengänge kombinieren asynchrone Lerninhalte, also MOOCs mit synchronen, ergänzende digitalen Live-Tutorials, welche durch den zusätzlichen Service Direct Academics angeboten werden. Dies impliziert, dass zu den Online Kursen begleitende Tutorien und Trainingskurse bereitgestellt werden, um Studierende dabei zu unterstützen ihre akademischen Ziele zu erreichen. Dieses Konzept wird aufgrund seiner Verbindung von digitalen synchronen und asynchronen Inhalten mit der traditionellen Mischung von online und offline Elementen als Blended Learning 2.0 bezeichnet.[15]

Literatur und Video

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  • Laura Hofmann: Berliner gründen Universität nur für Flüchtlinge. In: Berliner Zeitung, 22. September 2015. (Onlinefassung)
  • Norbert Lübbers: Berliner Crowdfunding-Projekt. Eine Online-Uni für Flüchtlinge. In: ARD Nachtmagazin, 6. Oktober 2015. (Video (Memento vom 7. Oktober 2015 im Internet Archive))
  • Bernd Kramer (Text) und Robert Ackermann (Video): Kiron University. Wo Flüchtlinge studieren können – gratis und auf Englisch. In: Spiegel Online, 8. November 2015. (Artikel und Video)
  • Felix S. Schulz: Eine Uni aus dem Nichts. In: liberal Magazin. 29. Dezember 2015. (Onlinefassung)

Einzelnachweise

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  1. Annual Report 2018. (PDF) Kiron Open Higher Education gGmbH, 2018, abgerufen am 3. Mai 2020.
  2. Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (Memento vom 27. September 2015 im Internet Archive) Abgerufen am 26. September 2015.
  3. Ralf Pauli: Kiron University: Die Pionier-Uni, die nur 400 Euro pro Flüchtling kostet, Die Zeit 11. September 2015
  4. ZDF heute (Memento vom 27. September 2015 im Internet Archive) Abgerufen am 20. September 2015.
  5. Partner Universities – Kiron. In: Kiron. (kiron.ngo [abgerufen am 15. August 2017]).
  6. Our Story – Kiron. In: Kiron. (kiron.ngo [abgerufen am 15. August 2017]).
  7. Laura Hofmann: Kiron Open Higher Education: Hier können Flüchtlinge ohne Papiere studieren. In: Berliner Zeitung. (berliner-zeitung.de [abgerufen am 15. August 2017]).
  8. a b c Kiron Open Higher Education: Kann ein Onlinestudium die Welt verändern? Archiviert vom Original am 22. August 2017; abgerufen am 15. August 2017.
  9. Kiron | Open Higher Education for Refugees! Abgerufen am 15. August 2017 (amerikanisches Englisch).
  10. SOCIAL IMPACT LAB Berlin – Coworking, Eventspace, Community: Neues im September von unseren Social Startups. In: Socialimpact Berlin. (socialimpactlab.eu [abgerufen am 15. August 2017]). Neues im September von unseren Social Startups (Memento vom 21. April 2016 im Internet Archive)
  11. Crowdfunding-Kampagne für Flüchtlingsuniversität startet | Politik Digital. Abgerufen am 15. August 2017.
  12. Kiron University – Crowdfunding project. In: startnext.com. Abgerufen am 15. August 2017 (englisch).
  13. Kiron | Open Higher Education for Refugees! Abgerufen am 15. August 2017 (amerikanisches Englisch).
  14. Das Startup Kiron bringt den ersten Geflüchteten an die Uni. In: WIRED Germany. 21. Juni 2017 (wired.de [abgerufen am 15. August 2017]).
  15. a b Short Concept. Kiron NGO, abgerufen am 15. August 2017.
  16. Junge Talente integrieren. In: sueddeutsche.de. 19. Juli 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 15. August 2017]).
  17. a b Rat für Nachhaltige Entwicklung: „Die schaffen das“: Online-Bildungsplattform für Geflüchtete. (nachhaltigkeitsrat.de [abgerufen am 15. August 2017]). „Die schaffen das“: Online-Bildungsplattform für Geflüchtete (Memento vom 22. August 2017 im Internet Archive)
  18. Advisory Board – Kiron. In: Kiron. (kiron.ngo [abgerufen am 15. August 2017]).
  19. Kiron | Open Higher Education for Refugees! Abgerufen am 15. August 2017 (amerikanisches Englisch).
  20. Junge Talente integrieren. In: sueddeutsche.de. 19. Juli 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 15. August 2017]).
  21. Akademische Flüchtlingshilfe. RWTH Aachen, abgerufen am 15. August 2017.
  22. Partner Universities – Kiron. In: Kiron. (kiron.ngo [abgerufen am 15. August 2017]).
  23. SEND: Netzwerk. In: Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland e. V. Abgerufen am 22. Mai 2019.
  24. Schöpflin Stiftung: Förderbereich Flucht & Integration. Abgerufen am 18. Februar 2019.
  25. BMBF fördert soziales Start-up „Kiron“ für Flüchtlinge. In: bmbf.de. BMBF, abgerufen am 15. August 2017.
  26. 15 Millionen Euro für den Nachwuchs. (tagesspiegel.de [abgerufen am 15. August 2017]).
  27. Corporate Relations Brochure. Kiron NGO, abgerufen am 15. August 2017.
  28. Kiron Academic Program – Kiron. In: Kiron. (kiron.ngo [abgerufen am 15. August 2017]).
  29. Student Services – Kiron. In: Kiron. (kiron.ngo [abgerufen am 15. August 2017]).
  30. ARNO-ESCH-Preis – Verband Liberaler Akademiker. In: Verband Liberaler Akademiker. (liberale-akademiker.de [abgerufen am 22. Januar 2018]).