Joachim Jansong

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Joachim Jansong (* 6. April 1941 in Berlin; † 20. März 2022[1]) war ein deutscher Grafiker und Fotografiker.

Jansong besuchte von 1957 bis 1960 die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Seine Lehrer waren u. a. Gottfried Bammes und Otto Griebel. Von 1960 bis 1961 arbeitete er als Fotolaborant bei der Deutschen Werbeagentur (DEWAG) in Berlin. Von 1961 bis 1966 studierte Jansong bei Heinz Föppel, Albert Kapr und Walter Schiller und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Ab 1966 war er dort Aspirant, ab 1969 Oberassistent für Fotografik. Er gründete die Fachklasse für Fotografik und wurde deren Leiter. In dieser Zeit gestaltete er u. a. Umschlagbilder mit stilllebenartigem Charakter für die foto- und filmtechnische Literatur des Leipziger Fotokinoverlags.[2] 1977 erhielt er eine Dozentur im Fach Fotografik. Ab 1978 begann er Fotografie mit druckgraphischen Techniken wie Siebdruck oder Radierung sowie malerischen Mitteln zu verknüpfen. Mit seiner zur Perfektion entwickelten Collage-Technik gestaltete er von 1983 bis 1989 zehn Umschlagbilder (Hefte 3 und 6–14) der Leipziger Blätter und verhalf damit der jungen Zeitschrift zu einem modernen Erscheinungsbild.[3] Von 1992 bis zur Emeritierung 2004 war er Professor und Dekan des Fachbereichs Fotografie und Malerei. Von 1971 bis 1990 war Jansong Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. Er war an den meisten wichtigen Kunstausstellungen in der DDR beteiligt, u. a. 1977/1978, 1982/1983 und 1987/1988 an den zentralen Kunstausstellungen in Dresden.

Jansong lebte und arbeitete in Steinbach bei Freiberg.[4][5]

„Joachim Jansong ist ein versierter Fotograf, der sich zum wichtigsten Vertreter der Collage und Montage in der DDR-Kunst der 1970/80er Jahre entwickelte. Sehr zielführend wusste er die durch die modernen Medien veränderten Sehgewohnheiten zu nutzen… Die entstehenden Werke zeichnen sich durch ein Höchstmaß an handwerklich-technischer Präzision und Perfektion aber auch durch geistige Vielseitigkeit, politische Wachheit und an die Grenze der Provokation gehende Inhaltlichkeit aus. … Verknüpft werden ebenso Historie und aktuelles Zeitgeschehen, Traditionsbezug und Avantgarde zu einer besonders die lokale Leipziger Kunstszene charakterisierenden kritischen Zeitzeugenschaft.“[6]

„Die Medientrennung zwischen Fotografie und Grafik hat ihn immer gestört. Bereits Ende der Sechziger Jahre platzierte er sich konsequent zwischen allen Stühlen und arbeitete an seiner eigenen Komfortzone, in der Möglichkeit des Fotografischen in den grafischen Techniken und das Eindringliche im Außergewöhnlichen auf wunderbare Weise verbunden werden können. 1970 gründete er die Klasse für Fotografik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Außerdem hat die Begeisterung für Literatur, besonders für die von Franz Kafka, seine Sucht nach Bildkonglomeraten befeuert, die er parallel zu den Sprachmetaphern in hohem Verdichtungsgrad entwickelte. So war es eine Revolte aus dem Geist der medialen Grenzüberschreitung sowie der Text- und Bildverknüpfung der Kunst des Radierens und des Siebdruckens, die Joachim Jansong Blatt für Blatt und Buch für Buch in einen organischen Fluss manövrierte, in dem er heute virtuos auf- und abtaucht.“[7]

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Präludium und Fuge (Fotomontage, 1975; 1977/1978 ausgestellt auf der VIII. Kunstausstellung der DDR)[8]
  • Hommage a' Bertulucci (Collage auf Karton; im Bestand des Lindenau-Museums Altenburg/Thüringen)[8]
  • Die Jagd (Tafelbild, Mischtechnik; 1982/1983 ausgestellt auf der IX. Kunstausstellung der DDR)[8]
  • Meine Marke mit PKZ (Radierung/Siebdruck; 1984; 1987/1988 ausgestellt auf der X. Kunstausstellung der DDR)[8]
  • Mappe zu Christa Wolf „Leibhaftig“, 15 Radierungen, 2003/04
  • Gewitter (Mappe mit neun Siebdrucken, 1990; Auflage 50 Ex.)[8]
  • ab 2004 originalgrafische Bücher zu Franz Kafka, Heinrich von Kleist, Heinrich Heine u. a.

Ausstellungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1979 Brandenburg-Kirchmöser, Klubhaus der Eisenbahner (Fotografik)
  • 1979 Grimma, Kleine Galerie im Kunsthaus (Druckgrafik, Plakate, Poster, Montagen, Collagen)
  • 1989 Freiberg, Kleine Galerie im Cotta-Club (Collagen und Druckgrafik)
  • 1981 Erfurt, Galerie erph (Druckgrafik, Collagen, Montagen)
  • 1982/1983 Cottbus, Kunstsammlung Cottbus (Fotomontagen. Collagen, Druckgrafik)
  • 2017 Museum Barberini, Potsdam „Hinter der Maske. Künstler in der DDR

Literatur (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Volker Frank: Zerteilen, komponieren, sichtbar machen: zur Arbeit von Joachim Jansong. In: Bildende Kunst, Berlin, 1982, 292–293
  • Volker Frank, Ulrich Wallenburg „Joachim Jansong Fotomontagen, Collagen, Druckgrafik“, Fotoedition Nr. 4, Kunstsammlung Cottbus, 1982/83
  • Jansong, Joachim. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 400

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Traueranzeige, in: Leipziger Volkszeitung vom 6. April 2022.
  2. Fotografie, VEB Fotokinoverlag, Leipzig, Jahrgang 1973, S. 14
  3. Bernd Weinkauf: Das Gesicht der Leipziger Blätter. Zum Gedenken an Joachim Jansong. In: Leipziger Blätter, Heft 81, Herbst 2022, S. 11–13 (mit Porträt)
  4. http://deroptimiertemensch.de/joachim-jansong/ deroptimiertemensch.de
  5. https://www.grafikliebhaber.de/JansongJoachim-Prag_I/topic/Shop_Detailseite/shop_art_id/92794/tpl/koenitz_detail grafikliebhaber.de
  6. Dr. Dietulf Sander anlässlich der Ausstellung „DER OPTIMIERTE MENSCH. Momente der Industriekultur in der bildenden Kunst“ im Museum der bildenden Künste Leipzig (Dezember 2019)
  7. Christoph Tannert Katalog LEIPZIG FOTOGRAFIE seIt 1839, Museum der bildenden Künste Leipzig, 2011
  8. a b c d e Bildindex der Kunst & Architektur