Hans Bauer (Biologe)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hans Gustav Emil Bauer (* 27. September 1904 in Hamburg; † 5. Januar 1988 ebenda) war ein deutscher Biologe und Genetiker.

Hans Bauer wurde 1931 summa cum laude bei Alfred Kühn in Göttingen promoviert.[1] Bis 1932 hatte er eine unbezahlte Praktikantenstelle am Hamburger Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten.[2] Ab 1933 war er Assistent bei Max Hartmann am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie in Berlin-Dahlem. Im Juli 1933 trat Bauer in die SS ein. Emil Heitz, sozialdemokratisch gesinnt, und seinem Koautor Bauer gelang 1933 der Nachweis, dass die Riesenschleifen in großen Zellkernen Polytänchromosomen darstellen.[3] Bauer gründete die Zeitschrift Chromosoma und fungierte viele Jahre als deren Herausgeber. Das erste Heft erschien 1939.[4] Im Jahr 1940 übernahm er in Nachfolge von Max Hartmann dessen Abteilung in Berlin-Dahlem. Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ernannte Bauer 1942 zum Wissenschaftlichen Mitglied. Wegen des Krieges wurde die Abteilung Bauer 1943 nach Hechingen ausgelagert, von wo sie 1948 nach Wilhelmshaven umsiedelte, in das neue Max-Planck-Institut für Meeresbiologie.[5] Bauer, 1950 zum Professor ernannt, wurde 1955 stellvertretender Direktor und 1961 Direktor des Instituts. Der Senat der Max-Planck-Gesellschaft beschloss 1960, die Abteilung Bauer nach Tübingen zu verlegen, in die Nähe des dortigen Max-Planck-Institutes für Biologie. „Die in der Abteilung durchgeführten Arbeiten beziehen sich ausnahmslos auf Fragen der Chromosomenforschung.“[6] Ab 1961 war Bauer Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates der Max-Planck-Gesellschaft. Die Akademie Leopoldina wählte ihn im Jahr 1964 zum Mitglied. 1961 wurde er mit der Schleiden-Medaille ausgezeichnet.

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Z. Zellf. Zeitschrift für Zellforschung und mikroskopische Anatomie.)

  • Die Feulgensche Nuklealfärbung in ihrer Anwendung auf cytologische Untersuchungen. In: Z. Zellf. 15/1932, S. 225–247.
  • Die Speicheldrüsenchromosomen der Chironomiden. In: Die Naturwissenschaften. 23/1935, S. 475–476.
  • Structure and arrangements of salivary gland chromosomes in Drosophila species. In: Proceedings of the National Academy of Sciences (USA). 22/1936, S. 216–222.
  • Chromosomenstruktur (Hauptreferat). In: Archiv für experimentelle Zellforschung. 22/1938, S. 181–187.
  • Die Chromosomenmutationen. In: Z. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. 76/1939, S. 309–322.
  • Röntgenauslösung von Chromosomenmutationen bei Drosophila melanogaster, II: Die Häufigkeit des primären Bruchereignisses nach Untersuchungen am Ring-X-Chromosom. In: Chromosoma. 2/1942, S. 407–458.
  • Eine neue Mutation, facet-notchoid, bei Drosophila melanogaster und die Deutung des Notch-Effektes. In: Z. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. 81/1943, S. 374–390.
  • Auslösung von Polyploidie durch Kälte bei Drosophila melanogaster. In: Z. Naturforschung. 1/1946, S. 35–38.
  • Genetische Wirkungen von kurzwelligen und Korpuskularstrahlungen. In: Boris Rajewsky Boris, Michael Schön (Hrsg.): Naturforschung und Medizin in Deutschland 1939–1946. Bd. 21: Biophysik. Dieterich, Wiesbaden 1947, S. 66–88.
  • Die Spermatocytenteilungen der Tipuliden, III: Das Bewegungsverhalten der Chromosomen in Translokationsheterozygoten von Tipula oleracea. In: Chromosoma. 12/1961, S. 116–189.
  • Die kinetische Organisation der Lepidopteren-Chromosomen. In: Chromosoma. 22/1967, S. 101–125.
  • Rearrangements between germ-line limited and somatic chromosomes in Smittia parthenogenetica (Chironomidae, Diptera). In: Chromosoma. 32/1970, S. 1–10.
  • Bauer Hans, Demerec M., Kaufmann B. P.: X-ray induced chromosomal alterations in Drosophila melanogaster. In: Genetics. 23/1938, S. 610–630.
  • Bauer Hans und Lerche Witta: Die Auslösung von zygotisch-letalen Mutationen bei Phryne fenestralis durch Röntgenbestrahlung der Spermien. In: Chromosoma. 2/1943, S. 482–492.
  • Bauer Hans und Beermann Wolfgang: Chromosomale Soma-Keimbahn-Differenzierung bei Chironomiden. In: Die Naturwissenschaften. 39/1952, S. 22–23.
  • Bauer Hans und Beermann Wolfgang: Die Polytänie der Riesenchromosomen. In: Chromosoma. 4/1952, S. 630–648.
  • Ullerich Fritz-Helmut, Bauer Hans, Dietz Roland: Geschlechtsbestimmung bei Tipuliden (Nematotocera, Diptera). In: Chromosoma. 15/1964, S. 591–605.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hans Bauer: Die Chromosomen von Tipula paludosa MEIG. in Eibildung und Spermatogenese. Dissertation Universität Göttingen, 1931. In: Zeitschrift für Zellforschung. 14/1932, S. 138–193.
  2. Hans Bauer: Anmeldung eines Hörers bezw. Praktikanten. Hamburg, 12. Mai 1930.
  3. Emil Heitz, Hans Bauer: Beweise für die Chromosomennatur der Kernschleifen in den Knäuelkernen von Bibio hortulanus L. In: Z. Zellf. 17/1933, S. 67–82.
  4. Hans Bauer: Röntgenauslösung von Chromosomenmutationen bei Drosophila melanogaster, I: Bruchhäufigkeit, -verteilung und -rekombination nach Speicheldrüsenuntersuchung. In: Chromosoma. 1/1939, S. 343–390.
  5. Max-Planck-Gesellschaft: Berichte und Mitteilungen. 3/1983, S. 15.
  6. Hans Bauer: Max-Planck-Institut für Meeresbiologie in Wilhelmshaven. In: Jahrbuch der Max-Planck-Gesellschaft. 1961, Teil II, S. 583 f, u. 587–590.