Friedrichsthal (Bayreuth)
Friedrichsthal Kreisfreie Stadt Bayreuth
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Koordinaten: | 49° 57′ N, 11° 37′ O |
Höhe: | 354 m ü. NHN |
Postleitzahl: | 95448 |
Vorwahl: | 0921 |
Warmensteinacher Straße in Friedrichsthal
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Friedrichsthal ist ein Stadtviertel der kreisfreien Stadt Bayreuth in Oberfranken.[1] Friedrichsthal ist nicht eindeutig vom ehemaligen Lainecker Gemeindeteil Oberend zu trennen. Dort beginnt die Straße Friedrichsthal, an der sich auch die beliebte gleichnamige Ausflugsgaststätte befand. Die Bahnstation Friedrichsthal liegt ebenfalls in Laineck-Oberend.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ortschaft befindet sich, teilweise in Hanglage an der Kalten Leite, am Ausgang des Tals der (Warmen) Steinach zwischen dem Oschenberg und dem Rodersberg. Im Osten liegen im Tal die zu Weidenberg gehörenden Dörfer Höflas und Döhlau, nach Westen hin grenzt Friedrichsthal an den Bayreuther Stadtteil Laineck. Durch den Ort verlief am Hang der Kanal Döhlauer Graben, der zur Zeit des Markgrafen Georg Wilhelm den Brandenburger Weiher speiste. Er ist von Döhlau aus bis zu einem kleinen Kraftwerk in Höhe der ehemaligen Flachsspinnerei erhalten.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1757 wurde an der Steinach ein Hammerwerk für eine Messingdrahtfabrik errichtet. Neun Jahre danach wurde es als „Poudre-Mühle“ zur Fabrikation von Puder für die Perücken am Bayreuther Hof umgerüstet; obwohl nur wenige Jahrzehnte lang dort Puder hergestellt wurde, hat sich der Name Pudermühle gehalten. Heute wird die ehemalige Mühle als Wohnhaus genutzt.
1791 erwarb der Bayreuther Gastwirt Johann Friedrich Schnaufer vom damaligen Mühlenbesitzer Seckel einige Grundstücke und ein Gebäude, das er abreißen und am Fuß der Kalten Leite als Gaststätte wieder aufbauen ließ. Vermutlich ist der Ortsname, der erst zwei Jahrzehnte später erstmals in den Kirchenbüchern von Sankt Johannis auftauchte, auf seinen zweiten Vornamen zurückzuführen.[3] Möglicherweise geht er aber auch auf den Markgrafen Friedrich III. zurück, der dort zur Jagd ging.[4]
Von 1797 bis 1810 unterstand Friedrichsthal dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Mit dem Gemeindeedikt wurde Friedrichsthal dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt St. Johannis und der Ruralgemeinde Laineck zugewiesen.[5]
1846 wurde in Friedrichsthal die erste bayerische Flachsspinnerei errichtet. Dorthin pendelten Arbeiter aus den umliegenden Orten, z. B. Leineweber aus dem nahegelegenen Sankt Johannis. Die Maschinen wurden mittels Transmissionsriemen mit Wasserkraft aus dem Döhlauer Graben betrieben. Im Frühjahr 1928 wurde der Betrieb stillgelegt und 1929 an die Mechanische Baumwoll-Spinnerei Bayreuth verkauft, die in den Gebäuden eine Baumwollweberei einrichtete. Dieser Betrieb bestand bis 1981. Am 14. April 1988 wurde die nur noch als Lager genutzte Fabrik bei einem Großbrand weitgehend zerstört, das Verwaltungsgebäude blieb aber erhalten.
Beim Bau der Bahn nach Warmensteinach erhielt Friedrichsthal eine Bahnstation, die nach wie vor in Betrieb ist, sowie ein Ladegleis. Die Gaststätte Friedrichsthal, die bis dahin mehrfach Eigentümer und Pächter gewechselt hatte, erlebte durch die Bahn einen starken Aufschwung. An Sonntagen kamen Bayreuther Bürger mit dem Zug, der vom Hauptbahnhof aus Friedrichsthal in 17 Minuten erreichte, in den Biergarten.[Anm. 1] Im Juni 1898 ist, anlässlich der dortigen Fahnenweihe des Gesangvereins Concordia Laineck, sogar der Einsatz von Sonderzügen belegt.[3]
1911 wurde die Schützengilde ins Leben gerufen, 1925 erhielt sie eine Schießanlage auf dem Gelände des Gastwirts. In den 1950er Jahren wurde die Gastwirtschaft zur Pension erweitert, auch prominente Mitarbeiter der Bayreuther Festspiele wie Wilhelm Furtwängler und René Kollo waren zu Gast. Der Opernregisseur Patrice Chéreau feierte dort 1980 den Abschluss seiner Aufführungen des Ring des Nibelungen.[6] 2005 wurde die traditionsreiche Ausflugsgaststätte aufgegeben und anschließend abgerissen. An der Stelle wurde ein Wohngebäude in Terrassenform errichtet.
Zusammen mit Laineck wurde Friedrichsthal am 1. Juli 1972 nach Bayreuth eingemeindet.[7]
Pudermühle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1757 erwarb der Geheime Rat Graf Nicolaus von Löwenhaupt aus Erlangen in Lainecks Oberer Au vier Tagwerk Wiesen. Dort errichtete er eine – auch als Messinghammer oder Drahtmühle bezeichnete – Messingfabrik, in der Draht für die Aufhängung von Glasteilen an Kronleuchtern hergestellt wurden. 1765 stellte er die Produktion um und fertigte in der „Poudre-Fabrique“ fortan Puder für Perücken. 1771 kaufte der Nürnberger Kaufmann Johann Martin Ebermeyer die Mühle und errichtete 1774 daneben eine heute noch existierende Scheune. Nach seinem Tod im Jahr 1782 verpachteten dessen Erben die zum Anwesen gehörenden Grundstücke an verschiedene Lainecker.[8]
Nächste Eigentümer des Anwesens waren von 1788 bis 1791 die Hofagenten Isaac David Seckel und Löw Wolf Seckel. Gegen den Widerstand der anliegenden Mehlmüller wandelten sie die Mühle in eine Getreidemühle um. Der folgende Müller Johann Adam Fischer erhielt 1798 die Erlaubnis zum Betrieb einer Grobschleiferei und Poliererei für die Geschirre von Schmieden und Schlossern, im Jahr darauf dann zudem für eine Schneidmühle. Die Nachkommen Fischers betrieben die Mühle bis zum Jahr 1909.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Mühle mit einer neuen Wasserkraftanlage ausgestattet und 1927 eine moderne Turbine zur Stromerzeugung installiert. 1972 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt.[8]
Baudenkmäler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrichsthal 6, 8: Ehemalige Spinnerei und Weberei Bayreuth
- Warmensteinacher Straße 128: Sandstein-Pfeilerportal
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1822 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | * | 7 | 3 | 8 | 3 | 25 | 74 | 61 | 34 | * |
Häuser[9] | * | 1 | 1 | 3 | 9 | 9 | * | |||
Quelle | [5] | [10] | [11] | [12] | [13] | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] |
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Friedrichsthal ist evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Johannis (Bayreuth) gepfarrt.[16]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hauptachse ist die Warmensteinacher Straße, die nach dem Bau der Umgehungsstraße ihre Funktion als Ausfallstraße ins Fichtelgebirge verloren hat. Der Bahnhaltepunkt Friedrichsthal wird im Stundentakt von den Zügen der Bahnstrecke Bayreuth–Weidenberg bedient. Die Stadtbusse der VGN-Linie 301 verkehren im angenäherten 20-Minuten-Takt mit Lücken von bis zu 38 Minuten.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Herbert Popp: Bayreuth - neu entdeckt. Ellwanger, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-60-9.
- Richard Winkler: Bayreuth – Stadt und Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 30). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1999, ISBN 3-7696-9696-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrichsthal in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 12. Dezember 2022.
- Friedrichsthal in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 12. Dezember 2022.
- Friedrichsthal im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 12. Dezember 2022.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ In den Bayreuther Fiakertarif war die Gaststätte wegen fehlender Stallungen nicht aufgenommen
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stadt Bayreuth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 18. Oktober 2023.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 18. Oktober 2023.
- ↑ a b Gisela Peplau in: Heimatkurier 3/2005 des Nordbayerischen Kuriers, S. 17.
- ↑ Bernd Mayer: Bayreuths Freizeitgesellschaft vor 100 Jahren in: Heimatkurier 5/1996 des Nordbayerischen Kuriers, S. 6 ff.
- ↑ a b R. Winkler: Bayreuth, S. 474.
- ↑ Gisela Peplau in: Heimatkurier 3/2005 des Nordbayerischen Kuriers, S. 18.
- ↑ Nordbayerischer Kurier vom 29. Juni 2012, S. 17.
- ↑ a b Gisela Peplau: 250 Jahre Pudermühle im Steinachtal in: Heimatkurier 4/2007 des Nordbayerischen Kuriers, S. 10.
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 845, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1016, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 962 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1007 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1029 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 891 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 656 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 145 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 287 (Digitalisat).