Friedrich Kracht
Friedrich Kracht (* 9. Juli 1925 in Bochum; † 17. November 2007 in Dresden) war ein deutscher Maler und Grafiker und ein bedeutender Vertreter der Konkreten Kunst.
Ausbildung und Studium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1940 bis 1943 absolvierte Kracht eine Bauzeichnerlehre. 1947 bis 1949 studierte er an der „Schule für Bildende und Angewandte Kunst Dortmund“ von Hans Tombrock. Als dieser 1949 an die Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar ging, folgte ihm Kracht und studierte von 1950 bis 1951 dort weiter. Als der Bereich Bildende Kunst in Weimar geschlossen wurde, ging er 1951 nach Dresden und beendete dort 1953 sein Studium bei Heinz Lohmar an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Baugebundene Arbeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1953 lebte Kracht als freischaffender Künstler in Dresden. Er wurde Mitglied im Verband Bildender Künstler und arbeitete im Bereich der Malerei und Grafik. Immer häufiger übernahm er auch baugebundene Arbeiten. 1954 bis 1960 unternahm er Studienreisen auf den Balkan, nach Italien, Frankreich, Spanien und Afrika. Es entstanden zahlreiche Reiseskizzen, vorwiegend mit Quellstift. Bei seiner Rückkehr wurde er wegen vermeintlich versuchter Republikflucht aus der SED ausgeschlossen.[1] 1960 trat er in die Produktionsgenossenschaft Bildende Künstler „Kunst am Bau“ ein, die seit 1958 im Atelierhaus des Bildhauers Edmund Moeller arbeitete. Es entstanden Wandbilder und Strukturwände wie am Robotron-Gelände Pirnaischer Platz oder dem Hotel Newa in der Prager Straße. Gemeinsam mit Karl-Heinz Adler entwickelte er patentierte Verfahren zur Oberflächenbeschichtung von Beton.
Mitte der 1960er Jahre entwickelte Kracht in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bauakademie einen Typenkatalog für Kinderspielplatzgeräte, die prägend für die Spielplätze in der DDR wurden. Seit 1965 arbeitete er zusammen mit Karl-Heinz Adler an der Entwicklung serieller Systeme für Strukturwände, Spielplatzgeräte, Pflanzschalen- und Brunnensysteme sowie Stadtmöblierungen. Für das serielle Betonformsteinsystem entstand 1973 ein Katalog[2]. In der Folge kamen die Betonwände im gesamten Gebiet der DDR zum Einsatz. Eine wesentliche Arbeit war die Strukturwand am Tierpark Berlin. Zusammen mit Karl-Heinz Adler entwarf er 1984/85 Treppenhausverkleidungen aus Betonformsteinen sowie die Natursteinwandverkleidung für die Neubauten der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei und der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Leipzig.[3] 1979 entwarf Kracht die beiden Brunnen am Neustädter Markt in Dresden.
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Formsteinwand am Tierpark Berlin
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Brunnen am Neustädter Markt Dresden
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Wand an der Buchhandlung in der Rugestraße in Dresden
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Brunnen auf dem Neustädter Markt
Konkrete Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach seinem Studium schlug Kracht in seinen freien Arbeiten einen anderen Weg ein, als die Tombrocksche Schule vermittelt hatte. Inspiriert von den Ideen des Bauhauses entwickelte er eine der konkreten Kunst nahestehende Formensprache. Ab 1984 beteiligte sich Kracht an Ausstellungen zur konkreten Kunst (1984 Neue Dresdner Galerie, „Form, Farbe und Geometrie – Hermann Glöckner zum Geburtstag“; 1985 in der Clubgalerie August Bebel, Dresden; 1987 Galerie Thomaskirchhof, Leipzig; 1988 in Budapest „DDR – Konkret“). Seit 1988 war er an den Internationalen Symposien zur konkreten Kunst in Polen beteiligt.
„Gerade die scheinbare Klarheit der Struktur, der offensichtlich rational nachvollziehbare Bildaufbau suggeriert dem Betrachter eine Eindeutigkeit, eine Sicherheit über den dekorativen Charakter dieser Serien hinaus, die auch an Gestaltungsformen am Bau erinnern, dem sich der Künstler ja verpflichtet wusste. So sehr der strenge Bildaufbau, die Klarheit der Linien und Flächen, die mathematische Logik der Einzelheiten und die Leuchtkraft der bewusst gewählten Farben in den Bildern Friedrich Krachts eben den konstruktivistischen Kunststil betonen, wird bei längerem Hinsehen der analytische Blick, der der Konstruktion folgt, bei einer ganzen Reihe von Bildern irritiert, wird gegen den Versuch einer rationalen Durchdringung des Bildes eine paradoxe Seherfahrung gemacht.“
Ausstellungen (unvollständig)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelausstellungen seit 1993
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1993 Galerie am Blauen Wunder, Dresden
- 1995 Kulturetage Dresden-Prohlis
- 2000 Stadtarchiv Dresden, Produzentengalerie Kunen, Dülmen
- 2001 Kulturverein Zeche Lothringen, Bochum
- 2001 Galerie am Damm, Dresden
- 2005 Galerie Goller, Selb; Galerie Konkret, Dresden
- 2007 Hofmann und Partner, Meißen
- Postum
- 2008 Universitätssammlungen Kunst + Technik Dresden
- 2008 Forum Konkrete Kunst Erfurt – Peterskirche
- 2010 Galerie am Blauen Wunder Dresden; Kulturrathaus Dresden
- 2019 Friedrich Kracht und Nina Hank-Weise. Galerie EK der Fakultät Architektur, TU Dresden
Ausstellungsbeteiligungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1953, 1977/1978 und 1982/1983 Deutsche Kunstausstellung bzw. Kunstausstellung der DDR
- 1979 und 1985: Dresden, Bezirkskunstausstellung
- 2020 Contemporary Contemplations #6, 2020.09.05-2020.10.31, Dresden, Galerie Ursula Walter, Dresden
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl-Heinz Adler, Friedrich Kracht: Serielles Betonformsteinsystem, 1973.
- Friedrich Kracht, Formfindungen, Katalog der Ausstellung, Galerie am Blauen Wunder, 2. April bis 8. Mai 1993.
- Konkret – Paradox; Friedrich Kracht; Katalog der Ausstellung 6. Juni – 22. September 2000 im Stadtarchiv Dresden.
- Friedrich Kracht, Retrospektive: 14.01.–10.02.2001, In: Kulturmagazin Lothringen. Kulturrat e.V., Bochum 2001.
- Ingrid Roßki: Bilder in der Sprache der Geometrie: der Dresdner Künstler Friedrich Kracht feiert am Sonntag seinen 75. Geb. In: Sächsische Zeitung/Dresden, 2000. S. 9.
- Kracht, Friedrich. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 475
- Antje Kirsch, Sylvia Lemke: Produktionsgenossenschaft Kunst am Bau Dresden 1958–1990, Katalog zur Ausstellung 2011.
- Jochen Stankowski et al.: Durch die Augen in den Sinn. Die Verlagsgesellschaft, Dresden, 2010.
- Antje Kirsch: Dresden – Kunst im Stadtraum. Architekturbezogene Kunst 1945–1989. Saxophon, Dresden 2015.
- Antje Kirsch / Jochen Stankowski (Hrsg.): Friedrich Kracht. Grafik, Malerei, Plastik, Baubezogene Kunst. Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2022, ISBN 978-3-86732-421-2.
- Teresa Ende: Aufklärungsarbeit auf dem Feld der Abstraktion: Das Werkverzeichnis des Dresdner Künstlers Friedrich Kracht ist ein Grund zum Feiern In: Dresdner Neueste Nachrichten, 2024, S. 9.
- Kirsch, Antje: Beton-Formstein-System, in Bußmann, Frédéric und Kopka, Diana (Hrsg.): Matrix Moderne | Ostmoderne: Bauen, baubezogene Kunst und Formgestaltung in Ostdeutschland und dem Europa der Nachkriegszeit, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2023 (Aurora: Chemnitzer Schriften zu Kunst und Kultur, Band 3), S. 198–209. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1170.c16409
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- http://www.freie-akademie-dresden.de
- http://www.kunst-am-Bau-DDR.de
- http://www.konkret-galerie.de/Konkret-Galerie-Kracht-Friedrich.html
- http://www.deutschefotothek.de/gallery/freitext/Friedrich+Kracht
- Werke von Friedrich Kracht in der Werkdatenbank Bildende Kunst Sachsen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Antje Kirsch / Jochen Stankowski (Hrsg.): Friedrich Kracht. Grafik, Malerei, Plastik, Baubezogene Kunst. Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2022, ISBN 978-3-86732-421-2.
- ↑ Karl-Heinz Adler, Friedrich Kracht: Serielles Betonformsteinsystem, 1973.
- ↑ Buchtipp: Stasi-Vergangenheit in Leipzig. Baunetz, 3. Mai 2023.
Personendaten | |
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NAME | Kracht, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Grafiker |
GEBURTSDATUM | 9. Juli 1925 |
GEBURTSORT | Bochum |
STERBEDATUM | 17. November 2007 |
STERBEORT | Dresden |