Deutsch-finnische Beziehungen

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deutsch-finnische Beziehungen
Lage von Deutschland und Finnland
Deutschland Finnland
Deutschland Finnland

Deutschland und Finnland unterhalten seit dem 4. Januar 1918 bilaterale Beziehungen. Beide Staaten sind Mitglieder der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), d. h. des KSZE-Nachfolgers, des Europarates, des Ostseerates, der Europäischen Union und der Eurozone.

Deutschland unterhält eine Botschaft in Helsinki. Honorarkonsuln sind in Joensuu, Jyväskylä, Lappeenranta, Mariehamn, Oulu, Rauma, Tampere, Turku und Vaasa tätig.[1] Finnland verfügt über eine Botschaft in Berlin und ein Generalkonsulat in Hamburg. Honorarkonsuln residieren in Bremen, Dresden, Frankfurt am Main, Hannover, Kiel, Lübeck, München, Rostock und Stuttgart.[2]

Die Deutsch-Finnische Gesellschaft ist heute eine der größten deutsch-ausländischen Freundschaftsgesellschaften in Deutschland.[3]

Frühe Beziehungen zwischen Deutschen und Finnen gehen auf das weitverzweigte Handelsnetz der Hanse zurück, deren Einflussgebiet im Mittelalter bis in den Finnischen Meerbusen reichte. Weiterhin wurde die von Martin Luther ausgehende Reformation (ab 1517) beginnend mit den 1520er Jahren auch im damals zu Schweden gehörenden Finnland eingeführt, was naturgemäß zu einem regen Austausch mit den protestantischen deutschen Staaten führte. Finnland gehörte ab 1809 zum Russischen Reich, das im Ersten Weltkrieg Gegner des Deutschen Reiches war. Finnische Soldaten nahmen an den Kriegshandlungen allerdings nicht teil, soweit sie nicht freiwillig der russischen Armee beigetreten waren. Auf der anderen Seite nahm die finnische Jägerbewegung in der Hoffnung auf eine Kriegsniederlage Russlands mit Deutschland Kontakt auf und entsandte schließlich 1915 rund 2000 Freiwillige zur militärischen Ausbildung in die deutsche Armee. Das so gebildete Jägerbataillon wurde teilweise auch an der Front eingesetzt und sammelte so soldatische Erfahrung, die in Finnland sonst kaum anzutreffen war.

Deutsche Soldaten 1918 in Helsinki

Im Finnischen Bürgerkrieg des Jahres 1918 stellten die aus Deutschland zurückkehrenden Finnischen Jäger eine wertvolle Verstärkung für die „weißen“ bürgerlichen Truppen dar. Auch das Eingreifen eines deutschen Interventionsverbandes, der Ostsee-Division auf ihrer Seite trug zu einem Sieg der Bürgerlichen über die finnischen „Roten Garden“ mit bei.

Heinrich Himmler in Finnland

Finnland wurde 1939 im Winterkrieg von der Sowjetunion angegriffen. Diese konnte zwar ihr ursprüngliches Kriegsziel – die Besetzung des gesamten finnischen Staatsgebiets – auf Grund massiven finnischen Widerstandes nicht erreichen, der Krieg endete aber 1940 mit schmerzhaften Gebietsabtretungen an die Sowjets. Nach dem Überfall des Deutschen Reiches auf die Sowjetunion 1941 beteiligte sich Finnland an deutscher Seite im sogenannten „Fortsetzungskrieg“ am Russlandfeldzug mit dem Kriegsziel der Wiedergewinnung der gerade verlorenen Gebiete (eine Beteiligung am Angriff auf Leningrad fand nicht statt; ein offizielles Bündnis existierte nie). Als die deutsche Kriegsniederlage 1944 absehbar wurde, schloss Finnland mit der Sowjetunion den Waffenstillstand von Moskau, der das Land neben Gebietsabtretungen u. a. dazu verpflichtete, die in Lappland stationierten Einheiten der deutschen Wehrmacht zu bekämpfen. Dies führte unweigerlich zum Ausbruch des Lapplandkrieges, der bis zum Frühjahr 1945 andauerte und mit der Vertreibung der deutschen Truppen vom finnischen Territorium endete. Am Ende des Zweiten Weltkriegs und in der Zeit des Kalten Krieges konnte Finnland seine Unabhängigkeit gegenüber der Sowjetunion sowie seine demokratische Verfassung und marktwirtschaftliche Wirtschaftsstruktur bewahren, musste aber große Rücksichten auf den mächtigen Nachbarn im Osten nehmen und eine strikte Neutralitätspolitik verfolgen. Ein in Deutschland geprägtes politisches Schlagwort aus dem Kalten Krieg ist „Finnlandisierung“. Es beschreibt die Bemühung eines (vergleichsweise kleineren) Landes um (allzu) freundschaftliche Beziehungen zur Sowjetunion.

Empfang finnischer Staatsbeamter durch das deutsche Innenministerium, 1961

Offizielle diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland und zur Deutschen Demokratischen Republik wurden erst 1973 im Vorfeld der Aufnahme der beiden deutschen Staaten in die Vereinten Nationen wieder aufgenommen.[4] Dieser UNO-Beitritt war ein Resultat der neuen deutschen Ostpolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt. Ebenfalls hilfreich war diese neue Ostpolitik im Rahmen der Vorbereitungen zur blockübergreifenden Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die auf Einladung der finnischen Regierung 1973–1975 in Helsinki stattfand und in der Folge zum Zusammenbruch des Ostblocks (1989) mit beitrug. In der Folge dieser weltpolitisch bedeutsamen Umwälzungen, die in der Auflösung der Sowjetunion Ende 1991 gipfelte, konnte die finnische Politik beginnen, eine unabhängigere Außenpolitik zu führen und wichtigen europäischen Zusammenschlüssen beizutreten, denen auch Deutschland angehört. Heute sind die Beziehungen zwischen den beiden EU-Mitgliedern eng und intensiv.

Deutsche Institutionen in Finnland

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Die Deutsche Botschaft Helsinki führt eine Liste (Stand 2017) über die folgenden deutschen Institutionen im Land.[5]

Commons: Deutsch-finnische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Deutsche Botschaft Helsinki (deutsch und finnisch). Archiviert vom Original am 10. Februar 2015; abgerufen am 12. November 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.helsinki.diplo.de
  2. Botschaft von Finnland – Berlin (Deutsch, Schwedisch und Finnisch). Abgerufen am 12. November 2011.
  3. Willkommen! Tervetuloa! Välkommen! Deutsch-Finnische Gesellschaft e. V., abgerufen am 12. November 2011.
  4. Beziehungen zu Deutschland. Auswärtiges Amt, abgerufen am 12. November 2011.
  5. Deutsche Institutionen in Finnland. Deutsche Botschaft Helsinki, 22. November 2017, archiviert vom Original am 28. September 2020; abgerufen am 22. Dezember 2020.