Compagnie des phosphates et des chemins de fer de Gafsa

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Compagnie des phosphates et des chemins de fer de Gafsa

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1897
Auflösung 1976
Auflösungsgrund Verstaatlichung und Integration in die Compagnie des phosphates de Gafsa
Sitz Paris, Frankreich Frankreich
Mitarbeiterzahl 7010
Branche Bergbau, Transport
Stand: Januar 1956

Die Gesellschaft Compagnie des phosphates et des chemins de fer de Gafsa, abgekürzt CFG, deutsch in etwa Phosphat- und Eisenbahn-Gesellschaft von Gafsa,[1] war ein 1897 gegründetes französisches Unternehmen für den Bau und Betrieb von Phosphat-Bergwerken in der Region Métlaoui im Süden von Tunesien sowie deren Erschließung mit einer 250 km langen Eisenbahnstrecke an den Hafen von Sfax.

Aktie der CFG aus dem Jahre 1920

Zwischen 1885 und 1886 wurden vom französischen Geologen Philippe Thomas reiche Phosphatvorkommen im Südwesten des französischen Protektorats Tunesien entdeckt. Für deren Abbau interessierte sich eine Investorengesellschaft, die von Maurice de Robert vertreten wurde. Sie unterzeichnete am 15. August 1896 einen Vertrag mit Georges Pavillier, Direktor für öffentliche Arbeiten in Tunesien. Das Abkommen gab der Gesellschaft für 60 Jahre das exklusive Recht für den Abbau von Phosphat auf staatlichem Gebiet. Dafür hatte die Gesellschaft eine Eisenbahn von Sfax nach Gafsa und weiter bis zum Wadi Selja oder jedem anderen Punkt im Phosphatabbaugebiet zwischen Gafsa und dem Wadi Selja zu bauen. Der Gesellschaft wurden außerdem 30.000 Hektar staatliches Kulturland im Verwaltungsgebiet von Sfax kostenfrei zugesprochen.

Am 22. Mai 1897 wurde mit einem tunesischen Verwaltungsbeschluss die Gründung der CFG bewilligt, welche die Rechte von Maurice de Robert übernahm. Geldgeber waren die beiden Schweizer Privatbanken Mirabaud und Hottinger, die in Algerien tätige Eisenerz-Bergbaugesellschaft Société Mokta El Hadid und der französische Industrielle Robert de Nervo, der selber als Vizepräsident im Verwaltungsrat saß. Im Hintergrund wurde das Unternehmen von Paulin Talabot unterstützt, der bis 1883 Verwaltungsratspräsident der Mokta El Hadid war und dessen Nichte mit Robert de Nervo verheiratet war.[2]

Die CFG eröffnete 1899 die Bahnstrecke nach Métlaoui, wo die erste Phosphatgrube eingerichtet wurde, weitere folgten 1903 in Redeyef und 1904 in Moularès.[3]

Der Bahnbetrieb wurde nach Ablauf der Konzession von 1897 im Jahr 1967 an die Société nationale des chemins de fer tunisiens (SNCFT) abgegeben, die Bergbaugesellschaft wurde 1976 verstaatlicht und in die Compagnie des phosphates de Gafsa integriert.

Das der Gesellschaft zugesprochene Abbaugebiet umfasste einen Bereich von 50 km Länge und 10 km Breite. Es lag südwestlich von Gafsa und erstreckte sich bis an die Grenze zu Algerien. Es umfasste die Gebirgszüge Zitoun, Zimra, Alima, Seldja, Metlaoui und Stah sowie die nördlich in der Umgebung von Tamerza liegenden Gebirge. Weiter erhielt die Gesellschaft das Vorzugsrecht, zu gleichen Konditionen Phosphatvorkommen abzubauen, die bereits bekannt waren oder noch entdeckt werden sollten, solange sie sich auf tunesischem Gebiet südlich der Breite von Sfax und nördlich der Breite von El Hamma befanden.

Die Phosphatgruben befanden sich in Métlaoui, Redeyef und Moularès. Das Mineral Apatit wurde in den Gruben im Untertagebau gewonnen, mit der Bahn nach Sfax transportiert und dort zu Superphosphat verarbeitet. Im Jahre 1955 wurde mehr als die Hälfte des in Algerien und Tunesien gewonnenen Phosphates von der CFG hergestellt, was ungefähr einem Viertel der nordafrikanischen Produktion entsprach.[4] Der Erlös aus der Phophatgewinnung finanzierte jahrelang den Staatshaushalt von Tunesien.[5]

Im Jahr 1906 wurden 600.000 Tonnen verschifft, im Jahr 1907 bereits 754.565 Tonnen, davon 296.262 Tonnen nach Frankreich, 185.156 Tonnen nach Italien, 136.041 Tonnen nach Großbritannien.[6] In den 1920er Jahren erreichte die Förderung über 3 Millionen Tonnen pro Jahr, ging dann nach einem Einbruch während des Zweiten Weltkriegs auf knapp 2 Millionen Tonnen zurück. Neben einheimischen Grubenarbeitern stammten viele aus den Ländern Algerien, Libyen und Marokko, die in Gourbis, einer typischen Lehmhüttenbauart der Region, wohnten. Im Jahre 1955 arbeiteten 5265 Mitarbeiter im Bergbau, der europäische Anteil betrug nur 8 %.[4]

Gafsabahn
Längenprofil der Stammlinie der Gafsabahn in Tunesien
Längenprofil der Stammlinie der Gafsabahn in Tunesien
Strecke der Compagnie des phosphates et des chemins de fer de Gafsa
Streckennetz der CFG
Streckenlänge:476,3 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 15 
CBG nach SousseTunis
Bahnhof
0 Sfax 2 m
Haltepunkt / Haltestelle
62 Graïba 42 m
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Gabès 7 m
Haltepunkt / Haltestelle Streckenanfang und querAbzweig geradeaus und von rechtsLua-Fehler in Modul:Vorlage:BS/Alt-Text, Zeile 108: attempt to perform arithmetic on local 'split1' (a nil value)
Zebbeus 248 m
Haltepunkt / Haltestelle
123 Meknessi 258 m
Bahnhof
204 Gafsa 273 m
Haltepunkt / Haltestelle
El Aguila 256 m
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Mdhila-Mine 241 m
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Lua-Fehler in Modul:Vorlage:BS/Alt-Text, Zeile 108: attempt to perform arithmetic on local 'split1' (a nil value)StreckeHaltepunkt / Haltestelle Streckenende
Mdhila-Gare 253 m
Haltepunkt / Haltestelle
243 Métlaoui 202 m
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Tozeur 48 m
Selja-Schlucht
Haltepunkt / Haltestelle
270 Tabeddit 404 m
Strecke von linksAbzweig geradeaus und nach rechtsLua-Fehler in Modul:Vorlage:BS/Alt-Text, Zeile 108: attempt to perform arithmetic on local 'split1' (a nil value)
StreckeHaltepunkt / Haltestelle StreckenendeLua-Fehler in Modul:Vorlage:BS/Alt-Text, Zeile 108: attempt to perform arithmetic on local 'split1' (a nil value)
285 Redeyef 555 m
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Moularès
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Henchir-Souatir
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CBG nach KasserineTunis
Brücke in Gabès

Die CFG baute ein Netz von Meterspurstrecken auf. Die Hauptstrecke war die 242,2 km lange Strecke SfaxGraïbaMek­nessiGaf­saMét­laoui, die am 20. November 1899 eröffnet wurde. Sie weist Neigungen bis 15 ‰ auf.[7] Es folgten die Zweigstrecken nach Zebbeus und die Verlängerung durch die Selja-Schlucht nach Redeyef. Im Jahr 1913 wurde mit einer durch die Regierung finanzierten Strecke Tozeur erreicht, während des Ersten Weltkriegs wurde die ebenfalls von der Regierung bezahlte Strecke nach Gabès eröffnet und 1921 kam als vorläufig letzte Strecke die Zweigbahn nach Mdhilla hinzu, die 1970 von der Société nationale des chemins de fer tunisiens (SNCFT) um 13 km nach Sehib verlängert wurde.[8]

Im Jahr 1917 verkehrten pro Tag 16 Züge auf der Hauptstrecke, davon waren zwei gemischte Züge. Das Phosphat wurde in vierachsigen stählernen Selbstentladewagen befördert.[9]

Im Jahre 1955 hatte der Eisenbahnbetrieb 1764 Angestellte.[4]

Das Streckennetz der CFG wurde durch die meterspurige Strecke der Compagnie des chemins de fer Bône-Guelma (CBG) mit Tunis verbunden: einerseits in Henchir-Souatir mit der 1909 eröffneten Strecke über KasserineSousse, andererseits in Sfax mit der 1911 eröffneten direkter nach Sousse führenden Strecke entlang der Küste.

Die direkte Verbindung von Gafsa nach Gabès wurde erst 1983 durch die SNCFT eröffnet.[8]

Tabellarische Aufstellung

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Strecke Länge Eröffnung
SfaxGraïbaMeknessiGafsaMétlaoui 242,2 km 20. November 1899
Meknessi–Zebbeus 10,8 km 1899
Métlaoui–Tabeddit–Redeyef 44,1 km 1907
Métlaoui–Tozeur 54,2 km 1. März 1913
MoularèsHenchir-Souatir 11,9 km 1907
Tabeditt–Moularès 8,8 km 1909
GraïbaGabès 83,1 km 2. Juli 1916
El Aguila–Mdhila 13,7 km 1921
Mdhilla-Gare–Mdhilla-Mines 7,5 km 1921

Alle Fahrzeuge waren mit Seitenpuffern und Westinghouse-Druckluftbremse ausgerüstet.

Dampflokomotiven

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Lokomotive Nr. 25, gebaut von SACM in Belfort
Lokomotive Nr. 82, gebaut von SLM in Winterthur
Lokomotive Nr. 111, gebaut von SLM in Winterthur

Die Dampflokomotiven der CFG stammten hauptsächlich von Corpet-Louvet in Paris (17 Stück) und von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik in Winterthur (44 Stück).

Der Auftrag gelangte in die Schweiz, weil dort bereits die Erfahrung für den Bau leistungsfähiger Schmalspurlokomotiven vorlag. Die zugrunde liegende Konstruktion war die 1'D-Lokomotive der NSB-Baureihe 19a, die für die Beförderung von schweren Erzzügen auf der Ofotbane eingesetzt wurde. Die Auslegung wurde erstmals bei der Aethiopischen Bahn bei einer Schmalspurlokomotive eingesetzt, die bei der Bahn mit den Nummern 21–33 eingestellt waren. Im Vergleich zu den damals bei Schmalspurbahnen für große Zugkräfte üblichen Mallet-Tenderlokomotiven war die Bauart viel einfacher, aber trotzdem leistungsfähiger, weil der Schlepptender einen größeren Kessel ermöglichte. Die Kurvengängigkeit wurde durch seitenverschiebbare Gölsdorf-Achsen erreicht.[10] Die Bauart bewährte sich auch bei den G-4/5-Lokomotiven der Rhätischen Bahn und wurde für die Gafsa-Bahn lediglich mit einer weiteren Kuppelachse zur Achsfolge 1′E ergänzt.[11]

Nummerierung Anzahl Achsfolge Hersteller Ablieferung Fabriknummern
1–3 3 1′C Corpet-Louvet 1898 699–701
4–8 5 1′C Corpet-Louvet 1899 724–728
9–12 4 1′C Corpet-Louvet 1899 734–737
13–17 5 1′C Corpet-Louvet 1900 822–826[12]
18–26 9 1′D SACM 1905
81–90 10 1′E SLM[11] 1908
91–96 6 1′E SLM 1909
97–100 4 1′E SLM 1913
101–106 6 1′E SLM 1914
107–110 4 1′E SLM 1909
111–116 6 1′E SLM 1925
117– 1′E Franco-Belge
151–154 4 D SLM 1913
155–158 4 D SLM 1925

Diesellokomotiven

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Nummerierung Achsfolge Hersteller Ablieferung Fabriknummern Leistung Kraftübertragung
201–217 17 Bo′Bo′ Alsthom, Sulzer[13][14] 1950 610 PS elektrisch
301–314 4 Bo′Bo′ Whitcomb 1949-50 61 067–61 080 elektrisch
351–354 4 B Decauville 1955 hydraulisch
401–404 4 Bo′Bo′ GE 1962 34574–34577 elektrisch
405–408 4 Bo′Bo′ GE 1965 35687–690 elektrisch
501–506 6 Co′Co′ EMD 1964

1965

1966

28354–355

30326–327

31867–868

elektrisch
  • Von der Gafsa-Bahn. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 70, Nr. 17, 1917, S. 202 ff., doi:10.5169/seals-33961.

Einzelnachweise

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  1. Tunis. In: Freiherr von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 380–381 (Zeno.org).
  2. Les entreprises coloniales françaises, Fußnote Seite 3
  3. Phosphate industry in Tunisia: Compagnie des Phosphates de Gafsa (CPG). Invest in Gafsa, abgerufen am 1. Mai 2017.
  4. a b c Roger Brunet: Les phosphates de Gafsa. In: L'information géographique. Band 21, Nr. 4, 1957, S. 159–160, doi:10.3406/ingeo.1957.1732 (persee.fr [abgerufen am 19. April 2017]).
  5. J. Levainville: Ressources minérales de l'Afrique du Nord. Band 33, Nr. 182, 1924, S. 151–166 (html).
  6. Phosphates tunisiens, entreprises-coloniales PDF
  7. Aus Afrika: Tunesien. In: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen. 1895, S. 642 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. a b Les Lignes du Grand-Sud "Chemin de fer de Gafsa" Sfax - Gafsa - Metlaoui - Tozeur & Sfax - Ghraïba - Gabès. Fahrplancenter, abgerufen am 17. April 2017.
  9. Von der Gafsa-Bahn, Schweizerische Bauzeitung
  10. Die neue 4/5 gekuppelte Verbund-Lokomotive der Rhätischen Bahn. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 45, Nr. 1, 1905, S. 2–6, doi:10.5169/seals-25365.
  11. a b Die 5/6-gekuppelte Schmalspurlokomotive der Compagnie des Phosphates et du Chemin de fer de Gafsa. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 52, Nr. 5, 1. August 1908, doi:10.5169/seals-27460.
  12. Corpet & Louvet – Inventaire des livraisons de locomotives. (doc; 333 KB) In: demophile1.free.fr. Archiviert vom Original am 26. Mai 2016; abgerufen am 16. Februar 2024 (französisch).
  13. Vierzig Jahre Sulzer-Diesel-Traktion. In: Gebrüder Sulzer AG (Hrsg.): Schweizerische Bauzeitung. Band 70, Nr. 48, 29. November 1952, S. 685, doi:10.5169/seals-59719.
  14. Sulzer powered locomotives in Tunisia: Sfax - Gafsa Railway. In: Derby Sulzers. Abgerufen am 21. April 2017 (englisch).