Blasenschnecken
Blasenschnecken | ||||||||||
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Blasenschnecke | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Physidae | ||||||||||
Fitzinger, 1833 |
Die Blasenschnecken (Physidae) sind eine Familie der Wasserlungenschnecken (Basommatophora) innerhalb der Ordnung der Lungenschnecken (Pulmonata). Weltweit sind etwa 80 Arten bekannt.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das glänzend-glatte Gehäuse ist bei den Blasenschnecken linksgewunden und endet in einem spitzen Apex. Sie besitzen lange und dünne Fühler, die spitz zulaufen. An der Basis der Fühler sitzen die Augen. Der Fuß ist relativ schmal und ist hinten zugespitzt. Sie können sich mit für Schnecken bemerkenswerter Geschwindigkeit im Wasser fortbewegen. Eine sekundäre Kieme ist nicht vorhanden.
Ähnliche Formen: In afrikanischen Gebieten können die Vertreter der Blasenschnecken äußerlich mit manchen Arten der Gattung Bulinus (aus der Familie der Tellerschnecken) verwechselt werden; tatsächlich sind ehemals etliche Arten als Physa beschrieben worden, die heute zu Bulinus gestellt werden.
Lebensraum und Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blasenschnecken leben in stehendem und langsam fließenden Gewässer. Viele Arten tolerieren auch weniger günstige Wasserverhältnisse wie eutrophierte oder saure Gewässer. Sie ernähren sich von vermodernden Pflanzenresten und Detritus, aber auch Algen (Diatomeen usw.). Die Eier werden in Form weicher länglicher Eimassen abgelegt.
Verbreitung und Artenzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Arten der Familie der Blasenschnecken sind primär holarktisch verbreitet. In Amerika kommen sie allerdings auch in Zentral- und Südamerika vor. Durch anthropogene Verschleppung sind Blasenschnecken-Arten (vor allem Physella acuta) auch in viele andere Regionen der Erde verschleppt worden, so nach Indonesien[1], Neuseeland[2], Australien[3], Indien[4] und Südafrika.[5]
In Mitteleuropa leben derzeit drei Gattungen (Physa, Physella und Aplexa) mit vier Arten, einschließlich der aus Nordamerika eingeschleppten Art Physella heterostropha. Die genaue Gattungs- und Artenzahl kann nicht angegeben werden, da unter anderem die Arttrennung zwischen Physa acuta und der eingeschleppten Physella heterostropha nicht immer eindeutig ist.[6]
Paläontologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fossilfunde, die zur Familie der Blasenschnecken gehören könnten, werden zwar schon aus der frühen Trias (vor gut 200 Millionen Jahren) berichtet[7], doch ist die Zuordnung dieser alten Befunde aufgrund der begrenzt überlieferten Merkmale nicht sehr sicher. Moderne Gattungen sind gesichert ab dem Miozän (speziell Unteres Pannonium vor ca. 10–11 Millionen Jahren) im damaligen Pannon-See des Wiener Beckens zu finden (z. B. Aplexa cf. subhypnorum Gottschick 1920).[8]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Äußere Systematik: Vielfach werden die Blasenschnecken mit den Tellerschnecken in einer Überfamilie (Planorboidea) zusammengefasst. Mit den Tellerschnecken teilen sie sich unter anderem die Eigenschaften, dass sie anatomisch linksgewunden sind und dass sie lange und dünne (fadenförmige) Fühler ausbilden. Auch neuere molekulargenetische Befunde sprechen für die enge Verwandtschaft dieser beiden Familien[9].
Innere Systematik: Die folgende Übersicht folgt derjenigen von Bouchet & Rocroi (2005)[10], der die Familie in zwei Unterfamilien mit jeweils mehreren Tribi untergliedert und damit auch Taylor (2003)[11] folgt. Es gibt inzwischen auch neuere molekulargenetische Untersuchungen.[12]
- Unterfamilie Physinae Fitzinger, 1833
- Tribus Physini Fitzinger, 1833
- Beringophysa Starobogatov & Budnikova, 1976
- Laurentiphysa Taylor, 2003
- Physa Draparnaud, 1801
- Tribus Haitini Taylor, 2003
- Haitia Clench & Aguayo, 1932
- Tribus Physellini Taylor, 2003
- Archiphysa Taylor, 2003
- Chiapaphysa Taylor, 2003
- Petrophysa Pilsbry, 1926
- Physella Haldeman 1842
- Physella acuta – Spitze Blasenschnecke (Draparnaud, 1805)
- Ultraphysella Taylor, 2003
- Utahphysa Taylor, 2003
- Tribus Physini Fitzinger, 1833
- Unterfamilie Aplexinae Starobogatov, 1967
- Tribus Aplexini Starobogatov, 1967
- Amuraplexa Starobotatov, Prozorova & Zatravkin, 1989
- Aplexa Fleming, 1820
- Aplexa hypnorum – Moosblasenschnecke
- Paraplexa Starobogatov, 1989
- Sibirenauta Starobogatov & Streletzkaja, 1967
- Tribus Amecanautini Taylor, 2003
- Amecanauta Taylor, 2003
- Mayabina Taylor, 2003
- Mexinauta Taylor, 2003
- Tropinauta Taylor, 2003
- Tribus Austrinautini Taylor, 2003
- Austrinauta Taylor, 2003
- Caribnauta Taylor, 2003
- Tribus Stenophysini Taylor, 2003
- Afrophysa Starobogatov, 1967
- Stenophysa Martens, 1898
- Tribus Aplexini Starobogatov, 1967
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Henk K. Mienis: New world physids don't know borders: exotic Physidae in Indonesia. Ellipsaria, 7(2): 8-9, Chattanooga 2005
- ↑ Neisha J. Cope und Michael Winterbourn: Competitive interactions between two successful molluscan invaders of freshwaters: an experimental study. Aquatic Ecology, 38(1): 83-91, Dordrecht 2004 ISSN 1386-2588
- ↑ Ben J. Kefford, Alexander Dalton, Carolyn G. Palmer und Dayanthi Nugegoda: The salinity tolerance of eggs and hatchlings of selected aquatic macroinvertebrates in south-east Australia and South Africa. Hydrobiologia, 517: 179-192, Dordrecht 2004 ISSN 0018-8158
- ↑ R. K. Sinha, H. Nesemann und G. Sharma: New records of Physa (Gastropoda: Physidae) from Indian subcontinent. Club Conchylia Informationen 34(4-6): 3-11, Ludwigsburg 2003 ISSN 0931-797X
- ↑ C. C. Appleton: Alien and invasive fresh water Gastropoda in South Africa. African Journal of Aquatic Science, 28(1): 69-81, Grahamstown 2003 ISSN 1608-5914
- ↑ Peter Glöer, Claus Meier-Brook: Süsswassermollusken. 12. erw. Aufl., DJN, Hamburg ISBN 3-923376-02-2 (1998).
- ↑ M.J. Benton (Hrsg.): The Fossil Record 2. Chapman & Hall, London 1993.
- ↑ M. Harzhauser, H. Binder: Synopsis of the Late Miocene mollusc fauna of the classical sections Richardhof and Eichkogel in the Vienna Basin. Arch. Molluskenkunde 133: 1-57 (2004).
- ↑ A. Klussmann-Kolb, A. Dinapoli, K. Kuhn, B. Streit, C. Albrecht: From sea to land and beyond – New insights into the evolution of euthyneuran Gastropoda (Mollusca). BMC Evolutionary Biology 2008, 8:57. doi:10.1186/1471-2148-8-57. (2008)
- ↑ Philippe Bouchet & Jean-Pierre Rocroi: Part 2. Working classification of the Gastropoda. Malacologia, 47: 239-283, Ann Arbor 2005 ISSN 0076-2997
- ↑ Dwight W. Taylor: Introduction to Physidae (Gastropoda: Hygrophila); biogeography, classification, morphology. Revista de biología tropical, 51: 1-287, San José 2003 ISSN 0034-7744
- ↑ Amy R. Wethington, Charles Lydeard: A molecular phylogeny of Physidae (Gastropoda: Basommatophora) based on mitochondrial DNA sequences. Journal Molluscan Studies: doi:10.1093/mollus/eym021 (2007)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Glöer: Die Tierwelt Deutschlands. Mollusca I Süßwassergastropoden Nord- und Mitteleuropas Bestimmungsschlüssel, Lebensweise, Verbreitung. 2. neubearb. Aufl., 327 S., ConchBooks, Hackenheim 2002, ISBN 3-925919-60-0