„Madhva“ – Versionsunterschied

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'''Madhva''' ([[Sanskrit]]: {{lang|sa|मध्व}} {{IAST|Madhva}} [{{IPA|ˈmʌd̪ʱʋʌ}}]) oder '''Madhvacharya''' ({{lang|sa|मध्वाचार्य|}} {{IAST|Madhvācārya}} [{{IPA|mʌd̪ʱʋɑːˈtʃɑːrjʌ}}]; * um 1238; † um 1317) war ein [[Indische Philosophie|indischer Philosoph]] und Begründer der Dvaita-Schule des [[Vedanta]].
[[Datei:Shri Madhvacharya.jpg|mini|Moderne Darstellung Madhvas]]
'''Madhva''' ([[Sanskrit]]: {{lang|sa|मध्व}} {{IAST|Madhva}} [{{IPA|ˈmʌd̪ʱʋʌ}}]) oder '''Madhvacharya''' ({{lang|sa|मध्व}} {{IAST|Madhvācārya}} [{{IPA|mʌd̪ʱʋɑːˈtʃɑːrjʌ}}]; * um 1238; † um 1317) war ein [[Indische Philosophie|indischer Philosoph]] und Begründer der Dvaita-Schule des [[Vedanta]].


== Leben ==
== Leben ==
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== Lehre ==
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Laut Madhvas Lehre gebe es einen ewigen und allmächtigen Gott, welchen er mit [[Vishnu]] identifiziert.<ref name="glasenapp-1-2"></ref> Madhva zufolge werde der Gottesbegriff in den [[Veden]] nur auf Vishnu angewandt und Schriften, welche dem widersprechen, seien unautoritativ.<ref name="glasenapp-28-29">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 28–29.</ref> Mit solchen menschlichen Begriffen könne Gottes Wesen allerdings nie gänzlich beschrieben werden.<ref name="glasenapp-30-31">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 30–31.</ref> Er sei ewig, unentstanden, unvergänglich, allwissend und barmherzig<ref>Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 32.</ref> und habe den Menschen in Gestalt mehrerer [[Avatara|Avatare]] den Weg zur Erlösung gewiesen.<ref name="glasenapp-1-2"></ref>
Laut Madhvas Lehre gebe es einen ewigen und allmächtigen Gott, welchen er mit [[Vishnu]] identifiziert.<ref name="glasenapp-1-2"></ref> Madhva zufolge werde der Gottesbegriff in den [[Veden]] nur auf Vishnu angewandt und Schriften, welche dem widersprechen, seien unautoritativ.<ref name="glasenapp-28-29">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 28–29.</ref> Mit solchen menschlichen Begriffen könne Gottes Wesen allerdings nie gänzlich beschrieben werden.<ref name="glasenapp-31-32">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 31–32.</ref> Er sei ewig, unentstanden, unvergänglich, allwissend und barmherzig<ref name="glasenapp-31-32"></ref> und habe den Menschen in Gestalt mehrerer [[Avatara|Avatare]] den Weg zur [[Moksha|Erlösung]] gewiesen.<ref name="glasenapp-1-2"></ref>


Die [[Deva (Gott)|Deva]]s seien die Seelen Verstorbener, welche infolge guter Werke in den Himmelswelten wiedergeboren und ausführende Organe des Willens Gottes seien,<ref name="glasenapp-67-68">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 67–68.</ref> was auch für Vayu und [[Lakshmi]] gelte.<ref>Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 75.</ref> Sie seien auch sterblich und einige von ihnen könnten, nach ihrem Tod, wieder in tiefere Existenzstufen herabsinken.<ref name="glasenapp-67-68"></ref> Ihre Verehrung sei nur dann berechtigt, wenn Gott durch sie angebetet werde, da sie keine allein für sich anzubetenden Wesen seien,<ref name="glasenapp-71">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 71.</ref> was auch bei der [[Bilderverehrung]] beachtet werden müsse.<ref name="glasenapp-85">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 85.</ref> Die Anbetung der Devas um ihrer selbst Willen, der [[Polytheismus]], sei daher ein im [[Treta-Yuga]] eingetretener Abfall vom wahren Glauben gewesen, den es im [[Satya-Yuga]] noch nicht gegeben habe.<ref name="glasenapp-71"></ref>
Die [[Deva (Gott)|Deva]]s seien die Seelen Verstorbener, welche infolge guter Werke in den Himmelswelten wiedergeboren und ausführende Organe des Willens Gottes seien,<ref name="glasenapp-67-68">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 67–68.</ref> was auch für Vayu und [[Lakshmi]] gelte.<ref>Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 75.</ref> Sie seien auch sterblich und einige von ihnen könnten, nach ihrem Tod, wieder in tiefere Existenzstufen herabsinken.<ref name="glasenapp-67-68"></ref> Ihre Verehrung sei nur dann berechtigt, wenn Gott durch sie angebetet werde, da sie keine allein für sich anzubetenden Wesen seien,<ref name="glasenapp-71">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 71.</ref> was auch bei der [[Bilderverehrung]] beachtet werden müsse.<ref name="glasenapp-85">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 85.</ref> Die Anbetung der Devas um ihrer selbst Willen, der [[Polytheismus]], sei daher ein im [[Treta-Yuga]] eingetretener Abfall vom wahren Glauben gewesen, den es im [[Satya-Yuga]] noch nicht gegeben habe.<ref name="glasenapp-71"></ref>
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Aufgrund von Ähnlichkeiten von Madhvas Lehre mit der des [[Christentum]]s und des [[Islam]]s existieren Annahmen, nach welchen er von Angehörigen beider Religionen beeinflusst gewesen sei.<ref name="glasenapp-einleitung-28-29">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *28-29.</ref> Der Wissensstand über die christlichen Gemeinden zu Madhvas Lebzeit ist allerdings gering<ref name="glasenapp-einleitung-28-29"></ref> und Kontakte Madhvas zu Christen sind nicht bekannt.


Der ''Madhvavijaya'' erzählt jedoch von einem Zusammentreffen Madhvas mit Moslems.<ref name="glasenapp-einleitung-28-29"></ref> Demnach soll er dem [[Sultanat von Delhi|Sultan von Delhi]] in fließendem Persisch gesagt haben, dass beide denselben einen Gott des Universums anbeten und er den Glauben an diesen verbreite.<ref name="armstrong">Jeffrey Armstrong: [https://www.hinduismtoday.com/modules/smartsection/item.php?itemid=3060 "Difference is Real!". The Life and Teachings of Sri Madhva, One of India's Greatest Spiritual Masters], HinduismToday.com, Juli/August/September 2008.</ref> Der Sultan sei davon so beeindruckt gewesen, dass er Madhva die Hälfte des Reiches schenken wollte, was dieser jedoch ablehnte.<ref name="glasenapp-einleitung-5-6">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *5-6.</ref>
Der ''Madhvavijaya'' erzählt jedoch von einem Zusammentreffen Madhvas mit Moslems.<ref name="glasenapp-einleitung-28-29"></ref> Demnach soll er dem [[Sultanat von Delhi|Sultan von Delhi]] in fließendem Persisch gesagt haben, dass beide denselben einen Gott des Universums anbeten und er den Glauben an diesen verbreite.<ref name="armstrong">Jeffrey Armstrong (Kavindra Rishi): "Difference Is Real!". The Life and Teachings of Sri Madhva, One of India's Greatest Spiritual Masters, in: Hinduism Today (Juli/August/September 2008), S. 48. Online: himalayanacademy.com/media/books/difference-is-real_ei/difference-is-real_ei.pdf</ref> Der Sultan sei davon so beeindruckt gewesen, dass er Madhva die Hälfte des Reiches schenken wollte, was dieser jedoch ablehnte.<ref name="glasenapp-einleitung-5-6">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *5-6.</ref>


Der Indologe und Religionswissenschaftler [[Helmuth von Glasenapp]] geht davon aus, dass sich der Monotheismus auch aus der indischen Gedankenwelt herleiten ließe,<ref name="glasenapp-einleitung-28-29"></ref> und es letztlich auch keinen Grund zur Unterstützung der These gebe, dass christliche oder moslemische Impulse Madhvas Jenseitsvorstellungen beeinflusst hätten.<ref name="glasenapp-einleitung-34">Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *34.</ref>
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Aktuelle Version vom 8. Mai 2024, 21:32 Uhr

Madhva (Sanskrit: मध्व Madhva [ˈmʌd̪ʱʋʌ]) oder Madhvacharya (मध्वाचार्य Madhvācārya [mʌd̪ʱʋɑːˈtʃɑːrjʌ]; * um 1238; † um 1317) war ein indischer Philosoph und Begründer der Dvaita-Schule des Vedanta.

Madhva wurde nahe Udupi im heutigen Karnataka, als Sohn eines Brahmanen, geboren.[1] Einzelheiten zu seinem Leben finden sich in der Hagiographie Madhvavijaya des Narayana Panditacarya, einem seiner Anhänger. In Mathas oder Klöstern, die dem Dvaita folgen, sind auch noch andere, z. T. epigraphische, Quellen zu seinem Leben vorhanden.

Der Tradition nach soll Madhva eine Inkarnation von Vayu gewesen sein.[2] Er sei sowohl von scharfsinnigem philosophischem Geist, als auch von großer und kräftiger Statur gewesen.[3] In frühem Alter war er, gegen den anfänglichen Willen seines Vaters, ein Sannyasin geworden.[1] Er studierte Advaita, war aber mit diesem sehr unzufrieden.[1] Er beschloss, eine eigene religiöse Tradition zu bilden, die auf seiner monotheistischen Sicht beruhte und eine neue Theologie beinhaltete.

In Debatten in Südindien, die er auf Reisen abhielt, entwickelte er Polemiken gegen Advaita, und begann daraufhin eine literarische Karriere zu machen. Sein Hauptwerk ist das Anuvyakhyana, das sich auf die Brahmasutras bezieht. Unter seinen zahlreichen Schriften sind auch Kommentare zum Mahabharata, zu den Upanishaden und zur Bhagavadgita.

Madhva unternahm auch Reisen durch Nordindien, um Debatten zu führen, und erreichte dabei viele Konvertiten. In seinem Leben soll er zahlreiche Wunder vollbracht haben. So habe er Tamarindenkörner in Münzen verwandelt,[1] Kämpfe mit Räubern und wilden Tieren erfolgreich bestritten, den Ganges überquert, ohne, dass seine Kleidung nass wurde und seinen Schülern, als diesen nachts beim Auslegen eines Textes die Lampe erlosch, den Unterricht durch Licht, welches den Nägeln seiner großen Zehen entströmte, fortgesetzt.[4] Die Linie der Madhva-Gurus, deren Erster er war, besteht seit 700 Jahren bis heute fort. Bis heute haben sich auch die Asta-Mathas erhalten, die in Udupi von Madhvas Anhängern begründet wurden.

Laut Madhvas Lehre gebe es einen ewigen und allmächtigen Gott, welchen er mit Vishnu identifiziert.[2] Madhva zufolge werde der Gottesbegriff in den Veden nur auf Vishnu angewandt und Schriften, welche dem widersprechen, seien unautoritativ.[5] Mit solchen menschlichen Begriffen könne Gottes Wesen allerdings nie gänzlich beschrieben werden.[6] Er sei ewig, unentstanden, unvergänglich, allwissend und barmherzig[6] und habe den Menschen in Gestalt mehrerer Avatare den Weg zur Erlösung gewiesen.[2]

Die Devas seien die Seelen Verstorbener, welche infolge guter Werke in den Himmelswelten wiedergeboren und ausführende Organe des Willens Gottes seien,[7] was auch für Vayu und Lakshmi gelte.[8] Sie seien auch sterblich und einige von ihnen könnten, nach ihrem Tod, wieder in tiefere Existenzstufen herabsinken.[7] Ihre Verehrung sei nur dann berechtigt, wenn Gott durch sie angebetet werde, da sie keine allein für sich anzubetenden Wesen seien,[9] was auch bei der Bilderverehrung beachtet werden müsse.[10] Die Anbetung der Devas um ihrer selbst Willen, der Polytheismus, sei daher ein im Treta-Yuga eingetretener Abfall vom wahren Glauben gewesen, den es im Satya-Yuga noch nicht gegeben habe.[9]

Die Lehre des Advaita, von der Einheit der Seelen und Gott, sei ebenfalls falsch.[2] Die Seelen seien Gott gegenüber verschieden und untergeordnet.[11] Aus ihnen und Urmaterie habe Gott die Welt erbaut.[12] Es gebe drei Arten von Seelen: Jene, welche zur Erlösung fähig seien, jene, welche im Samsara verbleiben und jene, welche in die ewige Verdammnis eingingen.[13]

Christliche und islamische Einflüsse?

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Aufgrund von Ähnlichkeiten von Madhvas Lehre mit der des Christentums und des Islams existieren Annahmen, nach welchen er von Angehörigen beider Religionen beeinflusst gewesen sei.[14] Der Wissensstand über die christlichen Gemeinden zu Madhvas Lebzeit ist allerdings gering[14] und Kontakte Madhvas zu Christen sind nicht bekannt.

Der Madhvavijaya erzählt jedoch von einem Zusammentreffen Madhvas mit Moslems.[14] Demnach soll er dem Sultan von Delhi in fließendem Persisch gesagt haben, dass beide denselben einen Gott des Universums anbeten und er den Glauben an diesen verbreite.[15] Der Sultan sei davon so beeindruckt gewesen, dass er Madhva die Hälfte des Reiches schenken wollte, was dieser jedoch ablehnte.[16]

Der Indologe und Religionswissenschaftler Helmuth von Glasenapp geht davon aus, dass sich der Monotheismus auch aus der indischen Gedankenwelt herleiten ließe,[14] und es letztlich auch keinen Grund zur Unterstützung der These gebe, dass christliche oder moslemische Impulse Madhvas Jenseitsvorstellungen beeinflusst hätten.[17]

  • Denise Cush, Catherine Robinson, Michael York (Hrsg.): Encyclopedia of Hinduism. Routledge, London 2008, ISBN 978-0-7007-1267-0.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Helmuth von Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Geistesströmungen des Ostens Bd. 2, Bonn 1923, Einleitung S. *3.
  2. a b c d Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *1-2.
  3. Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *11-12.
  4. Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *6-7.
  5. Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 28–29.
  6. a b Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 31–32.
  7. a b Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 67–68.
  8. Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 75.
  9. a b Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 71.
  10. Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 85.
  11. Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 14.
  12. Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, S. 41–42.
  13. Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *30.
  14. a b c d Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *28-29.
  15. Jeffrey Armstrong (Kavindra Rishi): "Difference Is Real!". The Life and Teachings of Sri Madhva, One of India's Greatest Spiritual Masters, in: Hinduism Today (Juli/August/September 2008), S. 48. Online: himalayanacademy.com/media/books/difference-is-real_ei/difference-is-real_ei.pdf
  16. Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *5-6.
  17. Glasenapp: Madhva's Philosophie des Vishnu-Glaubens, Einleitung S. *34.