Purpur-Knabenkraut
Das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) ist eine der größten heimischen Orchideen. Es gehört zur Gattung der Knabenkräuter (Orchis) und damit zur Familie der Orchidaceae.
Purpur-Knabenkraut | ||||||||||||
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Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Orchis purpurea | ||||||||||||
Huds. |
Pflanzenbeschreibung
BearbeitenHabitus und Blätter
BearbeitenDie ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 25 bis 80 cm, teilweise auch darüber. Die drei bis sechs Laubblätter, die fast oder ganz am Boden anliegen, sind 17 bis 21 Zentimeter lang und 3,5 bis 7 Zentimeter breit.[1] Die weiteren 1 bis 3 Stängelblätter umfassen den Stängel scheidig.[1] Das oberste Stängelblatt ist 11 bis 20 Zentimeter lang und erreicht den Blütenstand nicht.[1]
Blütenstand und Blüten
BearbeitenDer dichte Blütenstand ist 10 bis 20 Zentimeter lang und enthält 20 bis 90 Blüten.[1] Kelch- und Kronblätter helmförmig zusammengeneigt und bräunlichpurpurn gefärbt. Die Lippe ist dreilappig, 11 bis 17 Millimeter lang und 19 bis 24 Millimeter breit, weiß bis selten nahezu vollständig hell purpurn gefärbt. Die Punkte auf der Lippe bestehen aus kleinen Haarbüscheln. Der Mittellappen der Lippe ist zweiteilig und trägt in der Bucht oft einen kleinen Zahn.[1] Der Fruchtknoten ist gedreht, 13 bis 17 Millimeter lang und 2 bis 2,5 Millimeter dick.[1] Die mitteleuropäische Blütezeit des Purpur-Knabenkrauts beginnt gelegentlich schon Ende April, in der Regel aber ab Anfang Mai und endet Anfang Juni.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40 oder 42.[2]
Ökologie
BearbeitenDas Purpur-Knabenkraut ist extrem frostempfindlich.[1]
Vorkommen
BearbeitenStandort
BearbeitenDas Purpur-Knabenkraut braucht kalk- oder zumindest basenreichen humushaltigen und lockeren Lehmboden in Gegenden mit warmem Klima.
Es besiedelt dort lichte Wälder und Gebüsche, die im Sommer trocken, im Winter aber gut durchfeuchtet sein sollten. Es kommt an seinen Standorten (z. B. in den mittel- und südwestlichen Wärmegebieten sowie im Schweizer Jura) gelegentlich in kleinen, individuenarmen und sehr lockeren Beständen vor. Es steigt im Gebirge meist kaum über 1000 m auf. Nach Baumann und Künkele hat die Art in den Alpenländern folgende Höhengrenzen: Deutschland 10–850 Meter, Frankreich 0–1790 Meter, Schweiz 200–800 Meter, Österreich 250–1150 Meter, Italien 2–2000 Meter, Slowenien 20–800 Meter.[1] In Europa steigt sie bis 2000 Meter Meereshöhe auf.[1]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w+ (mäßig feucht abrt stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[3]
Es ist pflanzensoziologisch eine Charakterart der Ordnung Quercetalia pubescentis, kommt aber auch im Querco-Ulmetum, im Carici-Fagetum oder in Gesellschaften der Verbände Geranion sanguinei oder Mesobromion vor.[2]
Verbreitung
BearbeitenEuropa (außer den kälteren Gebieten wie Skandinavien), Nordafrika, Kleinasien und Kaukasien.
Taxonomie und Systematik
BearbeitenDas Purpur-Knabenkraut wurde 1762 von William Hudson in Flora Anglica S. 334 als Orchis purpurea erstbeschrieben.[4] Ein Synonym ist Orchis militaris var. purpurea (Huds.) Huds.
Man kann drei Unterarten unterscheiden:
- Kaukasisches Knabenkraut (Orchis purpurea subsp. caucasica (Regel) B.Baumann, H.Baumann, R.Lorenz & Ruedi Peter): Es kommt in der nordöstlichen Türkei, in Abchasien, Georgien und in Aserbaidschan in Höhenlagen zwischen 0 und 1500 Metern vor.[5]
- Lokis Knabenkraut (Orchis purpurea subsp. lokiana (H.Baumann) H.Baumann & R.Lorenz, Syn.: Orchis lokiana H.Baumann): Es kommt in lichten Wäldern, in Waldsäumen, in Garriguen auf mäßig trockenen bis wechselfeuchten, basenreichen Böden im nordöstlichen Algerien in Höhenlagen zwischen 900 und 1600 Metern Meereshöhe vor.[5] Benannt ist die Unterart zu Ehren von Hannelore Schmidt (1919–2010) genannt Loki, die Frau des deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt.
- Orchis purpurea subsp. purpurea: Diese Unterart kommt in Europa nördlich bis Südengland und Dänemark, südlich bis Südspanien, das nordöstliche Sizilien, den Peloponnes und die südliche Türkei und östlich bis in die mittlere Türkei, die Krim und Bolsoy vor. Sie wächst in Höhenlagen zwischen 0 und 2000 Metern Meereshöhe.[5] Sie hat in Europa Vorkommen in Spanien, Frankreich, Großbritannien, Irland, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Dänemark, Italien, der Schweiz, Österreich, Polen, in früheren Jugoslawien und in der früheren Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Ukraine, Albanien, Bulgarien, Griechenland und der Türkei.[4]
Hybriden
BearbeitenHybriden werden vor allem gebildet mit dem
- Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) => Orchis × hybrida (Lindl.) Boenn. ex Rchb. 1830
Diese Pflanzen sind in der Regel deutlich größer und kräftiger als die Elternarten.
- Affen-Knabenkraut (Orchis simia) => Orchis × angusticruris Franch. 1876
und dem
- Ohnhorn (Aceras anthropophorum) => ×Orchiaceras melsheimeri Rouy 1912
Gefährdung und Naturschutz
BearbeitenDas Purpur-Knabenkraut ist gefährdet. Um auf die besondere Schutzwürdigkeit dieser seltenen Art hinzuweisen, wurde das Purpur-Knabenkraut von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO) zur Orchidee des Jahres 2013 gewählt. Die Art ist in Deutschland durch die BArtSchV besonders geschützt.[6]
Weitere Bilder
Bearbeiten-
Orchis × hybrida
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Orchis purpurea im Orjen, Montenegro
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Orchis purpurea bei Leinburg, Mittelfranken (Ornatentonstufe)
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Orchis purpurea bei Leinburg, Mittelfranken
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Einzelblüte Orchis purpurea
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Orchis purpurea am Blassenberg (Großkochberg)
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Purpur-Knabenkraut im Naturschutzgebiet Perfeist
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Blüte des Purpur-Knabenkrauts im Naturschutzgebiet Perfeist
Literatur
Bearbeiten- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. 2., überarbeitete Auflage. Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g h i Helmut Baumann, Siegfried Künkele: "Orchidaceae". In Oskar Sebald u. a.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 1. Auflage Band 8, Seite 386–388. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1998. ISBN 3-8001-3359-8
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 281.
- ↑ Orchis purpurea Huds. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 10. Juni 2024.
- ↑ a b World Checklist of Selected Plant Families 2010, The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. In: Datenblatt Orchis purpurea In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ a b c Helmut Baumann, Siegfried Künkele und Richard Lorenz: Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2006. ISBN 978-3-8001-4162-3. Seite 244–245.
- ↑ Gerald Parolly: Orchis. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 196.
Weblinks
Bearbeiten- Schweiz (AGEO: Orchis purpurea)
- Orchis purpurea. auf FloraWeb.de
- Purpur-Knabenkraut. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- AHO Niedersachsen Die Orchidee des Jahres 2013
- Die Orchideen der Rhön: Orchis purpurea, Purpurknabenkraut
- Orchis × angusticruris
- ×Orchiaceras melsheimeri
Verbreitungskarten: