Ostende

Hafenstadt und ein Seebad an der belgischen Küste in der Provinz Westflandern

Ostende [ɔstˈʔɛndə] (niederländisch Oostende [ˌoːstˈɛndə], französisch Ostende [ɔstɑ̃d]) ist eine Hafenstadt und ein Seebad an der belgischen Küste in der Provinz Westflandern mit 71.557 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022).

Ostende
Ostende (Provinz Westflandern)
Ostende (Provinz Westflandern)
Ostende
Staat: Belgien Belgien
Region: Flandern
Provinz: Westflandern
Bezirk: Ostende
Koordinaten: 51° 13′ N, 2° 54′ OKoordinaten: 51° 13′ N, 2° 54′ O
Fläche: 37,7 km²
Einwohner: 71.557 (1. Jan. 2022)
Bevölkerungsdichte: 1898 Einwohner je km²
Postleitzahl: 8400
Vorwahl: 059
Bürgermeister: Bart Tommelein (Open VLD)
Adresse der
Kommunal-
verwaltung:
Stadhuis
Vindictivelaan 1
8400 Oostende
Website: www.oostende.be
Ostende um 1855
Van der Sweep plaats mit Dampf­straßen­bahn der NMVB (frühes 20. Jahrhundert)

Geschichte

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Sint-Petrus-en-Pauluskerk
 
Strand, Seedeich und das Europacenter

Ostende liegt am früheren östlichen Ende der ehemaligen Insel Testerep. Darin liegt auch ihr Name begründet.

Historische Bedeutung erlangte die Stadt während des auch als Achtzigjähriger Krieg bekannten niederländischen Unabhängigkeitskampfs gegen die Spanier, als diese das von den Aufständischen gehaltene Ostende belagerten.[1] Diese Belagerung im Jahr 1604 war eine der verlustreichsten in der Frühen Neuzeit.[2]

Ostende war nun Teil der Spanischen Niederlande, nach der Übergabe an das Haus Österreich 1714 der Österreichischen Niederlande. 1722 gründete der römisch-deutsche Kaiser Karl VI. die Ostender Kompanie für den Seehandel mit Ostindien.

1792 wurden die Österreichischen Niederlande erstmals von französischen Revolutionsheeren besetzt. Nach der Niederlage der französischen Truppen in der Schlacht bei Neerwinden am 18. März 1793 konnte die Österreicher zunächst ihre Herrschaft wiederherstellen.[3] Infolge der österreichischen Niederlage in der Schlacht bei Fleurus am 26. Juni 1794 gelang es den Franzosen, die Österreichischen Niederlande erneut zu besetzen.[4] 1797 trat Österreich im Frieden von Campo Formio die Österreichischen Niederlande an Frankreich ab. Ab 1803 war die Küstenlinie bei Ostende militärisch befestigt, nachdem die Briten die Stadt angegriffen und bis 1802 belagert hatten.

Ab 1814 war die Stadt Teil des Königreichs der Vereinigten Niederlande, ab 1831 Belgiens. Der erste belgische König Leopold I. ließ bereits 1834 seine Sommerresidenz in Ostende errichten.

Am 15. November 1914 wurde Ostende von deutschen Truppen erobert. Im Februar 1915 richtete die Oberste Heeresleitung in Ostende ein „Kommando der Kraftwagengeschütze“ unter der Leitung von Oberleutnant Günther Rüdel ein, in dem die Führer und Mannschaften der frühen Flugabwehrgeschütze ausgebildet wurden. Anders als auf den Firmen-Schießplätzen von Krupp und Rheinmetall in Tangerhütte bzw. Unterlüß konnte in Ostende an der See auf Freiballons und häufig auch auf feindliche Flugzeuge geschossen werden.

Im Oktober 1915 wurde dieses Ausbildungskommando zur Flakschule erweitert, und im Dezember 1915 schuf das Preußische Kriegsministerium in Ostende zusätzlich noch ein Versuchskommando zur Weiterentwicklung der damals noch recht einfachen Flugabwehrgeschütze – auf horizontal gelagerte Wagenräder montierte Feldkanonen.[5] Dieses Kommando wurde ein Jahr später in die „Prüf- und Lehrabteilung für Flak“ umgewandelt, bei der die Ballonabwehr-Offiziere die wissenschaftlichen Vorkenntnisse für ihre Arbeit erhielten.[6]

Durch den Überfall auf Seebrügge und Ostende versuchte die Royal Navy im April 1914 die Neutralisierung beider Häfen durch die Versenkung von Blockschiffen. Im Oktober 1918 befreite die belgische Armee Ostende.

Während des Zweiten Weltkriegs kapitulierte Belgien 18 Tage nach dem Beginn des Westfeldzuges der Wehrmacht am 28. Mai 1940. Einen Tag später marschierten deutsche Truppen kampflos in Ostende ein und nutzten die Stadt als Marinestützpunkt. Zuvor war Ostende von der Luftwaffe der Wehrmacht bombardiert worden. 1944 flogen Bomber der Westalliierten zahlreiche Luftangriffe gegen Frankreich (vor und nach der Invasion in der Normandie). Ostende war wegen seiner Hafenanlagen ein Ziel und wurde zu großen Teilen zerstört.

„Die Bevölkerung von Ostende war auf Anweisung der Kriegskommandantur Brügge (04.08.1944) bis Ende August evakuiert worden. Am 01.09.1944 betraten die Alliierten erstmals belgischen Boden und rückten schnell auf Brüssel vor. Antwerpen, rund 70 km östlich von Ostende gelegen, fiel den Alliierten bereits am 04.09.1944 in die Hände. Damit waren für die wenigen, in den Küstenorten verbliebenen Deutschen fast alle Fluchtwege abgeschnitten. In der Nacht vom 6. auf den 7. September verbrannten die Deutschen eilig das Lebensmitteldepot, das die Kriegsmarine in Ostende zurückgelassen hatte. Teile des Hafens wurden zerstört, aber als die Alliierten am 08.09.1944 in die Stadt einrückten, hatten alle Deutschen sie bereits verlassen. Zur Befreiung genügte ein kanadisches Regiment der „Manitoba Dragoons“, das am Vortag noch 10 km westlich in Nieuwpoort gelegen hatte. Überhaupt boten die Deutschen kaum nennenswerten Widerstand entlang der Küste zwischen De Panne und Zeebrugge.“

Stadtgeschichte Ostende[7]
Panoramabild einer ehemaligen Flugabwehrbatterie der Wehrmacht auf dem Halve Maan (Atlantikwall)

Beide Weltkriege führten zu erheblichen Zerstörungen in Ostende. Darüber hinaus wurden andere wichtige Gebäude, die die Kriege überstanden hatten, später durch Bauten im Stil der modernistischen Architektur ersetzt.

 
Zug der Kusttram in der Koningsstraat
 
Bahnhof
 
Fährschiff im Hafen

Die Stadt war und ist auch heute noch ein Verkehrsknotenpunkt (Auto, Schiene, Schiff und Flugzeug), auch wenn die Bedeutung seit der Eröffnung des Eurotunnels und der Zunahme von Billigflügen seit den 1990er Jahren zurückgegangen ist.

Mit der weltweit längsten Straßenbahn – der Überlandstraßenbahn Kusttram – erreichen Fahrgäste alle belgischen Orte an der Küste von De Panne bis Knokke.

Der Flughafen Ostende-Brügge wird hauptsächlich für Fracht genutzt, jedoch auch für Feriencharter- und Geschäftsreiseverkehr.

Der Bahnhof Ostende wird täglich von rund 80 Zügen frequentiert und ist Ausgangspunkt für die stündlich verkehrenden IC-Züge der Verbindungen:

Der Hafen von Ostende war früher einer der wichtigsten Fährhäfen für den Verkehr nach England, verlor aber nach der Eröffnung des Ärmelkanaltunnels und der kurz darauf folgenden Fertigstellung der Autobahnverbindung nach Calais an Bedeutung.

Bei Ostende befindet sich eine Navtex-Station für die Nordsee.

Sehenswürdigkeiten

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Altes Postgebäude

Freizeit

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Ostende
Klimadiagramm
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7
 
 
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7
2
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: WMO
  • Seebad: Ostende wird auch als die Königin der Seebäder bezeichnet, besitzt ein Vergnügungsviertel und etwa 300 Restaurants.
  • Strandpromenade: Die Strandpromenade erstreckt sich über den gesamten Seedeich und ist von Straßencafés sowie Restaurants gesäumt.
  • Kusttram: Die Kusttram ist eine Straßenbahnlinie, die alle Orte der flämischen Nordseeküste miteinander verbindet; sie ist mit 67 km die längste Straßenbahnstrecke der Welt.
  • Casino Kursaal: Die 1857 eröffnete Spielbank liegt direkt am Strand und bietet Roulette, Black Jack, Poker und Spielautomaten an.
  • Wellington Golf: öffentlicher 9-Loch-Golfplatz im Stadtzentrum. Vier Löcher davon befinden sich im Innenraum der Pferderennbahn Wellington Hippodroom.

Städtepartnerschaften

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Die Stadt Ostende unterhält eine Städtepartnerschaft mit Monaco seit 1958.

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter der Stadt

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Personen mit Beziehung zur Stadt

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Illustration von Frans Hogenberg: Eigentliche abcontrafactur der Seestat Oostende, sampt der belegerung des Ertzhertzogen Alberti, Anno 1601. In: Geschichtsblätter. Hogenberg, Köln, S. 338, urn:nbn:de:hbz:061:1-89231.
  2. Illustration von Frans Hogenberg: Ostend ein Kriegsschul uberal, Hat uberstanden manchen fahl […]. und Ostende wie es itziger zeit gelegen […] In: Geschichtsblätter. Hogenberg, Köln, S. 339 urn:nbn:de:hbz:061:1-89224, S. 352, urn:nbn:de:hbz:061:1-92390.
  3. Horst Lademacher: Geschichte der Niederlande. Politik – Verfassung – Wirtschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-07082-8, S. 209.
  4. Horst Lademacher: Geschichte der Niederlande. Politik – Verfassung – Wirtschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, S. 210.
  5. Helmut Gruber (Hrsg.): Gratwanderungen. Lebenserinnerungen von Wolfgang Gruber (1886–1971). Carl Hanser Verlag, München 2018, S. 182.
  6. Niklas Napp: Die deutschen Luftstreitkräfte im Ersten Weltkrieg. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2017, S. 143f.
  7. Elle Declerq, Dissertation bei Bruno De Wever, Universität Gent 2008
  8. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 96, 26. April 2010, S. 34.