"One man, one vote"
BearbeitenDie Probleme, die hier bezüglich der Rechte der verifizierten Accounts von Organisationen und bezahlten Advocacy- und PR-Accounts diskutiert werden, sind so neu nicht. Es ist letztlich vergleichbar mit der Wahlgleichheit in Demokratien und dem Grundsatz, dass das Wahlrecht ein höchstpersönliches und unveräußerliches Recht ist, das sich weder auf eine Organisation und noch auf einen Bevollmächtigten übertragen lässt.
Ok, Wikipedia ist keine Demokratie, aber Artikelarbeit basiert auf dem Konsensprinzip, wo die Seite mit den geringeren personellen und zeitlichen Ressourcen on the long run das Nachsehen hat. Oft wird auf Diskussionsseiten und bei Edit-War-Entscheidungen auch berücksichtigt, was die "Mehrheit" der Artikelautoren will. Wenn es ein Durcheinander von natürlichen Personen und ihren individuellen Gewissensentscheidungen einerseits und hierarchischen Organisationen und gekauften Autoren andererseits gibt, dann hat es keinen Sinn mehr, sich an Vetopositionen oder Mehrheiten zu orientieren. Ansonsten machen wir es den politischen Organisationen und dem großen Kapital zu einfach: Wer keine Mehrheit hat, kauft sich eine oder organisiert sie über vorhandene Parteistrukturen, wer bestimmte Inhalte in vielen Artikel verhindern will, besorgt sich Vetospieler und verteilt sie strategisch auf die wichtigsten Artikel.
Es gibt gute Gründe, warum es in modernen Demokratien freie und gleiche Wahlen gibt und Wahlrecht ausnahmslos nur persönlich ausgeübt werden kann. Sonst würden manche mit einer Stimme als Individuum zu Wahl gehen, mit einer weiteren Stimme für das Unternehmen, mit einer Stimme für den Industrieverband, mit einer Stimme für die Partei, mit einer Stimme für den Kaninchenzüchterverein. Ich bin in einer Reihe solcher Organisationen Mitglied, aber wenn ich hier in Abstimmungen Einfluss nehmen will, dann will ich den direkten Weg nehmen und ich finde es auch fair, wenn alle direkt nur qua natürliche Person /Individuum abstimmen und nicht einmal als Individuum und repräsentiert durch unterschiedlichste Organisationen, Unternehmen, Parteien und Verbände und Bevollmächtigte. Alles andere würde Menschen diskriminieren, die in gesellschaftlichen Organisationen unterrepräsentiert sind oder weniger Kapital für Lobbying zur Verfügung haben.
Umgekehrt wird niemand durch eine Einschränkung der Accounts von Organisationen oder Beauftragten benachteiligt: Es bleibt jedem professionellen Schreiber, Unternehmensmitarbeiter oder Parteifunktionär unbenommen, einen nicht weisungsgebundenen persönlichen (und notfalls anonymen Zweit-) Account zu haben, der nicht den Hut einer Organisation oder eines Auftraggebers trägt. Natürlich haben wir alle unsere Überzeugungen (religiös, politisch, weltanschaulich usw), aber die haben wir für uns und sollten sie jeder für sich in die Waagschale werfen, nicht aufgrund von externen Aufträgen, Parteiräson, Fraktionszwang oder Corporate Identity.
Die Frage, wie sich die Einhaltung des Grundsatzes "One man, one vote" kontrollieren lässt, liegt auf der Hand. Tatsächlich werden Unternehmen, PR-Agenturen oder Parteien immer wieder Wege finden, hier ihre Interessen organisiert einzubringen, sowohl bei Abstimmungen als auch - selbstverständlich - in der Artikelarbeit. Es würde aber schon helfen, wenn die extremsten Auswüchse und die dreistesten Vorgehensweisen durch Einschränkungen behindert werden. Zum Beispiel kann dann nicht öffentlich für Stimmenkauf oder aggressive Formen bezahlter PR in Wikipedia geworben werden. Außerdem - auch Sockenpuppenmissbrauch lässt sich kaum zu 100% verhindern und wir heben das Verbot dennoch nicht auf. Es gibt auch im realen Leben viele Regeln, gegen die immer wieder massiv verstoßen wird. Man denke nur an Dopingverbote oder Einschränkungen bei der Vergabe ungedeckter Kredite. Aber sind alle Regeln, die nicht (immer) eingehalten werden, deshalb auch gleich unsinnig?
Fazit: Hier sollten nur Accounts stimm- und sichtungsberechtigt sein, die einer natürlichen Person zugeordnet sind (btw und in Bezug auf die Überschrift: egal welchen Geschlechts...), die für sich selbst spricht, d.h. nicht im Auftrag einer anderen Person oder eines Unternehmens unterwegs ist. Nicht-verifizierte Accounts dürfen meines Wissens nur natürlichen Personen zugeordnet sein. Verifizierte Accounts, die einer natürlichen Person zugeordnet sind und keine Auftragsarbeiten erledigen, sind ohne Einschränkungen stimmberechtigt und können sich auch kontrovers an der inhaltlichen Gestaltung von Artikelarbeit beteiligen. Alle anderen können auf Diskussionsseiten ihr Wissen und ihre Meinung einbringen oder im ANR unkontroverse Änderungen machen, die dann von anderen Benutzern gesichtet werden müssen.-- Olag • Diskussion • One man, one vote! 08:28, 27. Jan. 2015 (CET)