Adelheid von Stade
Adelheid von Stade († 1110) war die Tochter Lothar Udos II. († 1082), Graf von Stade sowie Markgraf der Nordmark und dessen Gemahlin Oda von Werl († 1110). Adelheid von Stade war Gräfin von Goseck und Gräfin von Schauenburg.
Familie
BearbeitenAdelheid von Stade gehörte dem Hochadel an. Ihr Vater etwa war ein Cousin Rudolfs von Rheinfelden († 1080), der von der Kaiserwitwe Agnes das Herzogtum Schwaben sowie Tochter Mathilde († 1060) zur Frau erhalten hatte und der ab 1077 Gegenkönig zu Heinrich IV. war. Ihr Vater kämpfte in den Sachsenkriegen 1075 auf sächsischer Seite, nahm dann, nach der Niederlage der Sachsen eine eher vermittelnde Rolle ein. Ihre Mutter Oda war in 5. Generation über Mathilde eine Karolingerin und Konrad II. war ihr Cousin 2. Grades. Adelheids Brüder waren Heinrich III., Lothar Udo III. und Rudolf I., Grafen von Stade und nacheinander Markgrafen der Nordmark. Ihre Schwägerinnen waren Eupraxia (Adelheid) von Kiew, Irmgard von Plötzkau bzw. Richardis von Sponheim. Ihr Bruder Siegfried war ein Domherr in Magdeburg und ihre Schwester unbekannten Namens Äbtissin von Alsleben. Ihre Großmutter Richenza war in 2. Ehe mit Otto von Northeim († 1082) verheiratet, Adelheid war somit auch Großnichte dessen Kinder. Otto von Northeim war Herzog von Bayern, bis Heinrich IV. ihm seine Lehen (auch in Sachsen) entzog. Er stand ab 1073 an der Spitze der sächsischen Opposition gegen Heinrich IV. Über Richenza bestand vielleicht eine Verwandtschaft mit den Pfalzgrafen von Lothringen und Kaiser Otto II. oder vielleicht über Ekbert vom Ambergau mit dem Billunger Magnus.
Leben
BearbeitenAdelheid wurde wohl 1081 mit Friedrich III. verheiratet, dem Sohn Friedrichs II. von Goseck, Pfalzgraf von Sachsen. Friedrich II. war als Bruder Adalberts († 1072), des Erzbischofs von Bremen und Stellvertreters des jungen Königs Heinrichs IV. im Reich zu Würden und Reichtum gekommen, so wurde er auch Pfalzgraf von Sachsen. Friedrich II. stellte sich ab 1072 dann gegen den König und kämpfte im Lager des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden. Die Pfalzgrafschaft verlor er an seinen Neffen Friedrich I. von Sommerschenburg († >1120).
Friedrich III. starb 1085, er wurde wohl ermordet. Nach seinem Tod heiratete Adelheid spätestens 1088 Ludwig den Springer. Die Ehe ist bemerkenswert, weil sie für Adelheid wohl nicht standesgemäß war und für Ludwig den Aufstieg in den Hochadel sowie eine Annäherung an die sächsische Opposition bedeutete. Dass die Ehe politisch motiviert war, ist wahrscheinlich, sie muss aber nicht in Opposition zu Heinrich IV. erfolgt sein, da Heinrich IV. selbst, wohl zur Friedenssicherung, 1089 ein Mitglied des sächsischen Hochadels heiratete, nämlich die Witwe Hermanns von Stade Eupraxia.[1] Auch die Nähe Ludwigs zum Reformkloster Hirsau muss nicht aus Opposition zu Heinrich IV. bestanden haben, sie kann auch durch die (entfernte) Verwandtschaft seines Vaters mit Hugo IV. von Egisheim begründet sein, dessen Sohn Leo IX. dieses Kloster neu begründen ließ und dessen Tochter Adelheid die Frau des Vogts des erneuerten Klosters Hirsau, Adalbert II. von Calw war.
Ludwig wurde zum Vormund der Kinder Adelheids aus erster Ehe. Er bemächtigte sich wohl in Teilen deren Erbes. Er beanspruchte die Vogtei über Goseck, die sein Stiefsohn Friedrich IV. ihm schließlich (unrechtmäßig) verkaufte.[2]
Adelheid starb 1110 und wurde im von ihr und Ludwig gegründeten Reformkloster Reinhardsbrunn begraben.
Komplott zur Ermordung Friedrichs III.
BearbeitenDie um 1340 entstandene Chronik von Reinhardsbrunn erzählt eine dramatische Geschichte, nach der Adelheid mit dem verliebten Ludwig den kaltblütigen Mord an Friedrich geplant und Ludwig diesen während einer gemeinsamen Jagd mit Friedrich ausgeführt habe. Auf die Klage Friedrichs Familie hin wurde Ludwig vom König zum Tode verurteilt und in der Burg Giebichenstein in Haft genommen. Er konnte aber durch einen kühnen Sprung in die Saale fliehen. Bald darauf stifte er aus Dankbarkeit für die gelungene Flucht und aus Reue über die Mordtat die Kirche St. Ulrici in Sangerhausen und das Kloster Reinhardsbrunn, welches er reich ausstattete. Der Annalista Saxo, der die Nachricht wohl der tendenziösen Chronik von Goseck (ab 1138 entstanden) entnommen hat, berichtet um 1150 lapidar, Ludwig der Springer habe 1085 den Pfalzgrafen Friedrich III. ermordet. Der Gosecker Chronist allerdings kennt Zeit, Ort und genaue Umstände des Mords sowie sogar Namen und Motiv der Mörder. Demnach haben die Brüder Theodericus et Oudelricus de Deidenleibe und Reinhardus de Runenstide Friedrich III. im Februar 1085 nahe seines Hofes Zscheiplitz aufgelauert und ihn, als er sich bei der Verfolgung von Jagdhunden von der Jagdgesellschaft entfernt hatte, ermordet und zwar allem Anschein nach in jemandes Auftrag. Der Wink mit dem Zaunpfahl, wer der Auftraggeber war, erfolgt einige Zeilen später, indem der Chronist Friedrichs III. Sohn Ludwig den Springer beschuldigen lässt, seinen Vater ermordet zu haben. Zur Entstehungszeit dieses Berichts hatten die Ludowinger ihre, nach Ansicht der Gosecker unrechte, Vogtei über Goseck bereits rechtens an Eilica von Werben († 1142), Erbtochter des Sachsenherzogs Magnus Billung verloren[2], sodass eine solche Anschuldigung zu den Verhältnisse der Zeit passte.
Nachkommen
BearbeitenAus erster Ehe mit Friedrich III. hatte Adelheid wohl zwei Kinder:
- Bertha von Gleissberg († >1137), Mitgründerin von Kloster Bürgel (1133); ⚭ () Markgraf Heinrich von Groitzsch, Burggraf von Magdeburg, Markgraf der Lausitz, (* um 1090; † 31. Dezember 1135 in Mainz), Sohn von Graf Wiprecht II. von Groitzsch, späterer Markgraf von Meißen und der Lausitz, (* um 1050; † 22. Mai 1124 in Pegau) und Judith von Böhmen (–1109)
- Friedrich IV. (* 1085, Weißenburg, Zscheiplitz; † 26. Mai oder Juni 1125 in Dingelstädt; ▭ in Halberstadt), Graf von Putelendorf (nannte sich auch Pfalzgraf von Sachsen); ⚭ (1116) Gräfin Agnes von Limburg (Arlon) (* um 1100; † zw. 1129 und 1136)
Aus zweiter Ehe mit Ludwig II., dem Springer sind 8 Kinder überliefert:
- Hermann († 11. Juni 1114 auf Burg Hammerstein in kaiserlicher Haft), im Kampf gegen den Kaiser wurde er von Hoyer von Mansfeld auf Burg Teuchern bei Weißenfels erfolgreich belagert und am 8. Juni 1112 zusammen mit seinem Halbbruder Friedrich IV. verhaftet
- Ludwig I./III. († 12. Januar 1140, ▭ in Reinhardsbrunn), ab 1130 Landgraf von Thüringen; ⚭ (<1122) Hedwig von Gudensberg († 1148, ▭ in Reinhardsbrunn), Tochter Graf Gisos IV. von Gudensberg († 12. März 1122) aus 1. Ehe mit Kunigunde von Bilstein († )
- Heinrich Raspe I. († 1130 ermordet); ⚭ (>1122) Hedwig, Witwe Graf Gisos IV. von Gudensberg (2. Ehe)
- Udo I. von Thüringen († >8. September 1148 im Mittelmeer), Bischof von Naumburg
- Kunigunde († 1118); ⚭ () Wichmann de Saxonia († >1136), Stifter des Kanonikerstifts Kaltenborn (bei Allstedt) mit stattlicher dreischiffiger romanischer Basilika, Verwandter Reinhards von Blankenburg, Bischof von Halberstadt
- Cäcilia († 1141, ▭ in Reinhardsbrunn); ⚭ () Graf Gerlach I. von Veldenz († zwischen 1136 und 1141); ihr Sohn Udo († 4. April 1186) war wie sein Onkel Bischof von Naumburg
- Adelheid († 1146); ⚭ () Ulrich II. Weimar-Orlamünde († 13. Mai 1112), den kinderlosen Tod Ulrichs II. nutzte Heinrich V. um dessen Besitzungen als Reichsgut einzuziehen, was Ausgangspunkt einer sächsischen Oppositionsbewegung war und Grund für die Inhaftierung Ludwigs des Springers vom Januar 2014 bis Oktober 2016
- Konrad († um 1100)
Stammbaum Adelheids von Stade
BearbeitenLothar | |||||||||||||||||||
Heinrich von Stade | |||||||||||||||||||
Schwanhild | |||||||||||||||||||
Siegfried II. von Stade | |||||||||||||||||||
Udo I. von der Wetterau | |||||||||||||||||||
Judith | |||||||||||||||||||
N.N. von Vermandois | |||||||||||||||||||
Lothar Udo I. von Stade | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
Gero von Alsleben | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
Adela von Alsleben | |||||||||||||||||||
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Adela | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
Lothar Udo II. von Stade | |||||||||||||||||||
Rudolf II. (Burgund) | |||||||||||||||||||
Rudolfus dux Graf im Elsass | |||||||||||||||||||
Berta von Alamannien | |||||||||||||||||||
Kuno I. von Rheinfelden | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
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Adelheid von Rheinfelden | |||||||||||||||||||
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N.N. | |||||||||||||||||||
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Adelheid von Stade | |||||||||||||||||||
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Hermann I. von Werl | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
Rudolf von Werl | |||||||||||||||||||
Konrad III. von Burgund | |||||||||||||||||||
Gerberga von Burgund | |||||||||||||||||||
Mathilde (Karolinger) | |||||||||||||||||||
Hermann III. von Werl | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
Adelheid? | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
Oda von Werl | |||||||||||||||||||
Hermann I. von Lothringen | |||||||||||||||||||
Ezzo von Lothringen | |||||||||||||||||||
Heilwig von Dillingen | |||||||||||||||||||
Otto II. von Lothringen ? | |||||||||||||||||||
Otto II. (HRR) | |||||||||||||||||||
Mathilde | |||||||||||||||||||
Theophanu | |||||||||||||||||||
Richenza | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
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N.N. | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
N.N. | |||||||||||||||||||
Literatur
Bearbeiten- Tobias Weller: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Böhlau 2004, ISBN 978-3412111045, S. 577 ff.
- Stefan Tebruck: Die Reinhardsbrunner Geschichtsschreibung im Hochmittlalter. Lang 2001, ISBN 978-3631376942, S. 77 ff.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gert Althoff: Heinrich IV. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 978-3-534-11273-9, S. 208.
- ↑ a b Jonathan R. Lyon: Advocata, Advocatrix, Advocatissa. Frauen als Vögtinnen im Hochmittelalter. In: Kirchenvogtei und adlige Herrschaftsbildung im europäischen Mittelalter (S. 143-166) (= Vorträge und Forschungen. Band 86). 2019, S. 160 ff.
Weblinks
BearbeitenPersonendaten | |
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NAME | Adelheid von Stade |
KURZBESCHREIBUNG | Tochter Lothar Udos II. |
GEBURTSDATUM | 11. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 1110 |