Amasra

Distrikt von Bartın
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Amasra (auch Sesamos, Amastris) ist eine türkische Hafenstadt an der Küste des Schwarzen Meeres in der antiken Landschaft Paphlagonien in der heutigen Provinz Bartın. Der Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle für die Einwohner.

Amasra
Amasra (Türkei)
Amasra (Türkei)
Basisdaten
Provinz (il): Bartın
Koordinaten: 41° 45′ N, 32° 23′ OKoordinaten: 41° 44′ 58″ N, 32° 23′ 11″ O
Einwohner: 6.601[1] (2012)
Telefonvorwahl: (+90) 378
Postleitzahl: 74300
Kfz-Kennzeichen: 74
Struktur und Verwaltung (Stand: 2013)
Bürgermeister: Mehmet Emin Timur
Website:
Landkreis Amasra
Einwohner: 15.284[1] (2012)
Fläche: 179 km²
Bevölkerungsdichte: 85 Einwohner je km²
Kaymakam: Mehmet Yıldız
Website (Kaymakam):
Blick auf die Burg Kale
Blick auf Amasra von der Brücke aus

Geographie

 
Blick auf Amasra: Rechts im Bild die Kanincheninsel. In der Mitte sind sowohl die oströmische Zitadelle sowie dahinter die Große Insel zu sehen.

Amasra liegt auf einer Halbinsel sowie auf der Insel Büyük Ada (dt. Große Insel), die durch eine ansehnliche, während der oströmischen Ära im 9. Jahrhundert erbaute einbogige Brücke mit der Halbinsel verbunden ist. Dem Ort vorgelagert liegt eine unbewohnte weitere Insel, die „Kanincheninsel“ (Tavşan adası). Auf der Halbinsel befinden sich die zerstörte oströmische Zitadelle und die Stadtmauer, die sich mit einem doppelten Tor vor der Brücke und einem beeindruckenden Verlauf auf den beiden bewohnten Ortsteilen entlangzieht, mit außen angebauten Vierecktürmen und teilweise mit inneren Stützpfeilern versehen; einige antike Kleindenkmäler sind in die Mauer eingefügt.

Geschichte

Der Namen Amasra stammt von der persischen Adligen Amastris († 284 v. Chr.), einer Tochter des Oxyathres, des Bruders des Dareios III. Durch eine Vereinigung der vier Orte Sesamos (an der Stelle des heutigen Amasra), Kytoros, Kromna und Tios (Synoikismos) gründete die persische Fürstin 300 v. Chr. die nach ihr benannte Stadt Amastris an der Küste Paphlagoniens. Dort prägte sie Münzen mit der Inschrift Königin Amastris. Als die Söhne der Amastris alt genug waren, übernahmen sie unter der Oberherrschaft ihrer Mutter die Regierung, aber bald gab es zwischen ihnen Zwistigkeiten. Angeblich wurde Amastris 284 v. Chr. auf Anstiften ihrer Söhne ertränkt.

Einem lokalen Mythos zufolge ist die Stadt Amasra im Meer versunken und Mitte des 11. Jhs. n. Chr. wieder aufgetaucht. Im Jahre 1261 erlangten die Genuesen nach dem Abkommen von Nymphaion die Kontrolle über den Schwarzmeer-Handel. Die genuesische Herrschaft über die Stadt endete 1460, als das Osmanische Reich unter Führung von Sultan Mehmed II. die Stadt und das gesamte anatolische Ufer des Schwarzen Meeres eroberte, wonach Amasra wieder wohlhabend wurde. Heute gehört die Kleinstadt zur Provinz Bartin an der Schwarzmeerküste.

Bevölkerung

Die Einwohnerzahl beträgt insgesamt ungefähr 16.200, davon leben 6.800 in der Innenstadt und 9.800 Menschen in den Dörfern des Kreises.

Wirtschaft

Beschäftigung
40 % Landwirtschaft
40 % Bergbau
15 % Fischerei
5 % Öffentliche Verwaltung

Klima

Klimatabelle (2007) Die Stadt hat mildes, feuchtes Seeklima. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 19 °C. Der wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlich 34 °C, der kälteste der Januar mit 6 °C im Mittel. Der Winter ist durch wechselhaftes Wetter bestimmt: Es gibt frühlingshafte Sonnentage, häufig Regen und Kälteeinbrüche, oft auch Schneefälle. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 425 mm.

Monat Höchsttemperatur Tiefsttemperatur Regentage Sonnenstunden
Januar 9 3 17 3,6
Februar 9 0 14 4,2
März 12 3 13 4,5
April 16 9 9 6,6
Mai 23 14 5 8,9
Juni 32 22 3 11,8
Juli 39 24 2 12,1
August 32 20 3 11,3
September 25 15 6 9,2
Oktober 21 12 10 7,6
November 15 9 13 5,8
Dezember 11 5 17 3,3

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Sonnenuntergang in Amasra

Die sich bei der Zitadelle befindende Fatih Moschee war ehemals eine christliche Kirche und wurde modern restauriert. Sehenswürdigkeiten sind außerdem der Hamam, das Theater und die hellenistische Stadtmauer. Die zahlreichen Funde aus hellenistischer, römischer, oströmischer und osmanischer Zeit sind im Archäologischen Museum ausgestellt.

Landschaftlich zwischen bis ans Meer reichenden Bergen und Buchten gelegen, eignen sich besonders die Sandstrände im Osten der Stadt zum Baden. Dort liegen die Çakraz-, Bozköy- und Akkonak-Strände. An der Küste gibt es zahlreiche Fischrestaurants.

Museum

Im Jahre 1955 wurde das erste Museum eröffnet, das aus einem kleinen Saal im Gemeindegebäude bestand. Am 30. Januar 1982 konnte dieses Gebäude als größeres Museum für die Besucher neu eröffnet werden. Es umfasst ein Stockwerk, in dem sich vier Ausstellungssäle befinden. Die Objekte stammen zum großen Teil aus Amasra und Umgebung und gehören der hellenistischen, römischen, oströmischen, genuesischen und osmanischen Zeitperiode an.

  • 1. Archäologischer Saal: Hier befinden sich in Gräbern gefundene Ton- und Glasgefäße, Tränenflaschen, Kunsthandwerksgegenstände aus Gold und Bronze sowie aus dem Meer geborgene Amphoren. Ausgestellt sind zudem bronzene Statuen, Kreuze, Waffen sowie Gold-, Silber- und Bronzemünzen.
  • 2. Archäologischer Saal: Dieser ist Marmorwerken der hellenistischen, römischen und oströmischen Periode gewidmet. Statuen, Büsten, Grab- und sonstige Architekturteile können hier besichtigt werden.
  • 1. Ethnographischer Saal: In diesem Raum sind kleine Ausstellungsstücke der späten osmanischen Periode zu sehen. Darunter befinden sich bronzene Küchengefäße, Waffen, Schreibgeräte, Kerzenhalter, Stempel, Keramiken und Ringe sowie Holzgefäße, welche die traditionelle Schnitzkunst Amasras belegen.
  • 2. Ethnographischer Saal: Hier befinden sich Kleidungsstücke und Kunsthandwerksgegenstände aus Silber, ebenso Bett- und Polsterüberwürfe, Koran-Handschriften, Teppiche, Beutel sowie Wanduhren. Im Korridor des Museums hängt eine Mittelmeer-Karte aus dem Jahre 1852, die in der Druckerei des Sultansserails in Konstantinopel hergestellt wurde. Im Garten des Museums findet man steinerne Kleindenkmäler.

Bekannte Persönlichkeiten

Medien

Filmproduktionen, die in Amasra realisiert wurden:

Städtepartnerschaften

Literatur

  • Eyice, Semavi: Deux anciennes églises byzantines de la citadelle d'Amasra (Paphlagonie), in: Cahiers Archéologiques 7, 1954, S. 97-105
  • Ders.: Küçük Amasra tarihi ve eski eserleri kılavuzu. Türk Tarih Kurumu Basımevi, Ankara 1965.
  • Gustav Hirschfeld: Amastris 1). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 1749.
  • Crow, James - Hill, Stephen: Amasra, a Byzantine and Genoese Fortress on the Black See, in: Fortress 5, 1990, S. 3-13
  • Diess.: The Byzantine Fortifications of Amasra in Paphlagonia, in: Anatolian Studies 45, 1995, S. 251-265
  • Marek, Christian: Katalog der Inschriften im Museum von Amasra, mit einem Anhang Die Inschriften von Amastris und die angebliche pompeianische Ära der Stadt, in: Epigraphica Anatolica 6, 1985, 133-156
  • Ders.: Amastris 2. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 1, Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01471-1, Sp. 574.

Einzelnachweise

  1. a b Türkisches Institut für Statistik, abgerufen 14. Juli 2013
Commons: Amasra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien