Noch vier Stunden bis zum Auftritt. Gardi Hutter ist klein und viel zierlicher als die kugelrunde Hanna mit ihrem Kleiderwulst, die man von der Bühne kennt. Sie wirkt jung mit ihrer dunklen, engen Hose, dem kurzen Rock, den sie darüber trägt, und dem dichten, halblangen Haar. Die Auftritte würden sie fit und jung halten, wird die 71-Jährige später sagen. Jedes Mal, wenn sie auf der Bühne stehe, sei das ein Training.

Seit 44 Jahren tritt Gardi Hutter als tapfere Hanna in der ganzen Welt auf. Acht verschiedene Programme spielt sie, mal ist sie eine Wäscherin, mal eine Schneiderin, eine Sekretärin, eine Käserin, eine Souffleuse und einmal sogar eine Maus. In allen Rollen misslingt ihr alles, träumt sie von Großem und schafft nicht einmal das winzig Kleine. Ein Clown halt. Ihre Bühnensprache ist das Grammelot, ein fantasiegetriebenes Brabbeln, das keine Übersetzung braucht. Am Anfang habe sie darüber gestaunt, dass das Publikum auf der Insel Rügen an denselben Stellen gelacht habe wie in Finnland, Tunesien, Mexiko oder Brasilien. Doch eigentlich sei es logisch: "Die großen Dinge des Lebens, der Hunger, die Angst, die Gier, die Liebe, das Glück und der Tod sind universell."