Mit den heftigen Bränden im Großraum Los Angeles ist das Katastrophenmanagement der Westküstenmetropole in den Fokus gerückt. Anwohner der betroffenen Gebiete berichteten einem Reporter zufolge etwa von nicht funktionierenden Hydranten, fehlendem Löschwasser und nicht anwesenden Rettungskräften. Karen Bass, die Bürgermeisterin der Stadt, teilte bei einer Pressekonferenz Bass mit: Extreme Wetterbedingungen – vor allem starke Winde – hätten die Lage verschärft und den Einsatz von Löschflugzeugen behindert. „Wir wissen auch, dass Feuerhydranten nicht für derartige massive Zerstörungen ausgelegt sind“, sagte sie.
Auf Kritik an Budgetkürzungen für die Feuerwehr erklärte Bass, dass diese keine Auswirkungen auf die aktuelle Krise gehabt hätten und durch eine schwierige Haushaltslage bedingt waren. Zuletzt war das Feuerwehrbudget um rund 18 Millionen US-Dollar (etwa 17,5 Millionen Euro) gekürzt worden. „Unsere oberste Priorität ist es jetzt, Leben zu retten, Leben zu schützen, Häuser zu retten. Ich bin nicht hier, um über den Stand unseres Haushalts zu sprechen“, sagte Bass dazu.
Bei den verheerenden Bränden in und um Los Angeles sind bisher mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Feuer reduziert. Nach Angaben von US-Präsident Joe Biden lodern in der Region weiterhin drei große Brände. Laut der Echtzeit-Tracking-App „Watch Duty“ konnten davon zwei bislang überhaupt nicht eingedämmt werden. „Wir stehen vor einer historischen Naturkatastrophe“, sagte Kevin McGowan, Leiter des Katastrophenschutzes des Los Angeles County. In der Region wüten derzeit mehrere Großbrände parallel, auch die Hügelkette mit dem gleichnamigen Villenviertel Hollywood Hills und der berühmte Sunset Boulevard sind betroffen.
Die Zahl der Opfer und Evakuierten
Die fünf Leichen wurden nach Angaben der Los Angeles Times in drei Gebäuden in Altadena nordöstlich von Los Angeles gefunden, wo das Feuer am Dienstagabend ausbrach und den Bewohnern nur wenig Zeit zur Flucht blieb. Es gebe zudem eine „große Zahl“ verletzter Anwohner, die ihr Zuhause nicht rechtzeitig verließen, sagte Anthony Marrone, Feuerwehrchef des Los Angeles County. Nach Behördenangaben sind bereits mehr als 2000 Gebäude zerstört worden, mindestens 130 000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Bürgermeisterin Bass mahnte eindringlich dazu, die Anordnungen für Evakuierungen zu befolgen. Aus allen Teilen des Landes sollten Feuerwehrleute zur Verstärkung anrücken.
Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, befürchtet einen Anstieg der Zahl der Opfer. Im Interview mit CNN sprach er von „völliger Zerstörung“ und erinnerte an die tödlichen Feuer in Paradise, einer Ortschaft in Nordkalifornien. Diese war im November 2018 fast völlig zerstört worden, 85 Menschen kamen damals ums Leben.
Experten schätzen die Schäden durch die Waldbrände von Los Angeles auf eine Höhe von mehreren Milliarden Dollar. Die US-Bank JPMorgan gab mit 20 Milliarden Dollar die größte Schadensschätzung ab, wie der Branchendienst The Insurer berichtete.
Flammen in Hollywood Hills
Auch in den Hollywood Hills brannte es, wie Feuerwehrchefin Kristin Crowley mitteilte. Zahlreiche Bewohner versuchten, das Gebiet zu verlassen, was laut US-Medien zu langen Staus führte. Ein Anwohner berichtete dem Sender CNN von „chaotischen Szenen“. Es brannte nördlich des Hollywood Boulevard, eine Gegend, die mehrere Touristenziele beherbergt, darunter den Hollywood Walk of Fame und das Chinese Theatre. Allmählich schwächte sich der Brand ab. „Die Feueraktivität hat sich verringert“, teilte das zuständige Sheriff-Büro mit. Das Feuer brenne nun hauptsächlich auf einer kleinen, von der Feuerwehr begrenzten Fläche. Evakuierungsanordnungen wurden teilweise wieder aufgehoben.Der Brand mit dem Namen „Sunset Fire“ war nach Angaben der Feuerschutzbehörde Cal Fire am Mittwochabend (Ortszeit) ausgebrochen. Die Flammen hatten sich Medienberichten zufolge schnell in Richtung des berühmten Hollywood Boulevard ausgebreitet. Löschflugzeuge und Hubschrauber waren im Dauereinsatz, damit die Flammen nicht weiter auf das dicht besiedelte Hollywood übergriffen.
Prominente trauern um ihre Häuser
Unter den Betroffenen sind auch Prominente. Reality-TV-Star Paris Hilton musste nach eigenen Angaben im Fernsehen mit ansehen, wie ihr Haus den Flammen zum Opfer fiel. „Ich sitze mit meiner Familie, schaue die Nachrichten und sehe, wie unser Haus in Malibu live im Fernsehen bis auf die Grundmauern abbrennt“, schreibt die 43-Jährige auf der Plattform X. Weitere Prominente mussten vor den Feuern fliehen. „Star Wars“-Schauspieler Mark Hamill teilte mit, dass er „in letzter Minute“ sein Haus in Malibu verlassen habe.
Oscar-Preisträgerin Jamie Lee Curtis trauerte um ihren Wohnort Pacific Palisades. Schauspieler Billy Crystal sagte, dass er und seine Frau „untröstlich“ über den Verlust ihres Hauses in dem Stadtteil seien, in dem sie seit 1979 gelebt hatten.
Pacific Palisades ist ein wohlhabendes Viertel im Westen von Los Angeles mit etwa 25 000 Einwohnern. Stars wie Jennifer Aniston, Bradley Cooper, Tom Hanks und Reese Witherspoon haben dort Häuser. Kulturgeschichtlich bedeutende Häuser wie die Villa Aurora, in der Autor Lion Feuchtwanger im Exil lebte, oder das Thomas-Mann-Haus konnten den Bränden dort bisher standhalten.
Die Reaktion der US-Regierung
US-Präsident Joe Biden versprach bei einem Besuch der Feuerschutzbehörde Cal Fire zusätzliche 2000 Einsatzkräfte der Nationalgarde. Er erklärte die betroffene Region zum Katastrophengebiet, wie das Weiße Haus mitteilte. Dadurch soll der Wiederaufbau beschleunigt werden, weil Gemeinden und Überlebende sofort Bundesmittel erhalten. Außerdem habe die Katastrophenschutzbehörde dem US-Bundesstaat Kalifornien finanzielle Hilfe bei der Brandbekämpfung zugesagt. Wegen der aktuellen Lage in Kalifornien sagte Biden seine Audienz bei Papst Franziskus ab, er wollte eigentlich am Freitag nach Italien reisen.
Die Wetteraussichten
Besonders besorgniserregend ist die Prognose, dass die zunächst nachlassenden starken Winde wieder zunehmen könnten. Dies könnte die Flammen erneut anfachen und die Löscharbeiten weiter erschweren. Am Mittwoch waren Windböen von bis zu 128 Kilometern pro Stunde registriert worden. „Es war, als hätte man versucht, dieses Feuer in einem Hurrikan zu bekämpfen“, sagte Pascua zu CNN. „Was dieses Feuer so dringend gebraucht hat, war eine Pause von diesen Winden.“ Nach Angaben des US-Wetterdienstes soll der Wind ab Donnerstagnachmittag aber wieder zunehmen. Die Behörden rechnen damit, dass die kritischen Bedingungen noch bis Freitag anhalten werden. Die Schulen im gesamten Los Angeles County bleiben bis mindestens Donnerstag geschlossen.
Oscar-Nominierungen werden um zwei Tage verschoben
Die Feuer wirken sich auch auf die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen aus. Am 17. Januar wollte die Filmakademie die Anwärter für Hollywoods wichtigsten Preis verkünden. Dies werde aufgrund der Brände zwei Tage später stattfinden, teilte Geschäftsführer Bill Kramer in einem Brief an die etwa 10 000 Mitglieder mit, wie US-Medien berichteten. Das gebe den Filmschaffenden mehr Zeit, über die Kandidaten abzustimmen.
Kramer drückte den Betroffenen sein Mitgefühl aus. „So viele unserer Mitglieder und Branchenkollegen leben und arbeiten im Raum Los Angeles, und wir denken an euch“, zitierte die Los Angeles Times aus dem Brief. Die 97. Verleihung der Oscars ist für den 2. März geplant.
Auch die Verleiher der renommierten Critics Choice Awards haben ihre für diesen Sonntag geplante Trophäen-Gala in Santa Monica aufgrund der Brände verschoben. Mit dem Preis werden die besten Filme des vergangenen Filmjahres geehrt.