In der Stube des "Süßen Löchle" kann noch heute im Stil der 1920er- und 30er-Jahre der Kuchen genossen werden. Dafür gab es nun den Denkmalschutzpreis des Schwäbischen Heimatbunds und des Landesvereins Badische Heimat. Foto: Schwäbischer Heimatbund

Wettbewerb: Lahrer Café als einer der fünf landesweiten Denkmalschutz-Preisträger ausgezeichnet

Lahr/Stuttgart - Aufgrund der Corona-Einschränkungen ist es derzeit geschlossen. Wenn das Café "Süßes Löchle" am Urteilsplatz aber geöffnet hat, versprüht es den traditionellen Charme der frühen 1920er Jahre. Dafür gab es nun den Denkmalschutzpreis.

 

Verliehen wird der Preis vom Schwäbischen Heimatbund und dem Landesverein Badische Heimat. "Mit dem Preis werden Eigentümer geehrt, die bei der Sanierung und Umnutzung ihres historisch bedeutsamen Hauses besonders vorbildlich vorgegangen sind und damit einen wichtigen Beitrag zur Weitertradierung der vielfältigen Baukultur im Land geleistet haben", teilt der Schwäbischen Heimatbund mit.

Für Adelheid und Roland Wagner habe es über Jahre hinweg zur angenehmen Gewohnheit gehört, an Samstagen nach dem Einkauf auf dem Markt im "Süßen Löchle" einzukehren. Das Unternehmerehepaar schätzte die besondere Atmosphäre des Cafés, in dem die Zeit stehengeblieben schien. "Denn es grenzte schon fast an ein Wunder, dass mitten im Zentrum von Lahr, bedrängt von sich wenig einfügenden Neubauten, ein Stück eigentlich vergangener Caféhauskultur erhalten geblieben war", so die Mitteilung.

Seit 1887 und bis in die 1950er-Jahre betrieb die Konditorenfamilie Hildebrand im Vorderhaus eines bescheidenen Anwesens, dessen Kern bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Die Backstube befand sich bereits damals jenseits eines kleinen Innenhofs im Hinterhaus, das über eine seitliche Galerie angeschlossen ist. Die Eigentümer wohnten im Obergeschoss. Ihr heutiges Aussehen erhielten die Ladenfront zur Friedrichstraße und die Innenräume des Cafés bald nach dem Ersten Weltkrieg.

Ruf des Hauses war bereits groß gewesen

Dass das im Volksmund früh "Süßes Löchle" genannte Anwesen in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu einer Art Museum mutierte, habe an zwei aufeinander folgenden Betreiberinnen gelegen, die schlichtweg alles so beließen wie es war – von der Einrichtung des Cafés über die Ausstattung der Backstube bis hin zur Möblierung der Wohnung im Obergeschoss.

Der Ruf des Hauses sei bereits so groß gewesen, dass sich beim nächsten Generationswechsel 2004 mehr als hundert Lahrer Bürger zu einer gemeinnützigen GmbH zusammenschlossen, um das Café weiterzuführen. "Die damalige Eintragung des Gebäudes und seines Interieurs als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung in das Denkmalbuch belegt den überregionalen Seltenheits- und Dokumentarwert dieses ungewöhnlichen Objekts", meint der Schwäbische Heimatbund.

Als der Verkauf des Traditionshauses drohte, sei es ein Glücksfall gewesen, dass die Stammgäste Adelheid und Roland Wagner sich nicht damit abfinden wollten. "Im vollen Bewusstsein, worauf sie sich einließen, kauften sie 2017 das Anwesen mit der lobenswerten Absicht, die traditionelle Nutzung fortzusetzen und das Haus in allen Bereichen denkmalpflegerisch zu sanieren", heißt es in der Mitteilung.

Das Ergebnis dieser Sanierung könne sich nicht nur sehen lassen, sondern ist nach Auffassung der Jury vorbildlich. Es sei erstaunlich, in welchem Umfang die Originalsubstanz aus allen Zeiten der Haus- und Nutzungsgeschichte erhalten wurde, nicht nur im Hinblick auf die baulichen Teile, sondern auch in Bezug auf die Ausstattung bis hin zu Möblierung, Lichtschaltern, Wandschmuck, Ventilatoren oder Backformen.

Restauratorische Untersuchungen an Tapeten und gestrichenen Oberflächen gingen den Bauarbeiten voran, die in erster Linie als Reparatur verstanden wurden. An Grundriss und Raumgliederung wurde so gut wie nichts verändert. "Der Charakter eines Cafés der 1920er- und 30er-Jahre ist gewahrt geblieben, ohne dass sich der Eindruck von falschen Kulissen einstellt", lobt der Schwäbische Heimatbund.

Bronzeplakette und 5000 Euro

Als Zeichen der Anerkennung erhalten die Bauherren einen Geldpreis in Höhe von 5000 Euro sowie eine Bronzeplakette zur Anbringung an ihrem Gebäude. Zudem ist die Auszeichnung mit Urkunden für die Eigentümer sowie die beteiligten Architekten und Restauratoren verbunden. Die Preise sollen im Rahmen einer Festveranstaltung im Frühjahr 2021 überreicht werden.