Dieser Mann war der Chronist Bad Münders
Klaus Vohn-Fortagne († ) kuratiert eine Glasausstellung.
Quelle: Jens Rathmann
Bad Münder. „Mit Volldampf durch das Sünteltal“, „Stühle und mehr“, „Glashütten in der Deister-Süntel-Region“ – viele der bedeutenden Veröffentlichungen zur Industrie- und Mobilitätsgeschichte Bad Münders und des Umlandes tragen seinen Namen.
Allein oder mit anderen Autoren tauchte er tief ein in die Geschichte einer Region, die er bald besser kennen sollte als viele zwischen Deister und Süntel Geborene: Klaus Vohn-Fortagne ist tot, gestorben im Alter von 71 Jahren.
Aufgewachsen in der DDR
1953 wurde er in Beelitz bei Potsdam geboren, wuchs in der DDR auf. Studierte nach dem Abitur und einer Berufsausbildung zum Baufacharbeiter an der historischen Fakultät der Universität Leipzig, später an der Berliner Humboldt-Universität, um dann mit dem Titel Diplom-Ethnograph als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Märkischen Museums der Stadt Berlin unter anderem an Sonderausstellungen zum 750-jährigen Bestehen der Stadt Berlin zu arbeiten.
1988, noch vor der Wende, verließ er die DDR, ließ sich in der Region Hannover nieder. Zuerst in Springe, dann auch in Wennigsen entwickelte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter Konzepte zur Museumspädagogik, für Sonderausstellungen – und übernahm Verantwortung als ehrenamtlicher Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Hannoverscher Museen.
Zur Möbelindustrie geforscht
Er lehrte an der Universität Hannover im Bereich Erziehungswissenschaften, war wissenschaftlicher Mitarbeiter des Historischen Seminars. Über diverse Buchprojekte und Forschungsarbeiten zur Holz- und Möbelindustrie im Deister-Sünteltal machte er sich einen Namen, weckte das Interesse von Menschen, die sich eine intensivere Auseinandersetzung mit der fast 400-jährigen Entwicklung der Glasindustrie im Raum Bad Münder wünschten, zu der bis dato kaum Literatur vorlag.
Klaus Vohn-Fortagne befasste sich intensiv mit der für ihn neuen Materie, absolvierte Praktika, um ein Grundverständnis für das Thema Glas und Glasherstellung zu erlangen – und vertiefte sein Wissen in vielen Jahren.
An der alten Glashütte in Klein Süntel geforscht
Er publizierte zu Prunk- und Gebrauchsglas des 18. Jahrhunderts aus Manufakturen der Welfen, zur Geschichte der über 400-jährigen Entwicklung der Glasindustrie in der Deister-Süntel-Region.
Arbeitete als Mitglied des Forum Glas an der Erforschung der Glashütte Klein Süntel mit und steuerte seine Expertise in der Gestaltung und Begleitung der Dauerausstellung von Gebrauchsgläsern des 17. bis 20. Jahrhunderts aus den Glashütten des Weserraumes im Museum Bad Münder bei.
In Bad Münder wurde die Nachricht vom Tod Klaus Vohn-Fortagnes mit großer Bestürzung aufgenommen. Er hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.
NDZ