Koh Samuis Paradieskulisse in Gefahr Killerkäfer töten Kokospalmen
08.06.2011, 14:10 UhrKokosnüsse gehören zu Thailand wie Pasta zu Italien. Die Urlauberinsel Koh Samui im Golf von Thailand rühmte sich immer, die größte Kokospalmendichte im ganzen Land zu haben. Der Einfall von Killerkäfern vor ein paar Jahren hat die Insulaner daher schockiert. Für viele sind die Palmen weit mehr als Paradieskulisse: 6000 Familien leben vom Export der Kokosnüsse.
Kokosnuss ist aus der Thai-Küche und -Apotheke nicht wegzudenken. "Es ist ein wichtiger Teil unserer Curries", schreibt Lifestyle-Guru Tanyakamon Pramualratana im "Life"-Magazin der "Bangkok Post". "Unsere Großmütter auf dem Land haben Kokosnussöl mit Kräutern auf Wunden getan und sich damit eingerieben, für glatte Haut und glänzende Haare." Sie verweist auf eine Inschrift im ältesten Tempel Bangkoks, Wat Po. Danach kann Kokosnussöl alles heilen: vom schlechten Gedächtnis über Mumps bis zu Zahnschmerzen.
Eingeschleppter Käfer
"Als die ersten Palmen starben, waren wir ratlos, aber jetzt ist klar: ein eingeschleppter Käfer zerstört die Bäume", sagt Hotelier Sitpasu Thongsuk. Er hat sich akribisch mit dem Problem befasst, denn auch auf seinem Hotelgelände ließen die riesigen Bäume plötzlich die Blätter fallen. "Wir glauben inzwischen, dass der Käfer aus Südafrika eingeschleppt wurde, von Hotelbesitzern, die südafrikanische Pflanzen und Bäume für ihre Gärten bestellt haben."
Die bis zu zwei Zentimeter langen Riesenkäfer (Dynastinae) und der noch größere Rüsselkäfer legen Eier in die ungeöffneten Blüten und fressen die jungen Blätter. Die Bäume sterben ab. Dann wandern die Insekten zum nächsten Opfer. "Es gab nur eins: befallene Bäume fällen und die Käfer damit töten", sagt Sitpasu. Schon in Flughafennähe sind auf der Insel abgestorbene Palmenstämme zu sehen. Bei anderen Bäumen hängen nur noch ein paar schwarze Blätter schlapp vom Stamm herab.
125.000 Bäume zerstört
Die 26 mal 21 Kilometer große Insel hatte nach Angaben des Agrarbüros auf Koh Samui 2007 rund 2,2 Millionen Kokospalmen. "Die Käfer haben 125.000 Bäume zerstört", sagt Paichon Yamban. Der Jahresertrag pro Hektar brach um 20 Prozent auf 3000 Kokosnüsse ein.
Auch der wohlsituierte Plantagenbesitzer Domrong Boromtanarat hat hunderte Palmen verloren. Die besten Zeiten seien eh vorbei, meint er. "Wir hatten früher auch eine Fabrik für Kokosnussöl, aber es wurde zu teuer, das Öl zum Festland zu transportieren", sagt er. Seit Jahren liegt das Gebäude hinter seinem Anwesen in der alten Inselhauptstadt Nathon brach. "Ich nutze es nur noch als Lagerhalle." Heute werden fast nur noch ganze Früchte exportiert, nach Angaben des Agrarbüros rund 32 Millionen im Jahr. Die Insektenpest, sagt Domrong, hat aber vielen Plantagenbesitzern den Rest gegeben.
Raubparasit hilft
Die Plantagenfläche ist innerhalb von vier Jahren um fast sechs Prozent auf etwa 13.500 Hektar geschrumpft. Seit das Agrarministerium dem Killerkäfer den Raubparasit "Asecodes hispinarum Boucek" auf den Hals gehetzt hat, geht es aber aufwärts. Es sterben weniger Bäume, sagt Hotelmanager Sitpasu. Plantagenbesitzer Domrong hat durchgehalten, und erntet nun die Entschädigung: Durch den Produktionseinbruch stieg der Preis für eine Kokosnuss von drei auf 15 Baht (35 Cent).
Die Lokalbehörden arbeiten jetzt mit Hochdruck daran, die Insel wieder zur Kokosnuss-Hochburg zu machen. Die Tourismusbehörde hat eine Mitmach-Aktion für die jährlich 1,1 Millionen Besucher gestartet, die jedes Jahr nach Koh Samui kommen: Sie können für 300 Baht - etwa sieben Euro - am Strand Palmensetzlinge pflanzen und sich mit ihrem Namen auf einer Tafel davor verewigen.
Namen wie Keller, Smith, Lagarde sind keine Seltenheit: 85 Prozent der Besucher kommen aus dem Ausland. "Das ist ein Riesenerfolg", sagt Tourismuschefin Saiphayom Somsuk. "Unser Ziel sind eine Million neue Palmen zu pflanzen." Knapp eine Viertelmillion sei bereits geschafft. Wenn alles gut geht, tragen sie in sechs bis sieben Jahren die ersten Früchte.
Quelle: ntv.de, Christiane Oelrich, dpa