Vatikan hat vermittelt Russland und Ukraine tauschen gefangene Priester aus
29.06.2024, 21:32 Uhr Artikel anhörenUnter Vermittlung des Vatikans einigen sich Russland und die Ukraine auf den Austausch von festgenommenen Geistlichen. Im Rahmen des Deals kommt zudem ein Anführer der Krimtataren frei und wird sogleich von Präsident Selenskyj empfangen.
Russland und die Ukraine haben in einem äußerst seltenen Schritt festgenommene Priester ausgetauscht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte mit, dass zwei ukrainische griechisch-katholische Priester, die in den von Russland besetzten Gebieten des Landes festgehalten wurden, wieder auf ukrainisch-kontrolliertem Gebiet seien. Die Freilassung der im November 2022 festgesetzten Kirchenmänner sei durch die Vermittlung des Vatikans möglich geworden.
Russland teilte seinerseits mit, dass ein hochrangiger ukrainisch-orthodoxer Geistlicher, Metropolit Ionafan, sowie zwei weitere Priester an Moskau übergeben worden seien. Der Metropolit war im August vergangenen Jahres in der Ukraine zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er die russische Invasion des Landes gerechtfertigt hatte.
Die dem Moskauer Patriarchat nahestehende ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte sich nach Beginn des russischen Angriffskriegs offiziell von Moskau losgesagt. Die ukrainischen Behörden werfen ihr dessen ungeachtet immer wieder prorussische Positionen und Einflussnahme vor. Auf russischer Seite rechtfertigt die orthodoxe Kirche die Offensive im Nachbarland und unterstützte den Kreml.
Auch Krimtataren-Führer freigelassen
Selenskyj zufolge wurden am Freitag insgesamt zehn ukrainische Zivilisten aus russischer Kriegsgefangenschaft freigelassen. Neben den beiden Priester war unter ihnen auch Nariman Dscheljal, ein Anführer der Krimtataren. Selenskyj empfing Dscheljal, den er zuletzt im Jahr 2021 getroffen hatte, zu einem kurzen Gespräch. "Zehn Zivilisten, zudem sind in dieser Woche auch 90 Soldaten aus der Gefangenschaft entlassen worden", sagte Selenskyj in einer Videoansprache.
Insgesamt seien bereits 3310 Menschen aus russischer Gefangenschaft in die Ukraine zurückgekehrt. "Und wir müssen alle unsere Leute finden und in die Ukraine zurückbringen, jeden einzelnen von ihnen, der in Gefangenschaft ist oder deportiert wurde - Erwachsene und Kinder, Militärs und Zivilisten."
Am Dienstag hatten Russland und die Ukraine jeweils 90 Gefangene untereinander ausgetauscht. Dabei trafen sich Vertreter beider Seiten auch zu direkten Gesprächen. Beide Seiten hätten über "mögliche Optionen für die Rückkehr derzeit in Haftzentren befindlicher Zivilisten" gesprochen, teilte anschließend die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa mit. Mit diesen Zivilisten waren offensichtlich die nun ausgetauschten Priester gemeint.
Quelle: ntv.de, mdi/AFP