"Rewe voll pflanzlich": So schlägt sich der vegane Supermarkt in Berlin

Alles glänzt neu – und alles ist vegan. Am 11. April hat der erste rein pflanzliche Rewe-Markt Deutschlands im Berliner Szeneviertel Friedrichshain eröffnet. Ein Ereignis, das in den Medien große Wellen geschlagen hat. Der Markt ist rund 200 Quadratmeter groß, vergleichbar mit einem Rewe City in einer Bahnhofsvorhalle. Er hat werktags von 7 bis 22 Uhr geöffnet und bietet alles für einen veganen Rundum-Sorglos-Einkauf: von Obst und Gemüse über Fleisch-, Wurst- und Käse-Alternativen bis hin zu Getränken, Tiefkühlprodukten, Trockenartikeln, Drogerie- und Backwaren. Vier Wochen nach der Eröffnung verrät uns Inhaber Dennis Henkelmann seine ersten Erkenntnisse: "In den ersten anderthalb Wochen hatten wir eine Schlange an Menschen vor dem Laden. Auch jetzt ist der Markt noch überdurchschnittlich gut besucht, weit über dem, was ich erwartet hatte. Die Backwaren gehen genauso gut wie Obst & Gemüse, die Salatbar und die selbst gemachten Snacks." Am meisten gekauft haben die Kunden bisher das Franzbrötchen und die Schokocroissants aus der Backwelt. Die erfolgreichsten Snackartikel sind das frisch im Markt produzierte Brötchen 'Schnitzel Dinkelchen' und 'Frischcreme mit Lauchzwiebeln', so Henkelmann über die bisherigen Renner im Markt. "Unsere Kunden geben uns ein total hilfreiches Feedback. Wir haben schon weitere Produkte ins Sortiment aufgenommen wie beispielsweise Liquid Smoke. Aktuell machen wir uns auch Gedanken über den Kassenbereich. Wir haben drei Selbstbedienungskassen, wollen aber weitere installieren", sagt der Kaufmann.

Der vegane Pioniermarkt steht am Ende der Warschauer Brücke. Über sie strömen täglich 90.000 Menschen. Die Partymeile samt Szene-Club Berghain ist nur einen Steinwurf entfernt. Ein Büroturm von Amazon, in dem zukünftig 4.500 Menschen arbeiten werden, steht um die Ecke. Deshalb bietet der Markt viel Convenience, Snacks und Getränke an. In Zahlen heißt das: eine fünf Meter breite Salatbar mit 48 Zutaten, veganes Sushi von Eat Happy, je vier laufende Meter für salzige Snacks und Backshop, drei Meter für Süßwaren und neun Meter für Getränke, davon 2,50 Meter gekühlt. Eine Softeisstation zum Selbstzapfen ist ein cooles Gimmick für den Sommer.

"Rewe voll pflanzlich" will gesundheitsbewusste, flexitarische, bio-affine Kunden ansprechen. Junge Menschen, die sich zahlreich im Kiez tummeln. Die sich gesund und fleischarm ernähren, aber vielleicht nicht das dickste Portemonnaie haben. Rund ein Fünftel des Sortiments sind Eigenmarken-Artikel. Die Markenprodukte, die es auch im normalen Rewe-Markt 500 Meter weiter gibt, kosten hier genauso viel wie dort. 500 Bio-Produkte stellen stattliche 20 Prozent des Sortiments. Insgesamt gibt es rund 2.700 vegane Produkte, das sind etwa doppelt so viele wie in einem durchschnittlichen Rewe-Markt.

Christoph Große / Rewe

Dass der vegane Vorreiter-Markt eine junge Zielgruppe ansprechen will, zeigt sich auch im frechen Ladendesign. Das knallige Gelb, das satte Grün und das intensive Rostrot stechen den Besuchern ins Auge. Die Rewe-Group hat bereits in Wien festgestellt, dass ein veganer Supermarkt funktionieren kann: Dort führt Händler Billa, der zur Rewe-Group gehört, schon seit September 2022 eine rein pflanzliche Filiale namens "Billa pflanzilla". Allerdings grenzt diese Filiale direkt an eine normale Billa-Filiale an. Wie erfolgreich der für sich stehende, vegane Testmarkt in Berlin sein wird, wird sich erst in den kommenden Monaten weisen. Der Vorgänger-Markt an diesem Standort, ein Veganz-Markt, hat es nicht geschafft, zu überleben. Wie alle anderen Veganz-Filialen in Europa. Doch selbst wenn der vegane Supermarkt noch nicht das Erfolgsmodell der Gegenwart sein sollte, so ist er auf jeden Fall ein sicherlich erkenntnisreiches Testlabor für die Zukunft.