Geist & Soziales

Wir sehen uns zu in den Spiegeln der Tiefsee: Besucher der Präsentation von Gerhard Richters Birkenau-Zyklus in der Neuen Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, fotografiert am 31. März 2023.

Richters „Birkenau“:
Das bekannte Meisterwerk

Gerhard Richter hat die Motive der von ihm bearbeiteten Fotos aus Auschwitz malerisch unsichtbar gemacht und in Kommentaren wieder ans Licht geholt. Sein Umgang mit diesem Korpus von Bildern spiegelt auch den Wandel unserer Beziehung zur Kunst.
Peter Geimer

1999 verlegte das Studienzentrum Weikersheim seine Geschäftsstelle nach Berlin und bezog am Pariser Platz 6a Büroräume, von deren Balkon man die Quadriga des Brandenburger Tors und die Reichstagskuppel sieht.

Filbingers Think Tank:
Was damals rechts war

Als nach 1982 die Wende unterblieb, produzierten ihre Denkfabrikanten nur noch für die Nische: Josefine Preißler hat die lehrreiche Geschichte des Studienzentrums Weikersheim erforscht.
Rüdiger Soldt
Scheitern am Schreibtisch: Menschen mit ADHS haben häufig ein Problem mit Organisation und Terminen.

FAZ+ADHS bei Kindern:
Hyperaktive Aufmerksamkeit

Weltweit steigen die Zahlen der Diagnosen von ADHS bei Kindern. Soziologen überlegen nun, was die Gründe hierfür sein könnten. Liegt es an zu viel Aufmerksamkeit hypersensibilisierter Eltern?
Gerald Wagner
Aus bleierner Zeit. Doch schon vor Computersatz und Internet galt wohl auch für Medienkonsumenten der Satz von Steve Jobs: „It is not the job of the customer to know what he wants“.

Soziale Systeme:
Der Leser, das unbekannte Wesen

Medienschaffende haben kaum Möglichkeiten, in Erfahrung zu bringen, was ihre Nutzer lesen, hören oder sehen wollen.
André Kieserling
„Und ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn es dann Remigration heißen soll, dann heißt es eben Re – Mi – Gra – Tion.“ Auf dem Bundesparteitag in Riesa wurde Alice Weidel bejubelt, als die Kanzlerkandidatin demonstrierte, dass die AfD und ihre Gegner nicht dieselbe Sprache sprechen.

FAZ+Rhetorik rechter Parteiführer:
Spott über den Elfenbeinturm als Zunder rechter Polemik

Gastbeitrag
Rechte Parteiführer und ihre popkulturellen Idole versprechen den Wählern gleichzeitig Normalität und Disruption. Dass das nicht zusammenpasst, ist der Witz ihrer Sache: Sie machen Politik ohne Begründungen.
Armin Nassehi
Erst als Bestsellerautorin gefeiert, dann als Plagiatorin in Verruf geraten: die Soziologin Cornelia Koppetsch 2019 in Berlin

FAZ+Neue Plagiatsvorwürfe:
Soziologin Koppetsch klagt gegen Aberkennung der Habilitation

Die Leuphana Universität Lüneburg hat der Darmstädter Soziologin Cornelia Koppetsch die Habilitation entzogen. Das will die schon mehrfach mit Plagiaten aufgefallene Wissenschaftlerin nicht hinnehmen.
Sascha Zoske
Sie sehen ihn mit Freuden an: El Greco malte diese Anbetung der Hirten für Juan de Ribera, Patriarch von Antiochien und Erzbischof von Valencia, der 1960 heiliggesprochen wurde. Das Gemälde hängt noch heute in Valencia.

Idee des Menschenbildes:
Ein Geschlecht, das ihm gleich sei

An die Stelle der Anthropologie ist die Bilderstrecke getreten. Doch selbst noch die sozialen Medien schreiben die biblische Schöpfungsgeschichte fort. Zeit für einen Versuch, über den Begriff des Menschenbildes ins Klare zu kommen.
Ralf Konersmann

FAZ+Klimawandel-Projektionen:
Die Hitzetoten zu Tode gerechnet

Joachim Müller-Jung

Ein Kommentar von
Joachim Müller-Jung

Der Versuch, die Opfer aufzurechnen, die der Klimawandel im Laufe des Jahrhunderts verursachen könnte, ist gewagt. Modellierung stößt hier an Grenzen. Mit großen Zahlen ist man in einer neuen Studie nicht kleinlich, der Erkenntniszuwachs dagegen ist winzig.

Speiseplan der Vormenschen:
Unsere veganen Ahnen

Ulf von Rauchhaupt

Ein Kommentar von
Ulf von Rauchhaupt

Eine Vormenschengruppe ernährte sich offenbar vegan, wie sich jetzt herausgestellt hat. Doch allzu grundsätzliche Schlüsse auf den modernen Menschen sollte man daraus nicht ziehen.

Wie verbreiten sich Falschmeldungen auf sozialen Medien?

FAZ+Soziale Systeme:
Kann man Falschinformationen bei Facebook Herr werden?

Meta und andere Konzerne wollen die Verbreitung von Lügen in ihren Netzwerken verhindern. Ihre Methoden können durchaus erfolgreich sein.
Boris Holzer
Der explizite Leser: David Lodge (1935 bis 2024) erotisierte den Campus.

Zum Tod von David Lodge:
Professor für euphorische Zustände

Er revolutionierte das Genre des Campusromans zwischen scherzhaften Realitätsbezügen und postmodernem Experiment. Aber auch als Erzähler von Zeitgeschichte war David Lodge herausragend. Ein Nachruf.
Jan Wiele
Kunsthistoriker Rudolf Preimesberger

Kunsthistoriker Preimesberger tot:
Der letzte Erbe der Wiener Schule

El Greco, Michelangelo und Bernini waren ihm vertraut wie die eigenen Nachbarn: Zum Tod des Kunsthistorikers Rudolf Preimesberger.
Stefan Trinks
Warum wollte man ihn des Ruhmes berauben? Illustration von Gustave Doré zum 47. Kapitel des Ersten Teils des „Don Quijote“

Kafka und Don Quijote:
Als Ritter soll man eben reiten

Die angelesene Überlebensaufgabe: Don Quijote, der im Roman für sich in Anspruch nimmt, etwas von einem Dichter zu haben, bot ein Modell für die literarische Existenz Franz Kafkas.
Mathias Mayer
Man macht jetzt in Judäisch-Römisch: Giovanni Battista Moroni zeigt in seiner Anbetung der Könige mit der heiligen Lucia in der Pfarrkirche San Pancrazio in Gorlago bei Bologna die Heilsgeschichte in klassischer Perspektivierung.

Jesu Geburtsgeschichten:
Der Menschen Wohlfahrt

Die bukolische Kulisse verheißt die Rückkehr der Friedenszeit: Flavisches Kaiserlob lieferte Stichworte für die Geburtsgeschichte Jesu bei Lukas.
Eve-Marie Becker
Als Hausbuch des Genetivus absolutus ist der Roman auch am Ende des Jubiläumsjahrs noch zu entdecken: Die Erstausgabe von 1924 im Ganzleder-Verlagseinband.

Thomas Manns Sprache:
Zauberberg, wiedergelesen

Gastbeitrag
Wo man die Ärzte noch länger an dem Sinnlosen hantieren sah, sammelt sich das Leben im Weckglas, und die Zeit steht still: Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“, auf seine sprachlichen Mittel untersucht.
Martin Mosebach
Eine haarige Geschichte: Gregor Ducksa erzählt alles und findet im Zirkus seinen Ersatzvater.

Kafka à la Disney:
Die Veronkelung der Vaterfigur

Eine leider nicht ganz so große Parodie: Bei der Bearbeitung der „Verwandlung“ betätigten sich die italienischen Disney-Künstler Andrea Freccero und Nino Russo als Käferkiller.
Martin Otto
Geschwisterglück? Das hängt auch von den Eltern ab.

FAZ+Erziehung:
Geschwister, die liebsten Feinde!

Eltern haben enormen Einfluss darauf, welches Verhältnis Geschwister zueinander haben. Manche Erziehungsstile fördern Gemeinschaft, andere Zwietracht.
Andreas Frey
Schon ihre Ideale sind nicht alle unumstritten: Die schwedische Protest-Ikone Greta Thunberg.

FAZ+Soziale Systeme:
Die Fürsten des Hellen und ihre Geheimnisse

Wenn Protestbewegungen erfolgreich sind, bilden sich in ihnen Eliten – und diese haben eigene Interessen. Aber welche sind das?
André Kieserling
Dieses Modell eines gebundenen Fußes stellte kein chinesischer Künstler her, sondern um 1870 der Anatom Hermann Welcker, Ordinarius in Halle und Mitglied der Leopoldina.

Füßebinden:
Verschnürt und exponiert

Exhibitionismus zweiter Ordnung: Das Hamburger Völkerkundemuseum untersucht westliche Perspektiven auf die chinesischen „Lotusfüße“.
Steffen Gnam
Zeuge gegen das Untier der nuklearen Bedrohung: Der Historiker E. P. Thompson strebte keine Professur an und hatte daher mehr Zeit als gleichgesinnte Kollegen für den politischen Kampf. 1980 sprach er auf einer Kundgebung in Oxford.

Präsentismus im Kontext:
Wer hätte das gedacht?

Ein engagierter Rückblick auf die Sweet-Debatte des Jahres 2022: Sarah Maza rühmt die kontraintuitive Historiographie.
Andreas Eckert
Die ganze Aula, deren Fenster Heinrich Campendonk entwarf, ließ der 1918 von Heinrich Nauen porträtierte Direktor in echtes Blattgold einwickeln, damit die Kunst noch etwas teurer wirkte.

Walter Kaesbach:
Etwas muss kommen

Der Ruf eines Spartakisten eilte Walter Kaesbach voraus, als er vor 100 Jahren von Erfurt nach Düsseldorf berufen wurde. An der Kunstakademie leitete der Freund und Förderer der Expressionisten nachwirkende Reformen ein.
Hendrik Feindt
Die Eskimo erkennen an jener Stelle, wo die Sterne für  uns den großen Wagen  bilden, ebenfalls eine prominente Konstellation. Bei ihnen ist es allerdings ein Rentier beziehungsweise Karibu.

FAZ+Sternhimmel der Menschheit:
Im Weltkino der Nacht

Der Schriftsteller Raoul Schrott hat die Sternhimmel 17 verschiedener Kulturen aus Geschichte und Gegenwart zusammengestellt. Ein Gespräch über die Hintergründe eines einmaligen Projekts.
Ulf von Rauchhaupt
Wie sah die Welt von hier aus? Martin Heideggers Hütte im Schwarzwald ist noch heute im Privatbesitz seiner Familie.

„Weltanschauung“:
Rein und wieder raus

Peter Trawny möchte den Weltbezug der Philosophie retten und nimmt zu diesem Zweck Martin Heideggers Begriff der Weltanschauung in Schutz. Ein Vortrag in Wien bot Anlass zu Nachfragen.
Miguel de la Riva
Garten der Pfade, die sich verzweigen: 2005 lud eine hortikulturelle Installation auf der Bundesgartenschau in München ein, über das Multiversum zu reflektieren - genauer gesagt: dessen anthropische Teilgesamtheit.

FAZ+Naturphilosophie:
Anthropisch

Das anthropische Prinzip ist eine vernünftige, aber keine naturwissenschaftliche Aussage. Trotzdem behaupten zwei Forscher nun, es ließe sich durch Messungen eventuell testen. Tatsächlich wäre damit aber etwas anderes getestet.
Ein Kommentar von Ulf von Rauchhaupt
Postliberalismus mit allem (Staatskritik, Genderkritik, Migrationskritik): Drei Monate bevor Donald Trump sich bei McDonald’s an der Fritteuse fotografieren ließ, stellte Thomas Kemmerich einen Imbisswagen auf den Domplatz in Erfurt, das „Faktomobil“, gestiftet von seinem Parteifreund Helmut Markwort. In der thüringischen Landtagswahl am 1. September erreichte die FDP 1,1 Prozent.

Postliberalismus:
Warum sehen wir den Pfadwechsel mit Unwillen?

Hier endet der lange Weg nach Westen: Zwei junge Politikwissenschaftler holen mit prominenten Rednern aus Amerika und Großbritannien die Debatte über den Postliberalismus in die Mitte Deutschlands.
Oliver Weber
Das Gemälde „Der Sündenbock“ des britischen Malers William Holman.

FAZ+Umgang mit Skandalen:
Wer ist der Bock für die Sünde?

Werden gravierende Probleme aufgedeckt, stellt sich für Organisationen die Frage, wer verantwortlich zu machen ist. Oft nutzen sie einen altertümlichen Mechanismus.
André Kieserling
In ihrer Nobelpreisrede am 7. Dezember 2024 berichtete Han Kang über ihre Arbeit an ihrem Roman „Die Vegetarierin“: „Während dieser Zeit stellte ich mich schmerzvollen Fragen: Kann ein Mensch vollkommen unschuldig sein? Wie tief kann unser Widerstand gegen Gewalt gehen? Was geschieht mit einem Menschen, der sich so radikal von der Menschheit abwendet, dass er nicht länger Teil ihrer Spezies sein möchte?“

„Die Vegetarierin“:
Das Kind der Wildnis

Warum die Genealogie der Begierdelosigkeit koreanische Leser anspricht: Der Roman „Die Vegetarierin“ von Literaturnobelpreisträgerin Han Kang ist ein Protestbuch.
Steffen Gnam
Das kurze Licht, das der Dichter in sentimentaler Anrede seiner Geliebten beschwor, flackert jetzt schon ziemlich lange, weil die Philologen immer wieder Öl nachfüllen. Aber halten sie auf diese Weise die Freiheit der Kunst am Leben? – Das Catull-Regal im großen Lesesaal des Hauptgebäudes der New York Public Library.

Möller-Grethlein-Debatte:
Überall Schilder mit Warnungen

Die Cancel-Kultur ist am Ende vielleicht moderner als die Kunstautonomie: Ein skeptischer Beitrag zum Disput zweier Philologen.
Andreas Kablitz
Diese Banane ist ein ewiger Single: Maurizio Cattelan's Kunstwerk "Comedian"

FAZ+Dating-Psychologie:
Was Singles von Bananen lernen können

Traurige Singles verkaufen sich besser als glückliche, so ist es zumindest bei Bananen, berichten Psychologen. Dabei läuft es für Alleinstehende gerade sehr gut.
Ein Kommentar von Johanna Kuroczik
Sieht mehr aus wie ein Bergwerkstollen, war aber sauberer als heute die Domumgebung: das Entree zum Ausstellungsteil über die Stadt Köln, gefolgt von Düsseldorf und Mannheim.

Rheinlandfeier 1925:
Kalendarisch zu denken ist eine gute Gabe Gottes

Hundert Jahre tausend Jahre: Das Rheinland erinnert sich auf einer Tagung in Köln an die inszenierten Millenniumsfeiern von 1925.
Ralf Forsbach
Änderungen vorbehalten: Die Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston beim Erklären mit Handzeichen

Balzan-Wissenschaftspreis:
Vorsicht, Erkenntnisfalle!

Ehrenhalber in Rom: Unter dem Eindruck der Pandemie spitzt die frisch gekürte Balzan-Preisträgerin Lorraine Daston ihre Theorie der Objektivität medienkritisch zu.
Christian Geyer-Hindemith
Auch in der Familie bleibt es machmal besser beim Smalltak: Die Herzogin von Sussex und ihre Schwiegeroma.

FAZ+Schwache soziale Bindungen:
Gut, dass wir darüber nicht gesprochen haben

Es ist seltsam: Gerade die Personen, die einem besonders nahestehen, sind nicht immer diejenigen, denen man sich anvertraut. Warum das so ist, erklären drei amerikanische Soziologen.
Boris Holzer
Camille Saint-Saëns berichtet über sein Hörerlebnis bei der Aufführung der „Grande messe des morts“ von Hector Berlioz: „Mir schien, dass in der Kirche Saint-Eustache jedes Säulchen der großen Pfeiler zu einer Orgelpfeife wurde und die ganze Kirche zu einer riesigen Orgel.“ Zum Glück oder Seelenheil des Publikums waren die Melodien allen Beteiligten nicht bis zum Überdruss bekannt.

Architektur fürs Ohr:
Die Töne kommen von dort rechts

Oder von links, von oben und von unten: Wie Hector Berlioz die Kirchenräume in seinen Messen zum Mitklingen brachte.
Anja-Rosa Thöming
„Leichte Sprache“ steht in der Stadtbibliothek an einem Regal mit Büchern.

FAZ+Inklusion:
Leichte Sprache ist eine komplizierte Sache

Behörden, Museen, und Unternehmen veröffentlichen Texte in Leichter Sprache. Doch hilft sie der Zielgruppe wirklich, Texte zu verstehen? Und wie verhält es sich mit dem Gendern?
Josefine Janert