Neuzugang bei Mainz 05 :
Erst mal in den Urlaub

Von Peter H. Eisenhuth, Mainz
Lesezeit: 3 Min.
Dynamiker im Mittelfeld: Kaishu Sano beim WM-Qualifikationsspiel gegen Myanmar
Kaishu Sano erholt sich nach dem Trainingsauftakt bei den Nullfünfern in Japan von den Strapazen der Saison. Kein Wunder: Noch am Sonntag stand er für seinen bisherigen Klub auf dem Platz.

Ein bisschen gelaufen, ein paar Bälle gepasst, ein bisschen gekickt – und schon war die erste Trainingseinheit des FSV Mainz 05 nach der Sommerpause beendet. „Das ist langweilig“, sagte Bo Henriksen lachend, „ich hasse das, und die Spieler hassen das auch. Aber morgen wird es genauso.“ Erst am Freitag werde er die Intensität steigern, am Samstag steht ein Testspiel beim Bad Kreuznacher A-Ligaklub TSV Langenlonsheim/Laubenheim an.

Der Grund für den Auftakt mit gebremstem Schaum lag in den am Montag und Dienstag erfolgten Belastungstests, bei denen die medizinische Abteilung den Profis alles abverlangt hatte. „Danach brauchen sie zwei Tage Ruhe, sonst ist die Verletzungsgefahr zu hoch“, erläuterte der Trainer, der sich selbst keinem solchen Test unterzogen hat. „Nein, nein, nein“, rief er im Pressegespräch am Rande des Bruchwegrasens aus und lachte noch mehr, „fünf Minuten, und ich wäre tot.“

20 Einsätze, 19 Mal durchgespielt

Auf seine Nationalspieler, insbesondere die EM-Teilnehmer Phillipp Mwene (Österreich) und Silvan Widmer (Schweiz) muss der Däne noch ein paar Wochen verzichten, gleiches gilt für die jüngste Neuverpflichtung, den Japaner Kaishu Sano. Der weilte zwar am Tag des Vorbereitungsbeginns in Mainz, um einen Vierjahresvertrag zu unterschreiben und sich an seinem künftigen Arbeitsplatz umzuschauen, durfte sich anschließend aber gen Tokio in einen rund zweieinhalbwöchigen Urlaub verabschieden.

Ein Dienstbeginn, wie ihn sich mancher Arbeitnehmer wünscht, den der Verein dem Spieler nicht von ungefähr gewährt. Noch am Sonntag stand er für seinen bisherigen Klub, die Kashima Antlers, in der japanischen J-League auf dem Platz, insgesamt habe er in der laufenden Saison beim Tabellenzweiten bei 20 Einsätzen 19-mal durchgespielt, sagt 05-Sportvorstand Christian Heidel, „und einmal wurde er in der 85. Minute ausgewechselt“.

„In Japan kennt ihn jeder“

Dass Sano in Deutschland ein Unbekannter ist, wie ein Journalist anmerkte, wundert Heidel nicht. „Wer kennt denn hier Spieler schon Spieler aus der J-League?“ Okay, Yoshinori Muto zählt nicht, der war schließlich schon am Bruchweg aktiv. Darüber hinaus? Fehlanzeige. „Aber in Japan kennt ihn jeder.“ Die Mainzer haben sich seit einem halben Jahr mit ihm beschäftigt, also in etwa seit dem Zeitpunkt, als sie wussten, dass Leandro Barreiro sie am Saisonende verlassen würde.

Sportvorstand Christian Heidel war auf der Suche nach einem Ersatz für Leandro Barreiro: Mit Kaishu Sano glaubt er, den richtigen Mann gefunden zu haben.
Sportvorstand Christian Heidel war auf der Suche nach einem Ersatz für Leandro Barreiro: Mit Kaishu Sano glaubt er, den richtigen Mann gefunden zu haben.dpa

Und Heidel ist überzeugt, den richtigen Mann für die Nachfolge des aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum hervorgegangenen Luxemburgers im defensiven Mittelfeld gefunden zu haben. „Er ähnelt Leo von der Spielweise, ist aber kein zweiter Leo“, sagt der Manager. Barreiro sei stärker über die Athletik, den Kampf gekommen, Sano hingegen sei ihm spielerisch einen Schritt voraus. Er kenne viele Leute, die über den japanischen Fußball Bescheid wüssten, sagt Heidel. „Wenn ich von ihnen wissen wollte, wer als Sechser für uns infrage kommt, sagten sie alle: ,Sano‘.“

Weitere Zugänge bereits im Training

Der 23-Jährige ist nach Shinji Okazaki und Yoshinori Muto der dritte Mainzer Profi aus Japan, Heidel verspricht den Fans einen ballsicheren, technisch versierten, lauf- und kampfstarken Neuzugang, von dem sich Trainer Henriksen nicht minder angetan zeigt. Um die ersten Schritte außerhalb seiner Heimat zu machen, biete Mainz 05 Sano das optimale Umfeld, sagt der Sportvorstand, wissend, dass der Spieler womöglich Zeit benötigt, sich zu akklimatisieren. „Wir werden Kaishu sowohl auf dem Platz als auch abseits davon unterstützen, in der Bundesliga sein volles Potential entfalten zu können.“

In einer Pressemitteilung zitiert der Verein den neuen Mann, Mainz 05 habe sich mit ihm genau beschäftigt und „nicht nur meine Stärken gesehen, sondern auch Potential in meiner Entwicklung. Es war schon immer mein Traum, im Ausland Fußball zu spielen, und die Bundesliga ist etwas ganz Besonderes in Japan“. Am Sonntag habe er noch gegen Yoshinori Muto gespielt, in den nächsten Wochen hoffe er Shinji Okazaki zu treffen. „Jetzt freue ich mich darauf, die Mainzer Fans genauso zu begeistern wie meine japanischen Landsleute, die vor mir hier gespielt haben.“

Zwei weitere (offensive) Zugänge sind bereits ins Training eingestiegen: Rückkehrer Paul Nebel, den die Rheinhessen zwei Jahre an den Karlsruher SC verliehen hatten, und der vom FC Bayern für die beiden nächsten Spielzeiten ausgeliehene Armindo Sieb, der zuletzt in Fürth aktiv war. Nächste Woche soll dann auch der österreichische U-21-Nationalspieler Nikolas Veratschnig, ein Mann für die rechte Außenbahn, zum Kader stoßen.