FSV Frankfurt: Widerstand der Fans gegen Kapitalerhöhung

Der FSV Frankfurt wird in diesem Jahr 125 Jahre alt – in bester Verfassung ist der Traditionsverein im Jubiläumsjahr nicht. Der Klub überwintert als Dreizehnter der Regionalliga Südwest in Abstiegsgefahr. Und auch abseits des Platzes herrscht Unruhe am Bornheimer Hang: Fans warnen vor „dem Ausverkauf des FSV Frankfurt“. Der FSV benötige Geld, um gegen die aufrüstende Konkurrenz wettbewerbsfähig zu sein, erklärt Präsident Michael Görner. Um dieses aufzutreiben, plant das Vereinspräsidium eine Eigenkapitalerhöhung. Über die eigens gegründete „SBA Invest GmbH“ würden Personen aus dem „Freundeskreis des FSV“ Anteile der „FSV Frankfurt 1899 Fußball GmbH“ erhalten. Der Verein erhofft sich Einnahmen im mittleren sechsstelligen Bereich, die bereits im ersten Halbjahr 2024 fließen sollen. Am 29. Januar kann der Verwaltungsrat des Vereins das Vorhaben absegnen. Keine Mitbestimmungsrechte Als die Pläne bekannt wurden, formierte sich Widerstand von FSV-Fans. Sie gründeten ein Bündnis mit dem Slogan „Stopp SBA“. Ihre Sorgen sind vielfältig: Sie befürchten eine Einflussnahme der Anteilseigner sowie fehlende finanzielle Nachhaltigkeit und bemängeln Intransparenz. Dahinter steht auch eine grundsätzliche Skepsis gegenüber Investoren im Fußball. „Ich weiß nicht, ob jemand ein positives Beispiel für Investoren-Einstiege kennt“, sagt Franziska Blendin, Sprecherin des Bündnisses. Die Werte des Vereins, der sich gern als lokal verwurzelter Familienklub präsentiert, seien in Gefahr. Am Montag, dem 22. Januar, lud der Verein zu einem schlichtenden Informationsabend in das Stadion am Bornheimer Hang. Ungefähr 80 Mitglieder erschienen, viele mit schwarz-blauen Schals. Geschlossen saßen sie Görner und Vizepräsident Stephan Siegler gegenüber – die Fronten sind verhärtet. Görner bemühte sich, auf die Kritik zu antworten. Anwesend waren auch sieben der neun Mitglieder des Verwaltungsrats. „Kontinuierliche Entwicklung“ Der Präsident verspricht, die SBA werde weder Mitbestimmungsrechte noch Positionen in der GmbH erhalten. Zudem erfolge eine festgelegte – jedoch nicht genannte – Ausschüttung an die SBA nur im Falle eines Aufstiegs und nur, wenn die GmbH dann auch Gewinn verzeichnet. Das neue Geld soll vor allem in die Infrastruktur des Stadions investiert werden, ein Beispiel: Um als Standort für den Footballverein Frankfurt Galaxy attraktiv zu bleiben, brauche es mehr klappbare Sitzplätze. Das Geld soll nicht in den Kader fließen, da es so nur dem kurzfristigen Erfolg dienen würde. Görner betont die „kontinuierliche Entwicklung“ und das „natürliche Wachstum“ des Vereins. Der FSV soll sich in den Top 6 der Regionalliga etablieren, so die Pläne des Präsidenten. Fans spät eingeweiht? Die Anteilsübernahme soll auf zehn Prozent begrenzt bleiben. Zum Vergleich: Hasan Ismaik übernahm 2011 60 Prozent der Anteile der „TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA“, Michail Ponomarjow 2018 97,5 Prozent der „KFC Uerdingen 05 Fußball GmbH“. Auf Fanseite besteht jedoch die Sorge, dass die zehn Prozent der Startschuss für weitere Anteilsveräußerungen sein könnten. Blendin warnt davor, die „Büchse der Pandora“ zu öffnen. Görner beteuert hingegen, es sei eine einmalige Transaktion. Für die Zukunft – insbesondere nach seiner Amtszeit – könne er nichts garantieren, dies sei dann aber unabhängig von dem Vorhaben. Das Bündnis sieht in der Gesellschafter-Funktion von Görner und dem Geschäftsführer der FSV-GmbH Robert Lempka in der SBA zudem einen Interessenskonflikt. Görner verkündete daher bei der Veranstaltung, zum Stichtag der Übernahme als Gesellschafter auszuscheiden. Lempka bestätigte hingegen im Gespräch mit der F.A.Z., an der SBA beteiligt zu bleiben. Da er weder an der Festsetzung der Anteils-Preise noch der Höhe der Ausschüttung beteiligt sei, liege „de facto kein Interessenskonflikt vor“, erklärt er. Die Verhandlungen zwischen Verein und der SBA haben für das Fanbündnis dennoch ein „Geschmäckle“. Das Bündnis prangert zudem an, dass den Fans die Pläne erst eine Woche vor der Abstimmung dargelegt wurden, obwohl die SBA, deren Zweck in der Kapitalerhöhung liegt, bereits im Mai 2023 gegründet wurde. Das Bündnis wundert sich über die Eile des Vorhabens und fordert eine Verschiebung der Verwaltungsratssitzung. Dies schlug am Info-Abend auch der um Schlichtung bemühte frühere FSV-Präsident Carlo Kiefer vor. Görner erteilte dem jedoch eine Absage: „Es zählt jeder Tag, ich sehe keinen objektiven Grund, länger zu warten.“ Im Gespräch mit der F.A.Z. bestätigte er den Termin. Vizepräsident Siegler warb trotz des „unguten Gefühls“, das einige Mitglieder auch am Ende der Veranstaltung artikulierten, um Unterstützung: „Ohne ein bisschen Vertrauen funktioniert das Leben nicht.“ Doch eben das fehlt einigen FSV-Fans. „Es war sehr frustrierend“, sagte Blendin der F.A.Z. nach dem Info-Abend: „Ich habe das Gefühl, wir haben gegen eine Wand geredet.“ Ein Mitglied appellierte an den Verwaltungsrat, „das nicht durchgehen zu lassen“. Michael Görner war jedoch zuversichtlich: „Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass es eine breite Zustimmung im Verwaltungsrat gibt.“