European League of Football :
Frankfurt Galaxy und die Fragen um den Quarterback

Von Johannes Müller
Lesezeit: 3 Min.
Kritik kommt auch vom Trainer: Galaxy-Quarterback Luke Zahradka
Der neue Quarterback Luke Zahradka deutet seinen Wert für die Frankfurter in der europäischen Football-Liga an. Aber seine Fehlerquote ist zu hoch. Gegen die Hamburg Sea Devils unterlaufen ihm die bisher gröbsten Schnitzer.

Manche Fehler kosten mehr als andere. Als Luke Zahradka seine zweite Interception am vergangenen Sonntag gegen Hamburg wiedergutmachen wollte, machte er es schlimmer. Der Quarterback der Frankfurt Galaxy verletzte sich. Er hatte sich dem Gegenspieler, der mit dem abgefangenen Ball heran rauschte, in den Weg gestellt. Es kam zum Aufprall, Zahradka fiel und als er aufstand, hielt er sich die linke Schulter. Galaxy gewann in der European League of Football (ELF) gegen die Sea Devils 24:18, aber der Schaden war angerichtet.

Zwar ist Zahradkas rechter Wurfarm unversehrt geblieben. Die linke Schulter aber ist geschwollen und entzündet. Laut seines Trainers Thomas Kösling sei die Verletzung „nicht so schlimm.“ Trainieren konnte Zahradka am Mittwoch aber nicht. Ob er am Samstagabend (ab 19 Uhr) gegen die Madrid Bravos wird spielen können, ist offen.

Auf einen Ausfall ihres Quarterbacks wäre Galaxy diesmal besser vorbereitet als in der vergangenen Saison. Damals musste Kösling einen Ballwerfer von ELF-Format nachverpflichten, als der Spielmacher Jakeb Sullivan länger ausfiel. Seit dieser Saison ist Moritz Maack Zahradkas Ersatz. Für die Sea Devils hat er 2022 und 2023 insgesamt 23 Spiele in der ELF bestritten. Auch wenn er in Hamburg meist Ersatz war, Maack ist ein versierter Quarterback.

„Er muss den Ball besser sichern“

Für Luke Zahradka ist die Verletzung eine weitere bittere Erfahrung in einer enttäuschenden Spielzeit. Vor der Saison war er mit großen Erwartungen verpflichtet worden, er sollte der Fixstern einer funkelnden neuen Offensive sein. In seinen bislang vier Auftritten blitzten Zahradkas Fähigkeiten auf. Seine Pässe fliegen wie Pfeile über das Spielfeld und erreichen, wenn es sein muss, auch noch dessen hinterste Winkel. Kommt der massige Körper – 1,97 Meter lang und 107 Kilo schwer – in Bewegung, prallen selbst kräftige Gegenspieler an ihm ab.

Andererseits bewegt sich Zahradka wie ein Bus. Er rollt langsam an und sein Wendekreis lässt zackige Richtungswechsel nicht zu. Problematischer aber sind die Turnover, die er produziert. Viel zu häufig verliert Galaxy kurz vor der Endzone den Ball, anstatt Punkte zu erzielen. Gegen Hamburg unterliefen Zahradka die bisher gröbsten Fehler. Zweimal ließ er sich den Ball im Laufen aus der Hand schlagen. „Einmal darf das passieren“, sagt Kösling. Ein zweites Mal nicht: „Er muss den Ball besser sichern, zur Not mit beiden Händen. Gerade wenn er merkt, es kommt ein Tackle.“

Im Schlussviertel, Galaxy sah wie der sichere Sieger aus, brachte Zahradka die Hamburger mit zwei Interceptions noch einmal ins Spiel. Zuerst warf er einen Pass, „den er niemals werfen darf“, wie Kösling sagt. Er hatte seinen Receiver Markell Castle lange angeschaut. Als Zahradka endlich warf, war es ein Leichtes für den Gegenspieler, in die Flugbahn zu springen und sich den Ball zu greifen. Der zweite Fehlpass, der zu seiner Verletzung führte, war die Kopie einer Interception, die Zahradka im ersten Galaxy-Spiel der Saison gegen Rhein Fire geworfen hatte. Muster werden deutlich, auch für die Gegner.

Zahradka ist sich selbst der härteste Kritiker, das bestätigen seine Mitspieler. Über seine Leistung gegen Hamburg sagt er: „Ich verstehe nicht, wie am Ende alles so auseinanderfallen konnte.“ Immerhin zeigte Galaxy erstmals in dieser Saison ein Laufspiel, mit dem die Mannschaft erfolgreich sein kann. 161 Yards liefen die Frankfurter mit dem Football. Runningback Sandro Platzgummer gelang sein erster Touchdown in der ELF. Zum Vergleich: In den ersten drei Spielen war Galaxy immer unter 80 Yards geblieben – und ohne Touchdown aus dem Laufspiel heraus.

Gegen die Bravos wird Galaxy noch häufiger auf den Lauf setzen müssen. Das gilt umso mehr, falls Moritz Maack einspringen muss. Das Laufspiel entlastet Quarterbacks. Das Risiko, den Ball zu verlieren, ist deutlich minimiert. Kösling erwartet in Madrid eine bissige gegnerische Abwehr. Die Franchise, die erst seit dieser Saison in der Liga ist, hat einen Großteil der spanischen Talente im Kader. Ihr Sieg gegen Rhein Fire in Woche drei war ein Achtungserfolg. Auf Galaxy wartet ein K.o.-Spiel. Verlieren verboten.