Offensive im Westjordanland :
Mehrere Tote bei israelischer Operation

Von Alexander Haneke, Tel Aviv
Lesezeit: 2 Min.
Israelische Soldaten nahe der Stadt Tulkarem im Norden des Westjordanlands
Mit einem großen Militäreinsatz will die israelische Armee gegen militante Palästinenser und die Hintermänner eines Selbstmordanschlags vorgehen. Die Operation könnte noch länger dauern.

Die israelische Armee hat in der Nacht zum Mittwoch eine großangelegte Militäroperation im Norden des Westjordanlandes begonnen. Schwerpunkt der Aktionen ist nach Armeeangaben die Stadt Tulkarem, doch vor allem aus Dschenin und dem Flüchtlingslager al-Fara nahe Tubas wurden Kämpfe gemeldet. Videos, die in sozialen Netzwerken kursierten, zeigen heftige Feuergefechte zwischen israelischen Soldaten und militanten Palästinensern.

Aus palästinensischen Quellen hieß es, bei den Kämpfen seien mindestens elf Menschen getötet worden. Die genauen Zahlen variieren jedoch. Die meisten Opfer gab es demnach in Dschenin und al-Fara, die als Hochburgen militanter Palästinenser-Organisationen gelten. Die Zahlen werden möglicherweise noch steigen. Auch von einem israelischen Luftschlag auf ein Auto nahe Dschenin wurde berichtet.

Israelische Sicherheitskräfte waren nach palästinensischen Angaben gegen Mitternacht koordiniert in die drei Orte eingerückt. Weite Teile der Städte seien abgeriegelt worden, darunter auch mehrere Krankenhäuser. Aus israelischen Quellen hieß es, die Operationen könnten mehrere Tage andauern.

Israels Armee: Militante Palästinenser getötet

Hintergrund ist offenbar der versuchte Selbstmordanschlag vom 18. August in Tel Aviv. Damals war ein Mann aus Nablus auf einem Bürgersteig in Tel Aviv ums Leben gekommen, als eine Bombe in seinem Rucksack detonierte. Offenbar hatte der Mann einen Anschlag ausüben wollen, doch wurde der Sprengsatz vorzeitig gezündet. Ein israelischer Passant wurde bei dem Vorfall verletzt. Hamas und Islamischer Dschihad reklamierten die Tat für sich. Israelische Sicherheitsbehörden vermuten die Hintermänner des Anschlags in Nablus und Umgebung.

Palästinenser an einem Auto, das während einer Militäroperation zerstört wurde in der Nähe von Jenin
Palästinenser an einem Auto, das während einer Militäroperation zerstört wurde in der Nähe von JeninReuters

Die israelische Armee bestätigte am Mittwoch zudem, dass sie bereits am Montag fünf militante Palästinenser bei einem Luftschlag im Westjordanland getötet hatte. Einer der Toten soll ein Mitglied des militärischen Arms der Hamas sein, der im Zuge der Vereinbarung über eine Feuerpause im November im Austausch gegen israelische Geiseln freigekommen war, die die Hamas am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt hatte.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas sind auch die Spannungen im Westjordanland immens gestiegen. Vor allem in Dschenin und Umgebung sind Hamas und Islamischer Dschihad stark vertreten. Israels Außenminister Israel Katz warf Iran vor, im Westjordanland ein Terrornetzwerk nach dem Vorbild Libanon und Gaza aufzubauen. Er forderte, die Kampfzonen in der Westbank vorübergehend zu evakuieren. „Wir müssen mit der Gefahr genauso umgehen, wie wir mit der Terrorinfrastruktur in Gaza umgehen“, schrieb Katz auf der Plattform X. „Das ist ein Krieg in jedem Sinne.“