Sexueller Missbrauch in Kirche :
Landesbischof Meister lehnt Rücktrittsforderung ab

Von Reinhard Bingener, Hannover
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Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister behält sein Amt.
„Unsensibel und falsch“ sei der Umgang der hannoverschen Landeskirche mit dem Missbrauchsfall von Oesede gewesen. Doch sein Amt will der zuständige Bischof deswegen nicht aufgeben.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat am Freitag Fehler im Umgang mit einem Missbrauchsfall eingestanden, will aber nicht, wie von einer Betroffenen gefordert, zurücktreten. In dem Fall geht es um sexualisierte Gewalt durch einen angehenden Diakon in den Siebzigerjahren in der Kirchengemeinde Oesede nahe Osnabrück.

Der 2018 verstorbene Beschuldigte soll mindestens acht Kinder teils schwer missbraucht haben. Der örtliche Pfarrer wurde damals informiert, meldete dies aber weder der Staatsanwaltschaft noch trug er es in die Personalakte ein. 1977 kündigte die Kirchengemeinde dem Diakon, gab ihm ein gutes Zeugnis; später missbrauchte der Mann Jungen in einem Sportverein.

2010 meldete sich dann eine Betroffene bei der hannoverschen Landeskirche, die aber die Gemeinde in Oesede erst zehn Jahre später informierte. Bischof Meister sagte, er habe bereits vor Übernahme seines Amtes 2011 mit einem Opfer gesprochen. Die interne Linie sei danach aber gewesen, dass alle Gespräche über die Rechtsabteilung laufen. Das sei „unsensibel und falsch“ gewesen.

Auch das Landeskirchenamt gibt Fehler zu. Die Kirchengemeinde Oesede habe nach 2020 „keinerlei Unterstützung“ aus Hannover erhalten und die interne Fachstelle für das Thema sei schon zuvor „personell unzureichend“ ausgestattet gewesen. Die Fachstelle soll nun personell aufgestockt werden.

Der Umgang Meisters mit der Rücktrittsforderung wurde innerhalb der evangelischen Kirche aufmerksam verfolgt, weil in anderen Landeskirchen ähnlich gelagerte Fälle erwartet werden. Meister gehörte nach dem Rücktritt von Annette Kurschus zu den Bischöfen, die den innerkirchlichen Umgang mit der EKD-Ratsvorsitzenden kritisierte und warnte, man sei „auf dem Weg zu einer gnadenlosen Kirche“.