Missbrauch in der Kirche :
Linker Domprediger war Serientäter

Von Reinhard Bingener, Hannover
Lesezeit: 4 Min.
Wirkungsstätte eines Missbrauchtäters: Der bekannte frühere Bremer Domprediger Günter Abramzik soll für viele Übergriffe verantwortlich sein.
Der Bremer Pfarrer Günter Abramzik inszenierte sich als progressiver Denker. Unter dem Deckmantel seiner „Philosophie-AG“ missbrauchte er jedoch Jungen. Das Ausmaß wird nun erst durch einen Untersuchungsbericht bekannt.

In der Person von Domprediger Günter Abramzik vermählte sich in Bremen über drei Jahrzehnte das bürgerlich-humanistische Bildungsideal mit dem linken Reformgeist in der Stadt. Abramzik kokettierte in der Stadtgesellschaft mit seinen Kontakten zu Denkern wie Ernst Bloch, Walter Jens oder Erich Fried und vermittelte als Sympathisant der Studentenbewegung in den Bremer Straßenbahnunruhen von 1968. Eine am Freitag veröffentlichte Untersuchung fördert nun allerdings zu Tage, dass es bei Abramzik noch einen lange beschwiegenen, dritten Aspekt gab: Der Domprediger übte in seiner Amtszeit von 1958 bis 1992 systematisch sexualisierte Gewalt gegen männliche Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren aus. Die Wissenschaftler vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in München stießen auf 17 Betroffene, gehen aber aufgrund zahlreicher Gespräche mit Zeitzeugen von einem „erheblichen Dunkelfeld“ aus.

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