Gewalt an Frauen :
Zahl der Anrufe beim Hilfetelefon hat sich seit 2014 verdoppelt

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Immer mehr Frauen suchen Rat wegen häuslicher und sexualisierter Gewalt: Rund 59.000 Beratungen hat das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ im vergangenen Jahr gezählt – mehr als doppelt so viele wie in dessen Gründungsjahr 2014.

Schläge vom eigenen Mann oder Zwangsverheiratung in der Familie: Die Zahl der Beratungen beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ hat sich seit der Gründung vor zehn Jahren mehr als verdoppelt. Demnach gab es 59.048 Beratungen im vergangenen Jahr, wie das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben am Mittwoch mitteilte. 2014 waren es noch 25.346. Im Vergleich zu 2022 stiegen die Beratungskontakte um 12 Prozent.

Dies sei auch auf die zunehmende Bekanntheit des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ zurückzuführen, betonte Bundesamtpräsidentin Martina Hannak. Das Thema Gewalt gegen Frauen sei zunehmend in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung und der gesellschaftlichen wie politischen Diskussion gerückt.

Aus dem Jahresbericht geht hervor, dass sich mit 74 Prozent überwiegend die Betroffenen selbst meldeten; in 20 Prozent der Fälle wurden Personen aus dem Umfeld der Betroffenen – etwa Angehörige oder Nachbarn – am Hilfetelefon beraten.

Petra Söchting, Leiterin des Hilfetelefons, erklärte: „Jede dritte Frau erlebt Gewalt – statistisch gesehen kennt jede und jeder Betroffene. Das Angebot des Hilfetelefons richtet sich daher explizit auch an Menschen aus dem sozialen Umfeld betroffener Frauen.“

Die Gründe für Anrufe sind unterschiedlich

In 60 Prozent der Fälle war häusliche Gewalt oder Gewalt in Paarbeziehungen die Ursache für den Kontakt zum Hilfetelefon (rund 26.000 Beratungen), gefolgt von sexualisierter Gewalt außerhalb von Paarbeziehungen (rund 5.200 Beratungen). Es meldeten sich aber auch Menschen wegen psychischer Gewalt (3.200), Stalking (2.300), Gewalt im Namen der „Ehre“ (348), Zwangsverheiratung (180), Menschenhandel (136), Prostitution (81) oder Genitalverstümmelung (23). Mehr als 3.400 Beratungskontakte drehten sich um Frauen mit Behinderung.

Das bundesweite Hilfetelefon ist über die europaweit einheitliche Rufnummer 116 016 erreichbar. Die Beratung erfolgt kostenfrei, anonym und vertraulich. Sie findet in 18 Fremdsprachen statt, darunter Englisch, Polnisch, Ukrainisch und Russisch. Außerdem wird die Beratung in Deutscher Gebärdensprache angeboten.

Das Sprachangebot war mit Beginn des Ukraine-Krieges 2022 erweitert worden. Die Beratungen zeigten immer wieder, dass gesamtgesellschaftliche Krisen auch die Situation gewaltbetroffener Frauen weiter verschärfen, hieß es.