Dürre in Spanien :
Katalonien ruft den Wassernotstand aus

Von Hans-Christian Rößer, Madrid
Lesezeit: 2 Min.
Ein verlassenes Kanu liegt auf dem rissigen Boden des Sau-Stausees etwa 100 Kilometer nördlich von Barcelona.
Seit fast 40 Monaten hat es in Katalonien zu wenig geregnet. Nun hat die Regionalregierung für mehr als 200 Orte mit sechs Millionen Einwohnern den Wassernotstand ausgerufen. Auch Touristen werden die Folgen zu spüren bekommen.

Katalonien hat am Donnerstag den Wassernotstand ausgerufen. Er gilt zunächst für mehr als 202 Orte im Großraum von Barcelona und Girona mit insgesamt mehr als sechs Millionen Einwohnern. „Wir haben es mit der schlimmsten Dürre des letzten Jahrhunderts zu tun“, sagte der katalanische Regionalpräsident Pere Aragonès am Donnerstag. Es sei „der Auftakt zu schwindelerregenden Zeiten, die kommen werden, wenn der Mangel an Niederschlägen anhält“, sagte Klimaschutzminister David Mascort.

Seit fast 40 Monaten hat es in der Region viel zu wenig geregnet. Die Stauseen im Landesinnern, die die Flüsse der Region, Llobregat und Ter speisen, sind zu weniger als 16 Prozent gefüllt. Im November setzte die Regionalregierung schon den Vor-Notstand in Kraft, während in der besonders betroffenen Gegend um Girona strengere Einschränkungen gelten.

Wasserdruck in den Leitungen wird verringert

Jetzt trifft es der ersten Stufe des Notstands zuerst nur einige Gemeinden, in denen der tägliche Gesamtverbrauch pro Einwohner 200 Liter überschreitet. Dort wird der Wasserdruck in den Leitungen verringert. Im Stadtgebiet von Barcelona beträgt der Verbrauch nur knapp 170 Liter. Einschränkungen erwartet man dort erst im Sommer, wenn die Niederschläge weiterhin ausbleiben.

Bereits im vergangenen Jahr wurden öffentliche Brunnen abgeschaltet. Felder und Grünflächen in den Städten dürfen nicht mehr bewässert werden. Autowaschen (außer in speziellen Anlagen) und Rasensprengen wird bestraft. Die Wasserzufuhr für Landwirtschaft und Industrie wurde stark reduziert. Der Verband der Campingplatz-Betreiber erwägt, die Schwimmbäder mit Meerwasser zu füllen. Die Betreiber von Sportanlagen prüfen die Möglichkeit, die Duschzeit auf maximal drei Minuten zu beschränken. Katalanische Hoteliers warnen davor, die Berichte über die Trockenheit könnten dazu führen, dass Touristen ihre Reservierungen stornieren.

Katalonien lebte lange über seine Verhältnisse, bevor die historische Dürre begann. Laut Eurostat verbraucht die wirtschaftsstarke Region gut ein Drittel Wasser mehr, als aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht.

Ähnlich sieht es in Andalusien aus, wo Tourismus und Landwirtschaft noch wichtiger sind. Dort erklärte die Regionalregierung vor wenigen Tagen den Dürrenotstand, weil seit fünf Jahren nicht mehr ausreichend Niederschlag fällt. In fast 60 Orten mit insgesamt rund einer halben Million Einwohnern galten zuvor schon Restriktionen. In den bei Touristen besonders beliebten Städten Málaga, Sevilla und Córdoba muss möglicherweise noch vor dem Sommer Wasser rationiert werden. In Málaga und Cádiz bereitet man sich auf die Lieferung von Trinkwasser mit Tankschiffen vor, die im Frühjahr beginnen könnten – eine Option, die auch in Barcelona nicht mehr ausgeschlossen wird.