Angeklagt wegen Mordes :
Demonstranten fordern Freilassung von Luigi M.

Von Christiane Heil, Los Angeles
Lesezeit: 2 Min.
Ist des Mordes an Brian Thompson angeklagt, wird von manchen Amerikanern aber bewundert: Luigi M.
Unter der Aufsicht von schwer bewaffneten Polizisten und vor Dutzenden Fernsehkameras ist Luigi M. dem Bürgermeister von New York übergeben worden. Demonstranten fordern seine Freilassung.

Die Liste der Vorwürfe gegen Luigi M., der vor zweieinhalb Wochen in Manhattan den Chef der größten amerikanischen Krankenversicherung United Healthcare, Brian Thompson, erschossen haben soll, wird länger. Nach Anklagen wegen Mordes, Waffenvergehen, Urkundenfälschung und der Vorbereitung eines Terroranschlages durch Justizbehörden in New York und Pennsylvania muss sich der Sechsundzwanzigjährige auch vor einem Bundesgericht verantworten.

Bei einer Anhörung nach der Überstellung aus Pennsylvania, wo M. einige Tage nach den Schüssen auf Thompson in einem Schnellrestaurant verhaftet wurde, verlas die Vorsitzende Bundesrichterin Katharine Parker am Donnerstag weitere Anklagepunkte zu Stalking, Mord mit einer Schusswaffe und Verstößen gegen Waffengesetze. Zudem entschied die Juristin, den mutmaßlichen Schützen bis zur nächsten gerichtlichen Anhörung Mitte Januar im Metropolitan Detention Center in Brooklyn festzuhalten.

Ob die Bundesstaatsanwaltschaft die Todesstrafe für den ehemaligen Informatikstudenten der renommierten University of Pennsylvania fordert, blieb vorerst offen.

Planung der Tat schon vor Monaten begonnen

Wie am Donnerstag bekannt wurde, sollen Notizen, welche die Polizei bei M. entdeckte, die Anklage durch die Bundesstaatsanwaltschaft erleichtert haben. Nach den bisherigen Ermittlungen begann der rückenkranke Verdächtige schon vor Monaten, die Tat zu planen. „Das Ziel sind Versicherungen“, soll M. bereits im August notiert haben.

In den kommenden Wochen wählte er angeblich den 50 Jahre alten Thompson als Chef der United Healthcare als mögliches Opfer des geplanten Anschlags aus. Eine Investorenkonferenz, zu der Thompson Anfang Dezember in Manhattan erwartet wurde, wertete M. in seinen Notizen als „echten Glücksfall“.

Proteste gegen Missstände bei Krankenversicherungen

Die tödlichen Schüsse auf den Fünfzigjährigen hatten in den Vereinigten Staaten nicht nur für Entsetzen gesorgt. In den vergangenen Wochen waren in verschiedenen Städten wiederholt Amerikaner auf die Straße gegangen, um gegen Missstände bei Krankenversicherungen zu protestieren. Auch am Donnerstag forderten Protestanten vor dem Gerichtsgebäude in Pennsylvania, M. freizulassen.

Nach der Überstellung des mutmaßlichen Schützen via Hubschrauber in das etwa 400 Kilometer entfernte Manhattan wurde er dem New Yorker Bürgermeister Eric Adams und einigen schwer bewaffneten Polizeibeamten übergeben – vor Dutzenden Fernsehkameras und in einem orangefarbenen Gefangenenoverall samt Handfessel.