Zwölf Tote in Montenegro : „Bewaffnet, rücksichtslos und brutal“
Nach einem Massaker mit zwölf Toten und mehreren Schwerverletzten in der ehemaligen Landeshauptstadt Cetinje hat die montenegrinische Regierung am Donnerstag eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Öffentliche Feiern wurden abgesagt, in Restaurants und Cafés durfte keine Musik gespielt werden.
In Cetinje, das bis zum Ersten Weltkrieg die Hauptstadt des Königreichs Montenegro gewesen war, hatte der 45 Jahre alte Täter in der Nacht des Neujahrstags in einem Amoklauf zunächst den Besitzer und mehrere Gäste eines Lokals sowie danach weitere Personen an anderen Orten der Stadt getötet. Daraufhin war er geflüchtet, konnte durch Hinweise aus seiner Familie jedoch von der Polizei ausfindig gemacht werden. Von Polizisten an seinem Rückzugsort umstellt, hatte sich der schwer alkoholisierte Täter schließlich selbst in den Kopf geschossen und erlag auf dem Transport ins Krankenhaus seinen Verletzungen.
Bevor die Polizei den Mann stellen konnte, hatte sie die Einwohner der 15.000 Einwohner zählenden Kleinstadt noch gewarnt, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen, da der Täter „bewaffnet, rücksichtslos und brutal“ sei.
Seit zwei Jahrzehnten polizeibekannt
Montenegrinische Medien berichteten am Donnerstag, dass der Täter schon seit zwei Jahrzehnten polizeibekannt gewesen sei. Demnach sei er bereits 2005 für eine Gewalttat zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt wurden. 2022 sei die Polizei bei einer Durchsuchung seiner Wohnung auf mehrere illegale Waffen und Sprengstoff gestoßen. In einem Gerichtsverfahren sei er danach in erster Instanz zu einer Haftstrafe von drei Monaten verurteilt worden. Allerdings habe er Berufung gegen das Urteil eingelegt, das danach offenbar nie rechtskräftig wurde.
In Montenegro wurden deshalb am Donnerstag Fragen laut, ob die Justiz in diesem Fall versagt habe und unter welchen Umständen der Prozess gegen den Mann versandete.
Laut Darstellung des Chefs der montenegrinischen Polizei war der Täter, der laut unbestätigten Berichten eine Autolackiererei betrieben hatte, in einem Lokal in einen Streit mit einem anderen Anwesenden geraten. Er sei daraufhin in seine Wohnung gegangen, wo er illegal eine Pistole verwahrte. Damit kehrte er in das Lokal zurück und erschoss vier Personen, darunter offenbar auch den Besitzer des Lokals. Dann tötete er an drei anderen Stellen in der Stadt seine übrigen Opfer. Zwei der Todesopfer waren Kinder, drei Frauen. Vier weitere Opfer wurden mit schweren Verletzungen, darunter Schusswunden an Kopf, Bauch und Brust, ins Krankenhaus gebracht. Ihr Zustand wurde zunächst als kritisch bezeichnet, doch konnten drei Patienten offenbar stabilisiert werden. Bei einem Mann, der mit schweren Kopfwunden auf der Intensivstation lag, blieb die Lage kritisch.
In Cetinje hatte sich im August 2022 ein ähnliches Verbrechen ereignet, als ein Mann zehn Personen erschoss, darunter zwei Kinder, bevor es einem Passanten gelang, den Amokläufer zu töten. Illegaler Waffenbesitz ist in Teilen des Balkans, und nicht zuletzt in Montenegro, bis heute weit verbreitet.