Er nutzte K.-o.-Tropfen : Serienvergewaltiger in Erfurt zu Haft und Sicherungsverwahrung verurteilt
Weil er mehrere Frauen erst mit K.-o.-Tropfen betäubt und sie dann vergewaltigt hat, hat das Landgericht Erfurt einen Mann zu zwölf Jahren und sechs Monaten Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Damit wird der Angeklagte nach verbüßter Haftstrafe zum Schutz der Allgemeinheit zunächst nicht in die Freiheit entlassen werden.
Der 34 Jahre alte Mann hatte bereits am ersten Verhandlungstag über seinen Verteidiger den Großteil der Vorwürfe eingeräumt. Sein Mandant habe unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol gehandelt, so der Anwalt.
Die Staatsanwaltschaft hatte laut Gerichtssprecherin eine Gesamtfreiheitsstrafe von 14 Jahren und sechs Monaten sowie die Anordnung der Sicherungsverwahrung gefordert. Dieser Forderung schlossen sich auch die Nebenklägervertreter an. Die Verteidigung stellte keinen eigenen Antrag – außer dass auf die Sicherungsverwahrung verzichtet werden sollte.
17 Betroffene, 31 Fälle
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann zu Beginn des Prozesses vorgeworfen, sich in den Jahren 2013 bis 2023 an 17 Frauen vergangen zu haben. Zu den Betroffenen sollen unter anderen Frauen zählen, die ihm nahestanden, darunter ehemalige Partnerinnen. Insgesamt sprach die Staatsanwaltschaft von 31 Fällen.
Nach Informationen des MDR soll der Angeklagte zusammen mit einem weiteren Mann zwei Frauen durch K.-o.-Tropfen betäubt haben, die er bei einem Treffen in einen Rum gemischt hatte. Als sie ohnmächtig wurden, sollen die beiden Männer sie vergewaltigt haben, eine der Frauen sogar mehrfach.
Eine mutmaßlich Betroffene hatte laut MDR zu Prozessbeginn ausgesagt, dass ihr der Angeklagte am Rande eines Musikfestivals im Juni 2022 einen mit K.-o.-Tropfen versehenen Schnaps gereicht habe. Er habe sie dann in ein Waldstück geschleppt, sie dort geschlagen, gewürgt, ihr gedroht und sie vergewaltigt. Sie habe gehört, wie ihr Ex-Freund sie suchte und nach ihr rief. Doch der Angeklagte habe ihr den Mund zugehalten – ein Vorwurf, den der Mann im Laufe des Prozesses über seinen Verteidiger einräumte. Die Betroffene, 21 Jahre alt, sagte, sie leide noch immer unter der Gewalt und habe unter anderem Depressionen.
Dem Mann auf die Spur gekommen waren Ermittler laut der Staatsanwaltschaft, weil er in der Silvesternacht 2023 versuchte, eine Frau zu überfallen. Daraufhin wurde sein Handy untersucht, und es wurden Aufnahmen gefunden.
Hilfe bei Gewalt in der Beziehung
Wenn Sie psychischen Druck oder körperliche Gewalt durch Ihren Partner/Ihre Partnerin erfahren, kann es helfen, mit anderen Menschen darüber zu reden. Es gibt eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen Sie – auch anonym – über Ihre Situation sprechen können.
Frauen, die Gewalt erleben oder erlebt haben, können sich an das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ wenden. Unter der Nummer 116 016 ist rund um die Uhr und kostenlos ein Kontakt zu Beraterinnen möglich – vertraulich und anonym. Die Beratung kann per Telefon, Online-Chat oder E-Mail erfolgen. Auch Angehörige und Freunde gewaltbetroffener Personen sowie Fachkräfte erhalten Unterstützung beim Hilfetelefon.
Die Beratung beim Hilfetelefon kann mit Hilfe von Dolmetscherinnen in 18 Fremdsprachen erfolgen. Das Angebot richtet sich auch an Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung. Sie können Beratung in Leichter Sprache oder in Deutscher Gebärdensprache beraten werden.
Eine Fachberatungsstelle ist für gewaltbetroffene Frauen sowie deren Angehörige und Freunde häufig die erste Anlaufstelle. Rund 200 Beratungsstellen und Notrufe sind im Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) organisiert. Dieser listet die Angebote auf seiner Website auf.
Die Beratung ist kostenlos und anonym. Sie kann persönlich oder telefonisch erfolgen. Die Website des bff informiert auf Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch und in Deutscher Gebärdensprache.
In Deutschland stehen gewaltbetroffenen Frauen und Kindern rund 400 Frauenhäuser sowie über 40 Schutz- oder Zufluchtswohnungen mit mehr als 6000 Plätzen zur Verfügung, heißt es auf der Website des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend.
Der Verein Frauenhauskoordinierung e.V. bietet eine bundesweite Übersicht über freie Plätze in Frauenhäusern und Schutzwohnungen. Auch auf der Website der Zentralen Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF) finden Gewaltbetroffene und ihr Umfeld die Kontaktdaten von Frauenhäusern.
Unter 0 800 1239900 können Sie sich an das bundesweite Männerhilfetelefon wenden. Dort werden Sie zu folgenden Sprechzeiten beraten: Montag bis Donnerstag von 8 bis 20 Uhr, sowie Freitag von 8 bis 15 Uhr. Die Beratung kann anonym erfolgen.
Auf der Website https://www.maennerhilfetelefon.de können Sie im Sofort-Chat eine Anfrage stellen (auch anonym). Dieser findet von Montag bis Donnerstag zwischen 12 und 15 Uhr sowie 17 bis 19 Uhr statt. Darüber hinaus können Sie jederzeit eine E-Mail senden an: [email protected]
Männer, die sich vor Ort beraten lassen möchten oder eine Schutzwohnung suchen, können sich bei der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz informieren. Auf der Website der Stelle sind Einrichtungen in ganz Deutschland aufgelistet.