Anhaltender Bandenterror : Zwei Gefängnisdirektoren in Ecuador ermordet
In Ecuador haben Unbekannte vergangene Woche die Direktorin des größten Gefängnisses des Landes ermordet. Maria Daniela Icaza, Direktorin des Litoral-Gefängnisses in der Hafenstadt Guayaquil, war im Auto in die nahe gelegene Stadt Daule unterwegs, als die Täter das Feuer auf sie eröffneten. Sie starb im Krankenhaus. Neun Tage zuvor war der Leiter eines Gefängnisses in der Amazonas-Provinz Sucumbios, Alex Guevara, bei einem bewaffneten Angriff im Auto getötet worden.
Ecuador galt einst als das sicherste Land in Lateinamerika. In den vergangenen Jahren haben sich jedoch verschiedene internationale Verbrecherorganisationen, darunter auch mexikanische Kartelle, im Land festgesetzt. Sie nutzen das Land, das an die beiden wichtigen Kokainproduzenten Kolumbien und Peru angrenzt, als Transitroute für den Schmuggel nach Europa und Nordamerika. Besonders in der Region um die Küstenstadt Guayaquil ist ein Kampf um die Kontrolle der Schmuggelrouten ausgebrochen, der einen Anstieg der Gewalt mit sich gebracht hat. Ecuador verzeichnete 2023 einen Rekord von 47 Morden pro 100.000 Einwohner. Fünf Jahre zuvor lag die Rate noch bei sechs Morden pro 100.000 Einwohner.
Verbrecherbande als Terroristen eingestuft
Nach einer von kriminellen Banden ausgehenden Gewaltwelle Anfang des Jahres hat der kurz zuvor eingesetzte Präsident Daniel Noboa die Verbrecherbanden als Terroristen eingestuft und einen Zustand des „internen bewaffneten Konflikts“ ausgerufen. Die Armee beteiligt sich an den Sicherheitsaufgaben. Seither ist es in Ecuador etwas ruhiger geworden. Zwischen Januar und September dieses Jahres wurden 4236 Morde registriert, während es im gleichen Vorjahreszeitraum nach Angaben des Innenministeriums 5112 Morde gab.
Aber gerade in den Gefängnissen des Landes besteht weiterhin ein großes Problem. Viele befanden sich lange unter der Kontrolle der Banden, die Beamte zu ihren Komplizen machten. Das Litoral-Gefängnis ist Teil eines Gefängniskomplexes in Guayaquil, in dem mehr als 12.000 Häftlinge untergebracht sind. In den vergangenen Jahren kam es in der Haftanstalt zu mehreren Massakern zwischen rivalisierenden Banden.
Unterdessen kontrolliert die Armee die Haftanstalten in Ecuador. Die Ermordung von Gefängnisdirektoren und auch von gewöhnlichen Vollzugsbeamten zeigt, dass die Bandenführer innerhalb der Gefängnismauern weiterhin Befehle erteilen können, die auch ausgeführt werden.
Im Januar hat Ecuador mit Washington eine Kooperation im Sicherheitsbereich vereinbart. Ziel ist es, die Behörden in Quito im Kampf gegen kriminelle Organisationen zu unterstützen. Im Juni sanktionierten die Vereinigten Staaten die Bande „Los Lobos“ und ihren Anführer Wilmer Geovanny Chavarria Barre, alias „Pipo“. Die Bande wird als der zurzeit mächtigste Rauschgiftring in Ecuador angesehen. Die ecuadorianischen Behörden sprechen von insgesamt 22 kriminellen Gruppen, die in Ecuador tätig sind.