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Rezension von Eusebios, Über das Leben des glückseligen Kaisers Konstantin. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Paul Dräger, Oberhaid 2007 (=Bibliotheca Classicorum ; 1)

2009

University of Zurich Zurich Open Repository and Archive Winterthurerstr. 190 CH-8057 Zurich http://www.zora.uzh.ch Year: 2009 Rezension von Eusebios, Über das Leben des glückseligen Kaisers Konstantin. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Paul Dräger, Oberhaid 2007 (=Bibliotheca Classicorum ; 1) Zinsli, S C Zinsli, S C (2009). Rezension von Eusebios, Über das Leben des glückseligen Kaisers Konstantin. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Paul Dräger, Oberhaid 2007 (=Bibliotheca Classicorum ; 1). Museum Helveticum, 66:241-242. Postprint available at: http://www.zora.uzh.ch Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich. http://www.zora.uzh.ch Originally published at: Museum Helveticum 2009, 66:241-242. Buchbesprechungen - Comptes rendus 241 Eusebios: Über das Leben des glückseligen Kaisers Konstantin. Herausgegeben, übersetzt und kom­ mentiert von Paul Driiger. Bibliotheca classicorum 1. Utopica, Oberhaid 2007. 411 S. «Die Notwendigkeit einer deutschen Ubersetzung seit fast einem Jahrhundert braucht man wohl nicht zu betonen», stellt Driiger (D.) in der Einführung zu seiner Übersetzung der eusebischen Constantins­ vita fest (395). Ist sie nun wirklich so viel besser als jene von Pfiittisch a.d.J. 1913 (die gewiss nicht so schlecht ist, dass just mit ihrem Erscheinen die Notwendigkeit einer Neuübertragung entstand)? Nun, D.s Version ist auf jeden Fali sperriger und schwerer verstiindlich - dies kbnnen aber auch Eigenheiten des Originals sein, und D. ist ja bestrebt, mbglichst nahe am Originaltext zu bleiben. Das Resultat dieses Vorgehens kann jedoch schwerlich überzeugen. Zu oft folgt D. der Oberfliichenstruktur des Griechischen auch auf Kosten der deutschen Syntax, Semantik und Stilistik, folgt dem Einzelwort und nicht dem Sinn des Satzes. Die Einführung besteht aus eher kurzen, aber instruktiven Abschnitten zu Eusebius und der Vita. Problematisch scheint mir aber D.s programmatische Aussage «Die Einführung ist nicht als Forschungsbericht zu einer <Konstantin-Frage> oder gar imaginiiren <Konstantinischen Wende> ge­ dacht, sondern propagiert vorwiegend meine neue Sicht der Dinge - und die des Eusebios.» Es stimmt nachdenklich, dass D. die vieldiskutierte constantinische Wende ohne Begründung als imaginiir abtun zu kbnnen glaubt. Um auf die Übersetzung zurückzukommen, so ist es z.B. gewiss nicht nbtig, J.Lóvoç 1WV 1tW1W1E TI\ç 'PWJ.1(>:Íwv àpxfiç Ko:81lY1lc>O:J.LÉvwv (I 3,4; 47) wbrtlich mit «als einziger von denen, die jemals die Herrschaft der Rbmer angeführt haben» wiederzugeben (statt etwa «die jemals an der Spitze des rbmischen Reiches gestanden sind») - die Subtilitiit, mit der Eusebs Stil so nachgeahmt werden soll, führt praktisch zum selben Ergebnis, wie wenn ein mittelmiissig verzweifelter Gymnasiast mit Wbrterbuch übersetzt hiitte. Auch der durchaus sinnvolle Wille zur Konsequenz, ein und dasselbe griechische Wort mbglichst durch immer das gleiche deutsche Wort wiederzugeben, liisst D. zu weit gehen. Und die Ubernahme syntaktischer Oberfliichenstrukturen kan n den stilistischen Eindruck verfiilschen, den Eusebius' •• •• 242 Buchbesprechungen - Comptes rendus Originaltext macht. Was fürs Griechische vbllig normale Syntax sein mag, wirkt im Deutschen oft unidiomatisch oder gar falsch und verleiht dem Text eine Auffiilligkeit, die im Original schlicht nicht vorhanden ist. Unnbtig auffiillig sind auch Fálle wie I 11,1 «zum Nutzen des Staates der Beherrschten» (53) oder IV 1,1 «gewiihrte allen, die in den einzelnen Vblkern wohnten» (243). Besonders unglück­ lich ist m.E. auch die konsequente Wiedergabe des doch recht zentralen 1pómxwv mit «Wendemal» (womit sonst auf Deutsch die metae im Circus bezeichnet werden), wo die (diachrone) Etymologie « 1pÉ1Wl) der synchronen Semantik des Wortes vorgezogen wird. Gewiss, ein so negatives Urteil liisst sich so knapp nicht anstiindig begründen. Ein, zwei Mal greift jeder Ubersetzer daneben. Ich verweise daher auf die Theologische Zeitschrift, wo ich in Kürze meine Meinung ausführlicher werde darlegen kbnnen. Auch beim Ubersetzen gilt Ciceros Cui bono? Für wen ist eine Ubersetzung gedacht? Fachleute werden lieber in den Originaltext schauen, einem breiteren Publikum wiederum wird vielerorts das Fachwissen fehlen, um diese Ubersetzung zu verstehen, die nicht zum Nutzen des Staates der Griechischbeherrschenden gereicht und die auch nicht als Wendemal taugt. Eher schon als Monument will sagen Mahnmal. Samuel Zinsli •• •• •• ••