„Aufgespießt“
Angenendt – Parteienvertrauen in Deutschland 2017 [...]
MIP 2018 24. Jhrg.
Parteienvertrauen in Deutschland 2017: Ausmaß gen zudem ein volatileres Parteiensystem und führen
zu einer Schwächung der etablierten Parteien (Pogund Determinanten
untke 2014). Als problematisch erachtet wird die
sinkende Zufriedenheit vor allem dann, „if the parMichael Angenendt, M.A.1
ties themselves become the center of protest and if
anti-party sentiments occur increasingly, [because]
the core actors of representative democracy are dis1. Parteien im Dauerfeuer der Kritik
credited” (Rossteutscher et. al. 2015: 53). Den aktuelDas Vertrauen der Bürger in die politischen Instituti- len Trend in den Bevölkerungseinstellungen fasst
onen ihres Landes lässt sich als Potenzial bzw. gesell- Norris (2011: 21) unter dem Begriff „critical citischaftliche Ressource verstehen, mit der soziale, zens“ zusammen: So zeigt sich zwar im Zeitverlauf
wirtschaftliche und politische Krisen leichter über- in modernen Demokratien eine Zunahme der genewunden werden können als in der Abwesenheit poli- rellen Akzeptanz demokratischer Werte und Prinzitischen Vertrauens (Tyler 1998: 270-272). Es stellt pien, diese geht jedoch einher mit einer gleichzeitig
sich daher in Auseinandersetzung mit dem Begriff gestiegenen Skepsis gegenüber den zentralen Akteudes Vertrauens die Frage, wer wem bzw. welchen ren wie Parteien, Parlamenten und Regierungen (vgl.
politischen Institutionen aus welchen Gründen ver- auch Scarrow 1996: 311; Dalton 2004: 195).
traut.
In der Bundesrepublik stehen insbesondere die Par- 2. Parteienvertrauen im Vergleich
teien im Fokus der Kritik. Das Phänomen der Parteienkritik ist dabei „so alt wie die Parteien selbst“
(Stöss 1990: 15); Parteien seien „Unpopulär aus Tradition“ (Wiesendahl 2012). So begann in der Bundesrepublik bereits in den 1970er Jahren die Debatte
um „die Legitimationskrise des Parteiensystems“
(Rönsch 1977: 366; vgl. Poguntke 1999) und erreichte
ihren Höhepunkt in den 1990er Jahren (Arzheimer
2002: 18). An vielen Kommunal- und selbst bei einigen Landtagswahlen beteiligt sich mittlerweile weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten (siehe u.a.
Gehne 2008: 116ff.). Zudem sinken die Mitgliedszahlen der deutschen Parteien: Es treten weniger
Menschen den Parteien bei, als altersbedingt ausscheiden (Niedermayer 2016; vgl. auch van Biezen/
Poguntke 2012). Mit der AfD ist seit der letzten
Bundestagswahl nun auch erstmals eine rechtspopulistische Partei in den Bundestag eingezogen, womit
eine Angleichung an die Parteienlandschaft anderer
europäischer Staaten stattgefunden hat. Offen bleibt,
ob es sich dabei tatsächlich um einen Niedergang der
Parteien oder um eine Phase der Neustrukturierung
handelt (Gehne/Spier 2010).
Der internationale Vergleich zeigt darüber hinaus,
dass sich die steigende Unzufriedenheit mit den Parteien nicht auf Deutschland beschränkt, sondern ein
generelles Phänomen moderner, westlicher Demokratien darstellt (u.a. Dalton 2008, 2004; Dalton/
Weldon 2005; Pharr/Putnam 2000; Norris 1999).
Die gesellschaftlichen Veränderungen und die mangelnde Integrationskraft der Volksparteien begünsti1
Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für
Sozialwissenschaften, Lehrstuhl Vergleich politischer Systeme
und Politikfeldanalyse, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
106
Wie viel Vertrauen bringt die Bevölkerung in
Deutschland den Parteien im Jahr 2017 tatsächlich
entgegen? Tabelle 1 gibt einen Überblick über das
Vertrauen in verschiedene Institutionen und ermöglicht dadurch den Vergleich zu anderen öffentlichen
Einrichtungen:
Tabelle 1: Vertrauen in öffentliche Einrichtungen in
Deutschland (2017)
Polizei
Regionale/lokale Behörden
Justiz
Bundeswehr
Bundestag
Bundesregierung
Öffentliche Verwaltung
Vereinte Nationen
Europäische Union
Politische Parteien
eher
vertrauen
86,4
75,5
66,2
64,9
59,6
58,7
56,8
47,2
45,6
36,8
eher nicht
vertrauen
12,3
21,6
31,2
27,1
35,0
37,3
30,8
39,8
46,1
57,9
weiß
nicht
1,4
2,9
2,6
8,0
5,4
4,0
3,4
13,0
8,3
5,3
Eigene Berechnung auf Grundlage des Eurobarometers 2017;
Befragte= 1605.
Wie Tabelle 1 zeigt, setzen die Bürger das meiste
Vertrauen in die Ordnungs- und Rechtsorgane, wobei
der Polizei mit mehr als 85 Prozent Zustimmung am
häufigsten vertraut wird. Justiz und Bundeswehr folgen an dritter bzw. vierter Stelle. Den regionalen oder
lokalen Behörden vertrauen drei von vier Befragten.
Geringeres Vertrauen wird in die politischen Institutionen gesetzt: Dem Bundestag, der Bundesregierung,
der Europäischen Union und den Parteien vertrauen
weniger als zwei Drittel der Befragten. Die Parteien in
Deutschland genießen dabei das geringste Vertrauen:
Mehr als jeder zweite Befragte misstraut ihnen.
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MIP 2018 24. Jhrg.
Angenendt – Parteienvertrauen in Deutschland 2017 [...]
Im Vergleich zum Vorjahr zeigen sich Kontinuitäten
hinsichtlich der Rangfolge: Die Ordnungs- und
Rechtsorgane genießen nach wie vor das höchste
Vertrauen, während die politischen Institutionen auf
den hinteren Plätzen rangieren (vgl. Tabelle A im
Anhang). Dennoch verzeichnen Letztere einen deutlichen Vertrauenszuwachs, wobei die Parteien am
wenigsten davon profitieren, da sie den geringsten
Zuwachs verzeichnen.
Genießen die Parteien ausschließlich im Vergleich
zu anderen Institutionen in Deutschland ein geringes
Vertrauen oder ist die Parteienverdrossenheit hierzulande generell ausgeprägter als in anderen Staaten?
Abbildung 1 gibt Auskunft über die Bewertung der
Parteien im europäischen Vergleich:
Abbildung 1 zeigt deutlich, dass das Vertrauen der
deutschen Bevölkerung in die Parteien im Vergleich
zu ihren europäischen Nachbarn relativ hoch ist. Nur
in den Niederlanden und in Luxemburg vertrauen
anteilig mehr Personen den Parteien als in Deutschland. Auch die skandinavischen Länder weisen relativ hohe Zustimmungswerte auf, ebenso wie Österreich, die Türkei, Albanien und Malta. Süd- und osteuropäische Staaten weisen mit unter 20 Prozent Zustimmung geringere Vertrauenswerte auf. Griechenland, Lettland, Spanien und Zypern bilden das
Schlusslicht: Weniger als jeder zehnte Bürger vertraut den dortigen Parteien.
Die Steigerung des Parteienvertrauens zwischen
2016 und 2017 beschränkt sich nicht auf Deutschland: Während 2016 nur in Dänemark und den Niederlanden etwa jeder dritte Befragte den Parteien
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„Aufgespießt“
vertraute (siehe Abbildung A im Anhang), sind es
2017 zehn Staaten mit ähnlich hohen oder höheren
Vertrauenswerten.
3. Parteienvertrauen und Sozialstruktur
Im Folgenden wird dargestellt, ob sich das Parteienvertrauen zwischen den gesellschaftlichen Schichten
unterscheidet. Den Ausgangspunkt bilden in der bisherigen Literatur weitgehend zwei widerstreitende
Thesen (vgl. zusammenfassend Biehl 2013: 72-74).
Einerseits wird postuliert, dass zunehmendes Misstrauen gegenüber den Parteien das Resultat unproblematischer gesellschaftlicher Entwicklungen ist (Dalton
2008). Demzufolge sei blindes Vertrauen in die politischen Institutionen Ausdruck eines vordemokratischen Politikverständnisses und
nehme mit der
Ausbreitung postmaterialistischer
Wertevorstellungen
(Inglehart
1999) kontinuierlich ab. Misstrauen
wird gemäß dieser Sichtweise als
Ausdruck mündiger und kritischer
Bürger verstanden (Bude et al.
2010: 22). Demnach misstrauen
den Parteien eher
ressourcenstarke Bürger der höheren gesellschaftlichen Schichten (Biehl 2013: 73).
Andererseits wird das politische Misstrauen als Krisenphänomen verstanden (ebd.: 72). Die Unzufriedenheit mit den Ergebnissen des politischen Systems
sowie der eigenen wirtschaftlichen Lage und des sozialen Status spiegelten sich folglich in einem geringen Vertrauen in die politischen Akteure wider
(ebd.: 74). Mangelndes Vertrauen sei demgemäß der
Ausdruck von Defiziten politischer Repräsentation
(ebd.). Empirisch sollten sich dann vorwiegend ressourcenschwache Bürger der unteren sozialen
Schichten durch Misstrauen kennzeichnen (ebd.: 7374). Die widerstreitenden Thesen wurden von Biehl
(ebd.) anhand einer Bevölkerungsbefragung aus dem
Jahr 2010 für die Bundesrepublik einer empirischen
Prüfung unterzogen. Biehl resümiert, dass sozioöko107
„Aufgespießt“
Angenendt – Parteienvertrauen in Deutschland 2017 [...]
nomisch schwächer gestellte Personen ein im Vergleich zu höheren sozialen Sichten geringeres Parteienvertrauen aufweisen und sieht daher „das geringe
Vertrauen nicht als Modernisierungssymptom, sondern eher als Ausdruck einer gestörten Beziehung
zwischen Bürgern und Parteien“ (ebd.: 86). Ob es sich
bei den Befunden lediglich um eine Momentaufnahme handelt oder die postulierten Thesen auch sieben
Jahre später Gültigkeit besitzen, wird anhand der Daten des Eurobarometers 2017 im Folgenden überprüft.
Tabelle 2: Parteienvertrauen und Sozialstruktur (2017)
Gesamt
Geschlecht
Männer
Frauen
Alter
15 bis 24 Jahre
25 bis 39 Jahre
40 bis 54 Jahre
55 Jahre oder älter
Bildungszeit (in Jahren)
Weniger als 15 Jahre
16 bis 19 Jahre
Mehr als 20 Jahre
Schichtzugehörigkeit
Arbeiterklasse
Untere Mittelschicht
Mittelschicht
Obere Mittelschicht
Oberschicht
Finanzlage des Haushalts
Eher gut
Eher schlecht
Bundesland
Westdeutschland
Ostdeutschland
eher
vertrauen
36,8
eher nicht
vertrauen
57,9
weiß
nicht
5,3
37,2
36,4
58,6
57,1
4,2
6,5
31,0
33,3
35,4
39,2
59,2
63,5
57,6
56,2
9,9
3,1
7,0
4,6
37,0
32,4
44,3
57,7
62,2
52,1
5,3
5,4
3,5
22,5
26,2
41,8
51,2
42,9
72,5
70,0
53,4
43,5
42,9
4,9
3,8
4,8
5,4
14,3
41,3
12,6
53,5
84,0
5,2
3,5
42,2
24,1
52,3
71,1
5,5
4,8
Eigene Berechnung auf Grundlage des Eurobarometers 2017;
Befragte= 1605.
Zwischen Männern und Frauen lassen sich 2017 in
Deutschland hinsichtlich des Parteienvertrauens keine nennenswerten Unterschiede feststellen. Jeweils
zwei von drei Befragten neigen eher zu Misstrauen.
Differenzen zeigen sich hinsichtlich der Altersstruktur: Ältere Personen vertrauen häufiger als jüngere
Personen. Die Bildung(szeit) der Befragten zeigt in
keine eindeutige Richtung. Wer länger als 20 Jahre
in schulischer- und beruflicher Ausbildung war, vertraut mehr als diejenigen mit geringerer Ausbildungszeit. Allerdings vertrauen Befragte mit einer
Ausbildungszeit zwischen 16 und 19 Jahren seltener
den Parteien als Befragte mit einer noch kürzeren
Ausbildungszeit. Deutlich erkennbar sind schichtspezifische Unterschiede: Während nur jeder fünfte
Angehörige der Arbeiterklasse den Parteien vertraut,
hat in der oberen Mittelschicht jeder Zweite Vertrau108
MIP 2018 24. Jhrg.
en in die Parteien. Generalisierbare Aussagen über
die Angehörigen der Oberschicht sind aufgrund der
geringen Fallzahl (<10) nicht möglich. Von denjenigen, die ihre finanzielle Haushaltslage eher schlecht
beurteilen, vertraut nur eine von acht Personen den
Parteien. Wird die Finanzsituation eher gut beurteilt,
vertrauen vier von zehn Personen den Parteien. Erkennbar sind ebenfalls Unterschiede zwischen Westund Ostdeutschen. Letztere sind den Parteien gegenüber deutlich misstrauischer eingestellt als Westdeutsche.
Die Ergebnisse von Tabelle 2 deuten auf die Bestätigung der Krisenthese hin: Insgesamt kennzeichnen
sich ressourcenschwache Personen der unteren gesellschaftlichen Schichten häufiger durch eine parteienskeptische Sichtweise als Personen höherer
Schichten. Doch welche der berücksichtigten Merkmale sind ursächlich für das Parteienvertrauen? Tabelle 3 gibt darüber abschließend Auskunft.
Tabelle 3: Determinanten des Parteienvertrauens
Variablen
Geschlecht
Alter
Bildungszeit (in Jahren)
Untere Mittelschicht
Mittelschicht
Obere Mittelschicht
Oberschicht
Finanzlage des Haushalts
Bundesland
Pseudo R2 (Nagelkerkes)
Befragte (n)
Regressionskoeffizient
B
,14
,01 ***
,01
,00
,46 *
,67 *
1,37
,73 ***
,79 ***
,16
1.143
Exp (B)
1,15
1,01
1,01
1,00
1,58
1,96
3,92
2,08
2,19
Geschlecht= Referenz Männer; Schichtzugehörigkeit= Referenz
Arbeiterklasse; Finanzlage= Referenz eher schlechte Lage; Bundesland= Referenz Ostdeutschland. Signifikanzen: ***= 0,1 %-Niveau; **= 1 %-Niveau; *= 5 %-Niveau.
Eigene Berechnung auf Grundlage des Eurobarometers 2017.
Es lassen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich des Parteienvertrauens in
Deutschland feststellen, wie bereits durch die deskriptive Übersicht zu vermuten war. Im Gegensatz
dazu ist ein hochsignifikanter positiver Effekt des
Lebensalters auf das Parteienvertrauen erkennbar:
Mit jedem zusätzlichen Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit, den Parteien eher zu vertrauen, um
ein Prozent. Da in der Analyse die Finanzlage und
Schichtzugehörigkeit kontrolliert wurde, handelt es
sich um einen eigenständigen Effekt, d.h. ältere Personen vertrauen eher den Parteien, unabhängig
davon, ob sie eine im Vergleich zu jüngeren Jahren
bessere Finanzlage aufweisen oder nicht. Nichtsdestotrotz ist die finanzielle Situation ein wichtiger Erklärungsfaktor: Befragte, die ihre Haushaltslage eher
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Angenendt – Parteienvertrauen in Deutschland 2017 [...]
gut beurteilen, weisen im Vergleich zu Befragten mit
eher schlechter Beurteilung eine mehr als doppelt so
hohe Wahrscheinlichkeit auf, Parteien zu vertrauen.
Einen weiteren Erklärungsfaktor stellt die Schichtzugehörigkeit dar. Auffällig ist, dass zwischen den Angehörigen der Arbeiterklasse und der unteren Mittelschicht keine überzufälligen Unterschiede bestehen.
Erst darüber hinaus zeigen sich signifikante Differenzen: Je höher die Schichtzugehörigkeit, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, den Parteien zu vertrauen. Befragte der Mittelschicht weisen eine im
Vergleich zu Arbeitern fast sechzig Prozent höhere
Chance auf, zu vertrauen, Angehörige der oberen
Mittelschicht bereits eine knapp doppelt so hohe
Chance. Die fehlende Signifikanz für Angehörige
der Oberschicht resultiert voraussichtlich aus der geringen Fallzahl für diese Kategorie. Die Bildung der
Befragten erweist sich als insignifikant. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass im Eurobarometer
2017 nicht der formale Bildungsabschluss erhoben
wurde, sondern ausschließlich die Schul- und Berufsbildungszeit in Jahren. Neben den individuellen
Eigenschaften der Befragten zeigt sich ein erklärungskräftiger struktureller Faktor: Westdeutsche
vertrauen den Parteien im Vergleich zu Ostdeutschen deutlich häufiger; Erstere weisen eine mehr
als doppelt so hohe und hochsignifikante Wahrscheinlichkeit auf, zu vertrauen. Einkommensunterschiede zwischen Ost und West scheinen dabei nicht
der ausschlaggebende Faktor zu sein, da der Unterschied unabhängig von der finanziellen Haushaltslage der Befragten bestehen bleibt.
Die erklärte Varianz des empirischen Modells liegt
bei 16 Prozent und damit eher im unteren Bereich.
Sozialstrukturelle Determinanten erweisen sich in
der Konsequenz zwar als einflussreich, jedoch sind
weitere Forschungsanstrengungen notwendig. Die
vorangegangene Analyse erfolgte auf Grundlage des
Eurobarometers 2017. Der Vorteil liegt in der Aktualität der Daten, geht allerdings auf Kosten eines
umfangreicheren Sets an möglichen erklärenden
Faktoren. Potenziell einflussreiche Erklärungskonzepte, wie bspw. das generalisierte soziale Vertrauen
(Angenendt 2017; Angenendt/Schmitt 2015, Zmerli/
Newton 2008; Newton 1999), wurden nicht erhoben.
Durch den Fokus der obigen Analyse auf die Bundesrepublik war es zudem nicht möglich, institutionelle Faktoren, wie bspw. das Wahl- oder Parteiensystem (van der Meer 2010; Criado/Herreros 2007),
vergleichend einzubeziehen.
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„Aufgespießt“
4. Fazit
Die empirischen Befunde belegen das im Vergleich
zu anderen Institutionen geringe Vertrauen der Deutschen in die Parteien, wobei die Bewertung der Parteien im europäischen Vergleich hoch ausfällt. Hier
zeigt sich zwischen 2016 und 2017 eine deutliche
Zunahme des Vertrauens, sodass Deutschland im
Jahr 2017 zu den drei Ländern in Europa gehört, in
denen den Parteien am häufigsten vertraut wird. Hinsichtlich der Ursachen des Parteienvertrauens zeigen
sich schichtspezifische und strukturelle Unterschiede: Angehörige höherer Schichten und finanziell
Bessergestellte vertrauen eher als Angehörige niedriger Schichten und finanziell Schlechtergestellte,
ebenso wie Westdeutsche im Vergleich zu Ostdeutschen. Letztlich bekräftigen die Daten somit vorhergehende Analysen, die ein geringes Parteienvertrauen in Deutschland als Ausdruck von Unzufriedenheit
mit den etablierten politischen Akteuren deuten und
nicht als Folge von Modernisierungsprozessen.
Offen bleibt, ob und inwieweit das Parteienvertrauen
durch die zunehmende Polarisierung des deutschen
Parteiensystems leidet. Etwaige Rückkoppelungseffekte auf das Elektorat infolge sinkender Kooperationsbereitschaft zwischen den Parteien (Schmitt
2018; vgl. auch Angenendt/Schmitt 2017) bieten insofern einen relevanten Anknüpfungspunkt für künftige Forschungsanstrengungen.
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6. Anhang
Tabelle A: Vertrauen in öffentliche Einrichtungen in
Deutschland (2016)
Polizei
Bundeswehr
Regionale/lokale Behörden
Justiz
Öffentliche Verwaltung
Vereinte Nationen
Bundestag
Bundesregierung
Europäische Union
Politische Parteien
(eher)
vertrauen
78,0
66,0
63,0
56,0
54,0
40,1
41,1
38,1
27,3
21,1
(eher) nicht
vertrauen
19,5
23,1
31,7
40,5
39,4
44,3
51,4
56,0
61,2
72,7
Eigene Berechnung auf Grundlage des Eurobarometers 2016;
Befragte= 1592.
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