TYCHE Supplementband 12
Empire in Crisis:
Gothic Invasions and
Roman Historiography
Beiträge einer internationalen Tagung zu den
Wiener Dexipp-Fragmenten (Dexippus Vindobonensis)
Wien, 3.–6. Mai 2017
herausgegeben von
Fritz Mitthof, Gunther Martin, Jana Grusková
Wien 2020
TYCHE Supplementband
Nr. 12
TYCHE – Verein zur Förderung der Alten Geschichte in Österreich
Fritz Mitthof, Gunther Martin, Jana Grusková (Hrsg.),
Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography.
Beiträge einer internationalen Tagung zu den Wiener Dexipp-Fragmenten
(Dexippus Vindobonensis), Wien, 3.–6. Mai 2017.
Auslieferung:
Verlag Holzhausen GmbH, Leberstraße 122, A-1110 Wien
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Museo Nazionale Romano, Palazzo Altemps, Rome
Foto: Chiara Cenati
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF): PUB 673-Z
Eigentümer und Verleger:
Verlag Holzhausen GmbH, Leberstraße 122, A-1110 Wien
Herausgeber der Reihe TYCHE Supplementbände:
TYCHE – Verein zur Förderung der Alten Geschichte in Österreich
c/o Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik,
Universität Wien, Universitätsring 1, A-1010 Wien.
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Gedruckt auf holz- und säurefreiem Papier
Verlagsort: Wien — Herstellungsort: Wien — Printed in Austria
ISBN: 978-3-903207-38-7
ISSN: 1992-514X
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Vorwort
Die im vorliegenden Band zusammengestellten Beiträge beruhen auf Vorträgen, die
anlässlich der internationalen Konferenz „Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography“ am 3.–6. Mai 2017 an der Universität Wien (Oskar-MorgensternPlatz 1, Sky Lounge) gehalten worden sind. Daneben wurden drei im Zusammenhang
mit der Tagung entstandene, bei dieser aber nicht vorgetragene Beiträge in den Band
aufgenommen. Vorangestellt sind die Ergebnisse eines Colloquiums von Experten der
griechischen Paläographie zum Wiener Dexipp-Palimpsest, das unmittelbar im Anschluss an die Konferenz getagt hat (7.–8. Mai 2017). Im Anhang sind ergänzende
Materialien beigegeben, die den aktuellen Forschungsstand dokumentieren und somit
der Leserschaft bei der Benützung des Bandes als Hintergrundinformation hilfreich
sein mögen, darunter die bisher veröffentlichte und der Forschung zur Verfügung
stehende Transkription der Scythica Vindobonensia alias Dexippus Vindobonensis,
jenes Textes also, der den Kerngegenstand der Tagung darstellte.
Den Rahmen der Tagung bildete das Projekt P 28112-G25 „Scythica Vindobonensia“ (2015–2020) des österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), das auf eine ausführlich kommentierte Gesamtedition des
Textes in Form einer Monographie von Gunther Martin und Jana Grusková abzielt.
Es wurden zwei Keynote lectures (Herwig Wolfram und Martin Hose), fünf thematische Vortragssektionen und drei Diskussionsrunden (round tables) abgehalten. Als
Veranstalter fungierten unsere beiden Institute, das Institut für Alte Geschichte und
Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik und das Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein der Universität Wien (UW) in Zusammenarbeit mit Otto
Kresten, dem nationalen Forschungspartner des FWF-Projekts, und der Abteilung
Byzanzforschung des Instituts für Mittelalterforschung (IMAFO) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) unter der Leitung von Claudia Rapp
und Walter Pohl.
Zur Finanzierung der Konferenz haben zwei Institutionen maßgeblich beigetragen: die Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der UW unter Dekanin Claudia
Theune-Vogt und der Verlag Holzhausen. Hinzu kamen Mittel des FWF-Projekts
sowie Zuschüsse unserer beiden Universitätsinstitute, des Forschungsschwerpunkts
„Euromediterrane Kulturen und Altertumswissenschaft“ der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und der Abteilung Byzanzforschung der
ÖAW (IMAFO).
Besonderen Anteil an der Planung der Tagung hatten die beiden Herausgeber der
Scythica Vindobonensia und Mitherausgeber des vorliegenden Bandes Jana Grusková
(ÖAW/Comenius Universität Bratislava) und Gunther Martin (Universität Zürich).
Für ein optimales Ambiente und eine perfekte Rundumbetreuung der Teilnehmer und
Gäste sorgte Theresia Pantzer, Organisationsassistentin am Institut für Alte Geschichte
VI
Vorwort
und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik der Universität Wien. Sie wurden
dabei von Mitarbeitern und Studierenden desselben Instituts sowie der Klassischen
Philologie der Comenius Universität Bratislava unterstützt: Chiara Cenati, Victor
Dumitru, Tina Hobel, Mária Májeková, Michael Mühlberghuber, Laura Phanová und
Marek Šibal.
Basis der mittlerweile weltumspannenden Forschungsaktivitäten zu den Scythica
Vindobonensia, von denen dieser Band das jüngste Zeugnis ablegt, ist der Wiener
Codex historicus gr. 73 aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek
(ÖNB), in dem sich die Scythica Vindobonensia als Palimpsest auf fol. 192r–195v
befinden. In Andreas Fingernagel, dem Leiter der Sammlung von Handschriften und
alten Drucken, seiner Mitarbeiterin Katharina Kaska sowie Christa Hofmann und
Wolfgang Kreuzer vom Institut für Restaurierung der ÖNB haben wir stets interessierte und zugleich höchst kompetente Ansprechpartner gefunden.
Letztlich möglich gemacht wurde die Forschung an den Scythica Vindobonensia
durch den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF (s. Anhang II). Dies impliziert
unter anderem auch das Bemühen um die Lesbarmachung der sehr stark bis völlig
abgetragenen Tinte des unteren Textes der vier Palimpsestblätter, also der Scythica
Vindobonensia, unter Anwendung modernster technischer Verfahren, vor allem der
multispektralen Digitalisierung durch das technische Team der Early Manuscripts
Electronic Library (EMEL) aus California, Michael Phelps (Direktor), Kenneth
Boydston (Kamera-Ingenieur), Damianos Kasotakis (Kamera-Operator) und Dale
Stewart, und der speziellen Bildverarbeitung durch die mit der EMEL zusammenarbeitenden „Image Scientists“ Roger L. Easton, Jr., Keith T. Knox, David Kelbe und
William A. Christens-Barry. Darüber hinaus konnte auch die Effizienz naturwissenschaftlicher Verfahren der Materialanalyse mittels Röntgenfluoreszenz (RFA) für
die weitere Textentzifferung im Jahre 2016 in Kooperation mit Ira Rabin und Oliver
Hahn von der deutschen Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
zu Berlin erprobt werden. Ende des Jahres 2017 hat das Projektteam in Kooperation
mit Leif Glaser sogar die lange erhoffte Möglichkeit erhalten, die Handschrift am
Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg zum Zweck einer Röntgenfluoreszenzanalyse bestrahlen zu lassen. Die Auswertung der hierbei gewonnenen
Bilddaten, welche die Entzifferung der bislang ungelesenen Textpartien erwarten lässt,
ist derzeit noch in Arbeit.
Allen genannten Personen und Institutionen gilt unser tief empfundener Dank!
Wien, im Januar 2019
Fritz Mitthof
Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik
Leiter des FWF-Projekts P 28112-G25 „Scythica Vindobonensia“
Herbert Bannert
Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . .
Fritz Mitthof, Herbert Bannert
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V
Einleitung . . . . . . . . . . . .
Fritz Mitthof, Gunther Martin, Jana Grusková
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1
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5
Palaeographical and Codicological Remarks on the Vienna Dexippus
Palimpsest . . . . . . . . . . . . . . . .
Giuseppe De Gregorio, Ernst Gamillscheg, Jana Grusková,
Otto Kresten, Gunther Martin, Brigitte Mondrain, Nigel Wilson
I. K e yno te le ctur es
Ostrogotha — ansischer Amaler oder glückloser Feigling
Herwig Wolfram
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17
Historiographie in der Krise: Herausforderungen und Lösungen
der Geschichtsschreibung im dritten Jahrhundert n. Chr. . .
Martin Hose
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35
II. D ex ipp-Stud ien
Hoffen und Scheitern bei Thukydides und Dexippos .
Herbert Bannert
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53
L’epitafio ‘iperideo’ di Dexippo
Luciano Canfora
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63
Textkritisches und Sprachliches zu Dexipp und zum Prosarhythmus
der griechischen Historiker der Kaiserzeit . . . . . . .
Carlo M. Lucarini
.
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73
.
.
Fernbeziehungen in Dexipps Skythika .
Gunther Martin
.
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95
Dexippus in the Excerpta Constantiniana Revisited: The Preface
to Dexippus’ Scythica . . . . . . . . . . . .
András Németh
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111
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135
.
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Dexippos und Thukydides . .
Amphilochios Papathomas
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VIII
Inhaltsverzeichnis
III. H isto r iograph is ch er Kon tex t
in modum fulminis: Cniva und Ostrogotha bei Jordanes und
in den Scythica Vindobonensia . . . . . . . .
Kai Brodersen
.
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. 147
.
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. 159
Ein Beispiel des Gebrauches und des Missbrauches von Dexipp
in der HA: Max. Balb. 16 . . . . . . . . . . .
François Paschoud
.
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. 165
Dexippus and the Third-Century Plague
Christopher P. Jones
.
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Die Skythen in der byzantinischen Literatur (6.–15. Jh.): Ein Überblick .
Peter Schreiner
.
171
IV. H isto r is che r Kon tex t
Some Considerations Related to the Scythica Vindobonensia
Dilyana Boteva
.
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.
. 195
Marc Aurel und die Donaugermanen .
Alexander Demandt
.
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. 213
Eine neue Datierung des Goteneinfalls gegen Griechenland unter
Valerianus und Gallienus . . . . . . . . . . . .
Olivier Gengler
.
. 219
.
.
. 235
In Praise of Gallienus? Reconsidering a Gallienic Date for the Εἰς
βασιλέα of Pseudo-Aristides ([Aristid.] Or. 35 K) . . . . .
Christopher Mallan
.
. 245
Barbarian Invasions or Civil Wars? Goths as Auxiliary Forces
in the Roman Army . . . . . . . . . . . .
Ralph Mathisen
.
. 263
Kaiserliches Heer und Lokalmilizen in Aktion: die neuen Fragmente .
Laura Mecella
. 287
Bemerkungen zu Kaiser Decius und seinem Gotenkrieg 250–251 n. Chr.
Fritz Mitthof
. 311
What about Herennius Etruscus?
Lily Grozdanova
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Bemerkungen zu Dexippos Vindobonensis (II)
Ioan Piso
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. 337
Dexippus’ Gothic Anthropology
David Potter
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. 357
Why Did Most Cities in Moesia and Thrace Survive during
the 3rd-Century ‘Crisis’? . . . . . . . . . .
Andrew Poulter
.
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. 369
.
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IX
Inhaltsverzeichnis
Gotische und herulische maritime Einfälle in das Imperium Romanum
in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. . . . . . .
Andreas Schwarcz
. 389
Hintergründe und Herkommen der Barbaren am Schwarzen Meer im 3.
Jahrhundert n. Chr. und die Meistererzählung von der Wanderung .
Roland Steinacher
. 403
Germanische Einfälle in die Provinzen an Rhein und oberer Donau im
3. Jh. n. Chr.: Die Problematik der epigraphischen, numismatischen
und archäologischen Zeugnisse . . . . . . . . . . .
Christian Witschel
Il problema poliorcetico nella storia militare e nella storiografia
del III secolo d.C. . . . . . . . . . . . . .
Giuseppe Zecchini
.
. 423
.
. 531
Scythica Vindobonensia alias Dexippus Vindobonensis:
Vorläufige Transkription . . . . . . . . .
. 543
Images of the Vienna Dexippus Palimpsest
Anh änge
Anhang I:
Anhang II:
.
.
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. 549
Anhang III: Bibliographie zu den Scythica Vindobonensia alias
Dexippus Vindobonensis . . . . . . . .
.
. 565
Anhang IV: Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen
Dexipp-Fragmenten (Vat. gr. 73): Addenda zur Edition
von Gunther Martin 2006 . . . . . . . . .
Jana Grusková, Gunther Martin, András Németh
Abkür zungsv erzeichn is
.
.
.
. 571
.
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. 583
I. Antike und mittelalterliche Autoren .
.
.
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. 587
II. Inschriften, Papyri und Ostraka, Münzen, Handschriften .
.
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. 605
Ind ices
Anhang IV
JANA GRUSKOVÁ — GUNTHER MARTIN
ANDRÁS NÉMETH
Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen
Dexipp-Fragmenten (Vat. gr. 73)
Addenda zur Edition von Gunther Martin 2006
Eine der Zielsetzungen des Projekts „Scythica Vindobonensia“1 auf dem Wege zur
stärkeren und genaueren Erschließung der Wiener Dexipp-Fragmente war es, in einer
Kooperation mit der Biblioteca Apostolica Vaticana (BAV) Fortschritte bei der Entzifferung der in den konstantinischen Excerpta de sententiis überlieferten Fragmente
des Historikers zu erreichen.2
Auf den fünf palimpsestierten Pergamentblättern des Codex Vaticanus graecus 73
(Siglum V), welche die Dexipp-Exzerpte enthalten, d.h. f. 24rv (pp. 47–48), f. 41rv
(pp. 81–82), f. 46rv (pp. 91–92), f. 51rv (pp. 101–102) und f. 54rv (pp. 107–108),3
hat das Laboratorio Fotografico der BAV unter der Leitung von Dr. Irmgard Schuler
in den letzten Jahren verschiedene Methoden der digitalen Wiedergewinnung getilgter
Schriften angewendet,4 um die originale, von Chemikalien (im 19. Jh.) stark beschädigte Textschicht besser als bisher lesbar zu machen und dadurch die weitere Entzifferung zu ermöglichen.5 Den genannten Bemühungen — die noch nicht abgeschlossen
sind und an deren Ende eine ergänzte und verbesserte Fassung aller Dexipp-Fragmente
1
Vgl. dazu die Einleitung zu diesem Band, S. 1–2.
Unser Dank gebührt Monsignore Cesare Pasini, dem Präfekten der Biblioteca Apostolica Vaticana, Dr. Paolo Vian, dem ehemaligen Direktor, und Dr. Claudia Montuschi, der
jetzigen Direktorin des Dipartimento dei Manoscritti, für ihre langjährige Unterstützung und
für die Erlaubnis, die Handschrift im Original und die speziellen Aufnahmen in der BAV (im
Juli 2017 und im Juli 2019) zu untersuchen.
3
Siehe András Németh in diesem Band, S. 111–134 (zur originalen Blattabfolge s. Fig. 1
auf S. 113). Unter den Excerpta de sententiis ist auch ein Exzerpt aus dem Proömium Eunaps
zu seiner Fortsetzung von Dexipps Chronik erhalten geblieben (F 10 Martin = F 9 Mecella).
4
Vgl. dazu I. Schuler / C. Fontana / E. Falconi, Oltre il visibile: tecniche fotografiche
multispettrali per il recupero di materiale manoscritto, Miscellanea Bibliothecae Vaticanae
XXIII, Città del Vaticano 2017, 569–609, bes. 573–584, und den oben (Anm. 3) zitierten
Beitrag von András Németh.
5
Die Autoren danken herzlich Irmgard Schuler und ihren Kollegen für ihre langjährigen
Bemühungen um die Wiedergewinnung der stark beschädigten Schrift und für die Zusammenarbeit und Unterstützung bei den Untersuchungen des Dexipp-Palimpsests.
2
Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography, Wien 2020, 571–581
572
Jana Grusková — Gunther Martin — András Németh
im Codex Vat. gr. 73 vorliegen soll6 — entstammt einerseits der Beitrag von András
Németh zu f. 54rv im vorliegenden Band. Andererseits erschien es uns konsequent,
auch die anderen in diesem Band zitierten Vatikanischen Dexipp-Exzerpte in ihrem
aktuellen Entzifferungsstand vorzulegen.
Die erreichten Fortschritte hat Gunther Martin auf der Grundlage seines Texts
aus dem Jahr 20067 möglichst nahe an der Überlieferung ediert8 und mit dazu gehörenden, seinen damaligen Apparat aktualisierenden und ergänzenden textkritischen
Angaben versehen. Aktualisiert hat er dabei auch seine damalige Übersetzung. Die im
griechischen Text verbesserten Stellen sind im Folgenden fett gedruckt; die immer
noch unsicheren Buchstaben werden durch darunter gesetzte Punkte markiert. In der
Übersetzung sind die geänderten Passagen kursiv gedruckt. Die im vorliegenden
Anhang präsentierten Texte sind demnach als eine Revision der Edition von Gunther
Martin vom Jahre 2006 zu verstehen und unter „Martin Addenda“ zu zitieren.9
ΤΑ ΜΕΤΑ ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΝ
F 3g Martin Addenda (F 2g Mecella):
g) „ἔνθα δὴ καὶ πολλὰ10 τῶν ἀνελπίστων ἄνθρωποι κατεργάζονται· ...“
Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 87):
F 3g „Da nun vollbringen Menschen auch vieles Unerwartete: …“
F 3i Martin Addenda (F 2i Mecella):
i) „... καλοῖς δὲ ἔργοις ἀεὶ συνέπεται καλὸς ὁ11 ἔπαινος, ...“
F 5b Martin Addenda (F 4b Mecella):
b) „… ἐλπίσαι μὲν̣12 τὰ ἀμείνω ῥᾶιστον· διαφυγεῖν δὲ ἔργα πάλιν ἀπρομηθέστατον.“
Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 89):
F 5b „... Das Bessere zu erhoffen, ist am leichtesten, Taten aber zu meiden, wiederum
am unvorsichtigsten.“
6
Die Autoren des vorliegenden Anhangs bereiten einen Aufsatz dazu vor.
G. Martin, Dexipp von Athen. Edition, Übersetzung und begleitende Studien, Tübingen
2006. Angegeben werden im Folgenden auch die parallelen Stellen in der Edition von Laura
Mecella, Dexippo di Atene. Testimonianze e frammenti, Tivoli 2013.
8
Gegenüber der Handschrift wurden dabei v.a. fehlende oder unlesbare Diakritika ergänzt
sowie die Interpunktion modernisiert. Im Zweifel wurden die Lesarten der Handschrift belassen.
9
Die Autoren bedanken sich herzlich bei Markus Stein, Bruno Bleckmann, Herbert
Bannert, Otto Kresten und Giuseppe De Gregorio für wertvolle Hinweise.
10
πολλὰ V (f. 41r = p. 81, Z. 32); die verbesserte Lesung der getilgten Schrift wurde nun
(statt „ἄλλα“ Martin 2006, 86, 1) in die Edition aufgenommen.
11
καλὸς ὁ ἔπαινος V (f. 41v = p. 82, Z. 19); die verbesserte Lesung wurde nun (statt
„καλὸς ἔπαινος“ Martin 2006, 86, 17) in die Edition aufgenommen.
12
ἐλπίσαι μὲν̣ V (f. 51r = p. 101, Z. 6); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἐλπίσασαν“ Martin 2006, 88, 20) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.
7
Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten
573
F 6 Martin Addenda (F 7 Mecella):13
„τὸ δὲ ἐπὶ πείραι φοβερὸν καὶ τὴν τοῦ ἀφανοῦς ἐλπίδα ἐξ ἴσου δεδιέναι παρασκευά̣ τα
̣ σθα
̣ ι̣ αὐτ̣ ὸς15 ἐδόκει, καὶ ὁ ἐπὶ μᾶλλον16
ζει·14 καὶ ὁ ἀναπείθειν ἐθέλων πλέον ἐπίσ
17
θαρσύνων εὔνους τ̣ε διαφερόντως καὶ ἐς κινδύνους εὔτολμος. ἐλπίδι γὰρ τοῦ μέλλοντος τὸ μὲν ἐν τῶι παρόντι προμηθὲς μαλακίαν ἡγοῦντο, τὸ δὲ ἀφανὲς πιστότερον
τοῦ ἤδη ὄντος. καὶ ἡ δόξα οὐκ ἐπ᾿ ἄμφω τοῦ ἐκβ̣ησομένου18 τοσοῦτον ὅσον πρὸς τὸ
βουλόμενον ἑκάστωι ἐκράτει, τό τε ἄπορον ἡγοῦντο εὐπρεπὲς19 καὶ τὸν τοῦ ἐπικινδύνου φόβον τῶι ἐπιθυμοῦντι τῆς γνώμης ἐξή<ι>ρουν. 20 καὶ ἐκ τοῦδε ὑποτιθέντες
σφίσι τὴν ἐκ τοῦ κρείττονος ἀρωγήν — ἅτε δὴ τοῦ θείου ὡς ἐπίπαν ἐπὶ μεταβολαῖς21
ταχθέντος — οὐκ ἀπροσδόκητοι ἦσαν καὶ ἐπὶ σφᾶς μεταστῆναι ἂν22 τῆς τύχης τὸ
ἀντίστροφον, καὶ ἀπὸ τοῦ δέους ἐλπίδι βεβαιοτέραι τοῦ σφισι τὸ διανοῆσαι καὶ ἐς
ἔργον ἐκνικῆσαι ῥώμην προσελάμβανον τὴν ἴσην τῶι ἐπιθυμοῦντι. ἐπανάστασίς τε
αὕτη τῶν ἐκ παλαιῶν ἐς τὸ νῦν23 μνήμηι παραδοθεισῶν μεγίστη τῶι παραλόγωι τοῦ
ἐγχειρήματος ἔδοξε γενέσθαι, διότι οὐ τοσοῦτον ἀντιπάλου24 ἰσχύος ῥώμηι καὶ πα-
13
Vgl. dazu Herbert Bannert und Luciano Canfora in diesem Band, S. 56 und S. 67–69.
Die Schatten der hier (f. 51r = p. 101, Z. 17) zum Teil sehr schlecht lesbaren Buchstaben scheinen eher παρασκευάζει als παρεσκεύαζεν zu entsprechen. Ein historisches Präsens
für ein Imperfekt erscheint ungewöhnlich; möglich wäre auch ein Sprung vom Allgemeinen
in diesem Satz zum Spezifischen im nächsten (mit Imperfekt), doch gibt es auch dafür im
Text keine Anzeichen. Eine Entscheidung wird sich erst bei besserer Lesbarkeit treffen lassen.
15
ἐπί̣στ̣ασθ̣(αι̣) αὐ̣τὸς V (f. 51r = p. 101, Z. 17); die Lesung wurde nun (statt der Angabe
der Unlesbarkeit „.............“ Martin 2006, 90, 12) in die Edition aufgenommen.
16
Über dem Iota von ἐπι in Z. 18 von f. 51r (p. 101) lassen sich Schatten eines Gravis
erkennen, der Kopist hat hier also eher ἐπὶ μᾶλλον geschrieben. Vgl. dagegen ἐπιμᾶλλον in F 4
Martin (Suda s.v. ἐπιμᾶλλον) und wahrscheinlich auch in F 25, 2 Martin Addenda (s. weiter
unten) und in Scyth. Vind., f. 195r (Fr. Ia), Z. 21. Zur Verbreitung derartiger Wortbildungen in
der späteren Gräzität vgl. J. Diethart, Zu einigen von Präpositionalausdrücken abgeleiteten
Adverbien im Griechischen, APF 55 (2009) 261–264.
17
θαρσύνων· εὔνους τ̣ε V (f. 51r = p. 101, Z. 18); die Lesung wurde nun (statt der
Angabe der Unlesbarkeit „.................“ Martin 2006, 90, 12) in die Edition aufgenommen.
18
ἐπ᾿ ἄμφω τοῦ ἐκβ̣ησομένου V (f. 51r = p. 101, Z. 21); die verbesserte Lesung wurde nun
(statt „...... τοῦ ἐκ...ουμένου“ Martin 2006, 90, 15) in die Edition aufgenommen.
19
εὐπρεπὲς V (f. 51r = p. 101, Z. 22); die ergänzte Lesung wurde nun (statt „εὔπ[ορον]“
Martin 2006, 90, 16) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.: „εὔπ[ορον] suppl.
Boiss. ευπρ V εὔπρ[ρακτον] (?) Boiss.“.
20
In V (f. 51r = p. 101, Z. 23) sind die Buchstabenreste nach dem Rho nicht klar lesbar,
könnten aber ἐξήρουν entsprechen (ἐξήιρουν Martin 2006, 90, 17, nach Boiss.).
21
μεταβολα
ῖς V (f. 51r = p. 101, Z. 25); die verbesserte Lesung wurde nun (statt der Konjektur von Boissevain „μετα[στρο]φαῖς“ Martin 2006, 90, 18) in die Edition aufgenommen;
vgl. den Apparat ad loc.: „μετα̣[στρο]φαῖς suppl. Boiss. (vel μετα[βολ]αῖς (?))“.
22
μεταστῆναι ἂν (f. 51r = p. 101, Z. 26); die Lesung wurde nun (statt der Konjektur von
Boissevain „μεταστ[ρέψ]αι“ Martin 2006, 90, 19) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat
τ
ad loc.: „μεταστ[ρέψ]αι Boiss. (vel μετατ[ρέψ]αι ?) μεταστ…αν legit Boiss.“.
23
τὸ νῦν V (f. 51r = p. 101, Z. 29); die Lesung wurde nun (statt der Konjektur von Polak
πι
„τόδε“ Martin 2006, 92, 1) aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.: „ εσ τον legit Boiss.“.
24
ἀντιπάλου V (f. 51r = p. 101, Z. 31); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἀντίπαλοι“
ν
Martin 2006, 92, 2) aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.: „αντιπαλοι legit Boiss.“.
14
574
Jana Grusková — Gunther Martin — András Németh
ρασκευῆι ἴσηι ἐς τὸ πολεμεῖν [±6]ησαν,25 ὅσον κατὰ τὸ ἀπαράσκευον προσδοκίαι26
̣
||(f. 51v [p. 102]) τῆς αὑτῶν ἐλευθερώσεως μείζονα ἀνθρωπίνης ἐλπίδος ἐννοήσαντες
πρᾶξαι ἐπετόλμησαν. ἀρετῆι γὰρ καὶ παρασκευῆι τῆς Μακεδόνων δυνάμεως ἀναμφιλόγως πάντας ἀνθρώπους ὑπερβαλλούσης27 οἵδε, καίπερ ἀρρωστίαι τῆι οἰκείαι
οὐδὲ τῶν πολεμίων τοῖς προσοίκοις ἀξιόμαχοι νομιζόμενοι, προθυμίαι τῆι σφετέραι
καὶ πόθωι τῆς παλαιᾶς εὐπραξίας ἐς τὸ ἀν<θ>ίστασθαι28 τοῖς Μακεδόσι κατὰ παρασκευὴν ὡρμήθησαν.“
Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 91 und 93):
F 6 „Die Furchtsamkeit, wenn man etwas in Angriff nimmt, sorgt dafür, dass man
gleichermaßen auch die ungewisse Aussicht fürchtet. Und wer umstimmen wollte,
schien selbst mehr zu wissen; und wer allzu sehr ermunterte, schien besonders wohlmeinend und gegenüber den Gefahren mutig. Aufgrund der Hoffnung für die Zukunft
hielten sie nämlich die Vorsicht in der Gegenwart für Weichlichkeit, das Ungewisse
aber für verlässlicher als das, was schon Wirklichkeit war. Und die Meinung war nicht
so sehr geteilt zwischen beiden möglichen Arten des Ausgangs, sondern sie schlug
eher zugunsten dessen aus, was jeder einzelne sich wünschte, und das Unmögliche
hielten sie für ehrenvoll und vertrieben die Furcht vor der Gefahr durch die Begehrlichkeit ihres Geistes und stellten sich selbst daher die Hilfe von einer höheren Macht
in Aussicht — weil ja das Göttliche für gewöhnlich bei den Umschwüngen seinen
Platz habe — und rechneten fest damit, dass die Gunst des Glücks so auch auf ihre
Seite umschwenke. Und aus ihrer Furcht schöpften sie (durch die noch stärkere Hoffnung, dass ihr Denken auch bei der Tat überlegen sei) die Kraft, die ihrer Begehrlichkeit gleichkam. Dieser Aufstand schien aufgrund der Unberechenbarkeit des Unterfangens der größte von allen zu sein, die uns aus alten Zeiten bis heute überliefert
sind, weil sie nicht so sehr durch die Stärke einer ebenbürtigen Streitmacht und eine
gleiche Ausrüstung zur Kriegführung [bewogen wurden], als sie vielmehr ungerüstet
angesichts ihrer Erwartung, selbst befreit zu werden, Größeres, als menschlicher
ἴσηι ἐς τὸ πολεμεῖν [±6]ησαν V (f. 51r = p. 101, Z. 31–32); die verbesserte Lesung der
unteren Schrift wurde nun (statt „........ τὸ πλέον ........“ Martin 2006, 92, 3) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc. Worte wie ἐπήιρθησαν oder ἐτράπησαν oder ἐφωρμήθησαν, die hier inhaltlich passen würden, lassen sich mit den erkennbaren Buchstabenresten
nicht vereinbaren.
26
τὸ ἀπαράσκευον προσδοκίαι̣ V (f. 51r = p. 101, Z. 32); die verbesserte Lesung wurde
nun (statt der bisherigen Lesung „τὴν ἀπα[ράγωγ]ον προσδοκ[ίαν]“ Martin 2006, 92, 3–4) in
die Edition aufgenommen; vgl. Boissevain: „κατὰ τὴν ἀπαράγωγον προσδοκίαν scripsi dubitans, κατὰ τὸ ἀπα . . . . . υον προσδοκ . . enotavi. κατὰ τὸ ἀπαράσκευον προσδοκίᾳ vix videtur
ferri posse.“.
27
ὑπερβαλλούσης V (f. 51v = p. 102, Z. 3); die verbesserte Lesung wurde nun in die
Edition aufgenommen; vgl. „ὑπερβα<λ>λούσης“ Martin 2006, 92, 6 und den Apparat ad loc.:
„ὑπερβαλλούσης legit Mai ὑπερβαλούσης legit Boiss.“.
28
ἀνίστασθαι ut vid. V (f. 51v = p. 102, Z. 6) anstelle des früher in V gelesenen ἀντίστασθαι. In Anlehnung an Boissevain ist die Lesart von V zu ἀν<θ>ίστασθαι zu verbessern; vgl.
„ἀνθίστασθαι“ in Martin 2006, 92, 8, mit „ἀνθίστασθαι Boiss. ἀντίστασθαι V“ im Apparat.
25
Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten
575
Hoffnung erlaubt ist, im Sinn hatten und umzusetzen wagten. Während nämlich die
makedonische Streitmacht alle Menschen an Tapferkeit und Ausrüstung zweifelsohne
übertraf, strebten jene, obwohl man aufgrund ihrer eigenen Schwäche nicht einmal
glaubte, sie seien den benachbarten Gegnern gewachsen, in ihrer Kampfbereitschaft
und ihrer Sehnsucht nach altem Erfolg danach, sich den Makedonen mit einem Heer
entgegenzustellen.“
F 7e Martin Addenda (F 8e Mecella):
e) {ὅτι} „οἱ διαλύεσθαι29 ἐπαγγέλλοντες ἥσσους ὄντες παρὰ30 κρείττους ἴασι31· τὸ γὰρ
ἐφ᾿ ἑαυτοῦ ἐρρωμένον32 τῆς παρ᾿ ἑτέρου συγχωρήσεως οὐ δεῖται. καὶ τῆς ὑμετέρας
δὲ33 γνώμης τὸ αὐτὸ34 πεῖραν ἕξει35. ἑτοίμως μὲν γὰρ ἐς τὴν εἰρήνην συγχωρήσα̣ντες
φόβωι36 καὶ οὐ37 τῶι σφετέρωι θάρσει δοξάζετε, ἀπισχυρισάμενοι δὲ38
γνώριμον ἂν
καταστήσαιτε (καταστησεται Cod.) αὐτοῖς ὡς ἐπακουσομένοις οἷς39 ἐπιτάττομεν.
ἐπέσκεμμαι δὲ ὡς αἱ τῶν πραγμάτων συμφορα̣ὶ̣ κάλλισταί τε ἔδοξαν καὶ ἐναντίαι
καιροῦ τυχοῦσαι.40 ...“41
Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 95):
F 7e „Diejenigen, die eine Versöhnung anbieten, kommen als Schwächere zu Mächtigeren. Denn was für sich selbst stark ist, bittet nicht um das Entgegenkommen des
anderen. Dieses Prinzip wird in eurer Entscheidung auf die Probe gestellt; denn
bereitwillig schließt ihr Frieden, kommt aber aus Furcht, nicht aus Selbstvertrauen
διαλύεσθαι V (f. 51v = p. 102, Z. 18); vgl. „δι[αλύ]εσθαι“ in Martin 2006, 94, 6.
παρὰ V (f. 51v = p. 102, Z. 19); die verbesserte Lesung der getilgten Schrift wurde nun
(statt „πρὸς“ Martin 2006, 94, 6) in die Edition aufgenommen.
31
ἴασι V (f. 51v = p. 102, Z. 19); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἰόντες“ Martin
2006, 94, 6) in die Edition aufgenommen.
32
ἐφ᾿ ἑαυτοῦ ἐρρωμένον V (f. 51v = p. 102, Z. 19); die verbesserte Lesung wurde nun
(statt „ὑφ᾿ ἑτέρου γενόμενον“ Martin 2006, 94, 7) in die Edition aufgenommen.
33
ὑμετέρας δὲ V (f. 51v = p. 102, Z. 20); vgl. „[ὑ]μετέρας {δὲ}“ in Martin 2006, 94, 7.
34
τὸ αὐτὸ V (f. 51v = p. 102, Z. 21); diese Lesung wurde nun (statt „ταὐτὸ“ Martin 2006,
94, 8) in die Edition aufgenommen.
35
ἕξει V (f. 51v = p. 102, Z. 21); es ersetzt „ἔχω“ in Martin 2006, 94, 8.
36
συγχωρήσα̣ντες· φόβωι V (f. 51v = p. 102, Z. 21–22); die verbesserte Lesung wurde
nun (statt „συγχωροῦ[ντες] ........“ Martin 2006, 96, 8) in die Edition aufgenommen.
37
οὐ V (f. 51v = p. 102, Z. 22); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἐν“ Martin 2006,
94, 9) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.: „εν legi“ und „ου legit Boiss.“
38
ἀπισχυρισάμενοι δὲ V (f. 51v = p. 102, Z. 22–23); die verbesserte Lesung der getilgten
Schrift wurde nun (statt „ἐπισχύσ[ειν]. τὸ δὲ“ Martin 2006, 94, 9) in die Edition aufgenommen.
39
καταστησεται αὐτοῖς· ὡς ἐπακουσομένοις οἷς V (f. 51v = p. 102, Z. 23–24); die Lesung
wurde nun (statt „καὶ [±37]“ Martin 2006, 94, 9) aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.
40
ἐπέσκεμμαι δὲ ὡς αἱ τῶν πραγμάτων συμφορα̣ὶ̣ κάλλισταί τε ἔδοξαν καὶ ἐναντίαι·
καιροῦ τυχοῦσαι V (f. 51v = p. 102, Z. 24–25); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „[±12]
το[ῖ]ς αὖ τῶν πραγμάτων συνε[πιλαβοῦσι ?] τῶι καλλίστωι [±15] καιροῦ τυχοῦσι“ Martin 2006,
94, 10–11) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.
41
An der Entzifferung des zweiten Abschnittes von F 7e wird noch gearbeitet.
29
30
576
Jana Grusková — Gunther Martin — András Németh
zu dem Beschluss. Wenn ihr ihnen (den Frieden) aber verweigert, werdet ihr es
ihnen klar machen, dass sie allem gehorchen werden, was wir anordnen. Ich habe
beobachtet, dass die Verhältnisse bestens schienen und dann gegenteilig, wenn der
Zeitpunkt kam.“
ΣΚΥΘΙΚΑ
F 23, 1–4 und 6 Martin Addenda (F 29, 1–4 u. 6 Mecella) (vgl. S. 133–134: Fig. 4–5):
{ὅτι} ὁ Δέκιος ὁ βασιλεὺς ῾Ρωμαίων42 ἐν φόβωι εἶχε τὴν Θράικιον δύναμιν, ὀρρωδῶν
μή τι ἐξ αὐτῆς νεώτερον γένηται περὶ τῆς ἀρχῆς τὴν κατάστασιν. καὶ ἐπειρᾶτο δι᾿
ἐπιστολῆς ἀποκωλύειν αὐτοὺς ἐπεξιέναι τοῖς πολεμίοις, τὸ μὲν βουλόμενον τῆς διανοίας οὐκ ἐμφαίνων, προσποιούμενος43 δὲ διὰ δέους ἄγειν, μὴ περαιτέρω προσιόντες44
ἄνθρωποι ἀπολεμώτατοι45 τῆς οὐκ εὐκαίρου προθυμίας τὴν πεῖραν λάβωσι †πρὸς
τὴν παρὰ σφῶν46 ἐπικουρίαν παραγενέσθαι†. (2) καὶ ὁ μὲν ἐπέστελλεν ὧδε γινώσκων47. ἐπεὶ δὲ ὁ βασιλέως ἡμεροδρόμος φέρων τὴν ἐπιστολὴν παρέδωκε48 Πρίσκωι,
ὃς δὴ ἁρμοστὴς τῶν Μακεδονικῶν καὶ Θραικικῶν πόλεων ἦν, καὶ ἐπί τε εἰρήνης τὰ
πολλὰ ἐχρημάτιζε49 καὶ τότε κατὰ τοῦ πολέμου τὸ δέος ἐς τὴν Φιλιππούπολιν παρεληλύθει, κήρυγμα προκηρύττει συνιέναι πάντας ἐς τὸν τοῦ σταδίου δρόμον (ὃς δὴ
εἴσω πόλεως ἦν) ὡς δὴ ἔχων τι ἐς τὸ κοινὸν ἐκ βασιλέως μηνῦσαι. καὶ ἐπεὶ ἠθροίσθησαν, ἀνεγίνωσκε τὰ ἐκ τῆς ἐπιστολῆς· ἐδήλου γὰρ ἡ γραφὴ τάδε·
(3) „Πρὸ πολλοῦ μὲν ἂν ἐποιησάμην, ὦ ἄνδρες, μὴ παρακελεῦσαι ἐξ ἐπιστολῆς
χρῆναι ἀλλ᾿ αὐτὸς ἀφιγμένος ἔργωι μᾶλλον ὑμᾶς ἢ λόγωι θαρρύνειν, ὅσωι καὶ τὸ
εὔελπι οὐχ ὁμοίως ἀσφαλὲς ὄψει τῶν ὁρώντων ἢ μαθήσει τῶν ἀκουσομένων βεβαιούμενον· ἐπεὶ δὲ ἐμοί τε ἐπὶ τῆι προγενομένηι νίκηι καὶ τὸ λειπόμενον τέλος τοῦ
Ῥωμαίων Ῥωμαίων V (f. 54v = p. 108, Z. 3); s. Martin 2006, 110, 15 „Ῥωμαίων“ und
den Apparat ad loc.: „ῥωμαίων ρωμα... legi (ac secundum verbum delevi)“; s. dazu den Beitrag
von András Németh in diesem Band, S. 127.
43
πρ(οσ)ποιούμενος V (f. 54v = p. 108, Z. 7); die verbesserte Lesung wurde nun (statt
„<ἐκ>πονούμενος“ Martin 2006, 110, 18) in die Edition aufgenommen.
44
προσιόντες V (f. 54v = p. 108, Z. 8); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „προιόντες“
(Martin 2006, 110, 18) in die Edition aufgenommen.
45
ἀπολεμώτατοι V (f. 54v = p. 108, Z. 8); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἀπόλεμοι οὗτοι“ Martin 2006, 110, 19) in die Edition aufgenommen.
46
πρ(ὸς) τὴν παρὰ σφῶ(ν̣) V (f. 54v = p. 108, Z. 9). Früher hat man in V „πρ(ὸς) τὴν
παρ α[…]“ gelesen und in „πρὸ <τοῦ> τὴν παρ᾿ α[ὐτοῦ]“ emendiert und ergänzt; vgl. Martin
2006, 110, 19–20, und den Apparat ad loc.: „πρὸ <τοῦ> Kuiper προ V πρὶν (?) Boiss. πρὸς
Mai 20 α[ὐτοῦ] Boiss.“. Die Deutung des in V überlieferten προ als πρ(ὸς) ist sicher: Der
Kopist hat hier die übliche Kürzung für ος verwendet (vgl. z.B. f. 51r, Z. 22, 24, 28; f. 54v,
Z. 1, 7). Die Stelle scheint korrupt zu sein.
47
ἐπέστελλεν ὧδε γινώσκων V (f. 54v = p. 108, Z. 10); die verbesserte Lesung wurde
nun (statt „ἐπέ[στει]λεν ..........“ Martin 2006, 110, 20) in die Edition aufgenommen; vgl. den
Apparat ad loc.
48
παρέδωκε V (f. 54v = p. 108, Z. 11); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „προσ[ῆλθε
τ]ῶι“ Martin 2006, 110, 21) in die Edition aufgenommen.
49
ἐχρημάτιζε V (f. 54v = p. 108, Z. 13); die verbesserte Lesung wurde nun (statt der bisherigen Lesung „ἐχρημάτισε“ Martin 2006, 110, 22) in die Edition aufgenommen.
42
Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten
577
πολέμου διοικουμένωι καὶ ἅμα στρατοπέδωι πορευομένωι σχολαιότης ἔ̣στ̣ α̣ι50
̣ καὶ
τοὺς βαρβάρους εἰκάζω οἷα δὴ κατὰ πολλὰ σκεδασθέντας, πρὶν ἡμᾶς51 ἀφικέσθαι,
ὑμῖν52 προσοίσεσθαι, ἀναγκαῖον διδαχῆι ἅμα τῆι παρακελεύσει χρώμενον προειπεῖν
ἃ πράττοντες ἂν ὑμεῖς τε ἀσφαλέστατα διάγοιτε καὶ εὐπειθέστατα ἐμοί, εἴ γε ὑπό
τινος διαστροφῆς ἀναγκαίας ἡ παρ᾿ ὑμᾶς ἄφιξις ἡμῶν διαμέλλοιτο. (4) ἐξαγγέλλεται
γὰρ ὑμᾶς πλήθει τε καὶ νεότητι οὐ κατὰ καιρὸν θαρροῦντας καὶ τούτωι ἔκπληξιν
ἐς τοὺς ἐναντίους ἐλθ̣εῖ̣ ν̣ 53 νομίζοντας, οἷα δὴ πολέμων ἀπειράτους, εὐτολμότερον
αὐτοῖς μᾶλλον ἢ προμηθέστερον παρὰ τὴν ἀπουσίαν ||(f. 46r [p. 91]) τῶν προαγωνισμάτων συνίεσθαι. καὶ ἔστι μὲν οὐ πάντηι ὑπαίτιος ὑμῶν ἡ ἐπιχείρησις, διότι καὶ ὑπὲρ
καλῶν ἔργων· συνευξαίμην δ᾿ ἂν καὶ πείραι δύνασθαι συμφορωτάτους γενέσθαι.
ἐπέσκεμμαι δὲ ὡς ἐν τοῖς πολέμοις τὸ ἀνδρεῖον μετὰ μὲν ἐμπειρίας ἰσχυρόν, ἄνευ δὲ
τούτου ἀσθενές· καὶ θρασύτης λογισμοῦ54 ἄμοιρος ἣ δὴ55 σὺν τῶι μὴ κατὰ καιρὸν
εὐτόλμωι ἔσφηλε. κράτιστοι δὲ οἱ συνέσει τὸ διάφορον τῶν ἐκβησομένων εἰδότες
μᾶλλον ἢ θυμῶι ἐς τὰς μάχας καθιστάμενοι. (5) ...
(6) λογιζόμενοι δὴ τάδε μὴ ἴτε πρὸς ἄνδρας ἐς ἀγῶνα κατ᾿ ἐρημίαν τῶν συλληψαμένων56 ἐχυρᾶι δυνάμει ἐπιόντας καὶ πολλῆι μὲν ἵππωι, πολλοῖς δὲ ὁπλίταις καὶ
ψιλοῖς παρεσκευασμένους, ἔτι δὲ πείραι πολεμικῆι57 φοβεροὺς καὶ σωμάτων ὄψει
δεινοὺς καὶ ὅπλων ἀνασείσει ἀπειλαῖς τε καὶ βοῆς μεγέθει ἱκανωτάτους προεκφοβῆ-
σχολαιότης ἔ̣σ̣τα̣ι̣ V (f. 54v = p. 108, Z. 24); die verbesserte Lesung wurde nun (statt
„†σχολαῖόν τι ἥκει톓 Martin 2006, 112, 2) in die Edition aufgenommen.
51
ἡμᾶς V (f. 54v = p. 108, Z. 25); früher hat man in V ἡμῖν entziffert. Boissevain konjizierte ἡμᾶς. Martin 2006, 112, 3, schreibt ἡμῶν im Text und verweist im Apparat auf Arr. An.
3, 18, 6. Da es klar geworden ist, dass die Handschrift Boissevains Vermutung bestätigt, scheint
es angebracht, ἡμᾶς zu akzeptieren.
52
Diese Stelle (f. 54v = p. 108, Z. 25) ist in V sehr schlecht lesbar. Boissevain hat καὶ
ὑμῖν entziffert, ohne Bemerkung im Apparat; ihm sind die späteren Editoren gefolgt (vgl.
Martin 2006, 112, 3–4). Erst mit Hilfe der Streiflichtaufnahmen (vgl. Fig. 5 auf S. 134 dieses
Bandes) konnte die Stelle näher untersucht werden: Nach ἀφικέσθαι folgt (wohl) ein Punkt
und danach, nach dem Abstand von 1 Buchstaben, gleich ὑμῖν. Der vor ὑμῖν vorhandene Platz
würde also nur für eine καὶ-Kürzung ausreichen; von einer solchen Kürzung lassen sich hier
aber keinerlei Reste erkennen, der Platz scheint leer zu sein.
53
ελθ̣ε̣ιν vel ελε̣ιν V (f. 54v = p. 108, Z. 31): Bei dem aktuellen Stand der Lesbarkeit
kann man nicht entscheiden, ob der Spiritus bei ε lenis oder asper ist und ob nach dem klar
lesbaren λ die Buchstaben θει (vgl. f. 54r, Z. 21 θείου in Fig. 3 auf S. 132; f. 54v, Z. 29 πλήθει
in Fig. 4–5 auf S. 133–134) oder ει folgen; der Kopist variiert nämlich in den Formen, die er für
einzelne Buchstaben bzw. Buchstabengruppen verwendet, so dass hier beides gleich möglich
ist. Früher hat man in V ελε̣ιν gelesen, die Editoren akzeptierten Mais ἕξειν (so auch in Martin
2006, 112, 8).
54
λογισμοῦ V (f. 46r = p. 91, Z. 5); früher hat man in V λογισμῶν gelesen, s. Martin
2006, 112, 12.
55
ἣ δὴ V (f. 46r = p. 91, Z. 6); früher hat man in V ἢ δὴ gelesen, wozu Boissevain die
Konjektur ἤδη vorgeschlagen hat, s. Martin 2006, 112, 13.
56
Eher συλληψαμένων in V (f. 46r = p. 91, Z. 21) als συλληψομένων.
57
πείραι πολεμικῆι V (f. 46r = p. 91, Z. 23); die verbesserte Lesung wurde nun (statt
„<διὰ> πεῖραν πολεμικὴν“ Martin 2006, 112, 27) in die Edition aufgenommen.
50
578
Jana Grusková — Gunther Martin — András Németh
σαι τοὺς πρῶτον ἐς χεῖρας αὐτοῖς ἰόντας. μὴ δὴ πρὸς τούσδε ἀποκινδυνεύσητε ἐξὸν
ἀπὸ τῶν τειχῶν σὺν ἀσφαλείαι ἀμύνεσθαι. (7) ...“
Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 111 u. 113):
F 23 „Der römische Kaiser Decius fürchtete hinsichtlich der thrakischen Kräfte,
dass von ihnen ein Umsturz gegen seine Machtposition ausgehen könnte. Und er versuchte, sie durch einen Brief daran zu hindern, gegen die Feinde auszuziehen, wobei
er seine eigentlichen Absichten und Überlegungen nicht erkennen ließ, sondern so
tat, als ob er fürchtete, dass sie, Menschen ohne jede Kriegserfahrung, zu weit vorrückten und eine Probe ihrer unangebrachten Kühnheit anstellten, †zu der von
ihnen ausgehenden Hilfe zu gelangen†. (2) Und mit dieser Überlegung schickte er
einen Brief. Als aber der Kurier des Kaisers den Brief Priscus übergeben hatte, der
Statthalter der makedonischen und thrakischen Städte war, schon im Frieden das
meiste für ihn erledigt und sich damals aufgrund der herrschenden Angst vor dem
Krieg nach Philippopolis begeben hatte, erlässt dieser die Anordnung, alle sollten
auf der Stadionrennbahn (die innerhalb der Stadt lag) zusammenkommen, weil er
der Öffentlichkeit etwas vom Kaiser zu vermelden habe. Und als sie sich versammelt
hatten, las er den Inhalt des Briefes vor. Das Schreiben lautete folgendermaßen:
(3) ‚Männer, ich würde es vorziehen, wenn ich Euch nicht durch einen Brief aufmuntern müsste, sondern persönlich anwesend sein und Euch durch die Tat mehr als
durch das Wort ermutigen könnte, insofern als auch die Hoffnung nicht in gleichem
Maße untrüglich ist, je nachdem ob sie bei Beobachtern durch Augenschein oder
später bei Zuhörern durch Belehrung bestärkt wird. Da ich nämlich mit Verzögerung
kommen werde, weil ich nach dem vorausgegangenen Sieg auch für das ausstehende
Ende des Krieges Sorge treffe und zusammen mit einem Heer ziehe, und da ich vermute, dass die Barbaren, weil sie weit zerstreut sind, Euch angreifen, bevor wir angekommen sind, ist es nötig, dass ich Euch belehrend und zugleich aufmunternd im voraus sage, wie Ihr Euch am sichersten und mir am ergebensten verhaltet, wenn sich
unsere Ankunft bei Euch aufgrund irgendeines unvermeidbaren Umstands verschieben
sollte. (4) Es wird nämlich berichtet, dass Ihr, da Ihr ohne Kriegserfahrung seid, unangemessen auf Eure große Zahl und Eure Jugend vertraut und glaubt, dass Ihr Eure
Feinde dadurch schrecken könntet, und infolgedessen ihnen eher zu kühn als zu vorsichtig begegnet, trotz Eurem Mangel an bestandenen Kämpfen. Euer Unterfangen ist
auch nicht generell tadelnswert, weil es ja schönen Taten gilt. Zusammen mit Euch
dürfte ich jedoch beten, dass Ihr Euch auch im Kampf als nützlich bewähren könnt.
Ich weiß aber aus eigener Anschauung, dass in Kriegen Tapferkeit mit Erfahrung
stark, ohne diese Voraussetzung aber schwach ist. Und Kühnheit ohne kluge Überlegung, wo sie mit Mut zum falschen Zeitpunkt gepaart ist, hat zum Scheitern geführt.
Am stärksten sind aber eher die, die durch Vernunft um das Entscheidende für die
Zukunft wissen, als die, die mit Überschwang in die Schlacht ziehen. (5) …‘ “
Für die Übersetzung von F 23, 6 s. Martin 2006, 113.
Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten
579
F 25, 2 und 5 Martin Addenda (F 31, 2 u. 5 Mecella):
… (2) οἵ τε ἐναντίοι ἐκ διαφόρων προσβάλλοντες οἷα οὐ πάντηι καταφανέσι
ταράξονται καὶ οὐκ ἐν τῶι ἴσωι τρόπωι τοῖς πρόσθεν πολεμήσουσι, τάξιν τε τὴν
αὑτῶν λύοντες καὶ οὐδ᾿58 ὅποι τὰ τοξεύματα καὶ ἀκόντια μεθιέναι χρὴ εἰδότες, καὶ
τῶν τε ἐφιεμένων ἀτυχήσουσι καὶ ὑφ᾿ ὑμῶν ἐπιμᾶλλον59 κακώσονται. …
… (5) εἰ δέ τινα καὶ ἐπὶ τοῖς εἰρημένοις τὸ τῆς πόλεως πταῖσμα ἐκπλήττει καὶ δι᾿
αὐτὸ ἄθυμός ἐστιν, ἴστω τάς τε πλείστας τῶν πόλεων ἐξ ἐνέδρας ὑπὸ τῶν ἐναντίων
ἡιρημένας ||(f. 24v [p. 48]) [±40] ἐλαττωθέντ[±6]60 καὶ τῶν ἀντιστάντων αὐτοὺς κατὰ τὸ
ἀντίπαλον ἐρημωθέντας.61 [±3]ο[±1]62 δὲ τοῦ βαρβαρικοῦ ἐπιτίθεσθαι μὲν τῶι εἴκοντι,
ὑποχωρεῖν δὲ τῶι ἀνθισταμένωι, συνοισόμεθά τε οὐ σύμπασιν ἀλλ᾿ ὅσοι63 κατὰ τὸ
̣ σ
̣ θ̣αι̣ 64
̣
ἀναγκαῖον τῆι παρόδωι χρήσονται· ἀθρόων τε προσβαλλόντων, ε̣ἰ̣ μὴ ἀνθίσ̣τα
58
οὐθ᾿ V (f. 24r = p. 47, Z. 10) anstelle des früher in V gelesenen ουδ᾿. Auch wenn
ουδ᾿ nicht überliefert ist, ist es wahrscheinlich der korrekte Text, s. „οὐδ᾿“ in Martin 2006,
118, 26.
59
ἐπιμᾶλλον V (f. 24r = p. 47, Z. 11), d.h. eher ohne Gravis über Iota; die verbesserte
Lesung wurde nun (anstelle des früher in V gelesenen „ἔτι μᾶλλον“ Martin 2006, 118, 28) in
die Edition aufgenommen.
60
Diese Stelle ist einigermaßen rätselhaft. Das Blatt 24rv (= pp. 47, 48) und auch das zu
ein und demselben Doppelblatt mit f. 24 gehörende f. 31rv (Iamblichos) enthalten außergewöhnlich 33 statt 32 liniierte Zeilen (vgl. Martin 49f.). Auf dem Recto, f. 24r (= p. 47)
beginnt der Text mit der ersten liniierten Zeile. Auf dem Verso, f. 24v (= p. 48), sind in der
ersten liniierten Zeile bis auf ελαττωθεντ keine Spuren von Buchstaben (mehr) erkennbar; vor
diesem Wort gibt es Platz für ca. 24 Buchstaben, danach für ca. 6 Buchstaben. Entweder
wurde der Text der ersten Zeile bis auf ελαττωθεντ gründlich getilgt (wobei Teile der lesbaren
Buchstaben ebenfalls getilgt wurden) (vgl. den Apparat in Martin 2006, 120, 19: „ante καὶ
τῶν (summa in pagina) deesse versum praeter litteras ελαττω..ν credidit Boiss.“); dann wäre
der verlorene Text der ersten Zeile zu konjizieren. Oder hat der Kopist in der ersten liniierten Zeile keinen Text geschrieben? Dann wäre ελαττωθεντ als eine Anmerkung zum Text
(varia lectio? Konjektur?) zu interpretieren (möglicherweise zu ἐρημωθέντας in der zweiten
Zeile), die als einziges in die ansonsten aus unbekannten Gründen leere erste Zeile eingetragen
wurde (vgl. Martin 2006, 120, Apparat: „mihi autem in hoc versu nihil scripti esse videtur nisi
litterae ΕΛΑΤΤΩΥ̣Ν“).
61
Bei dem in Martin 2006, 120 angenommenen direkten Übergang des Textes von f. 24r
(p. 47) ἡιρημένας zu καὶ τῶν ἀντιστάντων auf f. 24v (p. 48) lag es nahe, die Lesart des Codex
αὐτοὺς ... ἐρημωθέντας als korrupt zu betrachten und den Text durch eine Konjektur zu korrigieren: αὐτοῖς κατὰ τὸ ἀντίπαλον ἐρημωθείσας (vgl. den Apparat ad loc.: „αὐτοῖς (?) Boiss.
ἐρημωθείσας dedi αυτουσ – ερημωθεντασ V.“). Nimmt man aber die erste der in Anm. 60
vorgestellten Möglichkeiten in Betracht, könnte die Lesart des Codex αὐτοὺς ... ἐρημωθέντας
korrekt sein oder könnte ἐρημωθέντας als eine Verschreibung aus ἐρημωθείσας unter dem
Einfluss von ἐλαττωθέντ[ας] in Z. 1 entstanden sein.
62
[±3]|ο[±1] V (f. 24v = p. 48, Z. 2–3). Die Stelle ließ sich bisher nicht entziffern; vgl.
ἐξὸν Martin 2006, 120, 20 im Text, im Apparat: „ἐξὸν vel παρὸν Boiss. τ..|ον legit Boiss. ..|ον
legerunt Mai et Herw.“
63
οὐ σύμπασιν ἀλλ᾿ ὅσοι V (f. 24v = p. 48, Z. 4); die Lesung wurde nun (statt der Angabe
der Unlesbarkeit „...........“ Martin 2006, 120, 21) in die Edition aufgenommen.
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προσβαλλόντων· ε̣ἰ̣ μὴ ἀνθίσ̣τ̣α̣σθ̣(α̣ι)̣ V (f. 24v = p. 48, Z. 5); die Lesung wurde nun
(statt der Angabe der Unlesbarkeit „...........“ Martin 2006, 120, 22) in die Edition aufgenommen.
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Jana Grusková — Gunther Martin — András Németh
ἱκανοὶ εἴημεν, ἀναχωρήσομεν ἐς τὸ μετέωρον σὺν ἀσφαλείαι καὶ ἠττωμένων65 ἐπιθησόμεθα, κἀκ τούτου τῶν ἐναντίων αἱ ἀπορίαι πρὸς ἡμῶν ἔσονται.
Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 119 u. 121):
F 25 … (2) „Und wenn die Gegner euch, weil sie euch ja nicht recht deutlich ausmachen können, aus ungünstiger Position angreifen, werden sie durcheinandergeraten und, wenn sie ihre Schlachtordnung auflösen und auch nicht wissen, wohin sie
ihre Pfeile und Speere schießen müssen, nicht in der gleichen Weise wie vorher
kämpfen, ihr Ziel verfehlen und heftige Verluste durch euch erleiden. …“
… (5) „Wenn aber darüber hinaus der Fall der Stadt irgendjemanden erschüttert
und er deshalb mutlos ist, so soll er wissen, dass die meisten Städte von den Gegnern
durch einen Hinterhalt eingenommen worden sind … unterlegen … und sie, alleingelassen von solchen, die sich ebenbürtig entgegenstellten. [Da es aber möglich ist,]
den Teil des Barbarenheeres anzugreifen, der sich zurückzieht, und vor dem zurückzuweichen, der sich gegen uns aufstellt, werden wir nicht auf alle zugleich treffen,
sondern nur auf den Teil, der an uns vorbeiziehen muss; und wenn sie zusammen
angreifen und wir nicht in der Lage sind standzuhalten, werden wir uns ohne Gefahr
ins höhergelegene Gelände zurückziehen, und wenn sie in der schwächeren Position
sind, werden wir angreifen; in der Folge werden die Schwierigkeiten auf Seiten der
Gegner zu unserem Vorteil sein.“
F 26 b Martin Addenda (F 32 b Mecella):
b) {ὅτι} „ἀλγεινοτέρα ἀνδρὶ ἀρχὴν ἔχοντι τοῦ παντὸς ἡ ἀποτυχία μᾶλλον ἢ ἑκάστωι
ἡ καθ᾿ αὑτὸν κάκωσις· τῶι μὲν γὰρ ἰδίωι περιγραφὴ ἡ τύχη τοῦ σύμπαντος66, εἰς δὲ
τὸν ἄρχοντα ἀθρόα χωρεῖ67 τοῦ συνενεχθέντος ἡ αἴσθησις. ῥοπὴ δὲ οὐκ ἐλαχίστη
πρὸς πειθὼ τῆι γνώμηι παραπλησίως ἔχειν καὶ ...“ 68
Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 123):
F 26 … b) „Für einen Mann, der ein Amt bekleidet, ist das Unglück des Ganzen
schmerzlicher als für jeden einzelnen das eigene Leid. Für einen Privatmann ist nämlich das Schicksal des Ganzen nur grob zu erkennen, den Amtsinhaber aber trifft die
gesamte Wahrnehmung dessen, was sich zuträgt. Es ist ganz und gar nicht unbedeu-
(καὶ) ἠττωμένων V (f. 24v = p. 48, Z. 6–7); die verbesserte Lesung wurde nun (statt
„πορευομένων <τε>“ Martin 2006, 120, 23) in die Edition aufgenommen.
66
συμβάντ(ος) V (f. 24v = p. 48, Z. 24), Martin 2006 (122, 18) hat σύμπαντος konjiziert,
im Apparat: „σύμπαντος dedi συμβαντοσ V“.
67
ἀθρόα χωρεῖ V (f. 24v = p. 48, Z. 24–25); an der schwer lesbaren Stelle wurde früher
προσχωρεῖ entziffert, vgl. Martin 2006, 112, 19. Über den Spiritus lässt sich keine sichere
Aussage machen (ebenso wie über den Spiritus bei αθρόον in V in F 25, 5, s. Martin 2006,
120, 22, wo er ἀθρόων konjiziert).
68
An der Entzifferung der Lücke im folgenden Text wird noch gearbeitet.
65
Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten
581
tend für jemandes Überzeugungskraft, wenn er die Sache seiner Ansicht gemäß darstellt69 und ...“
Codex Supplément grec 607 der BnF in Paris (Excerpta de strategematibus)
Zusätzlich wurde bei einer neuen Untersuchung der schlecht lesbaren Textstelle der
Skythika in Z. 1 von f. 92r des Codex Par. Suppl. gr. 607 (Siglum S) ein Fortschritt
erreicht; die beschädigten Buchstaben ließen sich mit Hilfe des Abklatsches der Tinte
auf der gegenüberstehenden Seite (f. 91v) rekonstruieren:
F 22, 6 Martin Addenda (F 28, 6 Mecella):
(6) βιαζόμενοι δὴ οὖν οἱ Σκύθαι καὶ μηδὲ<ν>70 ἀντιδρᾶν ἔχοντες τοὺς Μυσούς, διά τε
τὰς ἐπάλξεις ||(f. 92r) καὶ τὴν ἐκ τῶν θυρεῶν (θυραιῶν Cod.) φυλακὴν71 ἀπαγορεύοντες
πρὸς τὰς πληγὰς καὶ ὡς οὐκ ἦν αὐτοῖς περαιτέρω καρτερεῖν, ἀνεχώρησαν ἄπρακτοι.
Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 111):
F 22 (6) „Unter solchem Druck also, und weil sie wegen der Wehren und des Schutzes
durch die Schilde den Moesiern überhaupt nichts entgegensetzen konnten, verloren
sie angesichts der Treffer den Mut. Und weil es ihnen nicht möglich war, weiter auszuhalten, zogen sie wieder ab, ohne etwas ausgerichtet zu haben.“
Jana Grusková
Österreichische Akademie
der Wissenschaften, IMAFO
Abteilung Byzanzforschung
Hollandstraße 11–13
A-1020 Wien
[email protected]
Gunther Martin
Universität Zürich
Seminar für griechische
und lateinische Philologie
Rämistrasse 68
CH-8001 Zürich
[email protected]
András Németh
Biblioteca Apostolica Vaticana
Dipartimento dei Manoscritti
Cortile del Belvedere
00120 Città del Vaticano
[email protected]
Univerzita Komenského
Filozofická fakulta
Katedra klasickej a semitskej
filológie
Gondova ulica 2
SK-81102 Bratislava
[email protected]
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Siehe dagegen Lucarini in diesem Band, S. 77.
μηδὲ<ν> Lucarini (in hoc volumine, p. 75) et Wilson (per litteras) : μὴ δὲ S, μηδὲ
Wescher, Martin 2006, Mecella : δὲ del. Mynas.
71
Das von Wescher gelesene θυρῶν ἀκροφυλακὴν übernahmen Martin 2006 und Mecella.
70