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Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten (Vat. gr. 73). Addenda zur Edition von Gunther Martin 2006

2020, Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography. Beiträge einer internationalen Tagung zu den Wiener Dexipp-Fragmenten (Dexippus Vindobonensis), Wien, 3.–6. Mai 2017, hrsg. von Fritz Mitthof, Gunther Martin und Jana Grusková (TYCHE Supplementband 12), Wien 2020, pp. 571-581

TYCHE Supplementband 12 Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography Beiträge einer internationalen Tagung zu den Wiener Dexipp-Fragmenten (Dexippus Vindobonensis) Wien, 3.–6. Mai 2017 herausgegeben von Fritz Mitthof, Gunther Martin, Jana Grusková Wien 2020 TYCHE Supplementband Nr. 12 TYCHE – Verein zur Förderung der Alten Geschichte in Österreich Fritz Mitthof, Gunther Martin, Jana Grusková (Hrsg.), Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography. Beiträge einer internationalen Tagung zu den Wiener Dexipp-Fragmenten (Dexippus Vindobonensis), Wien, 3.–6. Mai 2017. Auslieferung: Verlag Holzhausen GmbH, Leberstraße 122, A-1110 Wien E-Mail: [email protected], Tel.: +43 1 740 95 113 Online Bestellungen: www.verlagholzhausen.at https://shop.verlagholzhausen.at/de/buch-wissenschaft/tyche/tyche-supplementbaende Umschlag: Ludovisi battle sarcophagus (detail), Museo Nazionale Romano, Palazzo Altemps, Rome Foto: Chiara Cenati Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF): PUB 673-Z Eigentümer und Verleger: Verlag Holzhausen GmbH, Leberstraße 122, A-1110 Wien Herausgeber der Reihe TYCHE Supplementbände: TYCHE – Verein zur Förderung der Alten Geschichte in Österreich c/o Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik, Universität Wien, Universitätsring 1, A-1010 Wien. E-Mail: [email protected] oder [email protected] Gedruckt auf holz- und säurefreiem Papier Verlagsort: Wien — Herstellungsort: Wien — Printed in Austria ISBN: 978-3-903207-38-7 ISSN: 1992-514X Copyright © 2020 Verlag Holzhausen GmbH — Alle Rechte vorbehalten Bibliografische Informationen der Österreichischen Nationalbibliothek und der Deutschen Nationalbibliothek Die ÖNB und die DNB verzeichnen diese Publikation in den Nationalbibliografien; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar. Für die Österreichische Bibliothek: http://onb.ac.at, für die Deutsche Bibliothek: http://dnb.ddb.de Sofern vom Verlag nicht anders verlautbart, wird der Text dieser Werkfassung bis auf Weiteres unter der Lizenz »Creative Commons (CC) BY 4.0« zur Verfügung gestellt. Nähere Informationen zu dem Umfang dieser Lizenz sind unter <http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/> abrufbar. Für alle weiteren Inhalte, die im Text dieser Werkfassung enthalten sind, hat die Nutzerin/der Nutzer selbst auf eigenen Kosten die von ihr/ihm benötigten Bewilligungen, insbesondere zur Bearbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung und Zurverfügungstellung, beizuschaffen. Vorwort Die im vorliegenden Band zusammengestellten Beiträge beruhen auf Vorträgen, die anlässlich der internationalen Konferenz „Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography“ am 3.–6. Mai 2017 an der Universität Wien (Oskar-MorgensternPlatz 1, Sky Lounge) gehalten worden sind. Daneben wurden drei im Zusammenhang mit der Tagung entstandene, bei dieser aber nicht vorgetragene Beiträge in den Band aufgenommen. Vorangestellt sind die Ergebnisse eines Colloquiums von Experten der griechischen Paläographie zum Wiener Dexipp-Palimpsest, das unmittelbar im Anschluss an die Konferenz getagt hat (7.–8. Mai 2017). Im Anhang sind ergänzende Materialien beigegeben, die den aktuellen Forschungsstand dokumentieren und somit der Leserschaft bei der Benützung des Bandes als Hintergrundinformation hilfreich sein mögen, darunter die bisher veröffentlichte und der Forschung zur Verfügung stehende Transkription der Scythica Vindobonensia alias Dexippus Vindobonensis, jenes Textes also, der den Kerngegenstand der Tagung darstellte. Den Rahmen der Tagung bildete das Projekt P 28112-G25 „Scythica Vindobonensia“ (2015–2020) des österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), das auf eine ausführlich kommentierte Gesamtedition des Textes in Form einer Monographie von Gunther Martin und Jana Grusková abzielt. Es wurden zwei Keynote lectures (Herwig Wolfram und Martin Hose), fünf thematische Vortragssektionen und drei Diskussionsrunden (round tables) abgehalten. Als Veranstalter fungierten unsere beiden Institute, das Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik und das Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein der Universität Wien (UW) in Zusammenarbeit mit Otto Kresten, dem nationalen Forschungspartner des FWF-Projekts, und der Abteilung Byzanzforschung des Instituts für Mittelalterforschung (IMAFO) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) unter der Leitung von Claudia Rapp und Walter Pohl. Zur Finanzierung der Konferenz haben zwei Institutionen maßgeblich beigetragen: die Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der UW unter Dekanin Claudia Theune-Vogt und der Verlag Holzhausen. Hinzu kamen Mittel des FWF-Projekts sowie Zuschüsse unserer beiden Universitätsinstitute, des Forschungsschwerpunkts „Euromediterrane Kulturen und Altertumswissenschaft“ der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und der Abteilung Byzanzforschung der ÖAW (IMAFO). Besonderen Anteil an der Planung der Tagung hatten die beiden Herausgeber der Scythica Vindobonensia und Mitherausgeber des vorliegenden Bandes Jana Grusková (ÖAW/Comenius Universität Bratislava) und Gunther Martin (Universität Zürich). Für ein optimales Ambiente und eine perfekte Rundumbetreuung der Teilnehmer und Gäste sorgte Theresia Pantzer, Organisationsassistentin am Institut für Alte Geschichte VI Vorwort und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik der Universität Wien. Sie wurden dabei von Mitarbeitern und Studierenden desselben Instituts sowie der Klassischen Philologie der Comenius Universität Bratislava unterstützt: Chiara Cenati, Victor Dumitru, Tina Hobel, Mária Májeková, Michael Mühlberghuber, Laura Phanová und Marek Šibal. Basis der mittlerweile weltumspannenden Forschungsaktivitäten zu den Scythica Vindobonensia, von denen dieser Band das jüngste Zeugnis ablegt, ist der Wiener Codex historicus gr. 73 aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB), in dem sich die Scythica Vindobonensia als Palimpsest auf fol. 192r–195v befinden. In Andreas Fingernagel, dem Leiter der Sammlung von Handschriften und alten Drucken, seiner Mitarbeiterin Katharina Kaska sowie Christa Hofmann und Wolfgang Kreuzer vom Institut für Restaurierung der ÖNB haben wir stets interessierte und zugleich höchst kompetente Ansprechpartner gefunden. Letztlich möglich gemacht wurde die Forschung an den Scythica Vindobonensia durch den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF (s. Anhang II). Dies impliziert unter anderem auch das Bemühen um die Lesbarmachung der sehr stark bis völlig abgetragenen Tinte des unteren Textes der vier Palimpsestblätter, also der Scythica Vindobonensia, unter Anwendung modernster technischer Verfahren, vor allem der multispektralen Digitalisierung durch das technische Team der Early Manuscripts Electronic Library (EMEL) aus California, Michael Phelps (Direktor), Kenneth Boydston (Kamera-Ingenieur), Damianos Kasotakis (Kamera-Operator) und Dale Stewart, und der speziellen Bildverarbeitung durch die mit der EMEL zusammenarbeitenden „Image Scientists“ Roger L. Easton, Jr., Keith T. Knox, David Kelbe und William A. Christens-Barry. Darüber hinaus konnte auch die Effizienz naturwissenschaftlicher Verfahren der Materialanalyse mittels Röntgenfluoreszenz (RFA) für die weitere Textentzifferung im Jahre 2016 in Kooperation mit Ira Rabin und Oliver Hahn von der deutschen Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) zu Berlin erprobt werden. Ende des Jahres 2017 hat das Projektteam in Kooperation mit Leif Glaser sogar die lange erhoffte Möglichkeit erhalten, die Handschrift am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg zum Zweck einer Röntgenfluoreszenzanalyse bestrahlen zu lassen. Die Auswertung der hierbei gewonnenen Bilddaten, welche die Entzifferung der bislang ungelesenen Textpartien erwarten lässt, ist derzeit noch in Arbeit. Allen genannten Personen und Institutionen gilt unser tief empfundener Dank! Wien, im Januar 2019 Fritz Mitthof Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik Leiter des FWF-Projekts P 28112-G25 „Scythica Vindobonensia“ Herbert Bannert Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . Fritz Mitthof, Herbert Bannert . . . . . . . . . . . V Einleitung . . . . . . . . . . . . Fritz Mitthof, Gunther Martin, Jana Grusková . . . . . . . 1 . . 5 Palaeographical and Codicological Remarks on the Vienna Dexippus Palimpsest . . . . . . . . . . . . . . . . Giuseppe De Gregorio, Ernst Gamillscheg, Jana Grusková, Otto Kresten, Gunther Martin, Brigitte Mondrain, Nigel Wilson I. K e yno te le ctur es Ostrogotha — ansischer Amaler oder glückloser Feigling Herwig Wolfram . . . . . 17 Historiographie in der Krise: Herausforderungen und Lösungen der Geschichtsschreibung im dritten Jahrhundert n. Chr. . . Martin Hose . . . 35 II. D ex ipp-Stud ien Hoffen und Scheitern bei Thukydides und Dexippos . Herbert Bannert . . . . . . 53 L’epitafio ‘iperideo’ di Dexippo Luciano Canfora . . . . . . 63 Textkritisches und Sprachliches zu Dexipp und zum Prosarhythmus der griechischen Historiker der Kaiserzeit . . . . . . . Carlo M. Lucarini . . 73 . . Fernbeziehungen in Dexipps Skythika . Gunther Martin . . . 95 Dexippus in the Excerpta Constantiniana Revisited: The Preface to Dexippus’ Scythica . . . . . . . . . . . . András Németh . . . 111 . . . 135 . . . . . . . . . . Dexippos und Thukydides . . Amphilochios Papathomas . . . . . . . . . . VIII Inhaltsverzeichnis III. H isto r iograph is ch er Kon tex t in modum fulminis: Cniva und Ostrogotha bei Jordanes und in den Scythica Vindobonensia . . . . . . . . Kai Brodersen . . . . 147 . . . . 159 Ein Beispiel des Gebrauches und des Missbrauches von Dexipp in der HA: Max. Balb. 16 . . . . . . . . . . . François Paschoud . . . 165 Dexippus and the Third-Century Plague Christopher P. Jones . . . . . . Die Skythen in der byzantinischen Literatur (6.–15. Jh.): Ein Überblick . Peter Schreiner . 171 IV. H isto r is che r Kon tex t Some Considerations Related to the Scythica Vindobonensia Dilyana Boteva . . . . 195 Marc Aurel und die Donaugermanen . Alexander Demandt . . . . 213 Eine neue Datierung des Goteneinfalls gegen Griechenland unter Valerianus und Gallienus . . . . . . . . . . . . Olivier Gengler . . 219 . . . 235 In Praise of Gallienus? Reconsidering a Gallienic Date for the Εἰς βασιλέα of Pseudo-Aristides ([Aristid.] Or. 35 K) . . . . . Christopher Mallan . . 245 Barbarian Invasions or Civil Wars? Goths as Auxiliary Forces in the Roman Army . . . . . . . . . . . . Ralph Mathisen . . 263 Kaiserliches Heer und Lokalmilizen in Aktion: die neuen Fragmente . Laura Mecella . 287 Bemerkungen zu Kaiser Decius und seinem Gotenkrieg 250–251 n. Chr. Fritz Mitthof . 311 What about Herennius Etruscus? Lily Grozdanova . . . . . . . . . . . . . . . . Bemerkungen zu Dexippos Vindobonensis (II) Ioan Piso . . . . . . . . 337 Dexippus’ Gothic Anthropology David Potter . . . . . . . . 357 Why Did Most Cities in Moesia and Thrace Survive during the 3rd-Century ‘Crisis’? . . . . . . . . . . Andrew Poulter . . . . 369 . . . . IX Inhaltsverzeichnis Gotische und herulische maritime Einfälle in das Imperium Romanum in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. . . . . . . Andreas Schwarcz . 389 Hintergründe und Herkommen der Barbaren am Schwarzen Meer im 3. Jahrhundert n. Chr. und die Meistererzählung von der Wanderung . Roland Steinacher . 403 Germanische Einfälle in die Provinzen an Rhein und oberer Donau im 3. Jh. n. Chr.: Die Problematik der epigraphischen, numismatischen und archäologischen Zeugnisse . . . . . . . . . . . Christian Witschel Il problema poliorcetico nella storia militare e nella storiografia del III secolo d.C. . . . . . . . . . . . . . Giuseppe Zecchini . . 423 . . 531 Scythica Vindobonensia alias Dexippus Vindobonensis: Vorläufige Transkription . . . . . . . . . . 543 Images of the Vienna Dexippus Palimpsest Anh änge Anhang I: Anhang II: . . . . . 549 Anhang III: Bibliographie zu den Scythica Vindobonensia alias Dexippus Vindobonensis . . . . . . . . . . 565 Anhang IV: Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten (Vat. gr. 73): Addenda zur Edition von Gunther Martin 2006 . . . . . . . . . Jana Grusková, Gunther Martin, András Németh Abkür zungsv erzeichn is . . . . 571 . . . . . . . . . . . 583 I. Antike und mittelalterliche Autoren . . . . . . . . . . . 587 II. Inschriften, Papyri und Ostraka, Münzen, Handschriften . . . . . 605 Ind ices Anhang IV JANA GRUSKOVÁ — GUNTHER MARTIN ANDRÁS NÉMETH Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten (Vat. gr. 73) Addenda zur Edition von Gunther Martin 2006 Eine der Zielsetzungen des Projekts „Scythica Vindobonensia“1 auf dem Wege zur stärkeren und genaueren Erschließung der Wiener Dexipp-Fragmente war es, in einer Kooperation mit der Biblioteca Apostolica Vaticana (BAV) Fortschritte bei der Entzifferung der in den konstantinischen Excerpta de sententiis überlieferten Fragmente des Historikers zu erreichen.2 Auf den fünf palimpsestierten Pergamentblättern des Codex Vaticanus graecus 73 (Siglum V), welche die Dexipp-Exzerpte enthalten, d.h. f. 24rv (pp. 47–48), f. 41rv (pp. 81–82), f. 46rv (pp. 91–92), f. 51rv (pp. 101–102) und f. 54rv (pp. 107–108),3 hat das Laboratorio Fotografico der BAV unter der Leitung von Dr. Irmgard Schuler in den letzten Jahren verschiedene Methoden der digitalen Wiedergewinnung getilgter Schriften angewendet,4 um die originale, von Chemikalien (im 19. Jh.) stark beschädigte Textschicht besser als bisher lesbar zu machen und dadurch die weitere Entzifferung zu ermöglichen.5 Den genannten Bemühungen — die noch nicht abgeschlossen sind und an deren Ende eine ergänzte und verbesserte Fassung aller Dexipp-Fragmente 1 Vgl. dazu die Einleitung zu diesem Band, S. 1–2. Unser Dank gebührt Monsignore Cesare Pasini, dem Präfekten der Biblioteca Apostolica Vaticana, Dr. Paolo Vian, dem ehemaligen Direktor, und Dr. Claudia Montuschi, der jetzigen Direktorin des Dipartimento dei Manoscritti, für ihre langjährige Unterstützung und für die Erlaubnis, die Handschrift im Original und die speziellen Aufnahmen in der BAV (im Juli 2017 und im Juli 2019) zu untersuchen. 3 Siehe András Németh in diesem Band, S. 111–134 (zur originalen Blattabfolge s. Fig. 1 auf S. 113). Unter den Excerpta de sententiis ist auch ein Exzerpt aus dem Proömium Eunaps zu seiner Fortsetzung von Dexipps Chronik erhalten geblieben (F 10 Martin = F 9 Mecella). 4 Vgl. dazu I. Schuler / C. Fontana / E. Falconi, Oltre il visibile: tecniche fotografiche multispettrali per il recupero di materiale manoscritto, Miscellanea Bibliothecae Vaticanae XXIII, Città del Vaticano 2017, 569–609, bes. 573–584, und den oben (Anm. 3) zitierten Beitrag von András Németh. 5 Die Autoren danken herzlich Irmgard Schuler und ihren Kollegen für ihre langjährigen Bemühungen um die Wiedergewinnung der stark beschädigten Schrift und für die Zusammenarbeit und Unterstützung bei den Untersuchungen des Dexipp-Palimpsests. 2 Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography, Wien 2020, 571–581 572 Jana Grusková — Gunther Martin — András Németh im Codex Vat. gr. 73 vorliegen soll6 — entstammt einerseits der Beitrag von András Németh zu f. 54rv im vorliegenden Band. Andererseits erschien es uns konsequent, auch die anderen in diesem Band zitierten Vatikanischen Dexipp-Exzerpte in ihrem aktuellen Entzifferungsstand vorzulegen. Die erreichten Fortschritte hat Gunther Martin auf der Grundlage seines Texts aus dem Jahr 20067 möglichst nahe an der Überlieferung ediert8 und mit dazu gehörenden, seinen damaligen Apparat aktualisierenden und ergänzenden textkritischen Angaben versehen. Aktualisiert hat er dabei auch seine damalige Übersetzung. Die im griechischen Text verbesserten Stellen sind im Folgenden fett gedruckt; die immer noch unsicheren Buchstaben werden durch darunter gesetzte Punkte markiert. In der Übersetzung sind die geänderten Passagen kursiv gedruckt. Die im vorliegenden Anhang präsentierten Texte sind demnach als eine Revision der Edition von Gunther Martin vom Jahre 2006 zu verstehen und unter „Martin Addenda“ zu zitieren.9 ΤΑ ΜΕΤΑ ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΝ F 3g Martin Addenda (F 2g Mecella): g) „ἔνθα δὴ καὶ πολλὰ10 τῶν ἀνελπίστων ἄνθρωποι κατεργάζονται· ...“ Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 87): F 3g „Da nun vollbringen Menschen auch vieles Unerwartete: …“ F 3i Martin Addenda (F 2i Mecella): i) „... καλοῖς δὲ ἔργοις ἀεὶ συνέπεται καλὸς ὁ11 ἔπαινος, ...“ F 5b Martin Addenda (F 4b Mecella): b) „… ἐλπίσαι μὲν̣12 τὰ ἀμείνω ῥᾶιστον· διαφυγεῖν δὲ ἔργα πάλιν ἀπρομηθέστατον.“ Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 89): F 5b „... Das Bessere zu erhoffen, ist am leichtesten, Taten aber zu meiden, wiederum am unvorsichtigsten.“ 6 Die Autoren des vorliegenden Anhangs bereiten einen Aufsatz dazu vor. G. Martin, Dexipp von Athen. Edition, Übersetzung und begleitende Studien, Tübingen 2006. Angegeben werden im Folgenden auch die parallelen Stellen in der Edition von Laura Mecella, Dexippo di Atene. Testimonianze e frammenti, Tivoli 2013. 8 Gegenüber der Handschrift wurden dabei v.a. fehlende oder unlesbare Diakritika ergänzt sowie die Interpunktion modernisiert. Im Zweifel wurden die Lesarten der Handschrift belassen. 9 Die Autoren bedanken sich herzlich bei Markus Stein, Bruno Bleckmann, Herbert Bannert, Otto Kresten und Giuseppe De Gregorio für wertvolle Hinweise. 10 πολλὰ V (f. 41r = p. 81, Z. 32); die verbesserte Lesung der getilgten Schrift wurde nun (statt „ἄλλα“ Martin 2006, 86, 1) in die Edition aufgenommen. 11 καλὸς ὁ ἔπαινος V (f. 41v = p. 82, Z. 19); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „καλὸς ἔπαινος“ Martin 2006, 86, 17) in die Edition aufgenommen. 12 ἐλπίσαι μὲν̣ V (f. 51r = p. 101, Z. 6); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἐλπίσασαν“ Martin 2006, 88, 20) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc. 7 Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten 573 F 6 Martin Addenda (F 7 Mecella):13 „τὸ δὲ ἐπὶ πείραι φοβερὸν καὶ τὴν τοῦ ἀφανοῦς ἐλπίδα ἐξ ἴσου δεδιέναι παρασκευά̣ τα ̣ σθα ̣ ι̣ αὐτ̣ ὸς15 ἐδόκει, καὶ ὁ ἐπὶ μᾶλλον16 ζει·14 καὶ ὁ ἀναπείθειν ἐθέλων πλέον ἐπίσ 17 θαρσύνων εὔνους τ̣ε διαφερόντως καὶ ἐς κινδύνους εὔτολμος. ἐλπίδι γὰρ τοῦ μέλλοντος τὸ μὲν ἐν τῶι παρόντι προμηθὲς μαλακίαν ἡγοῦντο, τὸ δὲ ἀφανὲς πιστότερον τοῦ ἤδη ὄντος. καὶ ἡ δόξα οὐκ ἐπ᾿ ἄμφω τοῦ ἐκβ̣ησομένου18 τοσοῦτον ὅσον πρὸς τὸ βουλόμενον ἑκάστωι ἐκράτει, τό τε ἄπορον ἡγοῦντο εὐπρεπὲς19 καὶ τὸν τοῦ ἐπικινδύνου φόβον τῶι ἐπιθυμοῦντι τῆς γνώμης ἐξή<ι>ρουν. 20 καὶ ἐκ τοῦδε ὑποτιθέντες σφίσι τὴν ἐκ τοῦ κρείττονος ἀρωγήν — ἅτε δὴ τοῦ θείου ὡς ἐπίπαν ἐπὶ μεταβολαῖς21 ταχθέντος — οὐκ ἀπροσδόκητοι ἦσαν καὶ ἐπὶ σφᾶς μεταστῆναι ἂν22 τῆς τύχης τὸ ἀντίστροφον, καὶ ἀπὸ τοῦ δέους ἐλπίδι βεβαιοτέραι τοῦ σφισι τὸ διανοῆσαι καὶ ἐς ἔργον ἐκνικῆσαι ῥώμην προσελάμβανον τὴν ἴσην τῶι ἐπιθυμοῦντι. ἐπανάστασίς τε αὕτη τῶν ἐκ παλαιῶν ἐς τὸ νῦν23 μνήμηι παραδοθεισῶν μεγίστη τῶι παραλόγωι τοῦ ἐγχειρήματος ἔδοξε γενέσθαι, διότι οὐ τοσοῦτον ἀντιπάλου24 ἰσχύος ῥώμηι καὶ πα- 13 Vgl. dazu Herbert Bannert und Luciano Canfora in diesem Band, S. 56 und S. 67–69. Die Schatten der hier (f. 51r = p. 101, Z. 17) zum Teil sehr schlecht lesbaren Buchstaben scheinen eher παρασκευάζει als παρεσκεύαζεν zu entsprechen. Ein historisches Präsens für ein Imperfekt erscheint ungewöhnlich; möglich wäre auch ein Sprung vom Allgemeinen in diesem Satz zum Spezifischen im nächsten (mit Imperfekt), doch gibt es auch dafür im Text keine Anzeichen. Eine Entscheidung wird sich erst bei besserer Lesbarkeit treffen lassen. 15 ἐπί̣στ̣ασθ̣(αι̣) αὐ̣τὸς V (f. 51r = p. 101, Z. 17); die Lesung wurde nun (statt der Angabe der Unlesbarkeit „.............“ Martin 2006, 90, 12) in die Edition aufgenommen. 16 Über dem Iota von ἐπι in Z. 18 von f. 51r (p. 101) lassen sich Schatten eines Gravis erkennen, der Kopist hat hier also eher ἐπὶ μᾶλλον geschrieben. Vgl. dagegen ἐπιμᾶλλον in F 4 Martin (Suda s.v. ἐπιμᾶλλον) und wahrscheinlich auch in F 25, 2 Martin Addenda (s. weiter unten) und in Scyth. Vind., f. 195r (Fr. Ia), Z. 21. Zur Verbreitung derartiger Wortbildungen in der späteren Gräzität vgl. J. Diethart, Zu einigen von Präpositionalausdrücken abgeleiteten Adverbien im Griechischen, APF 55 (2009) 261–264. 17 θαρσύνων· εὔνους τ̣ε V (f. 51r = p. 101, Z. 18); die Lesung wurde nun (statt der Angabe der Unlesbarkeit „.................“ Martin 2006, 90, 12) in die Edition aufgenommen. 18 ἐπ᾿ ἄμφω τοῦ ἐκβ̣ησομένου V (f. 51r = p. 101, Z. 21); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „...... τοῦ ἐκ...ουμένου“ Martin 2006, 90, 15) in die Edition aufgenommen. 19 εὐπρεπὲς V (f. 51r = p. 101, Z. 22); die ergänzte Lesung wurde nun (statt „εὔπ[ορον]“ Martin 2006, 90, 16) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.: „εὔπ[ορον] suppl. Boiss. ευπρ V εὔπρ[ρακτον] (?) Boiss.“. 20 In V (f. 51r = p. 101, Z. 23) sind die Buchstabenreste nach dem Rho nicht klar lesbar, könnten aber ἐξήρουν entsprechen (ἐξήιρουν Martin 2006, 90, 17, nach Boiss.). 21 μεταβολα  ῖς V (f. 51r = p. 101, Z. 25); die verbesserte Lesung wurde nun (statt der Konjektur von Boissevain „μετα[στρο]φαῖς“ Martin 2006, 90, 18) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.: „μετα̣[στρο]φαῖς suppl. Boiss. (vel μετα[βολ]αῖς (?))“. 22 μεταστῆναι ἂν (f. 51r = p. 101, Z. 26); die Lesung wurde nun (statt der Konjektur von Boissevain „μεταστ[ρέψ]αι“ Martin 2006, 90, 19) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat τ ad loc.: „μεταστ[ρέψ]αι Boiss. (vel μετατ[ρέψ]αι ?) μεταστ…αν legit Boiss.“. 23 τὸ νῦν V (f. 51r = p. 101, Z. 29); die Lesung wurde nun (statt der Konjektur von Polak πι „τόδε“ Martin 2006, 92, 1) aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.: „ εσ τον legit Boiss.“. 24 ἀντιπάλου V (f. 51r = p. 101, Z. 31); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἀντίπαλοι“ ν Martin 2006, 92, 2) aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.: „αντιπαλοι legit Boiss.“. 14 574 Jana Grusková — Gunther Martin — András Németh ρασκευῆι ἴσηι ἐς τὸ πολεμεῖν [±6]ησαν,25 ὅσον κατὰ τὸ ἀπαράσκευον προσδοκίαι26 ̣ ||(f. 51v [p. 102]) τῆς αὑτῶν ἐλευθερώσεως μείζονα ἀνθρωπίνης ἐλπίδος ἐννοήσαντες πρᾶξαι ἐπετόλμησαν. ἀρετῆι γὰρ καὶ παρασκευῆι τῆς Μακεδόνων δυνάμεως ἀναμφιλόγως πάντας ἀνθρώπους ὑπερβαλλούσης27 οἵδε, καίπερ ἀρρωστίαι τῆι οἰκείαι οὐδὲ τῶν πολεμίων τοῖς προσοίκοις ἀξιόμαχοι νομιζόμενοι, προθυμίαι τῆι σφετέραι καὶ πόθωι τῆς παλαιᾶς εὐπραξίας ἐς τὸ ἀν<θ>ίστασθαι28 τοῖς Μακεδόσι κατὰ παρασκευὴν ὡρμήθησαν.“ Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 91 und 93): F 6 „Die Furchtsamkeit, wenn man etwas in Angriff nimmt, sorgt dafür, dass man gleichermaßen auch die ungewisse Aussicht fürchtet. Und wer umstimmen wollte, schien selbst mehr zu wissen; und wer allzu sehr ermunterte, schien besonders wohlmeinend und gegenüber den Gefahren mutig. Aufgrund der Hoffnung für die Zukunft hielten sie nämlich die Vorsicht in der Gegenwart für Weichlichkeit, das Ungewisse aber für verlässlicher als das, was schon Wirklichkeit war. Und die Meinung war nicht so sehr geteilt zwischen beiden möglichen Arten des Ausgangs, sondern sie schlug eher zugunsten dessen aus, was jeder einzelne sich wünschte, und das Unmögliche hielten sie für ehrenvoll und vertrieben die Furcht vor der Gefahr durch die Begehrlichkeit ihres Geistes und stellten sich selbst daher die Hilfe von einer höheren Macht in Aussicht — weil ja das Göttliche für gewöhnlich bei den Umschwüngen seinen Platz habe — und rechneten fest damit, dass die Gunst des Glücks so auch auf ihre Seite umschwenke. Und aus ihrer Furcht schöpften sie (durch die noch stärkere Hoffnung, dass ihr Denken auch bei der Tat überlegen sei) die Kraft, die ihrer Begehrlichkeit gleichkam. Dieser Aufstand schien aufgrund der Unberechenbarkeit des Unterfangens der größte von allen zu sein, die uns aus alten Zeiten bis heute überliefert sind, weil sie nicht so sehr durch die Stärke einer ebenbürtigen Streitmacht und eine gleiche Ausrüstung zur Kriegführung [bewogen wurden], als sie vielmehr ungerüstet angesichts ihrer Erwartung, selbst befreit zu werden, Größeres, als menschlicher ἴσηι ἐς τὸ πολεμεῖν [±6]ησαν V (f. 51r = p. 101, Z. 31–32); die verbesserte Lesung der unteren Schrift wurde nun (statt „........ τὸ πλέον ........“ Martin 2006, 92, 3) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc. Worte wie ἐπήιρθησαν oder ἐτράπησαν oder ἐφωρμήθησαν, die hier inhaltlich passen würden, lassen sich mit den erkennbaren Buchstabenresten nicht vereinbaren. 26 τὸ ἀπαράσκευον προσδοκίαι̣ V (f. 51r = p. 101, Z. 32); die verbesserte Lesung wurde nun (statt der bisherigen Lesung „τὴν ἀπα[ράγωγ]ον προσδοκ[ίαν]“ Martin 2006, 92, 3–4) in die Edition aufgenommen; vgl. Boissevain: „κατὰ τὴν ἀπαράγωγον προσδοκίαν scripsi dubitans, κατὰ τὸ ἀπα . . . . . υον προσδοκ . . enotavi. κατὰ τὸ ἀπαράσκευον προσδοκίᾳ vix videtur ferri posse.“. 27 ὑπερβαλλούσης V (f. 51v = p. 102, Z. 3); die verbesserte Lesung wurde nun in die Edition aufgenommen; vgl. „ὑπερβα<λ>λούσης“ Martin 2006, 92, 6 und den Apparat ad loc.: „ὑπερβαλλούσης legit Mai ὑπερβαλούσης legit Boiss.“. 28 ἀνίστασθαι ut vid. V (f. 51v = p. 102, Z. 6) anstelle des früher in V gelesenen ἀντίστασθαι. In Anlehnung an Boissevain ist die Lesart von V zu ἀν<θ>ίστασθαι zu verbessern; vgl. „ἀνθίστασθαι“ in Martin 2006, 92, 8, mit „ἀνθίστασθαι Boiss. ἀντίστασθαι V“ im Apparat. 25 Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten 575 Hoffnung erlaubt ist, im Sinn hatten und umzusetzen wagten. Während nämlich die makedonische Streitmacht alle Menschen an Tapferkeit und Ausrüstung zweifelsohne übertraf, strebten jene, obwohl man aufgrund ihrer eigenen Schwäche nicht einmal glaubte, sie seien den benachbarten Gegnern gewachsen, in ihrer Kampfbereitschaft und ihrer Sehnsucht nach altem Erfolg danach, sich den Makedonen mit einem Heer entgegenzustellen.“ F 7e Martin Addenda (F 8e Mecella): e) {ὅτι} „οἱ διαλύεσθαι29 ἐπαγγέλλοντες ἥσσους ὄντες παρὰ30 κρείττους ἴασι31· τὸ γὰρ ἐφ᾿ ἑαυτοῦ ἐρρωμένον32 τῆς παρ᾿ ἑτέρου συγχωρήσεως οὐ δεῖται. καὶ τῆς ὑμετέρας δὲ33 γνώμης τὸ αὐτὸ34 πεῖραν ἕξει35. ἑτοίμως μὲν γὰρ ἐς τὴν εἰρήνην συγχωρήσα̣ντες φόβωι36 καὶ οὐ37 τῶι σφετέρωι θάρσει δοξάζετε, ἀπισχυρισάμενοι δὲ38  γνώριμον ἂν καταστήσαιτε (καταστησεται Cod.) αὐτοῖς ὡς ἐπακουσομένοις οἷς39 ἐπιτάττομεν. ἐπέσκεμμαι δὲ ὡς αἱ τῶν πραγμάτων συμφορα̣ὶ̣ κάλλισταί τε ἔδοξαν καὶ ἐναντίαι καιροῦ τυχοῦσαι.40 ...“41 Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 95): F 7e „Diejenigen, die eine Versöhnung anbieten, kommen als Schwächere zu Mächtigeren. Denn was für sich selbst stark ist, bittet nicht um das Entgegenkommen des anderen. Dieses Prinzip wird in eurer Entscheidung auf die Probe gestellt; denn bereitwillig schließt ihr Frieden, kommt aber aus Furcht, nicht aus Selbstvertrauen διαλύεσθαι V (f. 51v = p. 102, Z. 18); vgl. „δι[αλύ]εσθαι“ in Martin 2006, 94, 6. παρὰ V (f. 51v = p. 102, Z. 19); die verbesserte Lesung der getilgten Schrift wurde nun (statt „πρὸς“ Martin 2006, 94, 6) in die Edition aufgenommen. 31 ἴασι V (f. 51v = p. 102, Z. 19); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἰόντες“ Martin 2006, 94, 6) in die Edition aufgenommen. 32 ἐφ᾿ ἑαυτοῦ ἐρρωμένον V (f. 51v = p. 102, Z. 19); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ὑφ᾿ ἑτέρου γενόμενον“ Martin 2006, 94, 7) in die Edition aufgenommen. 33 ὑμετέρας δὲ V (f. 51v = p. 102, Z. 20); vgl. „[ὑ]μετέρας {δὲ}“ in Martin 2006, 94, 7. 34 τὸ αὐτὸ V (f. 51v = p. 102, Z. 21); diese Lesung wurde nun (statt „ταὐτὸ“ Martin 2006, 94, 8) in die Edition aufgenommen. 35 ἕξει V (f. 51v = p. 102, Z. 21); es ersetzt „ἔχω“ in Martin 2006, 94, 8. 36 συγχωρήσα̣ντες· φόβωι V (f. 51v = p. 102, Z. 21–22); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „συγχωροῦ[ντες] ........“ Martin 2006, 96, 8) in die Edition aufgenommen. 37 οὐ V (f. 51v = p. 102, Z. 22); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἐν“ Martin 2006, 94, 9) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc.: „εν legi“ und „ου legit Boiss.“ 38 ἀπισχυρισάμενοι δὲ V (f. 51v = p. 102, Z. 22–23); die verbesserte Lesung der getilgten Schrift wurde nun (statt „ἐπισχύσ[ειν]. τὸ δὲ“ Martin 2006, 94, 9) in die Edition aufgenommen. 39 καταστησεται αὐτοῖς· ὡς ἐπακουσομένοις οἷς V (f. 51v = p. 102, Z. 23–24); die Lesung wurde nun (statt „καὶ [±37]“ Martin 2006, 94, 9) aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc. 40 ἐπέσκεμμαι δὲ ὡς αἱ τῶν πραγμάτων συμφορα̣ὶ̣ κάλλισταί τε ἔδοξαν καὶ ἐναντίαι· καιροῦ τυχοῦσαι V (f. 51v = p. 102, Z. 24–25); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „[±12] το[ῖ]ς αὖ τῶν πραγμάτων συνε[πιλαβοῦσι ?] τῶι καλλίστωι [±15] καιροῦ τυχοῦσι“ Martin 2006, 94, 10–11) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc. 41 An der Entzifferung des zweiten Abschnittes von F 7e wird noch gearbeitet. 29 30 576 Jana Grusková — Gunther Martin — András Németh zu dem Beschluss. Wenn ihr ihnen (den Frieden) aber verweigert, werdet ihr es ihnen klar machen, dass sie allem gehorchen werden, was wir anordnen. Ich habe beobachtet, dass die Verhältnisse bestens schienen und dann gegenteilig, wenn der Zeitpunkt kam.“ ΣΚΥΘΙΚΑ F 23, 1–4 und 6 Martin Addenda (F 29, 1–4 u. 6 Mecella) (vgl. S. 133–134: Fig. 4–5): {ὅτι} ὁ Δέκιος ὁ βασιλεὺς ῾Ρωμαίων42 ἐν φόβωι εἶχε τὴν Θράικιον δύναμιν, ὀρρωδῶν μή τι ἐξ αὐτῆς νεώτερον γένηται περὶ τῆς ἀρχῆς τὴν κατάστασιν. καὶ ἐπειρᾶτο δι᾿ ἐπιστολῆς ἀποκωλύειν αὐτοὺς ἐπεξιέναι τοῖς πολεμίοις, τὸ μὲν βουλόμενον τῆς διανοίας οὐκ ἐμφαίνων, προσποιούμενος43 δὲ διὰ δέους ἄγειν, μὴ περαιτέρω προσιόντες44 ἄνθρωποι ἀπολεμώτατοι45 τῆς οὐκ εὐκαίρου προθυμίας τὴν πεῖραν λάβωσι †πρὸς τὴν παρὰ σφῶν46 ἐπικουρίαν παραγενέσθαι†. (2) καὶ ὁ μὲν ἐπέστελλεν ὧδε γινώσκων47. ἐπεὶ δὲ ὁ βασιλέως ἡμεροδρόμος φέρων τὴν ἐπιστολὴν παρέδωκε48 Πρίσκωι, ὃς δὴ ἁρμοστὴς τῶν Μακεδονικῶν καὶ Θραικικῶν πόλεων ἦν, καὶ ἐπί τε εἰρήνης τὰ πολλὰ ἐχρημάτιζε49 καὶ τότε κατὰ τοῦ πολέμου τὸ δέος ἐς τὴν Φιλιππούπολιν παρεληλύθει, κήρυγμα προκηρύττει συνιέναι πάντας ἐς τὸν τοῦ σταδίου δρόμον (ὃς δὴ εἴσω πόλεως ἦν) ὡς δὴ ἔχων τι ἐς τὸ κοινὸν ἐκ βασιλέως μηνῦσαι. καὶ ἐπεὶ ἠθροίσθησαν, ἀνεγίνωσκε τὰ ἐκ τῆς ἐπιστολῆς· ἐδήλου γὰρ ἡ γραφὴ τάδε· (3) „Πρὸ πολλοῦ μὲν ἂν ἐποιησάμην, ὦ ἄνδρες, μὴ παρακελεῦσαι ἐξ ἐπιστολῆς χρῆναι ἀλλ᾿ αὐτὸς ἀφιγμένος ἔργωι μᾶλλον ὑμᾶς ἢ λόγωι θαρρύνειν, ὅσωι καὶ τὸ εὔελπι οὐχ ὁμοίως ἀσφαλὲς ὄψει τῶν ὁρώντων ἢ μαθήσει τῶν ἀκουσομένων βεβαιούμενον· ἐπεὶ δὲ ἐμοί τε ἐπὶ τῆι προγενομένηι νίκηι καὶ τὸ λειπόμενον τέλος τοῦ Ῥωμαίων Ῥωμαίων V (f. 54v = p. 108, Z. 3); s. Martin 2006, 110, 15 „Ῥωμαίων“ und den Apparat ad loc.: „ῥωμαίων ρωμα... legi (ac secundum verbum delevi)“; s. dazu den Beitrag von András Németh in diesem Band, S. 127. 43 πρ(οσ)ποιούμενος V (f. 54v = p. 108, Z. 7); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „<ἐκ>πονούμενος“ Martin 2006, 110, 18) in die Edition aufgenommen. 44 προσιόντες V (f. 54v = p. 108, Z. 8); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „προιόντες“ (Martin 2006, 110, 18) in die Edition aufgenommen. 45 ἀπολεμώτατοι V (f. 54v = p. 108, Z. 8); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἀπόλεμοι οὗτοι“ Martin 2006, 110, 19) in die Edition aufgenommen. 46 πρ(ὸς) τὴν παρὰ σφῶ(ν̣) V (f. 54v = p. 108, Z. 9). Früher hat man in V „πρ(ὸς) τὴν παρ α[…]“ gelesen und in „πρὸ <τοῦ> τὴν παρ᾿ α[ὐτοῦ]“ emendiert und ergänzt; vgl. Martin 2006, 110, 19–20, und den Apparat ad loc.: „πρὸ <τοῦ> Kuiper προ V πρὶν (?) Boiss. πρὸς Mai 20 α[ὐτοῦ] Boiss.“. Die Deutung des in V überlieferten προ als πρ(ὸς) ist sicher: Der Kopist hat hier die übliche Kürzung für ος verwendet (vgl. z.B. f. 51r, Z. 22, 24, 28; f. 54v, Z. 1, 7). Die Stelle scheint korrupt zu sein. 47 ἐπέστελλεν ὧδε γινώσκων V (f. 54v = p. 108, Z. 10); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „ἐπέ[στει]λεν ..........“ Martin 2006, 110, 20) in die Edition aufgenommen; vgl. den Apparat ad loc. 48 παρέδωκε V (f. 54v = p. 108, Z. 11); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „προσ[ῆλθε τ]ῶι“ Martin 2006, 110, 21) in die Edition aufgenommen. 49 ἐχρημάτιζε V (f. 54v = p. 108, Z. 13); die verbesserte Lesung wurde nun (statt der bisherigen Lesung „ἐχρημάτισε“ Martin 2006, 110, 22) in die Edition aufgenommen. 42 Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten 577 πολέμου διοικουμένωι καὶ ἅμα στρατοπέδωι πορευομένωι σχολαιότης ἔ̣στ̣ α̣ι50 ̣ καὶ τοὺς βαρβάρους εἰκάζω οἷα δὴ κατὰ πολλὰ σκεδασθέντας, πρὶν ἡμᾶς51 ἀφικέσθαι, ὑμῖν52 προσοίσεσθαι, ἀναγκαῖον διδαχῆι ἅμα τῆι παρακελεύσει χρώμενον προειπεῖν ἃ πράττοντες ἂν ὑμεῖς τε ἀσφαλέστατα διάγοιτε καὶ εὐπειθέστατα ἐμοί, εἴ γε ὑπό τινος διαστροφῆς ἀναγκαίας ἡ παρ᾿ ὑμᾶς ἄφιξις ἡμῶν διαμέλλοιτο. (4) ἐξαγγέλλεται γὰρ ὑμᾶς πλήθει τε καὶ νεότητι οὐ κατὰ καιρὸν θαρροῦντας καὶ τούτωι ἔκπληξιν ἐς τοὺς ἐναντίους ἐλθ̣εῖ̣ ν̣ 53 νομίζοντας, οἷα δὴ πολέμων ἀπειράτους, εὐτολμότερον αὐτοῖς μᾶλλον ἢ προμηθέστερον παρὰ τὴν ἀπουσίαν ||(f. 46r [p. 91]) τῶν προαγωνισμάτων συνίεσθαι. καὶ ἔστι μὲν οὐ πάντηι ὑπαίτιος ὑμῶν ἡ ἐπιχείρησις, διότι καὶ ὑπὲρ καλῶν ἔργων· συνευξαίμην δ᾿ ἂν καὶ πείραι δύνασθαι συμφορωτάτους γενέσθαι. ἐπέσκεμμαι δὲ ὡς ἐν τοῖς πολέμοις τὸ ἀνδρεῖον μετὰ μὲν ἐμπειρίας ἰσχυρόν, ἄνευ δὲ τούτου ἀσθενές· καὶ θρασύτης λογισμοῦ54 ἄμοιρος ἣ δὴ55 σὺν τῶι μὴ κατὰ καιρὸν εὐτόλμωι ἔσφηλε. κράτιστοι δὲ οἱ συνέσει τὸ διάφορον τῶν ἐκβησομένων εἰδότες μᾶλλον ἢ θυμῶι ἐς τὰς μάχας καθιστάμενοι. (5) ... (6) λογιζόμενοι δὴ τάδε μὴ ἴτε πρὸς ἄνδρας ἐς ἀγῶνα κατ᾿ ἐρημίαν τῶν συλληψαμένων56 ἐχυρᾶι δυνάμει ἐπιόντας καὶ πολλῆι μὲν ἵππωι, πολλοῖς δὲ ὁπλίταις καὶ ψιλοῖς παρεσκευασμένους, ἔτι δὲ πείραι πολεμικῆι57 φοβεροὺς καὶ σωμάτων ὄψει δεινοὺς καὶ ὅπλων ἀνασείσει ἀπειλαῖς τε καὶ βοῆς μεγέθει ἱκανωτάτους προεκφοβῆ- σχολαιότης ἔ̣σ̣τα̣ι̣ V (f. 54v = p. 108, Z. 24); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „†σχολαῖόν τι ἥκει톓 Martin 2006, 112, 2) in die Edition aufgenommen. 51 ἡμᾶς V (f. 54v = p. 108, Z. 25); früher hat man in V ἡμῖν entziffert. Boissevain konjizierte ἡμᾶς. Martin 2006, 112, 3, schreibt ἡμῶν im Text und verweist im Apparat auf Arr. An. 3, 18, 6. Da es klar geworden ist, dass die Handschrift Boissevains Vermutung bestätigt, scheint es angebracht, ἡμᾶς zu akzeptieren. 52 Diese Stelle (f. 54v = p. 108, Z. 25) ist in V sehr schlecht lesbar. Boissevain hat καὶ ὑμῖν entziffert, ohne Bemerkung im Apparat; ihm sind die späteren Editoren gefolgt (vgl. Martin 2006, 112, 3–4). Erst mit Hilfe der Streiflichtaufnahmen (vgl. Fig. 5 auf S. 134 dieses Bandes) konnte die Stelle näher untersucht werden: Nach ἀφικέσθαι folgt (wohl) ein Punkt und danach, nach dem Abstand von 1 Buchstaben, gleich ὑμῖν. Der vor ὑμῖν vorhandene Platz würde also nur für eine καὶ-Kürzung ausreichen; von einer solchen Kürzung lassen sich hier aber keinerlei Reste erkennen, der Platz scheint leer zu sein. 53 ελθ̣ε̣ιν vel ελε̣ιν V (f. 54v = p. 108, Z. 31): Bei dem aktuellen Stand der Lesbarkeit kann man nicht entscheiden, ob der Spiritus bei ε lenis oder asper ist und ob nach dem klar lesbaren λ die Buchstaben θει (vgl. f. 54r, Z. 21 θείου in Fig. 3 auf S. 132; f. 54v, Z. 29 πλήθει in Fig. 4–5 auf S. 133–134) oder ει folgen; der Kopist variiert nämlich in den Formen, die er für einzelne Buchstaben bzw. Buchstabengruppen verwendet, so dass hier beides gleich möglich ist. Früher hat man in V ελε̣ιν gelesen, die Editoren akzeptierten Mais ἕξειν (so auch in Martin 2006, 112, 8). 54 λογισμοῦ V (f. 46r = p. 91, Z. 5); früher hat man in V λογισμῶν gelesen, s. Martin 2006, 112, 12. 55 ἣ δὴ V (f. 46r = p. 91, Z. 6); früher hat man in V ἢ δὴ gelesen, wozu Boissevain die Konjektur ἤδη vorgeschlagen hat, s. Martin 2006, 112, 13. 56 Eher συλληψαμένων in V (f. 46r = p. 91, Z. 21) als συλληψομένων. 57 πείραι πολεμικῆι V (f. 46r = p. 91, Z. 23); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „<διὰ> πεῖραν πολεμικὴν“ Martin 2006, 112, 27) in die Edition aufgenommen. 50 578 Jana Grusková — Gunther Martin — András Németh σαι τοὺς πρῶτον ἐς χεῖρας αὐτοῖς ἰόντας. μὴ δὴ πρὸς τούσδε ἀποκινδυνεύσητε ἐξὸν ἀπὸ τῶν τειχῶν σὺν ἀσφαλείαι ἀμύνεσθαι. (7) ...“ Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 111 u. 113): F 23 „Der römische Kaiser Decius fürchtete hinsichtlich der thrakischen Kräfte, dass von ihnen ein Umsturz gegen seine Machtposition ausgehen könnte. Und er versuchte, sie durch einen Brief daran zu hindern, gegen die Feinde auszuziehen, wobei er seine eigentlichen Absichten und Überlegungen nicht erkennen ließ, sondern so tat, als ob er fürchtete, dass sie, Menschen ohne jede Kriegserfahrung, zu weit vorrückten und eine Probe ihrer unangebrachten Kühnheit anstellten, †zu der von ihnen ausgehenden Hilfe zu gelangen†. (2) Und mit dieser Überlegung schickte er einen Brief. Als aber der Kurier des Kaisers den Brief Priscus übergeben hatte, der Statthalter der makedonischen und thrakischen Städte war, schon im Frieden das meiste für ihn erledigt und sich damals aufgrund der herrschenden Angst vor dem Krieg nach Philippopolis begeben hatte, erlässt dieser die Anordnung, alle sollten auf der Stadionrennbahn (die innerhalb der Stadt lag) zusammenkommen, weil er der Öffentlichkeit etwas vom Kaiser zu vermelden habe. Und als sie sich versammelt hatten, las er den Inhalt des Briefes vor. Das Schreiben lautete folgendermaßen: (3) ‚Männer, ich würde es vorziehen, wenn ich Euch nicht durch einen Brief aufmuntern müsste, sondern persönlich anwesend sein und Euch durch die Tat mehr als durch das Wort ermutigen könnte, insofern als auch die Hoffnung nicht in gleichem Maße untrüglich ist, je nachdem ob sie bei Beobachtern durch Augenschein oder später bei Zuhörern durch Belehrung bestärkt wird. Da ich nämlich mit Verzögerung kommen werde, weil ich nach dem vorausgegangenen Sieg auch für das ausstehende Ende des Krieges Sorge treffe und zusammen mit einem Heer ziehe, und da ich vermute, dass die Barbaren, weil sie weit zerstreut sind, Euch angreifen, bevor wir angekommen sind, ist es nötig, dass ich Euch belehrend und zugleich aufmunternd im voraus sage, wie Ihr Euch am sichersten und mir am ergebensten verhaltet, wenn sich unsere Ankunft bei Euch aufgrund irgendeines unvermeidbaren Umstands verschieben sollte. (4) Es wird nämlich berichtet, dass Ihr, da Ihr ohne Kriegserfahrung seid, unangemessen auf Eure große Zahl und Eure Jugend vertraut und glaubt, dass Ihr Eure Feinde dadurch schrecken könntet, und infolgedessen ihnen eher zu kühn als zu vorsichtig begegnet, trotz Eurem Mangel an bestandenen Kämpfen. Euer Unterfangen ist auch nicht generell tadelnswert, weil es ja schönen Taten gilt. Zusammen mit Euch dürfte ich jedoch beten, dass Ihr Euch auch im Kampf als nützlich bewähren könnt. Ich weiß aber aus eigener Anschauung, dass in Kriegen Tapferkeit mit Erfahrung stark, ohne diese Voraussetzung aber schwach ist. Und Kühnheit ohne kluge Überlegung, wo sie mit Mut zum falschen Zeitpunkt gepaart ist, hat zum Scheitern geführt. Am stärksten sind aber eher die, die durch Vernunft um das Entscheidende für die Zukunft wissen, als die, die mit Überschwang in die Schlacht ziehen. (5) …‘ “ Für die Übersetzung von F 23, 6 s. Martin 2006, 113. Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten 579 F 25, 2 und 5 Martin Addenda (F 31, 2 u. 5 Mecella): … (2) οἵ τε ἐναντίοι ἐκ διαφόρων προσβάλλοντες οἷα οὐ πάντηι καταφανέσι ταράξονται καὶ οὐκ ἐν τῶι ἴσωι τρόπωι τοῖς πρόσθεν πολεμήσουσι, τάξιν τε τὴν αὑτῶν λύοντες καὶ οὐδ᾿58 ὅποι τὰ τοξεύματα καὶ ἀκόντια μεθιέναι χρὴ εἰδότες, καὶ τῶν τε ἐφιεμένων ἀτυχήσουσι καὶ ὑφ᾿ ὑμῶν ἐπιμᾶλλον59 κακώσονται. … … (5) εἰ δέ τινα καὶ ἐπὶ τοῖς εἰρημένοις τὸ τῆς πόλεως πταῖσμα ἐκπλήττει καὶ δι᾿ αὐτὸ ἄθυμός ἐστιν, ἴστω τάς τε πλείστας τῶν πόλεων ἐξ ἐνέδρας ὑπὸ τῶν ἐναντίων ἡιρημένας ||(f. 24v [p. 48]) [±40] ἐλαττωθέντ[±6]60 καὶ τῶν ἀντιστάντων αὐτοὺς κατὰ τὸ ἀντίπαλον ἐρημωθέντας.61 [±3]ο[±1]62 δὲ τοῦ βαρβαρικοῦ ἐπιτίθεσθαι μὲν τῶι εἴκοντι, ὑποχωρεῖν δὲ τῶι ἀνθισταμένωι, συνοισόμεθά τε οὐ σύμπασιν ἀλλ᾿ ὅσοι63 κατὰ τὸ ̣ σ ̣ θ̣αι̣ 64 ̣ ἀναγκαῖον τῆι παρόδωι χρήσονται· ἀθρόων τε προσβαλλόντων, ε̣ἰ̣ μὴ ἀνθίσ̣τα 58 οὐθ᾿ V (f. 24r = p. 47, Z. 10) anstelle des früher in V gelesenen ουδ᾿. Auch wenn ουδ᾿ nicht überliefert ist, ist es wahrscheinlich der korrekte Text, s. „οὐδ᾿“ in Martin 2006, 118, 26. 59 ἐπιμᾶλλον V (f. 24r = p. 47, Z. 11), d.h. eher ohne Gravis über Iota; die verbesserte Lesung wurde nun (anstelle des früher in V gelesenen „ἔτι μᾶλλον“ Martin 2006, 118, 28) in die Edition aufgenommen. 60 Diese Stelle ist einigermaßen rätselhaft. Das Blatt 24rv (= pp. 47, 48) und auch das zu ein und demselben Doppelblatt mit f. 24 gehörende f. 31rv (Iamblichos) enthalten außergewöhnlich 33 statt 32 liniierte Zeilen (vgl. Martin 49f.). Auf dem Recto, f. 24r (= p. 47) beginnt der Text mit der ersten liniierten Zeile. Auf dem Verso, f. 24v (= p. 48), sind in der ersten liniierten Zeile bis auf ελαττωθεντ keine Spuren von Buchstaben (mehr) erkennbar; vor diesem Wort gibt es Platz für ca. 24 Buchstaben, danach für ca. 6 Buchstaben. Entweder wurde der Text der ersten Zeile bis auf ελαττωθεντ gründlich getilgt (wobei Teile der lesbaren Buchstaben ebenfalls getilgt wurden) (vgl. den Apparat in Martin 2006, 120, 19: „ante καὶ τῶν (summa in pagina) deesse versum praeter litteras ελαττω..ν credidit Boiss.“); dann wäre der verlorene Text der ersten Zeile zu konjizieren. Oder hat der Kopist in der ersten liniierten Zeile keinen Text geschrieben? Dann wäre ελαττωθεντ als eine Anmerkung zum Text (varia lectio? Konjektur?) zu interpretieren (möglicherweise zu ἐρημωθέντας in der zweiten Zeile), die als einziges in die ansonsten aus unbekannten Gründen leere erste Zeile eingetragen wurde (vgl. Martin 2006, 120, Apparat: „mihi autem in hoc versu nihil scripti esse videtur nisi litterae ΕΛΑΤΤΩΥ̣Ν“). 61 Bei dem in Martin 2006, 120 angenommenen direkten Übergang des Textes von f. 24r (p. 47) ἡιρημένας zu καὶ τῶν ἀντιστάντων auf f. 24v (p. 48) lag es nahe, die Lesart des Codex αὐτοὺς ... ἐρημωθέντας als korrupt zu betrachten und den Text durch eine Konjektur zu korrigieren: αὐτοῖς κατὰ τὸ ἀντίπαλον ἐρημωθείσας (vgl. den Apparat ad loc.: „αὐτοῖς (?) Boiss. ἐρημωθείσας dedi αυτουσ – ερημωθεντασ V.“). Nimmt man aber die erste der in Anm. 60 vorgestellten Möglichkeiten in Betracht, könnte die Lesart des Codex αὐτοὺς ... ἐρημωθέντας korrekt sein oder könnte ἐρημωθέντας als eine Verschreibung aus ἐρημωθείσας unter dem Einfluss von ἐλαττωθέντ[ας] in Z. 1 entstanden sein. 62 [±3]|ο[±1] V (f. 24v = p. 48, Z. 2–3). Die Stelle ließ sich bisher nicht entziffern; vgl. ἐξὸν Martin 2006, 120, 20 im Text, im Apparat: „ἐξὸν vel παρὸν Boiss. τ..|ον legit Boiss. ..|ον legerunt Mai et Herw.“ 63 οὐ σύμπασιν ἀλλ᾿ ὅσοι V (f. 24v = p. 48, Z. 4); die Lesung wurde nun (statt der Angabe der Unlesbarkeit „...........“ Martin 2006, 120, 21) in die Edition aufgenommen. 64 προσβαλλόντων· ε̣ἰ̣ μὴ ἀνθίσ̣τ̣α̣σθ̣(α̣ι)̣ V (f. 24v = p. 48, Z. 5); die Lesung wurde nun (statt der Angabe der Unlesbarkeit „...........“ Martin 2006, 120, 22) in die Edition aufgenommen. 580 Jana Grusková — Gunther Martin — András Németh ἱκανοὶ εἴημεν, ἀναχωρήσομεν ἐς τὸ μετέωρον σὺν ἀσφαλείαι καὶ ἠττωμένων65 ἐπιθησόμεθα, κἀκ τούτου τῶν ἐναντίων αἱ ἀπορίαι πρὸς ἡμῶν ἔσονται. Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 119 u. 121): F 25 … (2) „Und wenn die Gegner euch, weil sie euch ja nicht recht deutlich ausmachen können, aus ungünstiger Position angreifen, werden sie durcheinandergeraten und, wenn sie ihre Schlachtordnung auflösen und auch nicht wissen, wohin sie ihre Pfeile und Speere schießen müssen, nicht in der gleichen Weise wie vorher kämpfen, ihr Ziel verfehlen und heftige Verluste durch euch erleiden. …“ … (5) „Wenn aber darüber hinaus der Fall der Stadt irgendjemanden erschüttert und er deshalb mutlos ist, so soll er wissen, dass die meisten Städte von den Gegnern durch einen Hinterhalt eingenommen worden sind … unterlegen … und sie, alleingelassen von solchen, die sich ebenbürtig entgegenstellten. [Da es aber möglich ist,] den Teil des Barbarenheeres anzugreifen, der sich zurückzieht, und vor dem zurückzuweichen, der sich gegen uns aufstellt, werden wir nicht auf alle zugleich treffen, sondern nur auf den Teil, der an uns vorbeiziehen muss; und wenn sie zusammen angreifen und wir nicht in der Lage sind standzuhalten, werden wir uns ohne Gefahr ins höhergelegene Gelände zurückziehen, und wenn sie in der schwächeren Position sind, werden wir angreifen; in der Folge werden die Schwierigkeiten auf Seiten der Gegner zu unserem Vorteil sein.“ F 26 b Martin Addenda (F 32 b Mecella): b) {ὅτι} „ἀλγεινοτέρα ἀνδρὶ ἀρχὴν ἔχοντι τοῦ παντὸς ἡ ἀποτυχία μᾶλλον ἢ ἑκάστωι ἡ καθ᾿ αὑτὸν κάκωσις· τῶι μὲν γὰρ ἰδίωι περιγραφὴ ἡ τύχη τοῦ σύμπαντος66, εἰς δὲ τὸν ἄρχοντα ἀθρόα χωρεῖ67 τοῦ συνενεχθέντος ἡ αἴσθησις. ῥοπὴ δὲ οὐκ ἐλαχίστη πρὸς πειθὼ τῆι γνώμηι παραπλησίως ἔχειν καὶ ...“ 68 Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 123): F 26 … b) „Für einen Mann, der ein Amt bekleidet, ist das Unglück des Ganzen schmerzlicher als für jeden einzelnen das eigene Leid. Für einen Privatmann ist nämlich das Schicksal des Ganzen nur grob zu erkennen, den Amtsinhaber aber trifft die gesamte Wahrnehmung dessen, was sich zuträgt. Es ist ganz und gar nicht unbedeu- (καὶ) ἠττωμένων V (f. 24v = p. 48, Z. 6–7); die verbesserte Lesung wurde nun (statt „πορευομένων <τε>“ Martin 2006, 120, 23) in die Edition aufgenommen. 66 συμβάντ(ος) V (f. 24v = p. 48, Z. 24), Martin 2006 (122, 18) hat σύμπαντος konjiziert, im Apparat: „σύμπαντος dedi συμβαντοσ V“. 67 ἀθρόα χωρεῖ V (f. 24v = p. 48, Z. 24–25); an der schwer lesbaren Stelle wurde früher προσχωρεῖ entziffert, vgl. Martin 2006, 112, 19. Über den Spiritus lässt sich keine sichere Aussage machen (ebenso wie über den Spiritus bei αθρόον in V in F 25, 5, s. Martin 2006, 120, 22, wo er ἀθρόων konjiziert). 68 An der Entzifferung der Lücke im folgenden Text wird noch gearbeitet. 65 Neue Entzifferungsfortschritte in den Vatikanischen Dexipp-Fragmenten 581 tend für jemandes Überzeugungskraft, wenn er die Sache seiner Ansicht gemäß darstellt69 und ...“ Codex Supplément grec 607 der BnF in Paris (Excerpta de strategematibus) Zusätzlich wurde bei einer neuen Untersuchung der schlecht lesbaren Textstelle der Skythika in Z. 1 von f. 92r des Codex Par. Suppl. gr. 607 (Siglum S) ein Fortschritt erreicht; die beschädigten Buchstaben ließen sich mit Hilfe des Abklatsches der Tinte auf der gegenüberstehenden Seite (f. 91v) rekonstruieren: F 22, 6 Martin Addenda (F 28, 6 Mecella): (6) βιαζόμενοι δὴ οὖν οἱ Σκύθαι καὶ μηδὲ<ν>70 ἀντιδρᾶν ἔχοντες τοὺς Μυσούς, διά τε τὰς ἐπάλξεις ||(f. 92r) καὶ τὴν ἐκ τῶν θυρεῶν (θυραιῶν Cod.) φυλακὴν71 ἀπαγορεύοντες πρὸς τὰς πληγὰς καὶ ὡς οὐκ ἦν αὐτοῖς περαιτέρω καρτερεῖν, ἀνεχώρησαν ἄπρακτοι. Aktualisierte Übersetzung von Gunther Martin (zu 2006, 111): F 22 (6) „Unter solchem Druck also, und weil sie wegen der Wehren und des Schutzes durch die Schilde den Moesiern überhaupt nichts entgegensetzen konnten, verloren sie angesichts der Treffer den Mut. Und weil es ihnen nicht möglich war, weiter auszuhalten, zogen sie wieder ab, ohne etwas ausgerichtet zu haben.“ Jana Grusková Österreichische Akademie der Wissenschaften, IMAFO Abteilung Byzanzforschung Hollandstraße 11–13 A-1020 Wien [email protected] Gunther Martin Universität Zürich Seminar für griechische und lateinische Philologie Rämistrasse 68 CH-8001 Zürich [email protected] András Németh Biblioteca Apostolica Vaticana Dipartimento dei Manoscritti Cortile del Belvedere 00120 Città del Vaticano [email protected] Univerzita Komenského Filozofická fakulta Katedra klasickej a semitskej filológie Gondova ulica 2 SK-81102 Bratislava [email protected] 69 Siehe dagegen Lucarini in diesem Band, S. 77. μηδὲ<ν> Lucarini (in hoc volumine, p. 75) et Wilson (per litteras) : μὴ δὲ S, μηδὲ Wescher, Martin 2006, Mecella : δὲ del. Mynas. 71 Das von Wescher gelesene θυρῶν ἀκροφυλακὴν übernahmen Martin 2006 und Mecella. 70