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Marphatan Thakali

in this series 02 Stefan Georg M arphatan Thakali Untersuchungen zur Sprache des Dorfes Marpha im Oberen Käü-Gandaki -Tal/Nepal forthcoming 01 Karen Ebert Athpare 03 Tsutomu Akamatsu Japanese Phonetics. Theory and Practice Marphatan Thakali Untersuchungen zur Sprache des Dorfes M arpha im Oberen Käli-Uandaki -Tal/Nepal Stefan Georg LINCOM Studies in Asian Linguistics 02 1996 LINCOM EUROPA München - Newcastle Published by LINCOM EUROPA, München, Newcastle, 1996. All correspondence concerning LJNCOM Studies in Asian Linguistics should be addressed to: LINCOM EUROPA, P.O. Box 1316, Germany. [email protected] D-85703 Unterschleissheim/München, Scientific A dvisory B oard o f LSASL:____________________________________________________ RANDY L. L aPOLLa University of Taipei - C haofen Sun University of California, Stanford CHUNGMIN LEE University of Seoul - Karen E bert University of Zürich - M asayosHI Shibatani University of Kobe - SUN HoNGKAl University of Beijing - G. Dif FLOTH Comell University GEORGE VAN D rIEM University o f Leiden - ANDREI L. MALCHUKOV University of St. Petersburg T asAKU T sunoda University of Tokyo Ja m e s A. MATISOFF University of California, Berkeley. All rights reserved, including the rights of translation into any foreign language. No part of this book may be reproduced in any way without the permission of the publisher. Printed in Germany Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Georg, Stefan: Marphatan T hakali: [Untersuchungen zur Sprache des Dorfes Marpha im Oberen Käli-Gandaki -Tal/Nepal] / Stefan Georg. München [i.e.] Unterschleissheim ; Newcastle : LINCOM EUROPA, 1996 (LINCOM studies in Asian linguistics ; 02) Zugl.; Bonn, Univ., Diss., 1995 ISBN 3-89586-098-0 NE: GT British Library Cataloguing in Publication Data A catalogue record for this book is availabie trom the British Library Printed on chlorine-free paper I Inhaltsverzeichnis I. Einleitung 1 1.1. Allgemeines zur Thakali -Sprache 4 1.1.1. 1.1.2. 1.1.3. Verbreitung, Sprecher, Historisches 4 Forschungsgeschichte Die sprachgenetische Einbettung des Thakali 9 10 1.2. Zum Aufbau der Grammatik 14 1.2.1. 1.2.2. ZurVerschriftung 15 Zu den Interlinearglossierungen und Übersetzungen 16 II. Phonologie 19 II. 1. Das segmentale Inventar 19 I I . l . 1. Vokalismus 19 11*1.1.1. I I . l . 1.2. Phonembestand Diphthongähnliche Sequenzen 28 I I . l . 1.3. Minimalpaare 30 I I .l.2. Konsonantismus 33 II. 1.2.1. Phonembestand 33 I I.1.2.2. Minimalpaare 44 II.2. Phonotaktik 49 II.2.1. Silbenstruktur 49 11*2.2. Phonemverteilung II.2.2.1. Vokale 52 52 II.2.2.2. Konsonanten 54 II.2.3. Assimilatorische Prozesse 61 II.3. Suprasegmentale Phänomene 61 II.3.1. Das tonale System 61 II.4. Das phonologische System in Lehnwörtern 71 III. Morphologie 74 III. 1. III.1.1. Nomen Numerus 74 74 III.1.2. Kasus 78 III.1.2.1. Absolut! v 79 III.1.2.2. Genitiv 82 III.1.2.3. Dativ 86 19 n u . 2 .4 . Lukativ 90 III.1.2.5. Ablativ/Ergativ/Instrumental 92 II Komitativ 95 "Komparationskasus" 96 Nominale Wortbildung 96 Suffixale Ableitung Nominalkomposition Adjektiv 97 Pronomen 105 Personalpronomen 105 98 100 Demonstrativpronomen 107 Interrogativpronomen 108 Indefinitpronomen 113 Verbum 114 Finite Verbalformen 115 Affixlose Verbalwurzel 115 -ci -pa 117 -ci m ul -si m u1 -pa nm ‘-ci -ci m u^ci -si mu'-ci 118 120 Finite Verbalformen mit Modalpartikeln 122 Imperativ, Adhortativ und Prohibitiv 123 Interrogative Verbalformen 125 Nichtfinite Verbalformen 127 Das kopulative Konverb -si 127 Das konditionale Konverb -janse 129 Das Verbalnomen *pa Der Infinitiv -la(A ) 131 118 120 121 121 135 "Diathesen" 137 Das Verbum jer4 "gehen" 139 Honorifikative Verben Kopulae 140 141 Adverbien und Postpositionen 144 Adverbien 144 III III.5.1.3. Modaladverbien 148 III.5.2. Postpositionen 152 III.6. Numeralia 156 III.6.1. III.6.2. Kardinalia Ordinalia 156 159 III.6.3. Distribuliva 160 III.7. Partikeln 160 IV. Syntax 163 IV. 1. Die Nominalphrase 163 IV.1.1. IV .1.1.1. Modifikatoren 165 Spezifikatoren 165 IV. 1.1.2. Quantifikatoren Numeralia 167 IV.1.1.3. IV. 1.1.4. Universale Quantifikatoren 168 IV.1.1.5. Graduelle Quantifikatoren 170 IV. 1.1.6. "Pseudoparti tive" 172 IV .1,1.7. Appositionen 172 IV .1.1.8. Adjektive 173 IV .1.2. Komparation Die Struktur des einfachen Satzes 175 IV.2. IV.3. 167 176 Die Ergativkonstruktion 185 IV. 4. Adverbiaiia 196 IV.5. Kopulasätze 201 IV.5.1. 201 IV.5.4. mu1 imu3 a3 re 2 ta1- als Kopula IV. 5.5. IV.6. Prädikative Partikeln Koordination von Syntagmen und Sätzen 204 206 IV.7. Relativsatz 208 IV.8. Gliedsatz 211 IV.8.1. Objektsatz 211 IV.8.2. Adverbialsatz 217 IV.8.2.1. Temporalsatz 218 IV.8.2.2. Kausalsatz 220 IV.5.2. IV.5.3. 202 203 203 IV IV.8.2.5. Konzessivsatz 221 IV.9. Interrogativsatz 222 IV.9.1. Entscheidungsfragen 222 IV.9.2. Pronominalfragen 224 V. Texte im Dialekt von Marpha 229 V .l. Der Nordwind und die Sonne 229 V. 2. Dasain 230 V .3. Termi V.4. Der Yeti in Marpha 233 236 V.5. Prithivin NarayanShah 238 V.6. Unsere Vorfahren 241 V.7. TiharParba 244 V.8. Das Huhn, das goldene Eier legte 246 V.9. Die kluge Ziege 250 V.10. Der gierige Hund 254 V .ll. Siddhartha Gautama 257 V.12. Der dumme Fuchs 262 V.13. Dorfadministration 267 V.14. Familientreffen 271 V.15. Hase und Schildkröte 273 V.16. Tod und Verbrennung 277 V.17. Ein Gespräch Uber urbane Themen 281 VI. Glossar mit sprachvergleichenden Anmerkungen 284 VI. 1. Vorbemerkungen zur Gestaltung des Glossars 284 VI.2. Thakali - Deutsch 287 VI.3. Deutsch-Thakali 371 VII. Literaturverzeichnis 401 1 I. Einleitung Die vorliegende Arbeit, die im Sommer 1995 von der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn als Dissertation angenommen wurde, versucht, einen Abriß der wichtigsten sprachlichen Phänomene der Thakali-Sprache des Dorfes M arpha im DhaulagiriDistrikt/Nordwest-Nepal zu bieten. Das gesamte der Beschreibung zugrundeliegende Material wurde während mehrerer Feldkampagnen vor Ort gesammelt und auf Tonband aufgezeichnet, Die Datenerhebungen, die diese Arbeit ermöglichten, wurden in den Jahren 1992-94 im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Schwerpunktprogramms "Staaten bildung und Siedlungsprozesse im tibetischen Himalaya" durch geführt. Das Teilprojekt "Toponymie M ustangs” verfolgt dabei das Ziel, durch Erfassung und vergleichende Analyse der Ortsnamen des von Tibetern bewohnten Baragaon und des oberen Thak Khola die Frage zu klären, ob in dieser Region vorhistorische nichttibetische Ethnien identifizierbar sind. Zunächst war es beabsichtigt, die bislang noch völlig undokumentierte sog. "Seke"- (se-skad ) Sprache der Dörfer Tsuk, Tangbe und Tetang im Ausländem nur schwer zugänglichen Königreich Nord-Mustang aufzuzeichnen, da lokale Traditionen eine Schlüsselrolle dieser Sprachform für das Untersuchungsziel des Projektes erwarten ließen. In den Herbstmonaten des Jahres 1992 konnte ein erster Kontakt mit Sprechern des Dialekts von Tetang hergestellt werden, die vorübergehend in dem Verwaltungszentrum Jomsom lebten. Es stellte sich schnell heraus, daß die dort gesprochene Sprache sich kaum mehr als in Einzelheiten von der Thakali-Sprache der sich südlich anschließenden Region unterscheidet. Hingegen werden die Bewohner der genannten Dörfer von den Thakali nicht als Angehörige ihres Ethnos akzeptiert und lehnen es auch selbst ab, als Thakali bezeichnet zu werden. Auch in kultureller Hinsicht scheinen sie ihrer tibetischen Umgebung stark angepaßt zu sein. Im Dialekt von Tetang, den ich zusammen mit denen von Tsuk und Tangbe trotz der ethnischen Problematik aus sprachlichen Gründen als Nord-Thakali bezeichnen möchte, konnte eine größere Menge von Einzelsätzen, zusammen mit längeren Wörterlisten, erhoben werden, deren Bearbeitung sich in Vorbereitung befindet. Während der sich Anfang 1993 anschließenden Feldkampagne konnte der Kontakt zu den Tetang-Informanten nicht fortgesetzt werden, auch war es nicht möglich, Nord-Mustang selbst zu besuchen. Die bereits festgestellte Zugehörigkeit d e r 11Seke11-Dialekte zur Thakali-Sprache ermöglichte es aber, die Untersuchungen auf andere Varianten dieser Sprache zu stützen. Die Wahl fiel dabei auf das Dorf Marpha. Unter allen Varianten dieser Sprache weist die dort gesprochene Form die größte Nahe zu denen des nördlichen Mustang auf, einige der den 2 Dialekten von Marpha und Tetang gemeinsamen Züge können dabei klar als gemeinsam bewahrte Archaism en (wobei es sich hauptsächlich um erhaltene konsonantische Anlautgruppen handelt) angesehen werden, die sich im Dialekt von Tukche und Jomsom nicht mehr finden. Darüber hinaus werden auch die Bewohner Marphas von den "eigentlichen" Thakali nicht als Angehörige dieses Ethnos akzeptiert, während sie sich selbst aber durchaus als Thakali bezeichnen. Während der folgenden beiden Feldkampagnen, die 1993 und 1994 stattfanden, konnte in Marpha dann das Sprachmaterial erhoben werden, das die Grundlage der vorliegenden Arbeit bildet. Ihre Fertigstellung wäre ohne die Mithilfe zahlreicher Personen nicht möglich gewesen, denen mein tief empfundener Dank gilt. Zunächst erwähne ich hier Prof. Dr. Michael Weiers, der spontan bereit war, sie als Dissertation anzunehmen. Prof. Dr. Roland Bielmeier machte mich auf die linguistische Situation im Käli-Gandaki-Tal aufmerksam, führte mich in die Region ein und ermöglichte m ir die Mitarbeit im Projektschwerpunkt „Staatenbildung und Siedlungsprozesse im tibetischen Himalaya“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter seiner Leitung. Prof. Dr. H.R. Kämpfe danke ich für seine Hilfe in Computerdingen, aber auch dafür, daß ich das Entstehen seiner Grammatik der tschuktschischen Sprache während einer für mich entscheidenen Arbeitsphase miterleben konnte. Robert Oberheid M.A. half mir in schwieriger Situation in ausgesprochen uneigennütziger Weise, wofür an dieser Stelle besonders gedankt sei. Die persönliche Unterstützung durch meine Eltern ging über das Maß hinaus, das man in wenigen Dankesworten würdigen kann. Die zahlreichen Personen in Nepal, deren Hilfe in jeder Arbeitsphase unentbehrlich war, sind unmöglich aufzuzählen. Genannt seien hier Vishnu Prasad Shreshtha und Sushil Shreshtha in Patan/Lalitpur, Nirmal Gauchan, Lakshmi Gauchan und Norvin Sherchan in Jomsom, sowie Angye Gurung in Dzarkot. Schließlich die Bewohner von Marpha, deren Sprache Gegenstand dieser Arbeit wurde und für die mir die in der Linguistik übliche technisch-distanzierte Bezeichnung „Informanten“ nicht geeignet erscheint. Allen voran ist hier Ganendra Lalchan zu nennen. E r verbrachte ungezählte Stunden damit, mir meine Fragen zu beantworten und stand mir neben seiner Tätigkeit als Lehrer und Assistent der local headmen des Dorfes wann immer möglich zur Verfügung. Die auf den folgenden Seiten beschriebene Variante des Thakali ist im wesentlichen seine Sprache. Jem Hirachan erwies sich als phonetisches Naturtalent und konnte mich vor manchem Irrweg bewahren. Suvarna Hirachan und Nora Hirachan danke ich für ideale Arbeitsbedingungen in ihrem Hause und dafür, daß sie ständig Thakali mit mir (oft genug leider nur zu mir) sprachen. Bhakti Hirachan schließlich war mir in organisatorischen Dingen eine unentbehrliche Hilfe. 3 Schließlich danke ich den regelmäßigen Teilnehmern des "Inoffiziellen Bonner Linguistenarbeitskreises" für ihre stete Diskussions- und Kritikbereitschaft, aber auch dafür, daß sprachwissenschaftliche Fragen nicht die einzig denkbaren Gesprächsthemen der wöchentlichen Convivien sind. Erwähnt seien hier Dr. Johannes Helmbrecht M.A., Dr. Graham Isaac, Ina Lucht M.A., Dr. Ursula Marmd, Peter Raulwing, Prof. Dr. Wolf gang Schulze, Uwe Seefloth, Dieter Stern M.A., Melanie Suchy-Stankovic M.A. und Prof. Dr. Nico Weber. 4 1.1. Allgemeines zur Thakali-Sprache 1.1.1. Verbreitung, Sprecher, Historisches Das Dorf M arpha1 (thak, m iri3 ) liegt im oberen Tal des Käli-Gandaki (Thak-Khola), Dhaulagiri-Distrikt/Nepal, etwa eine Stunde Fußmarsch südlich des Verwaltungszentrums Jomsom und zwei Stunden nördlich von Tukche, dem Hauptort der Tamang Thakali. Die etwa eintausend Einwohner dieses Ortes*2 bezeichnen sich selbst als Thakali, werden aber von den sich südlich anschließenden Tamang Thakali (von Tukche bis Ghasa unter Einschluß der nördlich von Marpha liegenden jungen Siedlung Jomsom3) nicht als diesem Ethnos zugehörig anerkannt. Dennoch ist ihre Sprache, deren Bestand besonders in der Generation der unter zwanzigjährigen von der Nationalsprache Nepali stark bedroht ist, unzweifelhaft als ein eigenständiger Dialekt des Thakali anzusehen. Neben den thakali sprachigen Bewohnern Marphas, die die soziale, administrativische und wirtschaftliche Elite des Dorfes bilden, lebt auch eine beträchtliche Zahl von Angehörigen niedriger Hindukasten, wie etwa der der Schmiede (nep. käm i) und Schneider (nep. damäf) ständig dort. Südlich liegt Tukche, das aus hauptsächlich ökonomischen Gründen als "Hauptort" der Thakali, die sich hier Tamang nennen, betrachtet wird. Hier haben die vier Clans ihre Heimat, die Anspruch darauf erheben, als einzige die Bezeichnung Thakali (die indo-arischer Herkunft ist und in Tukche nur verwendet wird, wenn man Nepali spricht) führen zu dürfen4. *Der N am e Marpha ist aus der lokalen Bezeichnung manJ nepali siert (in ganz N epal existieren mehrere Ortschaften gleichen Namens, so etwa im Jumla-Distiikt). D ie thakalische Bezeichnung kann als Lok. zu einem Nom en *ma "unten" gedeutet werden. Hierfür spricht u.a., daß der Name keinen eigenen Lok. mit lokativischer oder direktivis eher Funktion büdet (*mtbi3-n ): /rirfri* "Marpha, in Marpha, nach Marpha", vor allem aber die Tatsache daß ca. zweihundert Höhenmeter oberhalb der heutigen Siedlung sich "Alt-Marpha" (thak. täman4 oder a m 3}, befindet, das nach der einheimischen Tradition der frühere Wohnort der Marphatan war, heute jedoch lediglich für Obstplantagen genutzt wird. D ie Bezeichnung Marphatan enthält das nur für Ethnika gebrauchte Suffix -tan , das, an einen Ortsnamen angefugt, jeweüs die an diesem Ort heimische Menschengruppe bezeichnet (vgl. VON DER HEIDE 1 9 8 8 ,4 ”Thintan, Syangtan, Chimtan (...) thak.: those who come from Thini, Syang and Chimang "). In dieser Arbeit, die ausschließlich der Beschreibung des Thakali-Dialektes von Marpha gewidmet ist, wird für diese Sprache der Kürze halber einfach von Thakali gesprochen. M üssen sprachliche Tatsachen anderer Dialekte erwähnt werden, tritt die Bezeichnung des jeweiligen Ortes verdeutlichend hinzu. 2V gl. VON DER HEIDE 1988, 4: " (...) allowing one to set the appproximate mimber o f persans at 1000 Mawatans (= Marphatan, St.G.)". Die Gesamtzahl der Thakali-Sprecher gibt der Zensus von 1981 m it 5289 an. Es ist nicht Mar, ob die Marphatan in dieser Zahl enthalten sind (S HRESTHA /SlNGH 1992, 156). Gegenüber 1961 (4134 Sprecher, vgl. BlSTA 1987,87) ist hier ein leichter Anstieg beobachtbar. 3 V gl. die Kartenskizze auf Seite 8. 4D ie vier Tamang-Thakali-Clans sind Gauchan, Tulachan , Sherchan und Bhattachan . D ie Nam en sind Indisienmgen/Nepalisiemngen der ursprünglichen Namen (gleiche Reihenfolge) Cyogi , S algi , Dhimchan und Bhwgi (hier nach VON DER HEIDE 1 9 8 8 ,5 1 f., die dort zitierte Etymologie des diesen Namen gemeinsamen Elementes -gi von VlNDINO 1981, 208 [non vidi] vermag nicht zu überzeugen). D ie Tendenz, nepalesisch­ 5 Gern verw eisen die Tam ang-Thakali auf eine angebliche etym ologische (und konsequenterweise auch genealogische) Verbindung mit der Hindu-Kaste der Thakuri 5. Die südliche Grenze des Thakali-Sprachgebiets wird von dem Ort Ghasa gebildet. Während die Dialekte zwischen Tukche und Ghasa (unter Einschluß der jungen Siedlung Jomsom im Norden) als relativ einheitlich beschrieben werden, weisen die thakalisprachigen Dörfer zwischen Tukche und Jomsom (Marpha, Syang, Thini) sowohl untereinander, als auch zum Tamang-Thakali größere sprachliche Unterschiede auf6, ohne daß allerdings die gegenseitige Verständlichkeit aller dieser Varianten (einschließlich der des nördlichen Mustang) jemals gefährdet wäre. Südlich von Ghasa schließt sich im weiteren Verlauf des Käli-Gandaki-Tals das Sprachgebiet des Magar an, die nördlichen Nachbarn der Thakalä sind Sprecher des Mustang-Tibetischen (im Baragaon und in Nord-Mustang bis nach Lo-Mantang an der Grenze zum Autonomen Gebiet Tibet der VR China). Ähnlich wie bei den Tamang-Thakali ist auch das Ethnos der Marphatan in vier Clans gegliedert, die der Hiraehan , Lalchan , Juharchan und Pannachan 7, die theoretisch als exogame Gruppen89konstituiert sind. Hierbei bilden aber die beiden kleinsten Clans der Juharchan und Pannachan eine eigene exogame Gruppe, was auf eine rezente Aufspaltung schließen läßt?. Das Wirtschaftsleben Marphas ist hauptsächlich vom Ackerbau (Gerste, Buchweizen, Weizen, wenig Mais) geprägt. Seit einigen Jahrzehnten ist Obstbau (Aprikosen, Pfirsiche, Äpfel) in der Region heimisch, besonders in Marpha werden mehrere Sorten von Obstschnäpsen hergestellt und bereits m it einigem Erfolg verkauft, Viehzucht hat nur geringe Bedeutung, die Handelsaktivitäten der Marphatan erreichen nicht das Ausmaß derjenigen der Tamang indische Namen und hinduistische Bräuche anzunehmen, bzw. sich selbst in das H indu-K astensystem einzuordnen, ist im Zusammenhang mit dem in den meisten Regionen Nepals zu beobachtenden Prozeß der Assimilation nichtarischer Ethnien an die in Nepal dominante Hindu-Gesellschaft (sanskritizalion ) zu sehen. D ie graduelle A ufgabe der Muttersprache zugunsten des Nepali ist ein unvermeidlicher Begleitumstand dieser Tendenz. 5Über die lokale Tradition hinsichtlich der Herkunft der Thakali vgl. besonders GAUCHAN/V INDING 1977. 6HARI 196 9 , 2: "ln Ihe viUages between Jomosom andTukehe, different dialects arespoken, whitefront Tukche down to Ghasa the language seems to be quite uniform, with only small local dfferences 7Die Thakali-Namcn sind (in gleicher Reihenfolge): Puta , Rhoten , Gumli Thowa und Gumli Cyungpa (VON DER HEIDE 19 8 8 ,5 5 in dortiger Verschriftung). 8D ie Gesamtheit dieser Clans gilt als endogame Gruppe, mithin jede Eheschließung m it einem Partner von außerhalb (auch etwa einem/r Tamang-Thakali) als intercaste-marriage , die theoretisch ausgeschlossen ist, praktisch aber durchaus vorkommt. 9Von den Tamang Thakali wird den Marphatan oft vorgeworfen, neben zahlreichen Einzelheiten der Lebensweise auch ihre Clanstmktur zu imitieren, um illegitimenveise als Thakali gelten zu können. Ein Indiz dafür sei diese lediglich theoretische Aufspaltung des kleinsten Clans, sowie auch die Annahme nepalesischer Clannamen, die bei den Tamang Thakali am Anfang dieses Jaiirhunderts begann, in Marpha hingegen erst seit wenigen Jahrzehnten üblich ist (VON DER HEIDE 1 9 8 8 ,5 1 ,55f.). 6 Thakali, deren Geschäftstüchtigkeit und Wohlstand in Nepal sprichwörtlich sind. In den letzten Jahrzehnten spielt der stetig anwachsende Hochgebirgstourismus (Thak Khola ist die nach dem Everest-Gebiet/Ost-Nepal meistbereiste Region des nepalesischen Himalaya) eine immer größere Rolle. Durch den Flugplatz in Jomsom ist hier für viele Reisende der Ausgangs- und Endpunkt des äußerst beliebten Annapurna Circuit. Viele Bewohner Marphas haben ihre an der Hauptstraße gelegenen Wohnhäuser zu Bhattis (Pensionen, Restaurants) ausgebaut und leben in zunehmendem Maße von der Beherbergung und Bewirtung ausländischer Touristen. Die noch vor wenigen Jahren große Zahl von Antiquitäten- bzw. Souvenirläden, die von tibetischen Flüchtlingen aus der VR China und ihren in Nepal aufgewachsenen Nachkommen betrieben wurden, war im Sommer 1994 verschwunden, da der wirtschaftliche Erfolg der Tibeter offenbar zu ethnischen Spannungen geführt hatte. Unter der jüngeren Generation der Bewohner des Thak Khola (wie auch anderer Regionen Nepals) ist es nicht selten, einige Jahre als Gastarbeiter in Japan oder Südkorea zu verbringen, um sich anschließend in Kathmandu oder Pokhara niederzulassen. Unter diesen ökonomischen Bedingungen nimmt der Gebrauch der Muttersprache im täglichen Leben stetig zugunsten des Nepali ab. Während in Tukche beobachtet werden konnte, daß auch Kinder noch völlig geläufig Thakali sprechen, stellt die Beherrschung dieser Sprache in Marpha bereits bei den unter Zwanzigjährigen die Ausnahme dar. Selbst mit Sprechern des Tamang Thakali wird häufig Nepali gesprochen, bei allen die Dorfadministration betreffenden Versammlungen dominiert ebenfalls schon die Staatssprache. Viele Marphatan, besonders natürlich der jüngeren Generation, sprechen gut englisch und können hinsichtlich ihrer Lebens planungen als "landfluchtorientiert" bezeichnet werden. Bei den Kindern der wohlhabenderen Familien ist der Besuch weiterführender Schulen in Pokhara oder Kathmandu und anschließendes Studium bzw. Berufsausbildung in Indien häufig. Ansätze zur Schriftlichkeit der Thakali-Sprache gingen bislang ausschließlich von den Tamang Thakali in Tukche und der Diaspora in Kathmandu aus. Hierbei sind zwei Phasen zu unterscheiden: Zum einen existieren bei den vier Tamang-Thakali Clans Familienchroniken, die sogenannten Rhab (tib. rabs "lineage, succession of families, race, family"), die, von mythischen Anfängen ausgehend, die Geschichte der einzelnen Clans berichten. Exemplare dieser Chroniken werden gewöhnlich unter Verschluß gehalten und alle zwölf Jahre zum wichtigsten kultischen Ereignis der Thakali, dem Uta Phewa 10, rezitiert. Während die genaue Entstehungs- bzw. Kodifizierungszeit dieser Chroniken nicht bekannt ist, steht fest, daß gegen Ende des 19. Jahrhunderts die ursprünglich in tibetischer Schrift verfaßten Texte von Moni1 1®Vgl. hierzu ausführlich VlNDING 1992. Räj Gauchan bearbeitet und in die Devanägaii-Schrift übertragen wurden u . Ein modernerer Ansatz, die Thakali-Sprache auch als schriftliches Medium zu verwenden geht hauptsächlich von in Kathmandu lebenden Tamang-Thakali aus. Zum Lha Phewa 1992 wurde dort ein Faszikel einer wohl als Zeitschrift gedachten Publikation unter dem Titel (Khänlo, ein traditionelles Schmuckstück der Tamang-Thakali Braut) publiziert, der neben zahlreichen Artikeln, persönlichen Reminiszenzen etc. in Nepali auch einige Gedichte in Thakali-Sprache (Devanägaii-Schrift) enthält. Wohl aus den 80-er Jahren stammt ein kurzes Nepali-Thakali Glossar, das ebenfalls in Kathmandu publiziert wurde*12. Soweit bekannt, werden alle diese Bestrebungen von offizieller nepalesischer Seite nicht unterstützt, Schulunterricht in Thakali findet nirgends statt, auch existiert kein Rundfunkprogramm o.ä. in dieser Sprache. Die Thakali, besonders ihre von zahlreichen Fremdeinflüssen geprägte und sich einer simplen Klassifizierung (etwa als buddhistisch, hinduistisch, schamanistisch o.ä.) entziehende Religion, sind Gegenstand einer reichen anthropologischen und ethnologischen Literatur. Einen vollständigen Überblick liefert VINDING 1985. Die wichtigsten neueren Darstellungen sind VON DER HEIDE 1988 und RAI 1994. IlZu diesen Texten vgl. die Beschreibung und inhaltliche Paraphrase bei GAUCHAN/VINDING 1977. I2TULACAN O.J. 8 Die Abbildungen entstammen B. 1988,16v( unten). SCHMIDT, 1992-93, 20-33 (oben) und VO N DER HEIDE 9 1.1.2. F o rsch u n g sg esch ich te Die ersten wissenschaftlichen Nachrichten über die Thakali-Sprache stammen von Brian Houghton HODGSON, einem der Begründer der Ethnographie und Sprachwissenschaft Nepals, der 1857 eine kurze Wörterliste in der Sprache d e r" Thäk'sya ", zusammen m it dem genetisch mutmaßlich isolierten Kusünda und den indo-arischen Sprachen Pdk'hya 13 und Thäru 1314 herausgab15. Es handelt sich dabei um kaum mehr als zweihundertundfünfzig Wörter, die in einer noch sehr impressionistischen Verschriftung in onomasiologischer Anordnung geboten, werden. Bei aller Unvollkommenheit der Sprachmaterialien aus dieser Z eit ist die Individualität dieser Sprachform klar erkennbar und die Identifizierung von HODGSONs Thäk'sya mit unserem Thakali zweifelsfrei möglich. Diese Liste ist mit derjenigen identisch, die in das Kompilat von HUNTER16 Eingang gefunden hat. BEAMES 1867 blieb unzugänglich, so daß nicht entschieden werden kann, ob die dort verzeichneten Thakali-Wörter1718auf eigenen Erhebungen basieren oder ebenfalls von HODGSON stammen. Auch die Daten des Linguistic Survey of!ndial% fußen ausschließlich auf diesem Material, das "Our Information about the Thaksyas and their language is very unsatisfactory. I am unable to decide whether the dialect belongs to the pronominaüzed or to the non-pronominalized d ass \ In Band I/II des Survey , der das Comparative Vocabulary enthält19, findet Tkaksya/Thakali keine Berücksichtigung KONOW ( apud GRIERSON p. 406) wie folgt charakterisiert: mehr. Thakali-Wörter finden sich auch in SHAPER 1955 und 1966-74. Obwohl die Verschriftung leicht abgeändert wurde, ist erkennbar, daß auch diese Materialien direkt von HODGSON abhängig sind. Erst mehr als hundert Jahre nach Ho d g so n setzt die Beschäftigung mit dem Thakali erneut ein. Im Rahmen eines Forschungsprogramms des Summer Institute o f Linguistics (SIL) zur Erstellung linguistischer Materialien für die meisten unbekannten Sprachen Nepals entstehen die deskriptiven Arbeiten von HARI20, bestehend aus einem onomasiologisch orientierten 13= Pahari. Diese allgemeine Bezeichnung C'Berg-Spiache") dient heute als Benennung einer Untergruppe der Indo-Arischen Sprachen, zu der auch das Nepali gehört. D ie durch die von HODGSON auf gezeichnete Wörteriiste repräsentierte Sprache ist in moderner Tenninologie am ehesten als Kumaoni zu bezeichnen. 14Heute als Variante des Bhojpuri betrachtet, gesprochen im Terai. 15HODQSON 1857. t6HUNTER 1868 17Vgl. GRIERSON 1908,406 18GR]ERSON 1 9 0 8 ,406f., der Band ist im wesentlichen von St. KONOW besorgt worden. 19GR]ERSON 1928 20HAR1 1969,1970 a.b, c, 1971 a,b 10 Glossar, einigen Texten, sowie Spezialstudien zur Phonologie und Tonologie des TukcheDialekts. Die Thakali-Lemmata in den vergleichenden Wörterlisten des SIL21 stammen ebenfalls von HARI. Sämtliche Untersuchungen des SIL befassen sich ausschließlich mit dem Dialekt derTamangThakali (bzw. der Variante von Tukche). Die einzige linguistische Arbeit, die ausdrücklich auch M aterialien des Marpha-Dialekts berücksichtigt, ist der wichtige A ufsatz von M ä ZAUDON 1978. Dort werden ca. 65 Wörter aus Marpha mitgeteilt und die phonetische Basis des Tonsystems detailliert untersucht. 1.1.3. Die sprachgenetische Einbettung des Thakali Der Linguistic Survey oflndia kann aufgrund der Spärlichkeit des seinerzeit verfügbaren Materials lediglich feststellen, daß das Thakali zu den Tibeto-Birmaniscken Sprachen gehört, eine genauere Subklassifizierung wird dort noch nicht versucht22. Bei SHAEER (1955, 196674) findet sich dann die Feststellung, daß das Thakali zusammen mit dem Gurung und Tamang (letzteres dort nach dem Vorgang von GRIERSON und HODGSON noch als Murnti bezeichnet) eine engere Untergruppe des Tibeto-Birmanischen bildet Hierbei ist bereits, bei aller Unsicherheit, die durch den auch heute noch fragmentarischen Kenntnisstand der Forschung hinsichtlich der zahlreichen tibeto-birm anischen E inzelsprachen der Himalayaregion unvermeidlich ist, das Prinzip der solidarischen Neuerungen (im Gegensatz zu gemeinsam bewahrten Archaismen) konsequent beachtet worden, so daß diese Klassifikation SHAFERs bis heute keine wesentlichen Einschränkungen erfahren hat. Es kamen lediglich einige Sprachen und Dialekte hinzu, die erst in den letzten Jahren verstärkt bekannt zu werden beginnen. Zum einen muß hier die Sprache des Dorfes Manang (östlich von Muktinäth auf der anderen Seite des Thorung-Passes) erwähnt werden, die seit MAZAUDON 1978 als sicheres Mitglied dieser Untergruppe gelten muß23. Die Vermutung von VINDING24, daß die Sprachen der in Nord-Mustang liegenden Dörfer Tangbe, Tetang, und Tsuk ebenfalls zu dieser Gruppe zu zählen sind, konnte während der Feldaufenthalte des Verf. 1992-94 voll bestätigt werden. Die vorliegenden Materialien, deren Bearbeitung in Vorbereitung ist, zeigen aber deutlich, daß es sich bei diesen Varianten 21HALE 1973 22GRIERSON 1 9 0 8 ,4 0 6 . ThSksya wird dort im Kapitel "Eastern Proaominalized Languages” behandelt, diese Zuweisung wird im T ext aber zurilckgenommen. ^ N e b e n dem erwähnten Aufsatz sind die einzigen veröffentlichten Arbeiten zum Manang die Wörterlisten von HOSHI 1984 und NAGANO 1984. ^ M itgeteilt bei MAZAUDON 1978,158 Fn. 11 ungeachtet der ethnischen Distanz der Sprecher - um Dialekte handelt, die dem Thakali (hauptsächlich den Dialekten nördlich von Tukche) so ähnlich sind, daß sie besser als Dialekte dieser Sprache zu klassifizieren sind (d.h. als "Nord-Thakali")25. Schließlich sei noch die Beobachtung M i c h a i l o w s k y s erwähnt, der die Ansicht äußert, daß das im Myagdi-Distrikt (südwestlich des Thak Khola) gesprochene Chantel möglicherweise ebenfalls dieser Gruppe zuzuordnen sei26. Eine Bibliographie der zu den Einzel sprachen dieser Gruppe, wie auch zur genetischen Diskussion, vorhandenen Arbeiten findet sich bei NlSHl 1979. Die vergleichende Bearbeitung dieser Sprachen steckt noch in ihren Anfängen, erste Ansätze zur Rekonstruktion der Grundsprache finden sich v.a. bei PfTTMAN/GLOVER 1970. Die unmittelbare genetische Einbettung des Thakali kann also wie folgt skizziert werden: Tamangische Sprachen27: « V g l. VlNDJNG apud MAZAUDON ebda: " (...) that the dialects spoken in the villages ofTangbe, Tetang, and Tshuk, north o f Tibetan-speaking Kagbeni, are close to, but differentfrom, all dialects o f Thakali 26Ebda.(Nachtrag: die Zuordnung des Chantel zur Tamangischen Gruppe kann jetzt als gesichert betrachtet werden [pers. Hinw. v. Michael Noonan, Milwaukee]). 27Die Benennung dieses Unterzweiges schwankt in der Literatur stark. Sh a f e r sprach von dem "Garung Brauch o f Bodish " , andere bevorzugen die die Einzelsprachen aufzählende Bezeichnung Gurung-TamangThakali (oder eine andere Reihenfolge). MAZAUDON 1978 spricht von der "Tamang Sub-Family Dieser Sprachgebrauch wird in dieser Arbeit übernommen, für eine Begründung vgl. das Glossar, s.v. tämah_ 12 In diesem Schema sind mögliche Subgliederungen zwischen den beiden Knoten Proto- Tamang und Thakali (d.h. evtl, nähere Verwandtschaft zwischen zwei oder mehreren der tamangischen Einzelsprachen) nicht berücksichtigt. Sie aufzustellen ist die vordringlichste Aufgabe der vergleichenden Erforschung dieses Zweiges, der unter den Tibeto-Birmanischen Sprachen der Himalayaregion ungewöhnlich gut in seiner Individualität erkennbar ist. Ansätze zur Diskussion linden sich im Glossar dieser Arbeit passim . Die weitere Einordnung des Tamangischen Zweiges innerhalb der Tibeto-Birmanischen Sprachfamilie ist problematischer. Einigkeit besteht im allgemeinen darüber, daß er als Untergruppe der Bodischen2^ Sprachfamilie anzusehen ist, deren Untergliederung (unter Außerachtlassung der zahlreichen unterhalb der terminalen Knoten aufzuführenden Einzelsprachen) wie folgt dargestellt werden kann*29: Bodisch West-Himalayisch TibctoKanauri Ost-Himalayisch Tamangisch Newari (?) Noch höhere Gruppierungen sind selbstverständlich entsprechend problematischer. Eine weitgehend der communis opinio entsprechende Einteilung findet sich ebenfalls bei DELANCEY 1987,801: ^ N a c h b o d , dem einheimischen Namen Tibets. 29Hier nach D e La n c e y 1 9 8 7 ,8 0 2 mit Eindeutschung und leichter Veränderung der Terminologie. D ies ist nur eine der zahlreichen in der Literatur diskutierten Einteilungen. Eine kritische Würdigung aller vorliegenden K lassifikationsversuche würde den Rahmen dieser A rbeit bei w eitem sprengen. Zudem verändern neu hinzukommen de sprachliche Daten laufend das B ild dieser Sprachfamilie(n). B ei dem jetzigen Stand der Forschung ist jede SubklassiGkaüon lediglich als asylum igtiorantiae zu sehen. 13 Tibeto-Birmanisch SvAAiQVU Bari sch Burmisch Karen Birmanisch Naxi (Maso) Das Schema zeigt besonders die Schwierigkeiten, die das Verhältnis der Barischen und Burmischen Sprachen zueinander bereitet. Insbesondere die Stellung des Kachin (Chingpaw) im nördlichen Myanmar ist notorisch schwer zu bestimmen (ähnliches trifft übrigens auch für das Newari innerhalb des Bodischen zu). Der oberste Knoten in diesem Schema bildet zusammen mit dem Chinesischen (bzw. der Sinitischen Sprachfamilie, wenn man die weitgehend kulturell motivierte Bezeichnung von Sprachen , wie Kantonesisch, Hakka, Min etc. als Dialekte des Chinesischen auf gibt) die Sino-Tibetische Sprachfamilie: Sino-Tibetisch Tibeto-Birmanisch Noch bei SHAFER Sinitisch 1966-74 finden sich die Thai-Sprachen als Unterzweig einer Thai- Chinesischen Gruppe dem Sino-Tibetischen subsumiert. Dies ist seither zugunsten einer Interpretation aufgegeben worden, die die Ähnlichkeiten zwischen den Thai-Sprachen und dem Sinitischen eher als Resultate jahrhundertealten Kontakts wertet. Weiteren gelegentlich vorgetragenen Versuchen, die Sino-Tibetischcn Sprachen in noch tiefere genetische Zusammenhänge zu stellen ("Dene-Kaukasisch" o.ä.), kann kaum wissenschaftliche Seriosität zugebilligt werden. 14 Die Geschichte der Subklassifizierung der Tibeto-Birmanischen Sprachen ist in aller A usführlichkeit bei H alb 1982 dokumentiert. Die beste Zusam m enfassung des Forschungsstandes hinsichtlich der Sino-Tibetischen Sprachfamilie ist derzeit DELANCEV 1987. 1.2. Zum Aufbau der Grammatik Die folgende Darstellung versucht, die wichtigsten sprachlichen Tatsachen des MarphaDialekts der Thakali-Sprache übersichtlich darzustellen. Dabei wurde nicht angestrebt, die Daten einem durchstrukturierten grammatiktheoretischen Modell anzupassen. Die Behandlung des Thakali ist insofern theorieneutral orientiert, um möglichst breite Benutzbarkeit zu gewährleisten. Ebensowenig wurde eine künstliche Theorieabstinenz angestrebt. Ergebnisse linguistischer Forschung, insbesondere fuhktional-typologischer Art wurden, wann immer das sprachliche Material es sinnvoll erscheinen ließ, zur Verdeutlichung und Erklärung der diversen Erscheinungen herangezogen. Ähnliches gilt in eingeschränktem Maße für typologisches Vergleichsmaterial aus verwandten wie unverwandten Sprachen. Der Aufbau folgt der allgemein üblichen Einteilung in Phonologie, Morphologie und Syntax, ein eigenes Kapitel für diskurspragmatische Phänomene wurde aber ausgespart. Obwohl die Darstellung, besonders im Zusammenhang mit der für das Thakali relevanten Spielart der Ergativkonstruktion, zeigt, daß pragmatische Phänomene und Prozesse in dieser Sprache eine wichtige Rolle spielen, muß einer systematischen Untersuchung dieses Subsystems eine breitere Datenbasis - die vor allem auch nichtelizitierte polylogische Texte, d.h. spontanen Diskurs, enthalten sollte - zugrundegelegt werden, als hier möglich war. Bevor dies geleistet w erden kann, sollen gelegentlich in der Form von Vermutungen vor gebrachte diskurspragmatische Beobachtungen, die sich innerhalb der Kapitel Morphologie und Syntax finden, Ansätze für künftige Forschungen aufzeigen. Es ist unter Linguisten oft schwierig, Konsens darüber zu erzielen, welche sprachlichen Phänomene innerhalb der Morphologie und welche innerhalb der Syntax zu diskutieren sind. Beide Subsysteme stehen in inniger Wechselbeziehung zueinander, morphologische Markierungen haben syntaktische Konsequenzen und umgekehrt. Der in dieser Arbeit eingeschlagene Weg beschreibt die Morphologie im Sinne eines form-to-function approach, d.h. zu vorliegender Formvarianz wird möglichst vollständig das Funktionieren der einzelnen Formen diskutiert. Umgekehrt geht die Syntax von Funktionen aus (Junction to-form approach ) und versucht, ihnen jeweils die formale Repräsentation in der Zeichenkette zuzuordnen. Eine strenge Abgrenzung beider Verfahren voneinander ist dabei kaum zu 15 erreichen. Durch diese Vorgehensweise werden einige Phänomene (wie etwa die Ergativität, Relativsätze, das Problem der Wortart Adjektiv) an mehreren Stellen der Grammatik unter verschiedenen Gesichtspunkten besprochen. Um das Maß der hierdurch verursachten Redundanz der Darstellung zu begrenzen, wurde oft von Querverweisen Gebrauch gemacht. Es wurde angestrebt, die einzelnen Phänomene jeweils durch mehrere Beispielsätze zu illustrieren, einige Beispiele mußten daher im Laufe der Arbeit mehrfach zitiert werden. Im Anschluß an die eigentliche Grammatik werden die im Felde aufgezeichneten fortlaufenden Texte, denen die meisten Beispiele in Morphologie und Syntax entnommen sind, im Zusammenhang aufgeführt. Die Auswahl des Beispielmaterials hält sich an den Grundsatz, möglichst jedes grammatische Phänomen in einem Diskurszusammenhang zu dokumentieren. Dies soll einerseits natürlich der besseren Illustration der sprachlichen Tatsachen dienen, andererseits aber auch dem Leser möglichst viel Material vorstellen, da zweifellos zahlreiche mögliche (oder gar zwingende) Generalisierungen in dieser Arbeit unterblieben sind, wichtige linguistische Phänomene unbesprochen blieben, bzw. der Aufmerksamkeit des Verf. entgangen sind etc. Auch bietet nur eine reiche Materialbasis dem Benutzer die Möglichkeit, die hier vertretenen Auffassungen kritisch zu werten und gegebenenfalls durch eine adäquatere Analyse zu ersetzen. Die weitaus überwiegende Zahl der Beispiele besteht daher - auch bereits im Morphologiekapitel - aus vollständigen Sätzen, die z.T. fortlaufenden Texten entstammen, z.T. aber auch als isolierte Einzelsätze elizitiert werden mußten. 1,2.1. Zur Verschriftung Die in der wissenschaftlichen Literatur zum Tukche-Dialekt des Thakali angewandte Verschriftung konnte aus verschiedenen Gründen nicht beibehalten werden. Zum einen machten die phonetischen Besonderheiten des Tonsystems im Marpha-Dialekt (vgl. 11.3.1.) die Markierung des ungespannten Registers durch ein dem Vokal folgendes < -h > unbrauchbar, da hierdurch irreführende phonetische Assoziationen hervorgerufen werden könnten. Die Möglichkeit, hierfür Akzentzeichen zu benutzen (etwa nach dem Vorbild des chinesischen pinyin), hätte die Differenzierung der in Marpha zu beobachtenden beiden IsJQualitäten - die hier modo hungarico durch a und A wiedergegeben werden - erschwert (die Verschriftungen des SIL - aa bzw. ä - suggerieren jeweils einen nicht vorhandenen Quantitätsunterschied). Des weiteren wurde der Grundsatz verfolgt, Phoneme jeweils durch 6in Zeichen (gegebenenfalls mit Diakritika) zu notieren, mithin auf Digraphen zu verachten, wodurch die Alphabetisierung des Glossars bedeutend erleichtert wird. 16 Zum Vergleich dieser Verschriftungen seien hier die ersten Sätze aus Text V.12. in beiden Versionen gegeben30: ra1 k i4 nä3-ri c’i 1 ca ’-pa-ri ;e4-ci 'ra 'kih naah-ri 'chi ’ca-wa-ri 'jeh-ci. ra1 öafi2-pa dam2 te!-pre je 4-ci_ 'ra cyaang-ba cyam 'the-pre 'jeh-ci. ra1 öaA2-pa-raü kju2 t‘c2-cit 'ra cyaang-ba-rang kyu the-ci. tipici2 tjan2-se fe ‘-se kju2 mrad1-« tipici tyaang-se 'the-se kyu 'mraang-ci. 1.2.2. Zu den Interlinearglossierungen und Übersetzungen A lle Satzbeispiele dieser Arbeit sind morphemisch zergliedert notiert und mit Interlinearglossierungen versehen, um größtmögliche Transparenz und Kontrollierbarkeit des Materials zu gewährleisten. Die dabei verwendeten Siglen für die jeweiligen Funktionen der grammatischen Morpheme bzw. die Bedeutungsangaben der Lexeme sind so einheitlich wie möglich gestaltet worden. So wird z.B. das Morphem -pa , dessen tatsächliche Funktionen natürlich zahlreicher sind, konsequent als VN (= Verbalnomen) glossiert, da die meisten der auftretenden Verwendungen auf diese Grundfunktion abbildbar sind, -se wurde immer als ABL/ERG glossiert, auch wenn in einem konkreten Beispiel die Instrumentalisfunktion dieses Kasussuffixes vorliegt etc. Lediglich in einigen Fällen wurden verschiedene Glossierungen vorgezogen, wenn die einzelnen Funktionen zu stark voneinander abweichen bzw. offensichtlich Homonymie (und nicht Polyfunktionalität) vorliegt (so etwa bei -lan : INF, DERIV und PRAET.INTERR). Die deutsche Bedeutung lexikalischer Verben wird stets in der Infmitivform gegeben, wenngleich das Pendant in der Basiszeile natürlich die Verbalwurzel ist. Morpheme werden durch < - > voneinander getrennt. Besteht die Interlinearglossierung eines grammatischen Morphems aus 30In der oberen Z eile steht die hier verwandte Notation, jeweils darunter eine Verschriftung nach dem System des SIL , w ie sie z.B . in HARI 1970a gebraucht wird. Dabei wurde mechanisch vorgegangen, also nicht etwa vom Marpha-Dialekt abweichende Tukche-Formen eingesetzt, sondern konsequent nur die Verschriftung angepaßt. mehr als einem Bestandteil (m.a.W. handelt es sich um ein portmanteau - Morphem), werden die einzelnen Teile der Glosse durch < . > verbunden. Da für jedes Beispiel eine solche Glossierung gegeben wurde, die eine wortwörtliche Übersetzung erübrigt, kann die freie deutsche Übersetzung der Sätze zu Lasten der eineindeutigen Abbildbarkeit auf den Thakali-Satz durch eine Reihe von Lizenzen geprägt sein. Hier wurden gelegentlich Bestandteile ein gearbeitet, die dem ursprünglichen Diskurszusammenhang (im fortlaufenden Text oder dem Verlauf des Elizitationsgesprächs) angehören. Auch wurde versucht, ein durchaus idiomatisches Deutsch zu verwenden, vgl. z.B. teptät3 saA1 mlaA2 la1 -si p'arki1 -si je4 -c i Devadatta Mund schwarz machen-CV zuriickgehen-CV gehen-PRAET Devadatta zog ein saures Gesicht und ging fort. Ein extremes Beispiel einer wortwörtlichen Übersetzung wäre etwa: "Devadatta machte einen schwarzen Mund und ging zurückgehend weg" o.ä. Ähnlich erklärt sich auch die häufige Verwendung genusspezifischcr deutscher Pronomina (er, sie, es), obwohl das Thakali keinerlei Genusdifferenzierung kennt. In solchen Fällen handelt es sich jeweils um Anaphora aus dem Textzusammenhang, bzw. bei elizitierten Einzelsätzen um die genaue Wiedergabe der vom Explorator stammenden Stimulus-Form. Die in den Interlinearglossen auftretenden Abkürzungen sind wie folgt aufzulösen: ABL Ablativ ADV COMIT Adverb Komitativ COMP Komparationskasus COND CV Konditional DAT Dativ DER Derivator, derivatives Morphem Konverb DTM Datum (eine derivationeile Kategorie des Numerale) DU DUB Dual Dubitativ ERG Ergativ HON honorifikative Form hört Hortativ, Adhortativ INF Infinitiv INTERJ Interjektion INTERR interrogativ IPV Imperativ IRR Irrealis KOP Kopula LOC Lokativ NEG Negation, negativ PART Partikel PDEM Demonstrativpronomen PL Plural PP PRAED.PART Personalpronomen; (1PL: 1. Person Plural etc.) PRAET PREFL Präteritum PROH Prohibitiv SG SUBORD Singular VN Verbalnomen Prädikativ-Partikel Reflexivpronomen Subordinator 19 II. Phonologie 11.1. Das segmentale Inventar II. 1.1. Vokalismus 11.1.1.1. Phonembestand Das Vokalsystem des Marpha-Dialekts besteht aus folgenden Phonemen: vom hinten hoch i u zentral e o tief ä a Zungenhöhe II Zungcnposition Eine Quantitätsopposition besteht nicht. Alle Hinterzungenvokale weisen gleichzeitig das Merkmal [+ gerundet] auf. Die Phoneme und ihre Realisierungen im einzelnen31:*1 31Zwischen /Schrägstrichen/ steht die phonemische Notation, die auch die Grundlage für die Verschriftung im morphologischen und syntaktischen Teil dieseT Arbeit darstellt; in [eckigen Klammem] steht die phonetische Transkription. Grundlage hierfür ist das phonetische Alphabet der International Phonetic Association in der Form, di e auf der IP A -T a g u n g l9 8 9 in K iela ls Revised International Phonetic Alphabet angenommen wurde (cf. LADEFODGED 1990). D ie Unterschiede zu dem "klassischen" IPA (vgl. IPA 1949) betreffen die folgenden Zeichen: [a] : breathy voiced vow el, d.h. Vokal mit gleichzeitiger kontinuantcr Aspiration und Senkung des Tons, im alten IPA [g] [t11] : aspirierter Konsonant, alt [th] [ü] : palatalisierter Konsonant, alt [tj] Die Zeichen für die Töne sind: ['i] : fallender Ton, phonemisch als Ton 1 notiert, in CHAO Yuen Rens tonaler Notationskonvention etwa [43] (vgl. dazu II.3.1.) [1] : steigender Ton, phonemisch als Ton 2 notiert, nach CHAO etwa [45] [-J] : tief ebener Ton, phonemisch Ton 3 , nach Cl IAO etwa [33] bzw. [22] [w]: extra hoch fallender Ton, phonemisch Ton 4, nach CHAO etwa [51] [\] : (nur in nichtersten Silben relevant): globales Abfallen des Tons zum Wortende [/] : (nur in nichtersten Silben relevant): globales Ansteigen des Tons zum Wortende Rin Punkt [.] bezeichnet die Silbengrenze (dieses Zeichen wird nicht konsequent angewandt). Es wurde grundsätzlich versucht, für jede phonetische Variante mehr als nur ein B eispiel anzuführen. D ie Beleglage ließ dies nicht in allen Fallen zu. 20 N hoher, ungerundeter Vorderzungenvokal. Die unmarkierte32 Artikulation ist [i]. [i] /m in2/ [min-1] "Name" /pin2-pa/ [pim-lbo-/] "geben (Verbaln.)" Im Silbenauslaut wird der Vokal33 leicht gelängt: li] /ki4/ [kÜ-N] "eins" /li1-!!/ [U-'tli-'s.] "hinter, nach" Unter Ton 334 entsteht - bei allen Vokalen - eine Variante, die durch ungespannte Artikulation und gleichzeitige Expiration ("breathy voice") charakterisiert is t: [ia] /tin3/ [djn-l] "Tag" /pir3-pa/ [bir-iwD-y] "fliegen" ö-] /m i3/ [mi*-l] "Mann, Mensch" /{i3/ [tH l "Haut, Fell" 32Unter der unmarkierten, oder auch prototypischen Artikulation wird hier idealisierend diejenige Lautung verstanden, die in kontextfreier Position auftritt. "Kontextfrei" bedeutet hier, da Einzelphoneme in Isolation so gut w ie n ie auftreten (einige w enige einphonem ige W urzeln ausgenommen): a) in m öglich st vielen unterschiedlichen K ontexten auftretend und b) in solch en U m gebungen vorkomm end, die m öglich st "affizienragsnentral" sind. Für Konsonanten ist eine solche Stellung die anlautende Position vor nichtpalatalem Vokal und für Vokale die Stellung in erster Silbe nicht absolut anlautend unter einem der gespannten ("clear") Töne 1 ,2 oder 4. 33D iese Regel gilt für alle phonemischen Vokale. 34Zum Tonsystem vgl. II.3.1. 21 Steht der Vokal im 3. Ton im absoluten Wortanlaut, geht ihm ein stimmhafter laryngaler Spirant voran: [fii-] /mm3/ [fii*JmU’^j "ist (identifizierende Kopula)" /im i3/ [fii'-J.mi*/*] "id., Interrogativform" /e/ mittlerer, ungerundeter Vorderzungenvokal. Unmarkiert [e], Auslautlängung und Verhalten unter Ton 3 wie bei /i/ : [e] /ten4/ [tent] “ein wenig" /’s ef-pa/ [sejlwo-\] "töten (Verbaln.)" [e-I /k t4/ [ke*N] "Arbeit" /Je 7 [le-'l] "Feld" [e] /mento3/ [men-tdo-/] "Blume" /ken3/ [gen-i] "Lotterie, Glücksspiel“ [*•] /pe3/ [be*-l] "Ehefrau" /le3/ [Ie--i] "Lohn“ [%■] /e 3/ [fie-l] "Kot (menschl.)1 22 In der Stellung vor tautosyl labischem /r/ wird /e/stark geöffnet zu [e]: [e] /je r4/ [jeiN] "gehen" fe] /per3/ [Ijer-f] "Sommer" [fiel /erkä3/ [fier-l.kav’] "Zweig" /erken3/ [fier-Lkeiv] "Regenbogen" Vgl. dagegen vor heterosyllabischem /r / : flel-rah/ [le-'f.ratjs] "Feld (Dat.)" Eine nasalierte Variante tritt in einem einzigen Morphem /-peri/ "Basis der Komparation" auf: [6] /ha1-peil/ [qo*'iweqN], auch [qi>'lwe-\] "(größer, älter etc.) als ich" Unmittelbar nach einem Vokal tritt eine Variante auf, die gegenüber der Standardartikulation weiter geöffnet ist, ohne jedoch den Öffnungsgrad von [e] zu erreichen. Dieses Allophon ist ausschließlich bei dem Affix des Genitivs /-e/ beobachtbar [?•] /hal-e/ [qü-'te-x] "ich (Gen.)" /jä‘-e/ [ja*1e*x] "Hand, Arm (Gen.)" Mel-ef [t^-Me-x] "er, sie, es (Gen.)" fk i-e / [gj,i--ie-/] "du (Gen.)11 23 /p‘o!-e/ [pbo-Me-N,] "Ehemann (Gen.)'1 /w*-e/ [ru-'He-'v] "Horn (Gen.)" W tiefer, ungerundeter Vorderzungenvokal. Unmarkiert [a]. Auslautlängung wie bei /i/: [a] A‘äm2-cä/ [^am-ldza'/"] "sie (3. PI.)" fltjäm4/ [kjairH] "Weg" [a-3 /jä1/ [ja-'ij "Hand” /kjä2/ [kja-'l] "Kopf" [a] /cänmä3/ [dzan-lma*/] "Geburt" /cärä3/ [dzanra-z*] "Wurzel” [a-] /nä3/ [na-l] "Wald" /p a3/ [ba-l] "Blatt" Sporadisch tritt eine nasalierte Variante auf, die als freies Allophon zu werten ist (in dem hochfrequenten Lexem /k ‘ajan V wirkt die Nasalierung regressiv über eine Silbengrenze hinweg auf den Wurzel vokal): [ä] /k ‘äjan‘/ [khä-'ljäi}yj "wann" 24 /a/ tiefer, gerundeter Hinterzungenvokal: Unmarkiert [d], Auslautlängung und Präaspiration wie bei /i/. [d] /nampar2/ [nDnrlljor/"] "Wind" /camV [tsoml] "Brücke” [D-] /Aa1/ [qo-i] "ich" h a 1/ [ro-l] "Ziege" [t?] /tan3/ [dpn-l] "viel, sehr" /palpu3/ [bpl-Jbu-/] "Kathmandu-Tal" [t?*] /ca3/ [dzp*-]] "Sohn" /na3/ [qp--l] "Lamatrommel" Vor dem häufigen Auslautkonsonanten35 /iV und im absoluten Anlaut fällt /a/ m it !H zusammen, ist also nicht unterscheidbar. Es treten demnach z. B. nur /-ran/ [raq] "DAT" /apäl/ [a-lwa-s] "Vater" 35Zu den m öglichen Konsonanten iin absoluten Auslaut vgl. II.2.2.2. 25 auf, nicht jedoch *[rog] oder *[t»‘1wa-]. Der entsprechende Vokal wird in dieser Arbeit mechanisch dem Phonem /a / zugewiesen36. Im absoluten Anlaut und/oder vor M/ treten demnach noch folgende Allophone von / al auf: [a] /amc'i2/ [am-1tchi-/] "Arzt (tib. Lehnw.)" /an2/ [arfl] "offen" Ca-1 /ale1/ [a^le-s] "jüngerer Bruder" /amä1/ [a-mna-s] "Mutter" [fia] /antd3/ [fian-fda*/1] "blind (nep. Lehnw.") [fia*] /ajin3/ [fia*-ljin/] "nein, ist nicht" /'as3~e/ [fia-s-l.e--*] "Gans (Gen.)" Nach dem palatalen /6 f tritt in geschlossener Silbe gelegentlich Zusammenfall mit /e / auf, so häufig bei der enklitischen Partikel /dam2/ (die Zugehörigkeit des Vokals zum Phonem /a /ist durch Lentoformen gesichert): [e] /cam2/ [tcenrl], lento [tgom-l] "emphatische Ptkl." ln mindestens dinem univerbierten Kontext wird das ursprüngliche /a / dieser Partikel zu [o] zentralisiert, im Allegrostil sogar vollständig assimiliert: M -M 36ob in diesen Positionen auch (historisches) /a / verkommt, kann evil. der Vergleich mit den verwandten Sprachen ergeben. 26 /jum 4 dam2/ [jumN^pms.] ~ |jum\dgum\] "alles" /o/ mittlerer, gerundeter Hintenzungenvokal: Unmarkiert [o]. Auslautlängung und Aspiration (nicht Präaspiration) wie bei /i/\ [o] /c'oriV [tshorj'l] "Handel" /kon2/ [kon-1] "Kleid" [o] /no2-pa/ [ijo-Iwd-/»] "kauen (Verbaln.)11 /plo4-pa/ [plo-'JwD-s] "reich sein (Verbaln.)" [o] /con3/ [dzoq-l] "jetzt" /kjon3/ [gjoq-i] "schnell" [o] k o 3/ [ro--l] "Freund" /to 3/ [[o-l] "Gemüse" Im absoluten Anlaut tritt unabhängig vom Ton [w]-Prothese ein: [qo] ~ [wo] /ol1/ [qoH] - [woh] "rot" /ontro1/ [qon'idro-N] ~ [won'tdro-^] "vorn, vor" [qo] - [wo] /onton3/ [qon-ldoQ/"] "tief1 27 /on3/ [qoQ-1] - [woq-l] "Spreu" [qo-] - [wo-] /opär3/ [qo'-lbary] ~ [wO'-lbaiv] "Geschenk" Ähnlich wie /e / wird auch /o/ vor tautosyllabischem M stark geöffnet: Co] /sor2-ci/ [pord.dgi*/"] "entkommen, entfliehen (Prät.)" fe] /kjor3/ [gjor-l] "Bewässerungskanal" Vgl. dagegen vor heterosyllabischem M : /por3-o/ [pO'-l.rov'1] "tragen, bringen (Ipv.)" /lo3-ri/ [lo-'lri-/"] "Jahr (Lok.)" Inf hoher, gerundeter Hinterzungenvokal: Unmarkiert [u]. Auslautlängung und Aspiration (nicht Präaspiration) wie bei /iA /tu f-c i/ [thur-/ld^i'/] "berühren, anfassen (Prät.)" /sun1/ [suifl] "Mund" [u-] /cu2/ [tsu'd] "dieser" /cakü2/ [tsD-iku-y] "Messer" [u] /m m 3-pa/ [rum-tbü-/"] "lang sein (Verbaln.)" 28 /kam 3/ [gum-i] "Mitte, Zwischenraum" [y] Mu3/ [gu*-l] "sich setzen (hon.)" Nach dem palatalen Kontinuanten ///wird hü stark nach vom verschoben: [y] - M /jum 4/ [jym\] ~ [jumN] "ganz, alle" /jurapä2/ [jynrlba*/] - [jumiba*^] "Stein" [y] /jal3/ ljyl-l] “Dorf1 Im absoluten Anlaut tritt, ähnlich wie bei /o/, Prothese ein, jedoch regelmäßig schwächer als dort: [qu] /uhkju2/ [qug'lkjuv*] "Fluß" [iju-] Ai2/ [qu-'l] "Höhle" Regelmäßig vor dem Konditionalismorphem /-jansei tritt eine stark nasalierte Variante auf: [«■] /m u^janse/ [mü*'tjaqse-\] "wenn ist" IL1.1.2. Diphthongähnliche Sequenzen In einigen Lexemen tritt die tautosyllabische Kombination Vokal + /j/ auf. Bezeugt sind die Sequenzen: 29 /atf [aj] /cfaj3-si/ [ts^aj-lgi'/] "kämpfen (Konv.)" /p'aj1/ [p^aj'l] "Eisen11 Ähnlich wie in der Stellung vor /n/ scheint auch vor /j/ die Opposition /a/ : fä/ aufgehoben zu sein37. Auch hier wird deshalb mechanisch das Phonem /a/angesetzt /ej/ [ej] /sef-pa/ [sej'lwD-N] "töten (Verbaln.)" /oj/ [oj] /koj4/ [kojsl] "Lied11 /uj/ [uj] - [uj] /p u f-si/ [puj'l^i-\] - [pufigi-N]1tragen (Konv.)" /u j}-si/ [quj'Hihs] ~ [quj'lgi-s,] "stoßen (Konv.)" /p iij^si/ [phuj'i?i-\] ~ [phuj'i|i-s.] "blasen (Konv.)" Einer Interpretation dieser Lautfolgcn als monophonematische Diphthonge stehen folgende Tatsachen im Wege (nach abnehmender Wichtigkeit geordnet): a) allen einfachen Vokalen können tautosyllabische Konsonanten folgen. Dies ist bei den f\! - haltigen Lautfolgen nicht der Fall, d.h. /]/ ist in diesen Kombinationen stets als silbenschließender Konsonant und nicht als Bestandteil des Silbennukleus aufzufassen, 37Füt eine eindeutige Aussage hierzu fehlt eine ausreichende Zahl von Beispielen. 30 b) folgt der /j/ - haltigen Lautfolge ein Vokal, bildet /}/ den Anlaut der folgenden Silbe38: /k'uju 2f Pchu-/l.ju-/], nicht * [khuj'1.u*^] "Greisin" /koj4-e/ [ko-'tje-s.], nicht ♦[koj'J.e-s] "Lied (Gen.)1' c) diese Lautverbindungen sind nicht sehr häufig, sie könnten daher bestenfalls als marginale Phoneme des Thakali-Lautsystems angesehen werden. Es kann daher angenommen werden, daß den erwähnten Lautgruppen kein monophonematischer Status zukommt, mithin Diphthonge nicht zum phonologischen System des Thakali gehören39. 11.1.1.3. Minimalpaare Der Phonembestand kann durch folgende Minimalpaare illustriert werden: /a/ : iü Ohr nä3 Wald gehen pra1 Mehl Fleisch Sä1 Shah (PN) ta2 Pferd tä2 was ta3- zerreißen to3 Gemüse Aa3 Lamatrommel Ao3- braten ra3- klug sein ro3- helfen la1- machen lo2- warm sein ca2 jener cu2 dieser ca3 Sohn cu3- kochen k'a1- kommen kV - stehlen na3 4 pra - 38Zu den Prinzipien der Sytiabifizierung vgl. 11.2.1. 39In Fremdwörtern aus dem Nepali kommt die Kombination /au/ [au] vor, vgl. /äau2/ [cau-1] "Apfel" < nep. "id.n. D ie Seltenheit dieser Lautfolge und ihre ausschließliche Beschränktheit auf Fremdwörter erlaubt aber nicht den Ansatz von Diphthongen für das Thakal i-Lautsystem. 31 ra Ziege ru Horn k 1- machen le1 Feld Sa1 Reisch se1- reden pra3 hundert pre3“ aufgeben ta2 Pferd te2 jener -ra DAT -ri LOC ca3 Sohn ci3- beißen ka3 Sattel ki3 du la1- machen li1- kaufen tragen no4 Knoblauch pä4 Bier, Chang po4- reifen U2 was io 7- tanzen p‘d2- bezahlen p‘o2 Bauch jrf1 kk1 Hand, Arm ju1 kk1- Prädik. Part. Hals kjd2 Kopf kju2 Wasser tragen nu4- schlafen gehen (INF) je4-lan lei hl tot hl stehlen lei jäMan gehen (Prät. Interr.) pä3 Blatt pe3 Ehefrau rä2- weben re2- aufstehen ttl Proh.-Part. t'e1 er, sie, es ma3 Schwiegersohn mi3 Mensch nä4- tragen ni4 zwei pä3 Blatt pi3- sagen pla4 Curry pü4 vier plo4- reich sein plu4 Same N Ai/ Il 32 fol : k‘01 kommen (Ipv.) k‘u - stehlen no4 Knoblauch nu4- schlafen to2- dreschen tu2 Vagina lo1- lesen, lernen le1 Feld ^o2- tanzen se2 Reis (hon.) to2- dreschen te2 Pron. Dem. ko3 Dolch ki3 du plo4- reich sein pli4 vier kon2- anziehen kin2- nehmen no4 Knoblauch ni4 zwei mu1 Himmel me1 Pfeil tu2 Vagina te2 Pron. Dem. ku2 neun ke2 Lärm tu4 sechs te4 Hälfte imu3 KOP imi3 KOP (interr.) mu1 KOP mi1 Feuer su2 nu4- wer si2 Sand schlafen ni4 zwei ke4 le1 Arbeit Feld ki4 eins H1- kaufen me Schwanz mi1 Feuer pe3 Ehefrau pi3- sagen Id fol : in lüf : Id lul : N Id : /i/ 33 If.1.2. Konsonantismus II.1.2.1. Phonembestand Das Konsonantensystem enthält folgende Phoneme: Verschluß bilabial alveolar retroflex P t t asp. Verschluß t Affrikata C asp. Affrikata c{ Spirans/Liquida s Nasal m palatal velar lateral k k‘ C r ¥ 1 n Halbvokal 4 A \___ 1___ Die Phoneme und ihre Realisierungen im einzelnen: !p/ bilabialer, stimmloser, nichtaspirierter Verschlußlaut: Unmarkierte Artikulation [p]: [p] /pä4/ [pa*N] "Hirsebier, Chang" /prä7 [pra-V] "Mehl" Im Anlaut von Silben mit Ton 3 tritt ein stark leniertes Allophon (Media Lenis) ein40: [b] /pale3/ [brn-lle*/"] "Bein, Fuß" ^Entsprechende Lexem e wurden von den Informanten häufig spontan unter Verwendung der DevanagariZeichen <Vf> oder < « > (entsprechend auch für die übrigen Artikulationsorte) verschriftet EUr die Sprecher ist also der phonetisch stimm hafte Charakter hier relevant. D ie phonologische A nalyse ist dagegen nirgends zum Ansatz stimmhafter Verschlußlautphoneme für das Thakali gezwungen. 34 /p ii3-pa/ [bjr-lwD-/] "fliegen" Ein ähnlicher Lenierungsprozess ist nach stimmhaften Konsonanten automatisch. Im Falle eines vorangehenden homorganen Nasals ist die Ausgabe ein stimmhaftes Allophon: [bl ilim 2-pa/ [yim'lbD*/"] "wohlschmeckend" /nim 2-pa/ [nlim-lbti-/] "alt (von Sachen)" Zwischen tiefen Vokalen41 geht die Lenierung bis zum bilabialen Approximanten: [w] /apdV [a-'iwa-x] "Vater" /lal-pa/ Od^ wo-n] "machen (Verbaln.)" Sie tritt nie ein in der Umgebung zentraler oder hoher Vokale: /lopen2/ [lo-'lpen/11] "Lehrer", nicht *[lodwetv] gelegentlich aber [lo-dben]. !p‘f bilabialer, stimmloser, aspirierter Verschlußlaut. Unmarkiert [p^J. tP*1] fp’o p t1/ [p*Io*'ibe'\] "Verwandter" /p‘ämar1/ [pha-slmDr\] "Nordwind" 41Für diese weitestgehende Lenierung von /p/ scheint die Qualität des folgenden Vokals relevanter zu sein, als diejenige des vorangehenden. D ie Materiallage erlaubt hierüber noch keine endgültige Aussage. Erwähnt sei hier, daß die extrem große Textfrequenz des Morphems /-pa/ "Verbalnomen" zusammen mit der Tatsache, daß die Mehrheit der Verbalwurzeln auf Vokal auslautet dazu führt, daß [w] einer der häufigsten Laute des Marphatan Thakali i s t Es ist jedoch überall als Allophon des Phonems /p/ zu verstehen. 35 Im Allegrostil wird /p7 in allen Stellungen häufig spirantisch (meist bilabial, aber auch labiodental) artikuliert. Diese Aussprache wird besonders von jüngeren Sprechern präferiert, weshalb zur Erklärung die analoge Erscheinung des Nepali wohl heranzuziehen ist: m - m /p‘0 1/ [$0 ^] ~ [fo-1] "Hirsch" /p‘erah2/ [<f>e-'lrai]/"] - [fe^raq/] "auf, oben" Iml bilabialer Nasal: Unmarkiert und in allen beobachtbaren Stellungen42 [m]: [m] /m e4/ [me*N] "Kuh" /amä1/ [a-lma-s] "Mutter" /(/ alveolarer, stimmloser, nichtaspirierter Verschlußlaut: Unmarkiert [t]. Lenierungserscheinungen weitgehend wie bei fp(, eine spirantische Variante oder gar ein Approximant sind allerdings nicht möglich: W /ta2/ [ttM] "Pferd" /tin4/ [tin-J] "Haus" Ed] /toto3/ [do--ldO'/| "bis" /tanäna3/ [^pUna-nüv"] "viel, sehr" 42/m/ ist auch gegen die Palatalisierung, der viele Konsonanten vor fti erliegen, resistent: *[mjil] ist nicht bezeugt. 36 Auch hier geht die Sonorisierung bei vorangehendem homorganen Nasal am weitesten: Ed] /mento3/ [men-ido-^] "Blume“ f t f alveolarer, stimmloser, aspirierter Verschlußaut: Unmarkiert und in allen beobachtbaren Stellungen [th]: [th] AeV [the-'l] "er, sie.es" /t‘o l-pa/ [tIN>'lwa*\] "groß" fcf alveolare, stimmlose, nichtaspirierte Affrikata: Unmarkiert [ts]. Lenierungserscheinungen wie bei M [ts] /ca1-/ [tso-'-l] "essen" /ca2/ [tsu-'i] "dieser" [dz] /caj3-/ [dznj-l] "tun, machen (hon.)11 /cori3/[dzoq-l] "jetzt" [dz] /im in2-cä/ [mrin-ldza-/"] "Frauen" /kon2-cäZ [kon-ldza-/"] "Kleider" 37 Vor vorderem Vokal (am deutlichsten vor /i/, aber auch vor /e /) tritt starke Palatalisierung ein. Daß hier aber keine komplette Neutralisierung des phonemischen Kontrastes /c / : 161 stattfindet, beweisen Lentoformen43: [tc] /cimpa2/ [teim-ibD-^] "Leber" (lento [tsinUbm/] ) fcinf-ci/ [tcinldgi^] "ergreifen (Prät.)" W?] /cin3-ci! Edgm-Id?i-/] "beenden, zuende sein (Prät,)" /ci3-ci/ [d$i<-ldzi</] "beißen (Prät.)" 161 alveolare, stimmlose, aspirierte Affrikata: Unmarkiert [ts*1] , keine Lenierungserscheinungen44, Palatalisierung wie bei hh [tsh] /c‘a J-pa/ [tshi>'1wD>\] "heiß sein (Verbaln.)" /c'opa1/ [tsho-dwD\] "Clan, Großfamilie" [teh] /c‘i 1/ [tchi-'l] "Gras" /c'ikä2/ [tchi-1ka*/| "Gerste" 43Unter Lentoformen werden hier grosso modo alle besonders sorgfältig, in verdeutlichender A bsieht gesprochenen Formen verstanden, z.B. beim rezitationsähnlichen Vortrag, bei Nachfragen des Explorators, gelegenlich wird auch die spontane Verschriftung eines Informanten als Lentoform gewertet (so z.B. wenn einer Aussprache [qH] die Verschriftung < f ö > statt <fVl> zugeordnet wurde, o,ä,). ^Aspirierte Verschlußlaute sind weitestgehend auf den Silbenanlaut beschränkt und treten nicht zusammen mit Ton 3 (oder 4) auf, vgl. dazu 11.2.2.2. 38 In! alveolarer Nasal: Unmarkiert [n]. Vor /i/w ird /n/stets stark palatalisiert: [n] /nu4~pa/ [nu-\wn-\] "schlafen (Verbaln.)" /n a*-pa/ [myiWD'S.] "krank sein (Verbaln.)“ [nl] /nim u1/ [nii-'lmu^] "Ratte" Immä1/ [nÜ*'ima-\] "Vogel" Vor Verschlußlauten wird /n / regelmäßig zum homorganen Nasal: [q] /m rin k o lä 2/ [mriq-lkola*/"] "Mädchen", vgl. / tn rin 2f "Frau" [m] /kin2-pa/ [Wim-ibD-/*] "nehmen (Verbaln.)", vgl. /kin2o / "id. (Ipv,)" M /m o n te 3/ [munJ^e-/] "Mitternacht", vgl. /m u n 3/ "Nacht" Isl alveolare, stimmlose Spirans: Unmarkiert [s]. Palatalisierung wie bei /cf, Lenierung unter Ton 3. M /saV [sD’l] "Boden, Erde" /som 2/ [sorrrt] "drei1 39 [e] Jsil-pa/ fei-'iwD-y] "sterben (Verbaln.)" /sipjä1/ [ci-1pja*\] "Hügel" Die Lenierung unter Ton 3 tritt nur zusammen mit der Palatalisierung, d.h. nur vor /i/ auf: [?3 /sitan3/ [gü-ldaq/] "zornig" Vor /o/z.B. tritt keinerlei Lenierung ein. Eine Variante [z] oder [z] wird nie artikuliert: /so3-pa/ [so*-Iwd>/*] "anfertigen, herstellen (Verbaln.)" Itl retroflexer, stimmloser, nichtaspirierter Verschlußlaut. Unmarkiert [(]. Lenierung wie bei /£/, keine Palatalisierung: m /tu l-si/ [|xHgi>\] "sitzen (Konv.)" /tara1/ "Stern" [<fl /tinte3/ [djrUcJe-/] "Mittag" /tuntu3/ [ctuqJtlu-^] "Tier” lif apikaler, stimmhafter Vibrant. Unmarkiert und in den meisten beobachtbaren Stellungen [r]: W /ru1/ [ru*sl] "Horn" /tar2/ [tDrl] "weiß’ 40 In der Stellung unmittelbar nach anlautendem fm f tritt eine deutlich schwächer artikulierte Variante auf, die nur einmal angeschlagen wird (tap bzw .flap ) [r], bisweilen sogar retroflex artikuliert wird [r]: M ~ [r] /mrin2/ [mrin'l] ~ [mpn-l] "Frau" /ra r^ -c i/ [mrarj'ld?i-\] - [mt;ar|'ldgi-sI] "sehen (Prät.)" /// apikaler, stimmloser Vibrant/Frikativ. Dieses Phonem tritt sehr selten (und dann nur im Lexemanlaut) auf. Sein phonematischer Status ist hingegen durch Minimalpaare gesichert. Die Artikulation schwankt stark: M -rn - W 5 ffn 2/ [gu-4] /faü2-si/ - [Ju -d ] ~ ljgu-4] " F a d e n " ~ [faqlji-y"] ~ [igarflgi*/’1] "anschwellen (Konv.)" /kl velarer, stimmloser, nichtaspirierter Verschlußlaut. Unmarkiert Pc]. Lenierung und Palatalisierung wie bei /c / : [kJ /koj4/ [kojvl] "Lied" /kan V[korii] "gekochter ReisH In lediglich einem (häufig belegten) Lexem zeigt sich Sonorisierung von Ik/zwischen Vokalen bis zu [g], bei einigen Sprechern sogar Spirantisierung bis zu [y]: 4^Diese Notation ist ein typographischer Behelf für den Laut des tschechischen <i> 41 [g] - [y] /näka / [na-'lga*\] - [na-'iya-N] "Huhn" [g] /ko3-pa/ [go--lwo-/] "verstehen (Verbaln.)" /kaA3/ [gpq-l] "Berg" [^] t.km3-ci/ [ f in-ld^i-/"] "nehmen (Prät.)" /ki4/ [k^i-sl] "eins" Lenierung und Palatalisierung gleichzeitig ist häufig: [gj] /ki3/ [gij -l] "du" /kitan3 [g|i-ldaq/*] "Zeit, Zeitpunkt" Ik'l velarer, stimmloser, aspirierter Verschlußlaut. Unmarkiert [kh]. Sonorisierung ist bei Aspiraten nicht möglich, Palatalisierung tritt nicht auf: [k1*] /k'a‘-pa/ JV'd-'Iwd-n] "kommen (Verbaln.)" /k'oki1/ [kho*'tgi-\] "Husten" Ausschließlich nach der Negationspartikel /a3/tritt die homorgane Spirans als Allophon ein: [x] l a3 k'al-pa/ [a--IXD-'1WD'\] "kommt nicht" 1 42 jnl velarer Nasal. Unmarkiert und in allen beobachtbaren Stellungen [q]: M /na4/ [qo-N] "fünf1 /mlaA2/ [mlaq-1] "schwarz" Im Auslaut einiger grammatischer Morpheme (kaum im Auslaut wurzelhafter Lexeme) zeigt sich eine bemerkenswerte Instabilität des Phonems /n/ , die dazu führt, daß viele Affixe in zweifacher Form auftreten. Eine phonologische Umgebungsbedingung für diese Alternation konnte nicht ermittelt werden, weshalb diese Schwankung auch in der phonologischen Notation berücksichtigt wurde. So finden sich etwa p'era2 neben p'eraA2 "auf, Uber (Postp.)" -ra neben -ran "DAT" -la neben -Jan "INF, PRAET.INTERR“ Im allgemeinen treten die Formen mit erhaltenem l-n I häufiger auf. /<f/ palatale, stimmlose, nichtaspirierte Affrikata. Unmarkiert ftc], Lenierung nicht beobachtbar, da entsprechende Kontexte im vorliegenden Korpus nicht Vorkommen: [te] /&ä2-pa/ [tca*'lwD-/"] "suchen (Verbaln.)" Ij / palataler, stimmhafter Approximant J£S- Unmarkiert und in allen beobachtbaren Stellungen [j]: 43 m /ju*-pa/ Eju-*iWD>\] '‘herabkommen (Verbaln.)" /ja 1-pa/ [ja*VwD*\] "gehen (Verbaln.)" 11/ lateraler, stimmhafter Kontinuant. Unmarkiert [1]. Unterliegt gewöhnlich einer nur schwachen Palatalisierung vor /i/ und /e/, die aber unter Ton 3 sehr stark ausgeprägt ist: m /lun2-si/ [lurj-tziv*] "verbrennen (Konv.)" /la!-sj/ [lo-'izi*\] "machen (Konv.)" m /li3-pa/ [l{i--iWD-/] "schwer sein (Verbaln.)" fliese/ [l>i-'lse>\] "hinter" ffl lateraler, stimmloser Frikativ. Unmarkiert und in allen beobachtbaren Stellungen ffl: ffl /la -c i/ [ki'vld^i'\] "weifen (Prät.)" /ia V [iD-'t] "Gott, Götterbild" 44 II. 1.2.2. Minimalpaare46 k k‘ d 6 r t c c‘ il P P‘ r f 1 i jf S k 0 1 1 21 12 12 7 1 1 1 1 14 12 7 i 21 1 1 l i k‘ 1 0 1 21 20 1 18 1 1 1 1 18 20 6 i 21 1 1 i i d 1 1 0 19 23 1 19 1 1 1 1 6 i 1 l l i 19 3 7 19 £ 21 21 f 12 20 23 21 0 t 12 1 f 7 18 19 19 c 1 21 19 0 1 1 7 t 21 21 19 21 4 4 9 16 1 1 16 19 21 1 1 1 12 12 0 19 0 IQ i 6 7 21 1 17 16 0 11 1 1 1 1 1 8 22 i 1 1 11 8 10 5 1 16 20 20 21 19 12 7 19 10 6 22 18 11 16 21 22 0 21 16 14 11 7 8 11 1 13 1 16 l 1 1 18 19 14 4 1 1 18 1 1 4 1 1 11 17 11 O 9 14 11 15 1 1 p 1 1 1 9 16 1 9 0 14 9 p’ 14 18 6 14 1 14 0 m 12 20 3 3 20 8 10 16 13 11 9 j 7 6 6 7 20 7 6 1 1 7 20 7 11 5 21 21 S 8 r 1 / 21 21 7 1 1 1 1 19 1 i 1 1 1 1 I f 1 1 1 19 1 1 s 1 1 1 4 22 1 1 k k‘ n £ f t 11 1 1 18 20 20 8 20 0 11 14 11 6 20 18 20 20 O 8 8 1 0 l 1 1 10 21 10 11 1 16 18 11 1 10 0 i 1 1 1 1 1 1 11 1 1 0 1 1 1 1 1 1 19 11 6 1 10 1 l 0 1 21 13 1 1 14 14 1 21 1 l 1 0 t f 1 i s s 10 1 6 14 0 15 15 7 15 1 14 7 21 1 1 1 16 1 1 l 14 1 1 19 18 6 l 11 l c1 n 19 19 4 t' c c’ n p p* m j (1) p a f- dünn sein c'a1- heiß sein ra1 Ziege ^ D i e Z ahlen in d e n Feldern an den Kreu/.ungspuukten geben die N um m er desjenigen M inim alpaares (-tripeis etc.) an. das d en jew eiligen K ontrast illustriert. Z.B. bedeutet "21" am K reuzungspunkt der K olum ne 6 und der Z eile k , d aß d er phonem ische K ontrast sub "21" in der nachfolgenden M inim aloppositionenliste exem plifiziert w ird, im gegebenen F alle d urch du2 "zehn" vs. ku2"neun". Ist ein Feld frei, bedeutet dies, daß im vorliegenden K o rp u s k ein k lares M in im alp aar vorliegt, m eist sind d ie beteilig ten Phonem e allerdings artikula torisc h hinlänglich verschieden, so daß ein e etw aige Zuordnung z u dinem Phonem nicht in Frage kom m en kann. 45 werden Zahn k ‘a na1 ca- kommen Nase essen ia 1 Fleisch ka Prädikativpartikel ich na1 Ja1ia - machen ta!- verwunden spucken (2) ta2 Pferd üa2 Osten (3) dt? Tee mä3 Schwiegersohn (4) c‘am2 Körperhaar cani2 sam2 auch Herz nam2 Regen (5) 3 Sohn klug sein m u l jd1 Prohibitivprafix Hand * #j sa Name der ggw. nepal. Dynastie nä1 Seite, Ufer (7) ti2 was vä2- weben schauen 46 jä2 p ‘ä2- Yak U 2kä2 schneiden bezahlen Blut (8) maA2 taA2 ran2t‘an2 can2 Schneeleopard Topf schwellen Geruch Norden (9) pä3 nä3 mä3 6ä3 Blatt Wald Schwiegersohn Tee (10) m e1 Schwanz te l le1 fe 1 äe1- er, sie, es Feld Rippe sich unterhalten (11) me2ie 2 ne2 c‘e2 re2le2 fragen t'e2- hören Laus und Buch aufstehen Zunge (12) me4 te te ke Kuh herausnehmen Hälfte Arbeit 47 (13) ■I IW f.l CI si1- Feuer Gras sterben (14) pi2pf m2 c*i2si2 ki2ni2 verlassen Rinde Auge niesen Sand brechen wir beide (15) y- gehen P^ na4- Bier, Chang tragen (16) pi■3ci3U3ti3 mi3 sagen beißen schwer sein Haut Mensch (17) cin3nin3- beenden fürchten (18) t'o1c‘o ’k ‘o1 p‘o ! TO1lo1- groß sein fett sein kommen (Ipv.) Hirsch klingeln lesen (19) p‘02 Bauch 48 to2 dreschen t‘o 2 Speichel 101- tanzen n o 2- kauen do2 Fingerring warm sein 102(20) m u‘ sein tu 1- sitzen m1 kfü1- Hom P 1- herabkommen stehlen (21 ) cu2 SU 2 dieser wer da2 zehn tu 2 Vagina k b 2- waschen ka neun fu 2 Faden tu 2 Mist ( 22) tun2- schließen lu n 2- verbrennen t'uri2- trinken c u n 2- verkaufen (23) A o3- braten to 3 Gemüse 49 II.2. II.2.1. Phonotaktik Silbenstruktur Jede Silbe des M arpha-D ialektes w eist eine der folgenden S trukturen auf47: V /a=ön1/ "älterer Bruder" Ai2/ "Höhle" /kju4- e / "Schaf (Gen.)" /m u= a/ "Kopula (Intenr.)" VC /ol1/ "rot" Ain-kju2/ "Fluß" /on=tro1/ "vor, vom” /an2/ "offen" CV /ko=M2/ "Kind" 4 > i= W / "Gesäß" /se /= a '/ "töten (Prät.)" fi‘un2—pa=lan/ "trinkbar, Getränk" 47In den nachfolgenden Beispielen zeigt < -> die Silbengrenze an, nicht etwa die Morphemgrenze, die in dieser Arbeit durchgehend mit <-> markiert wird. 50 cvc /öan2=pa/ "klein sein (Verbaln.“ /nam=par2/ "Wind" /k \i2= lm / "waschen (Prät.-InteiT.)" /ca!=pa=/ari-cfl/ "Speise (Plur.)" ccv /prä*=cä/ "Berg (Plur.)" /kja4=pte/ /da=pü2/ "Ziege (Komit.)" "vierzehn" /a3=mle2=ci/ "vergessen (Prät-Negat.)" ccvc /m/ari1/ "schwarz" /a3=mranl=ci/ "sehen (Prät.-Negat.)" /amn=ko=M2/ "Mädchen" /kjäm4-cä / "Weg (Plur)" Die Determinierung der Silbengrenze geschieht nach folgenden Prinzipien: a) aus dem Fehlen von Diphthongen folgt, daß zwei im Diskurs aufeinanderfolgende Vokale verschiedenen Silben angehören. Der (künstliche) Satz ria]-e u2 a3 imu3 "Es ist nicht meine Höhle" besteht mithin aus sechs Silben: /na ‘=e=ü2=a3=i3-m u / 51 Das unmittelbare Aufeinanderfolgen von Vokalen ist im Thakali aber der Ausnahmefall. Es begegnet natürlich an der Wortgrenze, ansonsten tritt es gelegentlich m it dem Interrogativsuffix -a und sehr häufig mit dem Genitivaffix -e auf. In den meisten Fällen hingegen stehen ein oder mehrere Konsonanten zwischen den einzelnen Vokalen. b) eine Lautfolge VCV innerhalb eines Wortes48 wird automatisch in die Silbenfolge V=CV aufgelöst: /surfJ-e/ -» /$u =äei "Mund (Gen.)" /kon2-e/ —» iko2=nei "Kleid (Gen.)" Phonetische Indizien für diesen Prozeß sind folgende Gegebenheiten: a) die Vokalphoneme /e / und io/ zeigen vor h i nur dann die stark geöffneten Varianten [e] bzw. [o], wenn dem h i kein weiterer Vokal (innerhalb der Wortgrenzen) folgt, d.h. in tautosyllabischer Stellung49, ß) alle Vokalphoneme zei gen in si lbenauslautender Stellung eine leicht gelängte Variante50, die auch dann auftritt, wenn die Wurzelsilbe (etwa bei Antritt des Genitiv-Affixes /-e i ) erst durch Resyllabifizierung offen wird. Beide Phänomene können durch folgende Beispiele illustriert werden: ijer4/ [jeM] "gehen" vs. /p‘erafi3/ [phe-i.rai]/] "oben, auf" H ot2/ [corl] "entkommen" vs, ijo4-roi [jo^.ro.\] "gehen (Ipv.)" c) bei einer Lautfolge VCCV liegt die Silbengrenze in der Regel zwischen beiden Konsonanten (VC=CV). Indizien hierfür sind einerseits das Ausbleiben der in offener Silbe zu erwartenden Längung des ersten Vokals, andererseits die Tatsache, daß Doppelkonsonanz im ^ D -h . innerhalb eines Lexems, oder einer Verbindung aus Lexem + Suffix; zur Begründung des Konzepts "phonologisches Wort" vgl. 113.1. 49Vgl. oben I I .l.1.1. 50V gl.obenII.L L L 52 absoluten (d.h. Wort-) Auslaut niemals vorkommt. In den meisten Fällen liegt zwischen beiden Konsonanten auch die eindeutig bestimmbare Morphemgrenze: /ram3-pa/ [rum-l.bD-^] "lang" /m rm ’-si/ [mrarfi.^i-s] "sehen (Konv.)’1 /mrin2s e / [mrin'l.sev*] "Frau (Eig.)" Fälle, in denen die Silbengrenze vor der Konsonantengruppe anzusetzen ist (V=CCV), entstehen durch den A ntritt des Komitativsuffixes -pre . In dieser Position w ird wurzelauslautender Vokal gelängt: /su2-pre/ [su*/l.pre-/'] "wer (Komit.)" Ma^pre/ [i}D-'t.pre‘\ ] "ich (Komit.)11 Dieses Verhalten wird einerseits dadurch begünstigt, daß die Konsonantenfolge /pr/ auch im absoluten Anlaut möglich ist, gibt aber andererseits einen Hinweis auf die relativ rezente Grammatikalisierung des Komitativaffixes51. Nach konsonantisch auslautenden Wurzeln entsteht durch den Antritt dieses Suffixes eine Gruppe von drei Konsonanten52, die in analoger Weise syllabifiziert wird (VC=CCV): /mrin2-pre/ [mrin-i-pre-/] "Frau (Komit.)" 11.2,2. Phonemverteilung 11.2.2.1. Vokale Die Vokalphoneme des Thakali unterliegen nur geringfügigen Kookkurrenzbeschränkungen hinsichtlich ihrer konsonantischen Umgebung. In der Stellung vor /ri/und im absoluten Anlaut 51V gl. das Auftreten einer reduplizierten Variante mit Eigenton prepre1 in adverbialer Funktion "zusammen", vgl. in. 1.3.2. 52Filr vereinzelte weitere Fälle von Breifachkonaonanz bei Nichtlehnwörtem vgl. II.2.2.2. 53 ist die Opposition zwischen /a / und W neutralisiert53, ansonsten treten alle Vokale vor oder nach den meisten phonemischen Konsonanten auf. Hierfür gilt lediglich die Einschränkung, daß ein Teil der Konsonanten im autochthonen Wortschatz auf den Silbenanlaut beschränkt ist, mithin die Position unmittelbar davor von keinem Vokalphonem eingenommen werden kann54. Alle Vokale außer /& können im absoluten Anlaut, im Inlaut, sowie im absoluten Auslaut lexikalischer Morpheme erscheinen. /a / A nlaut Inlaut Auslaut aca1 "älterer Bruder" Caca3 "Junges“ "Vater" nakju1 "Hund" nampar2 "Wind" na1 — näpran1 "Fliego" nälila1 "morgen" koM2 "Kind» nä3 "Wald" apdJ m "ich" /e / erkä3 "Regenbogen" erkin3 "Zweig" mento3 "Blume" ceme4 “Stüde" mlc3 “Penis" ke "Arbeit" /i/ imu3 "Kop." mm3 "Hindu" min2 "Name" piktin1 "Gesäß" ki3 "du" pH4 "vier" foi ol' "rot" ontro1 "vor, vom" n o k a r 1 "Kat2ß" c‘okote1 "sehr" p‘01 W3 iüi unkju2 "Fluß" uni1 "früher" puki2 (fuku2 CU2 nu4 "Schlange" "Öl, Fett" "Ehemann" “Freund" "dieser" “K noblauch1 Selektionsbeschränkungen hinsichtlich in aufeinanderfolgen Silben eines Lexems zulässiger Vokale, die etwa der für das nahe verwandte Tamang beschriebenen "Vokalharmonie" entsprächen55, lassen sich für den hier untersuchten Dialekt nicht feststellen56. 53Vgl. o b e n ll.I .I .l. ^ D e n n o c h finden sich einige B eispiele im ans dem Nepali entlehnten Teil des Lexikons. 55Vgl. MAZAUDON 1973, U Sf. Das phonologische System des Taraang verlangt, daß in nichtkom ponierten, nichtentlehnten L exem en " ... ä l'ex ce p tio n des combinaisons avec a , les voyelles appartenant (sic) h deux syllabes successives doivent etre soit de meine degrd d'aperture, soit sßpardes par plus d 'u n dcgr€ d'aperture." 54 II.2.2.2. Konsonanten Die konsonantischen Phoneme des Thakali weisen im Unterschied zu den Vokalen deutlich eingeschränktere Verteilungen auf. Im absoluten Anlaut lexikalischer Morpheme können alle Konsonanten erscheinen, die Zahl der möglichen Phoneme nimmt dann zum Lexemende hin ab: fk/ Ausl.: kan1 "gekochter Reis" naku2 "Knochen nur LW, e.g. rnalak1 "Welt"<nep. Anl.: k ti1 Anl.: Inl.: /k V "Suppe, Curry" Inl.: Ausl.: nur LW, e.g. purkan1 "Verbrennungsplatz" < Must.-Tib. Anl.: no3-pa taranä2 tüA4 "braten (Verbaln.)" öaA2-pa k a ä i1 "klein sein (Verbaln.)" /«/ Inl.: Ausl.: Anl.: Inl.: Ausl.: "Fisch" "Baum“ "wie" — /( / Anl.: to3 "Gemüse" Inl.: tuntüJ "Tier" Ausl.: nur LW, e.g. c'urot1 "Zigarette" < nep. (ibid. 119). D.h. Kombinationen w ie e-e, e-o, u i, e-a sind möglich, während z.B. e-i, o-u, i-e, u-o nicht Vorkommen können. ^ E s soll aber nicht ausgeschlossen werden, daß künftige Forschungen diesen Befund relativieren können. D ie wichtigste Voraussetzung für solche Untersuchungen besteht in der A ufstellung tragfähiger Kriterien zur Identifizierung von Lehnwörtern aus den tibeto-birmanis chen Kontaktsprachen des Thakali (vgl. zu diesem Problem auch WHDERT 1987,267-271). 55 Anl.: tin4 "Haus" Inl.: toto3 "bis" Ausl.: nur LW, e.g. p im a t1 "(freie) Zeit" < nep. Anl.: tun2-pa Inl: — Ausl.: — "trinken (Verbaln.)" "Wurzel" Anl.: cärä3 Inl.: cucu2 "lSpitze" Ausl.: nur LW, e.g. pjäc! "Zwiebel" < nep. Anl.: cIa1-pa Inl.: nur LW, e.g. a lc i1 "faul, träge" < nep. "heiß sein (Verbaln.)" Ausl.: — Anl.: no4 "Knoblauch" Inl.: tini2 "heute" Ausl.: m nn2 "Frau" AnL: pale3 "Fuß, Bein" InL: Ausl.: p'ope1 "Familie“ Anl.: Inl.: Ausl.: nur LW, e.g. käp2 "Tasse" < engl ( *1 paj 'Eisen' 56 im / Anl.: InL: Ausl.: /y Anl.: InL: Ausl.: 4 me p‘ämari som2 ■4 jer sipß1 sej1 "Kuh" "Nordwind" "drei" "gehen" "Hügel" "töten" Irl "Ziege" Anl.: "siegen" Ausl.: k ‘arä2mar4 Anl.: ft2 "Schweiß" InL: ... Ausl.: — Anl.: ü 3-pa tila2 ol1 "schwer sein (Verbaln.) Anl.: 4a1 "Götterbild" InL: ... Ausl.: — AnL: da1 InL: __57 InL: "Gold” ffi ni InL: Ausl.: "gestern" "rot" /.v /§/ "Fleisch" 57f in e a B eleg fü r inlautendes /£ / stellt d ie m odale Partikel iui§e "vielleicht” dar. 57 Ausl.: Aid.: Inh: Ausl.: sa1 ose3 nis2 "Erde, Boden" "so" "sieben (7)’158 Aus dieser Aufstellung ergeben sich folgende Generalisierungen: a) aspirierte Konsonanten sind im autochthonen Wortmaterial auf den absoluten Anlaut beschränkt. Dies gilt auch für /£/ , sowie die seltenen Phoneme /#/ und fr/, was möglicherweise einen Hinweis auf deren diachrone Entstehung ( < *lh bzw. *rfj) gibt. b) im absoluten Auslaut ererbter Wörter kommen nur die stimmhaften Kontinuanten /n/, /n /, /m /, /j/, ftf und flf vor. Auslautendes /s/ tritt in einem hocharchaischen Lexem auf. Zusätzlich zu den einfachen Konsonanten können im absoluten A nlaut auch einige Konsonantengruppen erscheinen (C ] C2), Erster Bestandteil einer solchen Gruppe (Ci) kann dabei nur einer der folgenden Konsonanten sein: C] = {/kZ, /&/, /p/, !p% /m /, ft/, i.h f, /!/} An zweiter Stelle (C2) kommen nur die stimmhaften nichtnasalen Kontinuanten vor: C2 = {/]/, /!/, M Nur mit den Labialen fp f und /m l sind alle Elemente von C2 kompatibel, nach /pV sind nur /j/ und fr f , nach /kl, /c‘/ , ft/, /,af und fl/ schließlich ist nur /j/ möglich.*170 58D ieses Lexem ist der einzige Fall von auslautendem Ist , der im zugrundeliegenden Korpus (im Bereich des nichtentlehnten Wortschatzes) gefunden werden konnte. Es handelt sich dabei wohl um einen Archaismus - vgl. etw a Kinnauri StiS "seven" (SHARMA 1988, 119) oder Kachin sa'nit "seven" (HERTZ 1935, 116), die alle lautgesetzlich auf Ptoto-Tibeto-Biimaiiisch *s-nis zurückgehen (BENEDICT 1972,16) - , der aufgrund drohender Quasi- Homonymie m itn i4 "zwei" dem lautgesetzlichen Ausfall von A s/ entgangen ist. Vgl. MAZAUDON 1973, 170 über Taniang nis2 "id.": "On ne s'£(onnerapas d'une stmctuie exceptionnelle dans unnom de nombre". 58 w /pjuA2/ "Junge" /pjaA1/ "klug sein" /pl/ /pli4/ "vier" /plu4/ "Samen" /pr/ /pran3/ "Gatter, Hürde" Jpi^f "Mehl, Tsampa" /mj/ /mjaA2/ "müssen (Modalverb)" /ml/ /mla3/ "ungekochter Reis1' /mle3/ "Penis" /m r/ h m i2/ "Unkraut" /tnrin2/ "Frau" W /p]ä2-pa/ "fegen (V erbaln.)" /p‘r / /p'ranpa1/ "Kranz" 59 i.kjt /kjaf-pa/ "schwimmen (Verbaln.)1 /kjoA3/ "schnell" W /tjan2/ "hinten" /nj/ /nju3/ "Milch" /njan4/ "wir" /lj/ l-i O /ljaAz~pa/ "spielen (Verbaln,)" /c‘j / /c‘jar2-pa/ "scharf sein (Verbaln.)” Im Inlaut treten Konsonantengruppen nur an der Morphemgrenze auf. Die zwischen Lexemen und Suffixen auftretenden Cluster setzen sich aus den im absoluten Auslaut zulässigen und den im M orphem anlaut auftretenden Konsonanten zusammen. Zu bedeutsam en morphonologischen Prozessen kommt es dabei nicht59. Sieht man vom entlehnten Wortmaterial ab, sind Konsonantengruppen, die innerhalb lexikalischer Morpheme auftreten, nicht sehr häufig und geben zumeist Hinweise auf nicht mehr produktive morphologische Prozesse, bzw. obsolete Lexeme, die nur in Komposita fortexistieren. Einige Beispiele60: 59Für die lediglich auf der subphonemischen Ebene relevanten partiellen Assimilationserscheinungen vgl. n.1.2. 60Weitere finden sich im Glossar passim . 60 unkju2 "Fluß" enthält zweifellos kju2 Wasser, das Element un- ist hingegen nicht isoliert nachweisbar61. näpTaü1 "Fliege" ist im Rahmen der tamangischen Sprachen nicht analysierbar (vgl. Gurung na'bbru "Ameise"), BEYER6263referiert den Ansatz eines tibeto-birmanischen *rwak "Ameise", dem verschiedene Einzelsprachen eine Art Klassenpräfix (für Tiere oder Insekten) vorangestellt hätten. Nimmt man zunächst an, daß *nä- Inamöglicherweise ein solches nanimal-preftx" darstellt0 , könnte sich daraus auch eine Erklärung für andere schwer deutbare Tierbezeichnungen ergeben, z.B. für nakjü1 "Hund" (Gurung nagi , Taniang nakhi1 ), vgl. andere tibetobirmanische Bezeichnungen für den Hund, wie Tibetisch khyi, Kanauri ku i , Chepangktw, Kachin gwi u-a.64. Ebenfalls in diesen Zusammenhang gehört eine Gruppe von Adverben, die ein nicht mehr produktives Suffix65 *-ro mit lokaler bzw. direktiver Funktion zu enthalten scheinen, vgl. ontro1 "vom, vor, erster" k ‘ontro2 "nach oben" kjono2 "nach unten" Die in den beiden ersten Beispielen auftretende dreifache Konsonanz ist in nichtentlehnten Wörtern nur an Morphem grenzen möglich, das dritte Lexem erweist das / t / als nicht zum 61Morpheme dieser Art werden von Matisoff als morphcms bezeichnet, vgl. MATISOFF 1973,60: "By this term w e mean ’orphan morphs' that only occur io one or two compoiwds, and to which it is usually im possible to assign any meaning disträct from that of the compound as a whole". 62t9 9 2 ,10. 63Und sieht man von imverkennbaren lautlichen Schwierigkeiten ab, die allerdings bei näherer Erforschung der Lautgescbichte der tumangischen Sprachen sich durchaus als uberwindbar erweisen könnten. ^ B e n e d ic t 1972 ,4 4 , dem diese Beispiele entnommen sind, setzt für die Grundsprache *kwiy an. 65Zu nicht (mehr) isoliert vorkommenden Wurzeln. 61 Suffix gehörig, wegen der generell ausgeschlossenen Doppelkonsonanz im Auslaut kann es auch nicht zur Wurzel gehören. Es kann daher angenommen werden, daß beim Auf einandertreffen von /n/ und /r/ ein Dental als Übergangs- (oder Sproß-) Konsonant automatisch erscheint: M + frf > /n tr/66 Im absoluten Auslaut sind keinerlei Konsonantengruppen zulässig. 11.2,3. Assimilatorische Prozesse Neben den in II. 1. behandelten Assimiliationen, die nur gelegentlich die phonemische Ebene berühren, ist vor allem ein bei einem einzigen Verbum zu beobachtender Fall regressiver Fernassimilation von Wurzel- und Suffixvokalismus zu erwähnen. Die hochfrequente Verbal Wurzel jer4 "gehen" nimmt in den meisten ihrer affigierten Formen den Vokalismus des Suffixes an. Das Paradigma wird unter III.4.4. näher besprochen. II.3. Suprasegmentale Phänomene II.3.1. Das tonale System Die Grundzüge des Systems der tonalen Oppositionen im Dialekt von Marpha lassen sich wie folgt zusammenfassen: eine tontragende Einheit kann einen von vier phonologischen Tönen aufweisen, die artikuiatorische Basis der einzelnen Tönerne macht Gebrauch von zwei Parametern, dem Stimmregister einerseits, der Tonhöhenkontur andererseits, ^ D iese r Prozeß ist in zahlreichen Sprachen bezeugt, vgl. etwa griechisch &viqp, <kv8poq, oder neuhochdeutsch minder aus mittelhochdeutsch minner (V. KIENIJj 1960,98). Grundsätzlich dazu vgl. BRUGMANN 1922,230: "Zwischen N asal und Konsonanz kann sich ein Verschlusslaut einstellen, w enn die Schliessu ng der Gaumenklappe so vorausgenommen wird, dass der Nasenraum vor der Lösung des Mundverschlusses abgesperrt wird" mit zahlreichen Beispielen aus indogermanischen Sprachen. 62 die Domäne der tonalen Opposition ist nicht wie in zahlreichen anderen Tonsprachen die Silbe, sondern das (phonologische) Wort. Zur besseren Illustration der Eigenheiten des Tonsystems im Dialekt von Marpha ist es hilfreich, zunächst dasjenige des Thakali-Dialektes von Tukche zu betrachten, das, von phonetischen Details abgesehen, im wesentlichen dem gemein- (und wohl auch ur-) tamangischen System entspricht67. In diesem Dialekt sind, wie in allen Sprachen der tamangischen Gruppe, vier tonemische Einheiten relevant686970: Notation bei HARI (1969)65 Kontur7® Register 1 ----2 + — 3 —h 4 '— h + clear (bzw. gespannt) clear breathy (bzw. ungespannt) breathy Beispiele sind etwa (in Klammem folgt die in dieser Arbeit verwandte Notation): 1 'na "Nase" (na1) 2 ku "neun" (ku2) 3 nah "Mensch" (nu3) 67D ie nachstehend referierten Gegebenheiten des Tukche-Dialekts sind hauptsächlich HARI 1969 und HARI 1971 entnommen. Dort unkorrekt verzeichnete Töne (dies betrifft Ton 1 und 2) sind nach MAZAUDON 1978 korrigiert. Hinzu treten eigene Erhebungen des V eif., die im OktoberiNovember 1992 in Jomsom mit Sprechern des Tukche-Dialektes (der Clans Gauchan und Sherchan) vorgeuommen werden konnten. Für dieses Material ist die Verschriftung von HARI beibehalten worden. 68D ie Numerierung der Tönerne folgt dem Vorgang von MAZAUDON 1978 und ist dieselbe, die in dieser Arbeit Bestandteil der phonologischen Notation aller Thakali-Wörter ist. Es muß darauf hingewiesen werden, daß in WEIDERTS umfassender Arbeit über die Tonsysteme der übeto-birmanischen Sprachen eine davon abweichende Numerierung gebraucht wird (WEIDERT 1987, 260-312: Phonation and Tone in the Tamang/Gunmg/Thakali Nucleus). Es entsprechen WElDHtTS units 1 und 2 MAZAUDONS 1 und 2, die Bezeichnungen für die Töne des ungespannten Registers sind vertauscht, d,h. WEIDERT 3 = MAZAUDON (und diese Arbeit) 4, sow ie WEIDERT 4 = MAZAUDON 3, 69D ie vier Striche < — > vertreten hier die jeweilige tontragende Einheit. 70<+> bedeutet: nicht-ebene Kontur, <->: ebene Kontur. 63 4 'keh "Arbeit" (kc4) Die Verwendung des Begriffes Register darf hier nicht mit derjenigen verwechselt werden, die durch TRUBETZKOY oder Pk e in der Sprachwissenschaft üblich geworden ist. Vgl. einerseits TRUBETZKOY 1939, 18lf., wo Tonhöhe, aber auch "Stimmlage" mit diesem Terminus promisciie bezeichnet werden, andererseits P ike 1948,6: "When a language has a small, restricted, number o f pitch contrasts between level tönernes, these contrastive levels are comeniently called Registers. "7l. Der hier verwandte Registerbegriff geht a u f HENDERSON 72*zurück, die die in Mon-Khmer- Sprachen verbreitete Opposition zwischen einer 11'normal' or 1head' voice quality, usually accompanied by relatively high pitch " und einer "deep, rather breathy or 'sepulchraV voice, pronounced with lowering ofthe larynx 1,73 mit diesem Terminus belegt. Das im Thakali (und den übrigen tamangischen Sprachen) anzutreffende System orientiert sich zum einen an diesem Phonations-Gegensatz, zum anderen sind Tonverlaufskonturen relevant. Die Artikulation des als breathy oder ungespannt bezeichneten Registers wird von H ari wie folgt beschrieben74: The tongue and lip position ofthe breathy vowels is the same asfor the clear vowels, but the breathy vowels have a different voice quality. For the clear ones the Adam 's apple remains raised whilefor the breathy ones the Adam's apple is lowered and the 7 * Für eine eingehende Kritik, besonders an der Tonologic TRUBETZKOY s, vgl. WEtDERT 1 9 8 1,142-152, wo auch die Tonsystem e der tamangischen Sprachen diskutiert werden. 72HENDERSON 1952,151. ^ Ib id . 151 (zitiert nach WEIDERT 1981,148). 74Ha r i 1 9 6 9 ,2 2 . D ie als clear oder gespannt bezeichnete Phonation weist demgegenüber keine auffälligen Besonderheiten auf. Sie entspricht grosso modo der Sprechern der meisten europäischen Sprachen vertrauten "gewöhnlichen" Phonation. 64 throat expanded. This results in a larger resonance chamber in the back ofthe mouth and the vowel gets a different voice quality. Al the same time the pitch ofthe breathy vowel is lower ihan the pitch ofthe clear one in the same stress position. Itis a considerable step down. The term breathy is keptfor traditional reasons and for the lack o fa beiter term, but in Thakali it could be misleading, for it is only in overdistinct speech that a breath is audible. In normal speech, it is the low pitch and the lax voice quality which are prominent.. When aperson is pronouncing a breathy vowel, we can observe externally the tightening of he muscles ofthe front pari ofthe neck and ifa person has a protruding Adam 's apple, the lowering ofit is also visible. I! Diese Beobachtungen können für den Marpha-Dialekt7S voll bestätigt werden. Zusätzlich zu diesem Phonationsgegensatz zeichnen sich die einzelnen Tönerne aber auch durch eine charakteristische Kontur, d.h. eine ihnen jeweils eigene Tonverlaufskurve aus. Die bislang detailliertesten Untersuchungen zur phonetischen Realisierung der Tönerne in den tamangischen Sprachen stammen von M AZAUDON76, die den Konturen besondere Aufmerksamkeit widmet. Aus ihrer vergleichenden Tabelle77 seien der Tamang- Dialekt von Risiangku, das Thakali von Tukche und das Gurung von Ghachok hier einander gegenübergestellt: Ton Risiangku Tukche Ghachok 1 = clear 54 54 33 2 - clear 44 44/33 54 3 - breathy 33 /2 2 11 11 211 121 12 4 = breathy 75Allerdings m it dem Unterschied, daß in Marpha nur ein Tonern - Ton 3 - durch diese Phonation charakterisiert is t 76MAZAUDON 1978, v g l. für das folgende bes. 165 ff. W ichtig ist hierbei, daß die Konturen jew eils an etym ologisch einander entsprechenden Wörtern beobachtet wurden. Generell gilt, daß verwandte Wörter der E inzelsprachen m eist auch derselben Tonklasse angehören, unabhängig von der phonetisch oft stark abweichenden Realisierung der Töne. D ies gilt besonders auch im Hinbäck auf Wörter mit T on 4 im M aiphaDialekt ^ Ib id . 165. D ie dort gebrauchte Bezeichnung der Tonhöhen durch Ziffern geht auf CHAO Yuen-ren zurück (CHAO 1930 non vidi), vgl. NORMAN 1988, 145-146: “In bis (CHAO's, St. G .) system , pitch is plotted on a veitical scale which represents the normal voice ränge o f a Speaker; the scale is divided into flve points, on wbich 1 is the low est point and 5 the highest; 3 is mid pitch, 4 half-high, and 2 half-low. A tone can be described by indicating its beginning and ending point; (...) examples (...:) [44] a level tone beginning at the half-high level and continuing at the same pitch throughout (...) [35) a rising tone at the mid point of person's normal speaking ränge and rising to its upper lim it..." 65 Diese Daten bestätigen die allgemein phonetische Beobachtung, daß das ungespannte ("breathy ") Register generell durch eine tiefere Tonhöhe gegenüber dem gespannten ausgezeichnet ist. Der Dialekt von Marpha weist hingegen gegenüber diesem symmetrischen System eine einschneidende Perturbation auf. Alle Lexeme, die historisch dem vierten Ton angehören, werden hier gespannt ("clear ") artikuliert, gleichzeitig verläuft ihre Kontur vom obersten Rand des Artikulationsspektrums zum unteren Endpunkt (51), vgl.78: Ton 1 = clear Marpha 43 2 —clear 45 3 = breathy 33/22 4 = clear 51 Diese Konturen können graphisch wie folgt dargestellt werden: In den phonetischen Notationen dieser Arbeit werden diese Töne durch die IPA-Zeichen für einen fallenden (1: [1]), einen steigenden (2: [1]), einen tief ebenen (3: [-I]) und einen hoch fallenden (4: [4]) Ton bezeichnet. Das ungespannte Register wird stets durch [o], [a] etc. markiert, auch wenn die von H ari für den Tukche-Dialekt gemachte Einschränkung, daß "only in overdistinct speech a breath is audible " auch für den Marpha-Dialekt gilt. 78MAZAUDON 1978.165. 66 Diese Abweichung des Tonsystems in Marpha von dem der meisten übrigen tamangischen Sprachen79, die, soweit vorliegende Daten eine Aussage hierüber zulassen, den grundsätzlich symmetrischen Charakter des Tonsystems beibehalten (in zwei Registern werden jeweils zwei Konturen unterschieden), ist als einzelsprachliche Neuerung aufzufassen. Dies erhellt vor allem aus der Tatsache, daß tonabhängige Kookkurenzbeschränkungen im Marpha-Dialekt fortbestehen, obwohl die phonetische Basis dafür nicht mehr existiert. Eine Silbe mit ungespannter Phonation (d.h. in Ton 3 oder 4) kann nicht mit einem aspirierten Verschlußlaut anlauten, oder, umgekehrt, diese Konsonanten sind nur im Anlaut gespannter Silben zugelassen80, zulässig sind demnach (in der Verschriftung des Tukche-Dialekts, Maipha-Dialekt in Klammern) Silben wie: ’pho (pW) khu (Jtb2) Unmöglich sind: *khuh (*kb3) *'phoh (*p‘o4) Eine mögliche Erklärung für diese Tatsache läge in der Annahme, daß das ungespannte Register ( "breathy voice ") durch den Übergang einer ursprünglich dem silbenanlautenden (vielleicht stimmhaften) Konsonanten eigenen Aspiration in den syllabischen Nukleus entstanden wäre, d.h.: *ChV > CVh (bzw. CV ) 79MAZAUDON 1 9 7 8 ,1 6 5 erwähnt noch zwei andere Varianten, in denen das ursprünglich symmetrische Z w eiPkonationen-System in ähnlicher W eise gestört ist, zum einen den Tamang-Dialekt von Taglung, w o ebenfalls Ton 4 zum gespannten hoch-fallenden (51) Ton wurde, zum anderen das Manangi von Ngawal (möglicherweise auch andere Varianten, einschließlich der des Dorfes Manang selbst), das eine völlig andere Artikulationsbasis der Töne ausgebildet hat. 80HARI1969,37: "Breathy vowels da not occur öfter the aspiratedstops, the aspiraledajfricate, the voicelessli, it .... Here only clear vowels occur". MAZAUDON1973,132 (über das Tamang von Risiangku): "L'Opposition d'aspiration ä l'iniliale est neutralisie aux tons bas 3 et 4. L'archiphonhne se rdalise comme m e occlusive non aspirie, d'articulation relächie, souvent voisie mais non pas necessairement 67 i Sowohl Stimmhaftigkeit, als auch Aspiration können generell in tonalen Sprachen, deren | Tonogenese in Grundzügen bekannt ist, häufig als Ausgangspunkt für die Entstehung tiefer | Töne ausgemacht werden81. | mit Ton 4 keine Aspiration im Anlaut dulden, obwohl Ton 4 gespannt artikuliert wird, d.h. Auffällig ist nun vor allem, daß auch im Marpha-Dialekt Silben mit Ton 3, wie auch Silben I keinerlei akustische Spur einer "vokalischen Aspiration" aufweist. Dieser Befund führt zur Annahme einer relativen Chronologie 82: i Stadium A (Proto-Himalayisch?, Proto-Tibeto-Birmanisch?): j i i und/oder stimmh, ^ Stadium B (Proto-Tamangisch, grosso modo - Proto-Thakali): | , *#CStimml.-nichtasp.^ ungespannt {Ton3 und 4) i i | Stadium C (Marpha-Thakali, auchTaglung-Tamang): ' ^^^stim m l.-nichtasp.^ gespannt i (Ton 4) Die Domäne der tonalen Oppositionen ist nicht die Silbe, sondern vielmehr eine größere Einheit, die die lexikalische Wurzel unter Einschluß sämtlicher Suffixe umfaßt. Dies j I] manifestiert sich vor allem darin, daß a) die artikulatorische Ausprägung des Registergegensatzes nur für die erste Silbe eines Lexems/Wortes relevant ist, und 81Man denkt etwa an neuindoarische Sprachen, w ie z.B. das Panjabi oder das Gujaraü. Für letzteres wird sogar ausdrücklich eine Registeropposition (breathy vs. clear ) erwähnt (auch als murmur bezeichnet), die historisch m it ausgefallenem (allerdings postvokalischem) *h in Zusammenhang steht. Für diese D aten und weitere Literatur vgl. MASICA 1991,118-121, vgl. auch GLOVER 1971. 82Dieses Szenario ist selbstverständlich grob vereinfachend. Nicht berücksichtigt sind weitere konditionierende Faktoren, die zwischen Stadium A und B die Entstehung zweier angespannter Töne (3 und 4) determinieren. Die Formel *#C13p ^ 0^ alimmh, bezeichnet daher bestenfalls einen partieÜen Input für Ton-4-SiIben in Stadium B. D ie große Komplexität der Tonogenese in den tamangischen Sprachen soll hier keinesfalls verkannt werden, an der Tatsache, daß Aspiration und ungespanntes Register historisch miteinander Zusammenhängen, ist aber m .R nicht ernstlich zu zweifeln. Für Ansätze hierzu, die über unser simplifiziertes Schema w eit hinausgehen vgl. MAZAUDON1 9 7 8 ,168ff„ WEIDERT 1987,272-274. I 68 b) die jedem Tonern eigene Tonverlaufskontur sich in mehrsilbigen Wörtern über alle Silben verteilt. Prinzip a) bedeutet, daß in einem mehrsilbigen Wort, das Ton 3 angehört, alle Silben (= alle Vokale) mit Ausnahme der ersten gespannt artikuliert werden. Dies gilt sowohl für nichterste Silben in mehrsilbigen Lexemen, als auch für alle suffigierten Elemente83: /täsin3/ [da■-Lein/’] "Stock" /caca3/ [dzp--!dzo*/"] "Sohn" /ki3-pa/ [k>i--i.wD-/] "schön sein (Verbaln.)" /mi3-cä/ [mi--!.dza*/"] "Mensch (Plur.)11 Da, wie bereits erwähnt, die gespannte Artikulation automatisch einen höheren Ton impliziert als die ungespannte, steigt der Ton in mehrsilbigen Ton-3-Wörtem zum Wortende hin an, wofür in der hier verwandten Notation das IPA-Zeichen j>] ("globalrise ") steht84. Prinzip b) besagt, daß in mehrsilbigen Wörtern (sowohl mehrsilbigen Lexemen, als auch suffigierten Ein- oder Mehrsilbem) der lexikalische Ton der Wurzel die prosodische Struktur des gesamten mehrsilbigen Komplexes determiniert. Treten z.B. an eine einsilbige Wurzel im Ton 1 ein oder mehrere Affixe an, so weist der gesamte Wurzel-Affix-Komplex eine fallende Intonationskurve auf. Analoges gilt für die anderen Schieftöne 2 und 4 85; 83D ie Existenz von tonalen A ffixen, d.h. solchen, die einen E gen ton aufweisen, die ftlr den Tukche-Dialekt postuliert wird (vgl. HARI 1969, 42-47), kann für den Marpha-Dialekt nicht bestätigt werden. W eitere Untersuchungen m ögen diesen Befund allerdings relativieren. ^ D a die Kontur vo u T on 3 auf E n silb em eben ist, liegt hierin eine leichte M odifikation zu dem unten behandelten Prinzip b). ®5In den phonetischen Notationen dieser Arbeit werden daher die Symbole für den Tonverlauf [1], [-1], [-1] und [4] mechanisch nach der ersten Silbe geschrieben, für die weitere Tonkurve stehen dan n am Ende des Wortes [/■] oder ['s,]. In den phonologisc.hen Notationen steht das Tonsymbol Z1,23,4/ nach dem Lexem, also na 1 , riaJ-rari , ca^pa-laä-cä, aber auch täsin3, k*uju2 etc. Dieser Kompromiß wird dadurch erforderlich, daß bislang noch nicht alle zweisilbigen Lexeme eindeutig als komponiert erwiesen werden können, mit der M öglichkeit zweisilbiger Wurzeln daher zumindest gerechnet werden muß. 69 /fta1/ "ich": [rio.^l Ma !-ran/ "ich (Dat.): [f)D-vi.raq\] /ca}-pa-lan-cä/ "Nahrungsmittel (Plur.)": [tso-'1W D-laq.dza-\] /iwin3/ "Frau": [im ind] /mrinkolä2/ "Mädchen": [m riq 'l.k o .la -/] /nu4/ "schlafen": [nu-vi] /nu4-janse/ "schlafen (Kondition.)": [nu-vJ.jaq.se.\] 70 Aus dieser Beobachtung ergibt sich für dasThakali die Definition des phonologischen Wortes als Bereich der Ausdehnung einer einem einzigen Ton zugehörigen Tonkurve86. Durch diese Definition sind die beiden einzigen präfixähnlichen Elemente des Thakali87, d ie Negationspartikel a 3 und die Prohibitivpartikel tW , als autonome Wörter (mindestens im phonologischen Sinne) erwiesen. Die Verteilung der einzelnen Vokalphoneme auf die vier Töne unterliegt im Marpha-Dialekt keinen Beschränkungen88: Ton 1 Ton 2 Ton 3 Ton 4 k i4 /V fuf c‘i J min2 m i3 iu J kW M3 nu4- /e / tW ne2 pe3 ke4 /o/ täf /sJ pW to2 ro3 no 4 y n a1 p ‘jW nä3 sd4 ta2 ca 3 p ra 4- : a/e2 Geld Minimalpaare, bzw. -gruppen: 1:2 a/e* jüngerer Bruder 1:3 . i cm - fangen : cin 3- beenden n i2 wir beide : n i4 zwei m i2 Feuer : m i3 k ju 2 Wasser : pd3 Blatt : pä*- 1:4 2:3 Mensch 2:4 k ju 4 Schaf 3:4 bringen 86Vgl. für das Tamang MAZAUDON 1973,48: "C'est le Heu du developpement de la courbe melodique d'un ton etd'unseul 87vgl. m .4. 88j.'ür Wortbedeutungen sei in diesem Falle auf das Glossar verwiesen. 71 1:2:3 ca1- essen : ca2 dieser : ca3 Kind me1 Schwanz : me - fragen ■ me Kuh pe Geschichte : pe3 Zins : pe4 1:2:4 2:3:4 Dach Minimalquadrupel sind kaum belegbar. Ein möglicher Kandidat ist: 1:2:3:4 na1 ich : na2 Osten : na3 Trommel : M 4 fünf Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, daß die Bestimmung des Tons 2 bei dem Wort für “Osten" evtl, korrigiert werden muß. II.4. Das phonologische System in Lehnwörtern Die wichtigste Sprache, mit der das Thakali in Kontakt steht, ist naturgemäß das Nepali, die linguafranca und einzige Unterrichtssprache des Landes. In geringerem Maße bestehen auch Sprachkontakte zu dem tibetischen Dialekt von Mustang und Baragaon {gLo-skad ). Demgegenüber sind die sprachlichen Kontakte zu anderen Sprachen der Region marginaler Natur (im Süden und Südosten grenzt das Thakali-Sprachgebiet an von Magar- und GurungSprechem bewohnte Gegenden, für die sprachliche Situation in Marpha hat dies aber keine Bedeutung). Trotz weitgehend problemloser gegenseitiger Verständlichkeit der einzelnen Thakali-Dialekte untereinander bedienen sich die Marphatan auch im Verkehr mit den thakalisprachigen Bewohnern Jomsoms oder Tukche in der Regel des Nepali89. Das Phonemsystem des Nepali enthält folgende Phoneme90: 89Dies mag mit der Tatsache Zusammenhängen, daß die Tukche- (oder Tarnang ) Thakali die Bewohner Marphas nicht als Thakali anerkennen. 90Zitiert nach MAZAUDON1973,38, mit leichten Veränderungen. Bei der Angabe von Nepaii-Lexemen wird im Glossar dieser Arbeit die offizielle Orthographie in Dev anägari-Schrift verwandt. Das Grapheminventar dieser Schrift deckt sich nicht mit dem Phoneminventar der Sprache, Nepalesische Lehnwörter im Thakali wurden, so weit dies möglich ist, der hier gebrauchten phonologischen Notation unterworfen. Dies fuhrt dazu, daß allgemein bekannte indische Kulturwörter und Namen ein ungewohntes Aussehen erhalten, z.B. putttf3 < Buddha, tepWt3< Devdatta, intu3< Hindu. Extreme Beispiele sind die englischen Lehnwörter pek3 'Tasche" < nep, byäg < engl. b a g , oder kjdmpas2 < engl, campus. 72 Konsonanten: stl. V ersch. Stl.-asp. Vergeh. slh. Vergeh. sth.-asp. Versch. Nasal labial dental V ph b bh m t th d dh n s Frikat w Sonant r retroflex palatal velar f c ch k kh j jh g gh n ß 4 dh laryngal h 1 y Vokale: Die wichtigsten rekurrenten Lautersetzungsprozesse bei der Übernahme von Lehnwörtern aus dem Nepali sind: Lexeme, die im Nepali mit stimmhaften oder stimmhaft- aspirierten Konsonanten oder //i/ anlauten, werden in Ton 3 überführt. Die Aspiration des Konsonanten bzw. ih! geht verloren: /päcä’f 3/ "Markt" < nep. bajär /pajsi3/ "Wasserbüffel" < nep. bhoisi /tusmän3/ "Feind" < nep. dusrnan /coli?/ "Tasche" < nep. jholä /as3/ "Gans" < nep hamsa ffe l Auslautende Verschlußlaute bleiben in der Regel erhalten, stellen also ein deutliches Lehnwortsignal dar: 73 /mulük1/ "Welt" < nep. muluk /asirpät1/ "Segen" < nep. ätiirbäd /t'ik2^ 1 "richtig, O.K." < nep. thik feop ^ -kJ Nepali Id/ wird meist als Irl repliziert: /csr2/ "Fest" < nep. cäd Für weitere Beispiele muß auf das Glossar verwiesen werden. Besonders die den Vokalismus betreffenden Substitutionsprozesse und die Verteilung der entlehnten Wörter auf die Töne 1 oder 2 (Lehnwörter, die eindeutig Ton 4 erhalten, konnten bislang nicht'festgestellt werden) bedürfen noch eingehender Untersuchung.91 91Dies ist der einzige Beleg für aspiriertes AV, das deswegen auch in der Darstellung des Phonemsystems unberücksichtigt bleibt. 74 III. M orphologie Die morphologische Technik des Thakali kann als durchgängig agglutinierend beschrieben werden, wenn auch sehr vereinzelte Fälle von morphonologischer Alternanz zu beobachten sind92. III. 1. Nomen Lexeme, die gegenständliche, sichtbare, zeitstabile Gegenstände93 kodieren, bilden den Kern der Wortklasse Notnen94. Morphologisch zeichnen sich Nomina im Thakali dadurch aus, daß sie Numerus und Kasus bezeichnende Affixe annehmen95, III.l.l. Numerus Die Numeruskategorie im Thakali unterscheidet Singular und Plural, Als Zeichen des Plurals dient -c£ Ein eigenes Singularzeichen existiert nicht. Soll die Singularität besonders markiert werden, wird dem Nomen fakultativ das Numerale ki4"eins" nachgestellt: 92V gl.in.4.4. 93Gegenstand Mer im Sinne von KAMLAH/LOKENZEN 1969, 42f. :"Wir verstehen unter 'Gegenstand' alles 'dasjenige', dem ein Prädifcator zugesprochen werden kann, oder worauf man durch Eigennamen oder deiktische Handlungen (Kennzeichnungen) hinzeigen kann in einer für den Gesprächspartner verständlichen Weise". 94D ie hier angewandte M ethode der Aufstellung von Worlklassen folgt hauptsächlich GlVÖN 1 9 8 4 ,47ff. (bes. 55). Grundlage dieses Ansatzes ist eine Skala der Zeitstabilität, nach der typischerweise zeitstabile Entitäten (GlVÖN: phenomenological clusters), w ie z.B . materiell m assive, sichtbare D inge, den einen, typischerweise momentane, sich schnell verändernde, nur als Prozess wahrnehmbare Entitäten, w ie z.B. Vorgänge, Handlungen, Ereignisse, den anderen Extrempunkt eines Konlimmms bilden: NOM INA---------- ADJEKTIVE---------- VERBEN sehrzeitsfabil Übergangsbereich wenig zeitstabil Je weiter links auf dieser Skala ein Gegenstand im konzeptionellen Raum angesiedelt ist, desto eher wird er sprachlich als NOM EN kodiert und v ice versa. D ie Grenzen zw ischen den traditionellen Wortklassen sind demnach unscharf und sprachspezifisch. D ie fiir die jew eils zu untersuchende Sprache aufzustellenden partes orationis ergeben sich durch ein e Ergänzung dieser aprioristischen semantischen K lassifikation durch morphologische Kriterien. D ies ist im Falle des Thakali besonders fiir die Wortklasse Adjektiv (s. HL2.) relevant. Für die Mer zu besprechende Wortklasse NOMEN bedeutet dies, daß alle Lexeme, die sich morphologisch wie prototypische Nomina verhalten, dieser Klasse zugeoidnet werden, auch wenn ihr semantischer Gehalt sich mehr oder weniger stark von dem eines prototypischen Nomens unterscheidet (zu diesem Prinzip der metaphorischen Extension vgl. GlVÖN 1984,98). 95Morphologisch markierte Nominalklassen bzw. Genera existieren nicht. 75 (1) jul3 ki4 -ri kty'u2 ki4 mu1 -ci Dorf eins -LOC Alte eins KOP -PRAET In einem Dorf lebte eine Alte. Der Suffixantritt erfolgt ohne morphonologische Besonderheiten: Sg. mi■3 mrin2 koM2 ra1 jul3 Pi. m i3-cä mrin2-cä kotä2-cä ra‘-cä juf-cä Menschen Frauen Kinder Ziegen Dörfer Das Pluralaffix bezeichnet die Mehrzahl (MP96), vgl. Plural (3) vs. Singular (2): (2) ki3 -e koM2 ke2 te2 -si mu‘w PP.2SG-GEN Kind Laim hervorbringen-CV KOP Dein Kind macht Lärm. (3) ki3 -e kolä2-cä ke2 te2 -si mu [ PP.2SG-GEN Kind-PL Lärm hervorbringen-CV KOP Deine Kinder machen Lärm. Die Setzung des Pluralaffixes bei Nomina, die unzählbare Dinge bezeichnen, wird von den meisten Sprechern abgelehnt, vgl. jedoch (4) Tmpxäl-cä con3 toto3 c'a* -pa mu\ Asche-PL jetzt bis heiß-VNKOP Die Asche ist noch heiß. ^ D i e Unterscheidung der inhaltlichen ("Anzahlen": Einzahl, Mehrzahl) Numeruskategorie von der formalen ( "Numeri": Singular, Plural) Kategorie folgt hier DOERFER 1963, 181f. Hieraus ergeben sich vier m ögliche Kombinationen: ES, EP, MS und MP. 76 Häufig ist auch der (fakultative) Ausdruck der Mehrzahl durch die unmarkierte (Singular-) Form (MS), und zwar a) wenn die Semantik der Proposition/des Nomens oder der Diskurskontext eine Interpretation als Mehrzahl begünstigt, z.B.: (5) n h n ä l-e sipjä* ru m 3-pa m u \ Vogel-GEN Flügel lang -VN KOP Die Flügel des Vogels sind lang. {sip jä 1bezeichnet ein paariges Körperteil). ( 6) te J fall2 k “a 2 -si m u \ PP.3SG Topf waschen-CV KOP Sie reinigt die Töpfe. (Diskurskontext: mehrere Töpfe wurden bereits erwähnt). (7) cu2 -cä nakju}-e sa1 imu3 PDEM-PL Hund -GEN Zahn KOP Dies sind Hundezähne. (Das satzeinleitende Demonstrativpronomen in der Funktion eines topic mark&rs nimmt die Pluralität des Prädikators vorweg). ( 8) ca2 t‘0 1 -pa -e jä1 -se tikä1 Kind klein-VN-PL Mensch groß-VN-GEN Hand-ABL/ERG Tika cär2 kanä3 kold2 daö2-pa -cä mi3 PDEM Fest Zeit kin2 nehmen Während dieses Festes erhalten die kleinen Kinder die Tika aus der Hand der Erwachsenen. 77 (Kultureller Kontext: alle Eltern geben ihren Kindern die Tika; die Pluralität von koM2 dan pa impliziert die Pluralität von mi3 tW-pa und b) mitNumeralia und Quantifikatoren, z.B.: (9) täsin3 pH4 jumpä2 som2 Stock vier Stein drei vier Stöcke und drei Steine ( 10) pjuAkoM2 ni4 mrinkolä2 ki4 Junge zwei Mädchen eins zwei Jungen und ein Mädchen ( 11) kate4 mi3 k ‘a ! -Ja/i wieviel Mensch kommen-PRAET.INTERR Wieviele Leute sind gekommen ? ( 12) njan4 -e tanäna3 kon2 rmi* PP. 1PL-GEN viel Kleid KOP Wir haben viele Kleider. Die Verwendung des Pluralaffixes zusammen mit Quantifikatoren ist aber möglich, vgl, (13) man3 -se tandha3 tara1~ca muJ -ci Nacht-ABL/ERG viel Stem-PL KOP-PRAET In der Nacht waren viele Sterne da. 78 Eine (keinesfalls obligatorische) Bevorzugung des Pluralaffixes bei Nomina mit dem semantischen Merkmal (+hum) zeigt folgendes Beispiel97: (14) som2*kolä2-cä ni* nakju1 drei Kind-PL zwei Hund drei Kinder und zwei Hunde Die bezeugten inhaltlich7formalen Kombinationen sind daher: E M s X X p _98 X III.1.2. Kasus Die Thakali-Sprache kennt fünf Suffixe, die Kasusrelationen markieren; zusammen mit dem morphologisch unbezeichneten Absolutiv ergeben sich sechs Kasus: Absolutiv (ABS) -0 Genitiv (GEN) -e Dativ (DAT) Lokativ-Direktiv (LOC) Ablativ-Ergativ-Instrumental (ABL/ERG) -ri -se Komitativ (COMIT) -pre Hinzu kommt die kasusähnliche Form auf -peri, die man als "Komparationskasus11bezeichnen kann100. " Z u r redundanten V erw endung d er Pluralmarkiening bei Personalpronomina vgl. III.3.1. " B e is p ie l (4) w ird als M P aufgefaßt, d a die Setzung des Pluralaffixes zum indest eine sem antische Intensivierung des G egenstandes "Asche" m ark iert (es ist v o n einer großen M enge A sche d ie R ede; n ach A uskunft m einer Inform anten is t au ch ein e Interpretation als "die A sche m ehrerer Feuerstellen" m öglich, kontextfrei aber nich t zw ingend). E chte Fälle v o n E P w ären pluralia maiestatis o.ä., die nicht belegbar sind. " V g l . III. 1.2.3. 100A uß erh alb des k o m parativen Syntagm as kom m t diese Form nicht vor, w eshalb sie in einem gew issen G egensatz z u d e n übrigen K asusform en m it ihren jew eils breiteten Distributionen steht. 79 III. 1.2*1. Absolutiv Das Thakali, eine Sprache mit morphologischer Ergativkonstruktion101, verwendet den Absolutiv zur Markierung des Agens102 eines intransitiven103 Verbums (15) und des Patiens eines transitiven Verbums (16). (15) 2 1 -4 JS i . ca ra m na -n ja -pa mu -a PDEM Ziege zwei Wald-LOC gehen-VN KOP-PRAET Diese Ziegen gingen oft in den Wald. (16) tkä2 k\iju2-se näkä1 ki4 mraii !-si ein1 -ci eines Tages Alte -ABL/ERG Huhn eins sehen-CV ergreifen-PRAET Eines Tages sah die Alte ein Huhn und fing es. Daneben kann der Absolutiv auch den Agens eines transitiven Verbums bezeichnen (d.h. die explizite Ergativmarkierung unterbleibt. Dieses Phänomen ist von pragmatischen Faktoren abhängig und wird unter IV.3. näher besprochen): (17) mrin2-cä kanä3 -ca ki3 -pa ki3 -pa kon2-cä kon2 -si io 2, Frau -PL Schmuck-PL schön-VN schön-VN Kleid-PL anziehen-CV tanzen Die Frauen tragen Schmuck und sehr schöne Kleider und tanzen. Der Absolutiv ist auch die Form des Prädikatsnomens: (18) fi/ar3 parpa1 dam2 to 1 -pa parpa1 ka\ Tihar Parba PART groß-VN Fest PRAED.PART Auch Tihar Parba ist ein großes Fest. 101 Zu den Einzelheiten der Ergativkonstruktion vgt. IV.3. 102Zur Definition der semantischen Rollen {“case-roles ") vgl. IV.2. 103 Zum Begriffspaar Iransitiv/intransitiv vgl. IV.3. 80 Modifiziert ein Nomen ein nachfolgendes Nomen (Apposition)104, steht es unabhängig vom Kasus des Modifikatums im Absolutiv: (19) pompaJ suttotän3 König Suddhodana König Suddhodana (20) pompa1 suttotän3 König -e Suddhodana-GEN des Königs Suddhodana In attributiven Syntagmen kann der Absolutiv den gewöhnlicheren Genitiv vertreten. Dies tritt besonders dann ein, wenn der begriffliche Zusammenhang zwischen beiden Nomina besonders eng ist105: (21) nä3 e mi3 Wald GEN Mensch Mensch des Waldes; Mensch, der im Wald lebt vs. (22) nä3 mi3 Wald Mensch Waldmensch, "Yeti" 104D ie b eid en G lieder einer A pposition haben denselben R eferenten, d.h. "der K önig" u n d "Suddhodana1 bezeichnen dieselbe Person. 10sH ierin Vnnn ein e V orstufe zu r N orainalkomposition gesehen werden. 81 Besonders bei Verwandtschaftsbezeichnungen kann das (auch hier gewöhnlich gesetzte) Genitivmorphem fehlen, wenn im possessiven Syntagma der Modifikator (''Besitzer") durch ein Personalpronomen ausgedrtickt wird: (23) njaä4 purkä3 -cä PP. 1PL Vorfahr-PL unsere Vorfahren neben (24) njan4 -e purkä3 -cä PP. 1PL-GEN Vorfahr-PL unsere Vorfahren Vereinzelt steht der Absolutiv anstelle des gewöhnlicheren Lokativs der Bewegungsrichtung, wenn die Ortsangabe ein Eigenname ist und die Semantik der Proposition keine Verwechslung zuläßt: (25) p ‘o ! ne2 pe3 prepre1 comsom3 je4 -dm Ehemann und Ehefrau zusammen Jomsom gehen-PRAET Mann und Frau gingen zusammen nach Jomsom. Hier läßt das Verbum jä 4- "gehen, hingehen" zusammen mit einer Ortsangabe nur die Interpretation zu, daß comsom3 Ziel der Bewegung (nicht etwa Ursprungsort) ist. Häufiger ist aber auch hier die Verwendung des Lokativs: (26) p'o1 ne2 pe3 prepre1 comsom3-ri je4 -ci Ehemann und Ehefrau zusammen Jomsom -LOC gehen-PRAET Mann und Frau gingen zusammen nach Jomsom. 82 Bei zwei Ortsangaben in einer Proposition werden beide hinsichtlich ihrer Rollen eindeutig markiert; (27) p ‘0 1 ne2 pe3 prcpre1 comsom3-se t'ini1 -ri je4 -ci Hiemann und Ehefrau zusammen Jomsom -ABL/ERG Thini-LOC gehen-PRAET Mann und Frau gingen zusammen von Jomsom nach Thini. IIL1.2.2. Genitiv Der Genitiv bezeichnet den Besitzer im possessiven Syntagma. Es existiert kein Unterschied zwischen alienablem (28) und inalienabiera (29) Besitz: (28) Aa1 -e apä1 ~e nakju1 som2 si1 -ci PP.1SG-GEN Vater-GEN Hund drei sterben-PRAET Die drei Hunde meines Vaters sind eingegangen. (29) kolä2~cä -e kjä2 -rari §e2 m u\ Kind-PL-GEN Kopf-DAT U u s KOP Die Kinder haben Läuse auf den Köpfen. In Ermangelung eines Verbums mit der Bedeutung habeo wird die Prädikation eines Besitzes durch einen Kopulasatz mit dem Besitzer einer Sache im Genitiv ausgedrückt: (30) mrin2-e dan2-pa sunJ mu[ Frau -GEN Jdein-VN Mund KOP Die Frau hat einen kleinen Mund. Ähnlich wie in vielen Sprachen wird auch das Verhältnis eines Ganzen zu seinen Teilen als possessives Syntagma mit dem Genitiv konstruiert: 83 (31) f üA4 -e cärä3 cä n m 3-pa mu\ Baum-GEN Wurzel-PL lang -VN KOP Die Wurzeln des Baumes sind lang. Bezeichnet ein Nomen eine (transitive) Handlung, wird der Patiens dieses Aktionsnomens im Genitiv kodiert (genitivus obiectivus ): (32) t‘a m2 -cä pW -e sikär1 Ijai)2 -la je4 -ci PP.3PL-PL Hirsch-GEN Jagd spielen-INF gehen-PRAET Sie sind Hirsche jagen gegangen. (33) tc 1 -se t‘u f mi3 -e pesiti3 la1 ~d PP.3SG-ABL/ERG haupt- Mensch-GEN Beleidigung machen-PRAET Er beleidigte den Mukhya. Dies gilt auch, wenn es sich um ein Verbalnomen handelt, von dem ein Patiens abhängt: (34) teptät3 -so as3 -e dam2 kin2 -pa la1 -ci, Devadatta-ABL/ERG Gans-GEN PART nehmen-VN machen-PRAET Devadatta wollte erneut die Gans nehmen. Indefinitpronomina106 als Patiens eines transitiven (35, 36), bzw. Agens eines intransitiven Verbums (37,38) stehen bei negiertem Prädikat im Genitiv107; 106 D.h. Interrogativpronomina in der Funktion von Indefinitpronomina vgl. IIL3.4. 107Dies ist der Situation im Finnischen vergleichbar, wo (neben anderen Verwendungen) der Partitiv (dessen Funktion in vielen Sprachen vom Genitiv übernommen wird) einerseits den Patiens eines negierten transitiven Verbums, andererseits den Agens eines verneinten intransitiven Verbums (wenn der A gens selbst im Skopus der N egation liegt) kodiert, ohne daß diese Konstruktion auf Indefinitpronomina beschränkt bleibt (KARLSSON 1984,99f.): Maa-ssa ei ole hallitus- ta. Land-INESS Neg.-Vb. Regierung-PART Im Lande gibt es keine Regierung. 84 (35) t'e1 -se td3 -e pi3 -la a3 k*am2 PP.3SG-ABL/ERG was-GEN sagen-INF NEG können Er kann nichts sagen. (36) n a1 -se su2-e a3 mraii ju \ PP. 1SG-ABL/ERG wer-GEN NEG sehen FRAED.PART Ich habe niemanden gesehen. (37) su2-e a3 k ‘a ‘ -ci wer-GEN NEG kommen-PRAET Niemand kam. (38) k\iju2-e caca3 dam2 mi3 -cä su2-e a3 re2. Alte -GEN Kind PART Mensch-PL wer-GEN NEG KOP Die Alte hatte weder Kinder, noch sonst irgendeinen Menschen. In einigen Fällen markiert der Genitiv die Basis des Vergleichs im komparativen Syntagma108: (39) mdrp‘äl-e pok'ara1 c'okote1 to 1 -pa mu* Marpha-GEN Pokhara sehr groß-VN KOP Pokhara ist größer als Marpha. Die Angabe des Materials, aus dem ein Gegenstand besteht, erfolgt im Genitiv: En osta auto- a. N eg.-V b.lSg kaufen Auto-PART. Ich kaufe kein Auto. D ieses Verfahren kodiert die im Partitiv stehenden Partizipanten als (- diskret bzw. - konkret) und steht im Einklang m it der Transitivitätshypothese von HOPPER und THOMPSON (HOPPER/THOMPSON 1 9 8 0 ,2 5 1 ,2 6 2 ), w o der Partitiv als Agenskodiernng allerdings nicht erwähnt wird. Vgl. hierzu bes. die Diskussion unter IV .3. ^ G e w ö h n lic h wird hierfür der "Komparationskasus" auf -pen verwendet, vgl. m . 1.2.7. 85 (40) cu2 täsin3 päs3 -e so3 -ci PDEM Stock Bambus-GEN machen-PRAET Dieser Stock ist aus Bambus. (41) näkä^se mar4-e p ‘um2 pun2 -pa mu1 -ciw Huhn-ABL/ERG Gold-GEN Ei setzen-VN KOP-PRAET Das Huhn legte goldene Eier. Ist ein Verbalnomen auf -pa Modifikator in einem attributiven Syntagma, nimmt es häufig (so in 42), aber nicht in allen Fällen (vgl. 43) das Genitivaffix an: (42) fe J jd* -pa -e pärsä3-ri si1 -ci PP.3 SG gehen-VN-GEN Jahr -LOC sterben-PRAET Er starb im vergangenen Jahr. (43) njan4 -e rastä1 so3 -pa mi3 -e min2 pitipin1 närdn1 Sd1 PP. 1PL-GEN Königreich gründen-VN Mensch-GEN Name Prithivin Narayan Shah ka\ PRAED.PART Der Name des Gründers unseres Königreiches ist Prithivin Narayan Shah. Schließlich ist der Genitiv der Kasus, der generell vor Postpositionen steht, e.g.: (44) fe 1 tin4 -e li1 -se tu 1 -si mu[ PP.3 SG Haus-GEN hinter-ABL/ERG sitzen-CV KOP Er sitzt hinter dem Haus. 86 IIU .2 .3 . Dativ Der Dativ wird durch das Suffix -ral -raii gekennzeichnet. Eine funktionale Differenzierung oder eine durch erkennbare phonologische Umgebungsbedingungen1® determinierte Verteilung beider Varianten ist nicht zu erkennen*1101. Das (freie) Allomorph mit dem silbenschließenden Nasal tritt allerdings deutlich frequenter auf. Der Dativ bezeichnet den Rezipienten bei Verben des Gebens oder des Übermitteins von Informationen: (45) ki3 -raii Aa1 a3 pin2 PP.2SG-DAT PP. 1SG NEG geben Ich gebe sie dir nicht (46) (cl -se Aa1 -ran pe2 pi3 -ci, PP.3SG-ABL/ERG PP.1SG-DAT Geschichte sagen-PRAET Sie erzählte mir eine Geschichte. Durch metaphorische Extension dieser Funktion dient der Dativ auch zur Markierung der durch eine Handlung begünstigten Person: (47) M3 su2-ran kan1 cu3 -si mu1 -a PP.2SG wer-DAT Reis kochen-CV KOP-INTERR Für wen kochst du? Bei Verben, die eine Empfindung ausdrücken, wird die Rolle des Empfindenden durch den Dativ markiert111: 1® H ier wäre vor allem an externe Sandhiprozesse zu denken. 110 Vgl. oben unter II. 1.2.1. zur Instabilität von morphemauslautendem -n . 111Dies gilt nur für emotionale bzw. (w ie in 48) mit starken Emotionen verbundene Empfindungen, nicht jedoch für allgemeine SinneseindrUcke, w ie etwa in den meisten iberokaukasischen Sprachen. 87 (48) t'e1 ~e k i2 -pa jä 1 -se t'e1 -ra na1 -si mu[ PP. 3 SG’GEN brechen-VN Hand-ABL/ERG PP.3SG-DAT schmerzen-CV KOP Sein gebrochener Arm tut ihm weh. Häufig hat der Dativ direktive oder lokative Funktion. In dieser Verwendung konkurriert er mit dem Lokativ, wobei die Präferenz des Dativs sich hauptsächlich nach folgenden Kriterien richtet: a) das räumliche Ziel einer Handlung oder einer Bewegung wird nicht erreicht bzw. ist für die kommunikative Situation nicht relevant112: (49) t'e1 cucu2 -ra je4 -si mu[ PP.3SG Gipfel-DAT gehen-CV KOP Er klettert auf den Berg. (49) ist in einem Diskurskontext typisch, in dem etwa die Frage "Was macht er?" vorangegangen ist. Auf die Frage "Wohin geht er?" wird der Lokativ vorgezogen. Der Vorgang des Klettems steht im Vordergrund, nicht etwa das Ziel. b) bei dem Ort einer Lokalisation bzw. dem Ziel einer Bewegung handelt es sich um Flächen (50-52) oder um die Oberfläche bzw. Oberseite (53,54) eines Objekts: (50) da* -e aöu1 lel -ra ke4 la1 -si nm* PP. 1SG-GEN älterer Bruder Feld-DAT Arbeit machen-CV KOP Mein älterer Bruder arbeitet auf dem Feld. (51) ca2 kitan3-se kolä2-cä Je1 -ran a3 je4 ju \ PDEM Zeit -ABL/ERG Kind-PL Feld-DAT NEG gehen PRAED.PART Seit jener Zeit gehen die Kinder nicht mehr mit aufs Feld. 112Dies ist die eigentlich direktive Verwendung. 88 (52) kjdm4-ran si2 -cä m u\ Weg -DAT Sand-PL KOP Auf dem Weg liegt Sand. (53) 113 t*eJ -e jäl -ra kä2 nm\ PP.3SG-GEN Hand-DAT Blut KOP An seinem Arm ist Blut. (54) panre1 nakju1 cain-e p “eraA2-se te ; -e du3 kju2 -ran Pangre Hund Brücke oben -ABL/ERG PP.3SG-GEN Körper Wasser-DAT /n ra n J-ci sehen -PRAET Der Hund Pangre sah von der Brücke aus seinen Körper im Wasser. (Das Spiegelbild befindet sich auf der Oberfläche des Wassers). Zur temporalen Lokalisation wird neben dem Lokativ auch der Dativ verwendet (55) t'e1 jd4 -pa -e pärsä3-ra si1 -ci PP.3SG gehen-VN-GEN Jahr -DAT sterben-PRAET Er starb im letzten Jahr. In einigen Fällen dient der Dativ auch zur Markierung des Patiens eines transitiven Verbums, Dies ist besonders häufig bei belebtem Patiens der Fall114: 113 Gemeint ist etw a das Blut eines geschlachteten Tieres o.ä. Im Kontrast hierzu wird bei der Lokalisierung einer Wunde, die nicht lediglich auf der Oberfläche des Körpers befindlich ist, der Lokativ verwendet: f e - e ja - r i k;(u3 jna1. "Er hat eine Wunde am ("im") Arm. 114D ies ist keinesfalls obligatorisch, da entsprechende Sätze von den Informanten stets auch ohne die Pariensmadri emng durch den Dativ akzeptiert wurden. 89 (56) ad3 -ri por3 -si nd3 mi3 -se kolä2 dan2 -pa -cd-ran ca*1 -si Wald-LOC bringen-CV Wald Mensch-ABUERG Kind klein-VN-PL-DAT essen-CV tu 1 -pa mu1 -ci. sitzen-VN KOP-PRAET Der Waldmensch brachte die kleinen Kinder in den Wald und fraß sie auf. Soll der Patiens defokussiert werden, steht er häufig vor dem Agens (in OSV-Stellung) und erhält dann Dativmarkierung: (57) ca2 kjan3-rafi tc 1 -se ca1 -pa picdr3 la1 -ci. PDEM Brot -DAT PP.3SG-ABL/ERG essen-VN Gedanke machen-PRAET Er wollte dieses Brot fressen. (58) as3 -ran me1 ta1 -si mu1 -ci Gans-DAT Pfeil treffen-CV KOP-PRAET Die Gans hatte ein Pfeil getroffen. Der Patiens einer faktitiven Verbalkonstruktion steht ebenfalls im Dativ: (59) te 1 -se nepäl2-ran t‘o l -pa so3 -ci. PP. 3 S G-ABL/ERG Nepal-DAT groß-VN machen-PRAET Br machte Nepal groß. Schließlich dient der Dativ zur Markierung obligatorischer Konstituenten einer Reihe von Verben115, wie z.B. to1- "benötigen" (60), ro3 la1- "helfen" (62), jah1- in der Bedeutung "gebären116" (62), pi3- in der Bedeutung "nennen117" (63) etc.: l l s Emige dieser phraseologischen Dativ Verwendungen können o.a. funktionalen Kontexten subsumiert werden. 1^Grundbedeutung "finden", vgl. das Glossar s.v. 117Grundbedeutung "sagen". Daneben kommt aber auch die Konstruktion ohne DAT vor: m e4~c parpa1 lacmi pucä3 dam2 p i3. "Das Kuhfest heißt auch Laksmi Puja". 90 (60) ki3 -ra dä3 so3 -pa -ri k ‘ol2 -pa kju2 to[ PP.2SG-DAT Tee machen-VN-LOC kochen-VN Wasser brauchen Zum Teemachen brauchst du kochendes Wasser. (61) ca3 -se apä1 -ra tin4 so3 -pa -ri ro3 lal -si m u\ Sohn-ABL/ERG Vater-DAT Haus machen-VN-LOC Hilfe machen-CV KOP Der Sohn hilft seinem Vater, ein Haus zu bauen. (62) na1 -e amä1 -se na1 -ran jan1 -ci PP. 1SG-GEN Mutter-ABL/ERG PP. 1SG-DAT finden-PRAET Meine Mutter hat mich geboren. (63) ca2 cäf*-ran pice3 täsmi3 dam2 pi3m PDEM Fest-DAT Vijaya Dasmi PART sagen Dieses Fest nennt man auch Vijaya Dasmi. III.1.2.4. Lokativ Der Lokativ markiert Orts- und Zeitbestimmungen, sowie Richtungsangaben (Direktiv): (64) ju l3 k i4 -ri k'uju2 k i4 m ul -ci_ Dorf eins-LOC Alte eins KOP-PRAET In einem Dorf lebte eine Alte. . (65) cu2 cär2 kdtik1 majna^ri ta\ PDEM Fest Kattik Monat-LOC werden Dieses Fest findet im Monat Kattik statt. 1 91 (66) ki3 ne2 na1 comsom3-ri pra4 -si je4 -si m u\ PP.2SG und PP.1SG Jomsom -LOC gehen-CV gehen-CV KOP Du und ich, wir gehen zu Fuß nach Jomsom. Auch abstrakte bzw. immaterielle Gegenstände können im Lokativ stehen118: (67) ■1 na -e . „3 picar -n• 2 •3 •1 cu mi si mise _ PP. 1SG-GEN Gedanke-LOC PDEM Mensch sterben IRR Ich denke, dieser Mensch wird sterben. Das Verbalnomen -pa im Lokativ dient zur Bildung von Finalsätzen119: (68) 120 kju2 tufi2 -pa -ri je4 -d Wasser trinken-VN-LOC gehen-PRAET Er ist gegangen, um Wasser zu trinken. (69) k i3 pari3 -pa -ri ca1 -Ja mjan2 PP.2SG wachsen-VN-LOC essen-INF müssen Du mußt essen, um zu wachsen. 1 | ( | _______________ ______ 118 Auch hier liegt metaphorische Extension vor, vgl. III. 1. 119Vgl. IV.8.2.3. 120 Vgl, hiermit den inhaltlich ähnlichen Satz: kju2 riiiiV/a je*-ci "Er ist Wasser trinken gegangen". Hier wird durch den Anschluß des Gliedsatzes mit dem Subordinator ("Infinitiv'1) -la die Perfektivität bzw. Telizität des Satzes auf die eingebettete Proposition ausgedehnt. In (68) ist lediglich die Proposition "er ist gegangen" perfektiY/telisch kodiert, 92 III. 1.2.5. Ablativ/Ergativ/Instruinental Die Kasusform auf -se vereint eine Reihe von Funktionen auf sich, von denen die als Ergativ die frequenteste ist. Welche von diesen Funktionen die ursprüngliche bzw. primäre ist, aus der die anderen ableitbar wären, läßt sich aus synchronem Material allein nicht entscheiden121. Das ABL/ERG-Affix markiert den Ursprungsort einer Bewegung oder Handlung: (70) t‘eJ taA2 -se si2 -cä te4 -si m u\ PP.3SG Topf-ABL/ERG Sand-PL herausnehmen-CV KOP Er nimmt Sand aus dem Eimer. (71) ki3 comsom3-se ju \ PP.2SG Jomsom -ABL/ERG herabkommen Du wirst von Jomsom kommen. (72) cum/V-se kV -si tämaii4 pi3 -pa ljä*-ri tu 1 -ci mu[ Jumla -ABL/ERG kommen-CV Alt-Marpha sagen-VN Ort-LOC wohnen-PRAET KOP Nachdem sie von Jumla gekommen waren, wohnten sie in Alt-Marpha. Die Markierung eines Gegenstandes, entlang dessen sich eine Bewegung vollzieht, erfolgt durch ABL/ERG: 121 D ie Form -se wird in den morphologischen Interlinearglossen grundsätzlich m it ABL/ERG glossiert. Der Grund hierfür liegt - neben dem Streben nach Vereinheitlichung - zunächst darin, daß die Ablativfunktion als spatiale Relation die konkreteste (d.h. leicht visualisierbare, von pragmatischen Faktoren unabhängige) Funktion dieses A ffixes ist. Hiermit soll nicht notwendigerweise impliziert sein, daß diese Funktion gegenüber den anderen primSr sein muß. 1 93 (73)122 njaä4 -cä kjäm4-se pra4 -si mu PP. 1PL-PL Weg -ABL/ERG gehen-CV KOP Wir gehen auf dem Weg. In Analogie zur räumlichen Verwendung dient ABL/ERG auch zur Markierung des Beginns eines Vorgangs in der Zeit (74), sowie eines Zeitraums, während dessen ein Vorgang geschieht (75): (74) ca2 k(tnä3-se nepäl2 fo 1 -pa rästä1 ta1 -ci PDEMZeit -ABL/ERG Nepal groß-VN Königreich werden-PRAET Seit jener Zeit wurde Nepal zu einem großen Königreich. (75) m i3 -cä mun3-se m4 -si m u\ Mensch-PL Nacht-ABL/ERG schlafen-CV KOP Me Menschen schlafen nachts. Eine der Techniken zur Bildung von Kausal- und Konditionalsätzen (vgl. IV.8.2.2., IV.8.2.4.) benutzt zur Angabe des Grundes (76) bzw. der Bedingung (77) das Verbalnomen auf -pa im Ablativ 1 2123: (76) a3 ca1 -pa -se Schaf-ABL/ERG NEG essen-VN-ABL/ERG sterben-PRAET Weil das Schaf nicht fraß, ist es eingegangen. 122D ie Verwendung von A B L in (73) bietet durchaus mehrere Interpretationsmöglichkeiten. Zum einen kann die vorliegende Funktion von -se als autonome Kausrelation (im Sinne von ross. npodojibHbtü n adex, vgl. etwa ewenkisch birä-li "den Fluß entlang" [KONSTANT1NOVA 1 968,736]) gesehen werden. Eine Deutung aus der Instrumentalisfunktion scheint ebenso möglich: Der W eg wird als Instrument, vermittels dessen der Vorgang des Gehens m öglich wird, kodiert, vgl. Sanskrit yathäyäta-märgena mskränlah "er ging auf dem W ege (INST) fort, den er gekommen war (THUMB /HAUSCHILD 1959,23). Für die Verwendung eines Ablativs in dieser Funktion vgl. auch das Süd-Tabassaranische: U7.u harar'nn -yuäunza "ich ging den Wald entlang (A B L )1' vs. u z u haraPan ’u d u ö “unza "ich eine aus dem Wald heraus (ABL)11(MAGOMETOV 1965.139). 123 Hierin ist zweifellos eine metaphorische Extension der temporalen Ablativfunklion nach dem Prinzip post hoc ergo propter hoc zu sehen. 94 (77) iju 4 -se a3 ca1 -pa -se si\ Schaf-ABL/ERG NEG essen-VN-ABL/ERG sterben Wenn das Schaf nicht frißt, wird es eingehen. Die instrumentale Funktion dieses Affixes liegt vor in: (78) kolä2-se caku2 -se jä l t‘ä2 -ci Kind-ABL/ERG Messer-ABL/ERG Hand schneiden-PRAET Das Kind schnitt sich mit dem Messen Das Komparationssyntagma bedient sich des "Koroparationskasus" (vgl. III. 1.2.7.) oder des Genitivs (vgl. III. 1.2.2.) zur Markierung der Basis des Vergleichs in Konstruktionen des Typs "X ist größer als Y". Ist die Vergleichsbasis ein Nutnerale ("mehr als NUM"), findet ABL Verwendung: (79) njan4 -e jul3 -ri niöwa2-se tanana3 tin4 mu[ PP. 1PL-GEN Dorf-LOC 25 -ABL/ERG viel Haus KOP In unserem Dorf sind mehr als fünfundzwanzig Häuser. Schließlich gehört ABL zum Valenzrahmen einiger Verben, wie z.B. nin3- “sich fürchten“, u.a.: (80) fia1 ütä3 -e jä1 -se nin3 -ci PP. 1SG Geier-GEN Hand-ABL/ERG fiirchten-PRAET Ich fürchtete mich vor den Klauen des Geiers. Die häufigste Funktion von ABL ist jedoch, wie oben angedeutet, diejenige zur Markierung des Agens eines transitiven Verbums (Ergativ ). Da die Ergativkonstruktion, und damit die Verwendung oder Nichtverwendung von -se im Thakali von zahlreichen, besonders pragmatischen, Faktoren abhängt, muß die Besprechung dem Syntaxkapitel (bes. IV.3.) Vorbehalten bleiben. An dieser Stelle mag ein Beispiel genügen: 95 (81) riaJ -se riaJ -e samJ-pa icon2 k*u2 -ci PP. 1SG-ABL/ERG PP. 1SG-GEN neu -VN Kleid waschen-PRAET Ich habe meine neuen Kleider gewaschen. 111.1.2.$. Komitativ Der Komitativ bezeichnet einen typischerweise humanen Paitizipanten, der neben dem Agens an einer Handlung oder Bewegung beteiligt ist: (82) tapa3 -cä -pw ju l3 -e mi3 -cä dam2 j e / Hauspriester-PL-COMIT Dorf-GEN Mensch-PL PART gehen Mit den Hauspriestem gehen die Dorfbewohner. (83) te 1 fe 1 -e ro3 -cä -pw k ‘a1 -ci. PP.3SG PP.3SG-GEN Freund-PL-COMIT kommen-PRAET & kam mit seinen Freunden. Der Komitativ bezeichnet auch den Besitzer in possessiven Kopulasätzen, wenn der Besitz belebt (84), oder ein abstrakter, immaterieller Gegenstand ist (85): (84) 124 te l -pre t‘o l -pa nakju‘-cä m u\ PP.3SG-COMIT groß-VN Hund -PLKOP Er hat große Hunde. 124Daß es sich bei dem in diesem Beispielsatz kodierten Sachverhalt nicht etwa um eine räumliche Allokulion ("bei ihm s i n d s o n d e r n um ein wirkliches Besitzverhältnis handelt, wird aus dem Befragungskontext klar, in dem sich die anaphorische Aufnahme von nakju^cä mit dem Genitiv des Personalpronomens anschloß: t*eJ-e nakju’-cä ... Dennoch kann davon ausgegangen werden, daß es sich hierbei nm eine metaphorische Extension eines Ausdrucks des Juxtapositionsverhältnisses auf Kontexte m it possessiver Semantik handelt (vgl, russ, y mkhh tierrtb). D ie sem antische Einschränkung für diese Konstruktion läßt sich verm utlich als "nichtprototypischer Besitz" fassen, wenn man zugrandelegt, daß "piototypisch besitzbare" Gegenstände [+ konkret] und [-human bzw. belebt] sind. 96 (85) tc1 -prc pbrsat1 mu\ PP.3SG-COMIT Freizeit KOP Er hat Zeit. III. 1.2.7. "Komparationskasus" Die hier als "Komparationskasus" bezeichnete Bildung auf -peri125 ist auf das komparative Syntagma beschränkt und markiert die Basis des Vergleichs135136: (86) t'uj2 m i3 -pen miden3 to 1 -pa ta\ haupt- Mensch-COMP Micen groß-VN werden K e Mioens sind mächtiger, als die Mukhyas. (87) cu2 tin4 jum 4-pefl to 1 -pa tin4 ka[ PDEM Haus alle -COMP groß-VN Haus PRAED.PART Dies ist das größte Haus. III.1.3. Nominale Wortbildung Die morphologischen Mittel zur nominalen Ableitung sind im Thakali schwach entwickelt. Lediglich din Suffix kann als produktiv aufgefaßt werden. Daneben bestehen Ansätze zur Nominalkomposition. 135D ie phonologische Notation dieses A ffixes ist nicht unproblematisch. Seine phonetische Gestalt ist immer [w ö], Da der Ansatz eines Phonems Iwl im phonologischen System des Thakali nirgendwo erforderlich ist, ist die Notation des Anlautes m it /p/ geboten. Der Vokal stellt aber das im vorliegenden Korpus einzige (aber durch häufiges Vorkommen sichere) Auftreten einer nasalierten Variante von fei dar. Hin diese Nasalierung (w ie im Falle von nasaliertem /a/)verursachender Kontext ist nicht auszumachen. D ie vorliegende Verschriftung m it auslautendem <n> stellt demnach einen Kompromiß dar, der es verm eiden so ll, aufgrund eines einzigen Morphems ein eigenes (noch dazu systemfremdes) Phonem anzusetzen. Es ist nicht ganz klar, ob das vorliegende Morphem zu nep. -*T^1 "id." (das im verwandten Gurung in dieser Form verwendet wird, vgl. GLOVER 1977, 14b) in Beziehung zu setzen is t ln diesem Falle würde die Nasalierung ihre Erklärung in silbenschließendem Ivl finden. Das Auftreten der Variante [w] statt zu erwartendem [b) nach vorangehendem Iml läßt möglicherweise eine Notation als <pen> (statt <-pen>), d.h. als Partikel und nicht als Kasussaffix, ratsam erscheinen. 126 In dieser Funktion konkurriert der Genitiv mit -pen. 97 III.1.3.1. Suffixale Ableitung -lan127 ist das einzige produktive Suffix zur Nominalderivation. Seine Funktion besteht darin, aus einem Verbalnomen ein sinnverwandtes Nomen abzuleiten. Das abgeleitete Nomen kann dabei sowohl Agens/Subjekt (88), als auch Patiens (89) des zugrundeliegenden Verbums sein: (88) m u1- "KOP, sein, sein-VN" + -lan —> m u‘-lan "das, was ist, bzw. sich irgendwo befindet" (89) cu3- "kochen (tr.) + -pa —» cu3-pa "kochen-VN" + -lan cu3-pa-lan "gekocht" e.g.: (90) te 1 ca3 -pa -laA to 3 ca1 -si m u\ PP.3SG kochen-VN-DER Gemüse essen-CV KOP Er ißt gekochtes Gemüse. Das Verhältnis zwischen der Bedeutung des zugrundeliegenden Verbums und der des abgeleiteten Nomens kann auch weitergefaßt sein, so z.B. die Möglichkeit ausdrücken128: (91) caJ- "essen" + -pa —> ca!-pa "essen-VN" + -laii -> ca]-pa-lan "Speise, was man essen kann" 127D er auslautende Nasal ist bei diesem Suffix durchgehend stabil. 128D iese Funktion ist der des Verbaladjektivs auf - tos im Griechischen nicht unähnlich; vgl. a t a i i s "stehend" zu "stehen", ttettt^s "gekocht" zu 'sikatjm "kochen" und etwa Äjjia^iT<Ss "Fahrweg" zu &ju.a£a "Lastwagen" und "gehen", d.h. "wo ein Wagen fahren kann" (vgl. HIRT 1912,354). 98 e.g.: (92) ca2 tin3-ri sipä2 -raA lim2 -pa Um2 -pa ca1 -pa -Jaii - ca' pin2, PDEM Tag-LOC Shiva-DAT lecker-VN lecker-VN essen-VN-DER PL geben An dem Tag gibt man Shiva sehr leckere Speisen. Das Suffix -Jan kann auch auch an Personalpronomina angefügt werden. Die Bedeutung des abgeleiteten Nomens ist dann exozentrisch: "das, was mir, dir etc. gehört"129130: (93) cu2 n a1 -Jan ka1 te2 fe 1 -Jan ka\ PDEM PP. 1SG-DER PRAED.PART PDEM PP.3SG-DER PRAED.PART Dieser gehört mir, jener gehört ihm. 111.1.3.2. Nominalkomposition Der übliche Weg im Thakali, zwei Nomina in einem determinativen Syntagma zu verbinden, besteht in der Verbindung beider Nomina durch das Genitivaffix: nomen determinans-GEN + nomen determinatum Fälle, in denen dieses Affix fehlt, können als Vorstufe zur Nominalkomposition130 (d.h. zur Bildung von Determinativ- [Tatpurusa-] Komposita) betrachtet werden. Neben oben (III. 1.2.1.) erwähnten Beispielen vgl.: (94) le1 ke4 Feld Aitoeit Feldarbeit, Ackerbau 129Vgl. etwa tUik. -fe’ in: ben- im- ki , etwa: "der meinige". Allerdings hat dieses A ffix eine weitere Distribution als Thakali -laA (vgl. KISSUNG 1960,48). 130Der Grund, diese Syntagmen hier als Vorstufe zur Nominalkomposition zu betrachten, liegt hauptsächlich darin, daR die einzelnen Bestandteile ihre phonologische Autonomie behalten. Zum Begriff des phonologischen Wortes vgl. II.3.1. 99 (95) ra1 -e caca3 Ziege-GENKind Junges einer (spezifischen) Ziege vs. (96) ra1 caca3 Ziege Kind Ziegenjunges, Zicklein In der Juxtaposition zweier Nomina mit gleicher syntaktischer Funktion ohne den Konnektor ne2 "und” kann man eine Art Kopulativ- (Dvandva-) Komposition sehen: (97) 131 koJa2-ca dam2 apa1 amä1 -pre le1 -xi ]d? -pa mul - d Kind-PL PART Vater Mutter-COMIT Feld-LOC gehen-VN KOP PRAET Die Kinder gingen mit den Eltern zusammen aufs Feld. Einige sprachhistorisch früher lexikalisierte Nominalkomposita sind: muke1 "Donner" < m u1 "Himmel" + ke2 "Lärm" m unte3 "Mitternacht" < mun3 "Nacht" + te4 "Hälfte" koprä* "Weizenmehl" < ko4 "Weizen" + prä* "Mehl" Alle diese echten Komposita tragen gewöhnlich den Ton des Vordergliedes, wodurch sie als phonologische Wörter ausgewiesen werden. Diese Technik ist, soweit ersichtlich, in der gegenwärtigen Sprache nicht mehr produktiv. Eine weitere Wortbildungsstrategie ist die, ebenfalls nicht mehr produktive, vollständige Reduplikation einer einsilbigen Wurzel, vgl. 131 Das Syntagma apä1 amä1-cd ergibt den Begriff "Eltern". 100 caca3 "Kind, Tierjimges", vgl. ca3 "Sohn” lili1 "hinter, nach132", vgl. L'J-se "id." cucu2"Gipfel", vgl. Guning cxo "sumrait, peak" prepre1 "zusammen (Postp.)", vgl. -pre "Komitativ (Kasusaffix)" III.2. Adjektiv Die Adjektive des Thakali lassen sich aus formalen Gründen in zwei Gruppen einteilen. Einer kleinen, geschlossenen Gruppe primärer Adjektive, steht eine weitaus größere und theoretisch offene133 Klasse gegenüber, deren morphologische Charakteristika sie in größere Nähe zum Verbum, als zum Nomen rücken. Auf der semantischen Skala der Zeitstabilität (vgl. III. 1.) nehmen die Gegenstände, die in den meisten Sprachen, die eine solche Kategorie kennen, durch Adjektive bezeichnet werden, den vagen "Übergangsbereich’1 ein134. Eigenschaften, wie räumliche Ausdehnung, Form, Oberflächenbeschaffenheit, Farbe, Geschmack, Geruch u.ä.135 bilden den K ern des semantischen Kontinuums, von dem die Bildung einer Adjektivkategorie (mit einzelsprachlich spezifischen Grenzen) aus geht. Lexeme, die eine Eigenschaft aus diesem prototypischen Bereich kodieren, sind auch diejenigen, die am häufigsten in Sprachen, deren Adjektivkategorie eine geschlossene Klasse bildet, als Adjektive kodiert werden136. Im Thakali sind es hauptsächlich die Farbbezeichnungen, die sich morphologisch von den übrigen Adjektiven stark unterscheiden, so daß sie als "eigentliche Adjektive" eine geschlossene Klasse bilden. 132In dieser Arbeit ansonsten als li2-Ii notiert. 133Zur Begriffsbestimmung von offenen vs. geschlossenen Wortklassen vgl. SCHÄCHTER 1985,5ff. 134Nicht alle Sprachen besitzen eine Adjektivkategorie. Zum Ausdruck "adjektivischer" Gegenstände kann zum einen die Kategorie Nomen in Richtung auf Gegenstände geringerer Zeitstabilität ausgedehnt werden (adjecüval□oun languages, w ie z,B..Quechua oder Mongolisch), zum anderen kann die Kategorie Verbum umgekehrt auch Entitäten höherer Zeitstabilität kodieren (adjectival-verb languages, w ie z.B. Chinesisch oder Tibetisch), vgl. SHOPEN 1985 17, ff.; grundlegend hierzu DlXON 1977. 135Vgl, GlVÖN 1984, 53: "... m ost prototypical adjeclival qualities ... (:) size, shape, texture, color, taste or smell." ,36Pür diese auf einer breiten Datenbasis gewonnene Generalisierung vgl. DlXON 1977. 101 Belegt sind: tar2 mlan2 ur2 ol1 pin2 weiß schwarz gelb rot137138 grün/blau Diese Adjektive unterscheiden sich morphologisch nicht von den Nomina. Lediglich ihre syntaktische Verwendung räumt ihnen eine gewisse Sonderstellung ein. So treten sie ausschließlich prädikativ (98) oder attributiv (99) auf, nicht jedoch als selbständiger Agens oder Patiens eines Satzes (100): (98) cu2 nimä*-e sipjä1 oll m u\ PDEM Vogel-GEN Flügel rot KOP Die Hügel dieses Vogels sind rot. (99) nakju1 tar2 nu4 -si mu[ Hund weiß schlafen-CV KOP Der weiße Hund schläft. Nicht möglich ist etwa: ( 100 ) 138 *far2 nu4 -si m u\ weiß schlafen-CV KOP Der Weiße schläft. 137Im vorliegenden Korpus findet sich aber ein Beispiel, in dem ol‘ morphologisch w ie ein Adjektiv aus der nachfolgend beschriebenen offenen Klasse behandelt wird: na1 kon2 o l‘-pa kon2-la a3 man4 m u\ Ich trage nicht gerne rote Kleider. Hierin deutet sich eine Tendenz an, die Residualklasse der Farbadjektive auszudünnen, bzw. aufzugeben. 138Bine Antwort auf die Frage : "Welcher Hund schläft?" müßte wie in (99), d.h. m it Aufnahme von nakju2 lauten. 102 Neben den o.erw. Farbbezeichnungen treten noch weitere Adjektive auf, die aus formalen Gründen dieser Gruppe zugerechnet werden müssen139. Es handelt sich durchweg um Lehnwörter. Eine Auswahl: coto3 lopi1 pätmäs3 p'eltan1 unrein < nep. gierig < nep. dumm < nep. dumm < Must.-Tib. Auch ist die Distribution dieser Adjektive weiter, als die der Farbbezeichnungen. Vgl z.B. (101) im Gegensatz zu (100): (101) p ‘e/tari ‘-pre sankst3 la1 -pa a3 ta\ dumm -COMIT Umgang machen-VN NEG richtig sein Man soll sich nicht mit Dummen gemein machen. Die w eitaus größte Gruppe von Adjektiven weist dem gegenüber morphologische Charakteristika auf, die mehr denjenigen von Verben ähneln, ohne allerdings ein vollständige Aufhebung der Adjektivkategorie in der Klasse der Verben zu rechtfertigen. Obligatorischer Bestandteil aller dieser Adjektive ist das Morphem - p a , das dem Suffix des Verbalnomens formal und funktional entspricht. Ein Adjektiv dieser Gruppe (103) ist demnach funktionsäquivalent einem Verbalnomen in attributiver Funktion (102): (H>2) kjäm4 pra4 -pa m i. Weg gehen-VN Mensch Mensch, der einen Weg geht; Weg-gehender Mensch; Wanderer 139D a das Häuptcharakterisdkum dieser Gruppe das Fehlen des für die m eisten Adjektive obligatorischen Morphems -pa ist, können sie auch als "Wurzeladjektive" bezeichnet werden. 103 (103) tV>J -pa ml3, groß-VN Mensch Mensch, der groß ist, groß seiender Mensch; großer Mensch Diese deutliche Parallelität, die den verbalen Ursprung der Adjektivkategorie verrät, muß allerdings dahingegen eingeschränkt werden, daß das Affix -pa bei Adjektiven nicht durch andere Verbalsuffixe substituierbar ist. Bildungen wie (104) *fe1 t'o1 -d PP.3SG groß-PRAET *Er war groß. sind nicht möglich. Ein weiterer eindeutig verbaler Zug des Adjektivs zeigt sich im Kontext der Negation. Adjektive nehmen das präponierte Negationsadverb a3 an, das zusammen mit Nomina nicht verwendet werden kann: (105) ca2 kan1 a3 lim2 -pa m u\ PDEM Reis NEG lecker-VN KOP Dieser Reis schmeckt nicht. Vgl. daneben als nicht mögliche Bildung: (106) *cu2 tuntu3 a3 PDEM Tier nakju* m u\ NEG Hund KOP ^Dieses Tier ist kein Hund. Schließlich verlangen adjektivische Prädikate die Verwendung der (verbalen) Kopula m u1 (107), während nominale, identifizierende Prädikate die (nominale) Kopula h m 3 (108) bei sich haben140: 140D ie morphologisch transparenten Adjektive des Thakali können demnach als petrifizierte Verbalnomina von Verben angesehen werden. Obwohl die meisten hier auftretenden Verbal wurzeln nicht (mehr?) als Vollverben 104 (107) k i3 -e picät3 sä* ki3-pa m v\ PP.2SG-GEN Gedanke sehr gut-VN KOP Dein Vorhaben ist sehr gut. (108) cu2 tu n tu 3 nakju 1 imu3 PDEMTier Hund KOP Dieses Tier ist ein Hund. Das gegenseitige Verhältnis von Nomina, Verbalnomina von Prozeßverben . und Verbalnomina stativischer Verben ("Adjektive") kann durch folgende Tabelle verdeutlicht werden141: Nomina Verben Adjektive X X X attributive Verwendung 0142 X X Verbalaffixe (* -pa)143 0 X 0 Adverben des Grades 0 0 X Negation mit a3 0 X X prädikative Verwendung Die verbalen Eigenschaften der semantischen Adjektive überwiegen mithin deutlich. Lediglich ihre Inkompatibilität mit verbalen Suffixen deutet an, daß - durch das Eindringen zahlreicher Adjektive mit eher nominalen Eigenschaften aus dem Nepali begünstigt - eine separate Adjektivkategorie im Entstehen begriffen ist. verwendet werden können, werden sie in dieser Arbeit durchgängig als Verben notiert: li3- "schwer sein", statt lipn3 "schwer". Lediglich innerhalb der Interlinearglossiermgen wurde von diesem Verfahren abgewichen. Hier steht aus Raumgründen einfach "schwer", bzw. "schwer-VN". 141X = d ie E igenschaft is t vorhanden, 0 = nicht vorhanden, bzw . kategoriell sinnlos (w ie etw a das Prohibitivzeichcnbeim Nomen). 142Fätle w ie s ä 3 m i3 "Waldmensch" u.ä. können nicht als Beispiele attributiver Verwendung von Nomina gelten, da das Verhältnis von der beiden Nomina in solchen Syntagmen ein determinatives ist (d.h. etwa "Mensch, der in einer spezifischen Beziehung zum Wald steht"). 143 D.h. die Substituierbarkeit von -pa durch andere verbale Affixe. 105 III.3. Pronomen III.3.1. Personalpronomen Die Personalpronomina des Thakali sind: Singular 2 lia1 1’d 3 3 tV Dual 1 Plural 1 n i2 njan4- (cä ) k i3-cä nam !-cä t ‘äm-cä 1 2 3 Nur hier im Pronominalparadigma findet sich eine dreifache Numerusdifferenzierung, die einen Dual einschließt. Allerdings wird die Dualform ni2 sehr selten gebraucht, bzw. die Pluralform auch zum Ausdruck der Zweiheit verwandt144. Das Pronomen der 1. Person Plural tritt ohne erkennbaren Funktionsunterschied als njan4 oder njan4-ca auf, wobei die Form mit dem Pluralsuffix deutlich frequenter ist145: 144Hierm ist sicher eine Neuerung zu sehen. A lle einschlägigen Quellen erwähnen ein Dualpronomen für das Thakaii (d.h. meist für den Tukche-Dialekt), so HODGSON 1880 (1857), 173 (in der Spalte, Thäk'sya): <Gnisi> "ye two, recte: w e tw oH(in Hodgsons Liste sind die Personalpronomina für die 1. bzw. 2. Person aller Numeri jew eils vertauscht worden. D ieser Fehler setzt sich in den Kompilationen von HUNTER 1868, 49/51 und GRIERSON (KONOW) 1908, 406 - w o er von St. KONOW erahnt wurde - und SHAFER 1966, 123 fort); des weiteren findet sich bei HAR] 1971,17 <ngi> "we (two)”, vgi. auch Gunmg <qi> 1PL exklusiv (GLOVER 1977, s.v.), Tamang <’nyin> "id," (K.B.TAMANG/TAYLOR/EVERErr apud HAL£ 1973,310). W elche Funktion (1PL exklusiv oder 1DU) als ursprünglich anzusehen ist, läßt sich nicht sicher entscheiden. D ie D aten der tamangischen Gruppe allein scheinen für höheres Alter von 1PL exklusiv zu sprechen, vgl. aber das einer anderen tibeto-birmanischen Gruppe zugehörige Chepang «apci, nici> "1DÜ" (Bh. CHEPANG/R. C ä UGHLEY/K. CAUGHLEY apud HALE1973,309), oder Khmauri <niSi> "1DU exklusiv" (SHARMA 1988,99). 14®Die pleonastische Pluralmarkierung (1PL-PL) könnte mit dem vorangehend erwähnten Phänomen in gew issem Zusammenhang stehen. Vorstellbar ist ein Markiertheitsverschiebungsprozess ("markedness shift" im Sinne v. D ik 1989, 91f,), nach dem njan4 immer häufiger in dualischen Kontexten auftritt, wodurch die Notwendigkeit entsteht, die Pluralität besonders zu markieren. D ie vorliegende Datenbasis reicht allerdings nicht aus, d iese Frage (vor allem hinsichtlich der Anfangsbedingung) zu entscheiden. Eine Differenzierung von exklusiv vs. inklusiv liegt jedenfalls nicht vor, 106 (109) ajan4 -ca kju2 tun2. PP. 1PL-PL Wasser trinken Wir trinken Wasser. (HO) njan4 si1 -la k ‘am2 PP. 1PL sterben-INF können Wir können sterben. Für die 2. Person Plural sind zwei Formen in Gebrauch, wobei die transparentere Form ki3-cä , eine einfache Pluralisierung von Jci3, von jüngeren Sprechern bevorzugt wird. Die Personalpronomina nehmen die gleichen Kasusaffixe an, wie die Nomina146; (H l) tipici2 cacsi ni2 -ran pin2 -o wenig Salz PP. 1DU-DAT geben-IPV Gib uns beiden etwas Salz! M it dem G enitivaffix übernehm en die Personalpronom ina die Funktion von Possessivpronomina, für die keine eigenständige Ausdrucksklasse existiert: (H2) na1 -se na1 -e kon2 te2 -ci PP. 1SG-ABL/ERG PP. 1SG-GEN Kleid ausziehen-PRAET Ich zog meine Kleider aus. (113) ki3 -e min2 tä2 imi3 PP.2SG-GEN Name was KOP.INTERR Wie heißt du? 146Hier mag ein Beispiel genügen, das zugleich die Verwendung des Dualpronomens illustriert 107 In der 3. Person wird kein Unterschied zwischen reflexiver und nichtreflexiver Possessivität gemacht: (114) te 1 fe 1 -e kola2-e pikun1 k \i2 -si mu[ PP.3SG PP.3SG-GEN Kind-GEN Gesäß waschen-CV KOP Sie wäscht den Hintern ihres Kindes (sui infantis, cuoero peöeHKa). ( 115) njan4 -cä-se te 1 -e adu1 to 1 -pa mraiil-ci PP. 1PL-PL-ABL/ERG PP.3S G-GEN älterer Bruder groß-VN sehen-PRAET Wir sahen seinen älteren Bruder (eius fratrem, ero öpaTa). 111,3.2. Demonstrativpronomen Es existieren drei Demonstrativpronomina, die unterschiedliche Grade der Entfernung des bezeichneten Gegenstandes vom Sprecher anzeigen: nahdeiktisch mittlere Entfernung femdeiktisch cu2 ca2 te2 Diese Verteilung erinnert stark an die Trias der lateinischen Demonstrativpronomina (is, iste , Ule ) und scheint eine Korrelation der deiktischen Grade mit den drei Personen nahezulegen ( cu2 lokalisierte demnach ein Objekt im Bereich der 1. Person, ca2 und fe2 jeweils im Bereich der 2. bzw. 3. Person). Tatsächlich ist aber eine solch klare Trennung dem Material nicht zu entnehmen. Am deutlichsten scheint noch cu2 auf den (räumlichen, wie kognitiven) Bereich der 1. Person eingeschränkt zu sein. Vor allem ca2 wird sehr häufig auch für Objekte benutzt, die von Sprecher, wie Hörer gleichermaßen entfernt sind, während te2 diese Entfernung noch intensiviert und u.a. auch für nicht sichtbare Gegenstände verwendet wird147. 147D ies ist aber keinesfalls obligatorisch. Den zugrundeliegenden Daten laßt sich lediglich ein e skalare Diffeuenzierung der D eixis entnehmen. 108 Die Demonstrativpronomina treten sowohl als Modifikator von Substantiven (116-118), wie auch selbständig, substantiviert (119), auf. In letzterer Funktion können sie nominale Affixe annehmen148 (120): (116) ca2 ia 1 lim2 -pa mu1. PDEM Fleisch lecker-VN KOP Dieses Fleisch ist lecker. (117) caz mä4 -ri pitipin1 närän1 iä1 -se k'arä2 -ci PDEM Krieg-LOC Prithivin Narayan Shah-ABL/ERG siegen-PRAET In jenem Krieg war Prithivin Narayan Shah der Sieger. (118) na1 -e tin4 -peti te2 tin4 t‘o 1 -pa mu[ PP. 1SG-GEN Haus-COMP PDEM Haus groß-VN KOP Jenes Haus ist größer als mein Haus. (119) cu2 lim2 -pa tsa1 imu3 PDEM lecker-VN Fleisch KOP Dies ist leckeres Fleisch. ( 120) na1 -se te 1 -ra pi3 -ci cu2 -ca ca3 -ko, PP. 1SG-ABL/ERG PP.3SG-DAT sagen-FRAET PDEM-PL kochen-IPV Ich sagte zu ihn "Koche diese (Gemüse)!" 111.3.3. Interrogativpronomen Folgende Interrogativpronomina treten auf: 148Mit Kasusaffixen entstehen lokale und temporale Adverbeil, die unter IH.5.1.1.1.-2. behandelt werden. 109 wer susa2 tä2 ttüa1 k'äjati1 k ’acu1 k ‘aöu' la‘-si k ‘äs kate4 km u2 wer alles was warum wann wie auf welche Weise wo, wohin wieviel welcher, welches su2 "wer" und tä2 "was", die eigentlichen Pro -Nomina, nehmen nominale Kasussuffixe an und treten in allen syntaktischen Funktionen auf, die auch von Nomina eingenommen werden können: (121) su2 k ‘a ‘ -/an wer komm en-PRA ET.INTERR Wer ist gekommen? ( 122) te2 tin4 su2-se so3 -/a/i PDEM Haus wer-ABL/ERG machen-PRA ET. INTERR Wer hat jenes Haus gebaut? (123) k i3 su3-ran kan1 ca3 -si mu1 -a PP.2SG wer-DAT Reis kochen-CV KOP-INTERR Für wen kochst du Reis? (124) te 1 su2-pre je4 -/an. PP.3SG wer-COMIT gehen-PRAET.INTERR Mit wem ist er gegangen? 110 (125) ki3 tä2 ca1 -si mu1 -a PP.2SG was essen-CV KOP-INTERR Was ißt du? (126) tini2 k i3 tä2 la* -lan heute PP.2SG was machen-PRAET.INTERR Was hast du heute gemacht? Beide Pronomina dienen auch dazu, aus einer explizit genannten Klasse von Gegenständen ein Individuum zu erfragen, m.a.W. sie fungieren sowohl als generelle (121-126), wie auch als spezifische (127,128) Interrogativpronomina: (127) sa2 m i3 mraiil-lant wer Mensch sehen-PRAET.INTERR Welchen Mann hast du gesehen? (128) ki3 tä2 koj4 pun2 -la jä4 -pa PP.2SG was Lied setzen-INF gehen-VN.INTERR Was für ein Lied wirst du singen? Besonders das Pronomen tä2 "was" tritt auch innerhalb abhängiger Prädikationen auf und nähert sich in seiner Funktion den aus europäischen Sprachen bekannten Relativpronomina. Im Unterschied zu diesen tritt es nur dann auf, wenn der "Relativsatz" (d.h. die satzwertige Konstruktion in der Funktion eines Relativsatzes) keinen expliziten relativierten Nominalkonstituenten aufweist (im engl, meist headless relative-clause genannt). Auch ist tä2 in solchen Konstruktionen nur in Patiensfunktion belegbar149. Das Verbum des Relativsatzes steht dabei in einer interrogativen Form: 149 A llgem ein zur Strategie der B ildung von Relativsätzen vgl. IV.7. 111 (129) k i3 -so tä2 pi'1 -lan na1 aJ io2 -ci PP. 2SG-ABL/ERG was sagen-PRAET.INTERR PP. 1SG NEG hören-PRAET Was du gesagt hast, habe ich nicht gehört. Das Pronomen su2 "wer” kann durch Reduplikation eine Pluralform bilden, die mit "wer alles" übersetzt werden kann. Eine vergleichbare Form für tä2 existiert nicht: (130) k i3 -o tin4 -ri susu2 mu1 -a PP.2SG-GEN Haus-LOC wer.PLKOP-INTERR Wer lebt alles in deinem Haus? Zur Verwendung der Interrogativpronomina als Indefinitpronomina s.u. III.3.4. Die übrigen Interrogativpronomina erfragen jeweils eine adverbiale Bestimmung: k'ä1 "wo, wohin", mit Ablativaffix "woher": (131) ca2 nimä1 ki3 -se k'ä1 ein1 -Jan, PDEM Vogel PP.2SG-ABL7ERG wo ergreifen-PRAET.INTERR Wo hast du diesen Vogel gefangen? (132) cu2 m i3 k'ä1 je4 -si mu1 -a PDEM Mensch wohin gehen-CV KOP-INTERR Wohin geht dieser Mensch? (133) cu2 m i3 k'ä’-se k'a1 -si mu1 -a. PDEM Mensch wo -ABL/ERG kommen-CV KOP-INTERR Wo kommt dieser Mensch her? k'äjan1 "wann1 112 (134) k'äjan1 fe l k'a1 -pa wann PP.3SG kommen-VN.INTERR Wann kommt et? k'adu1 "w ie", k'adu1 lal-si "in welcher Weise" (135) Ja3 -se nima k'aöu1 la 1 -si ein1 -laA, PP.2SG-ABL/ERG Vogel wie machen-CV ergreifen-PRAET.INTERR Wie hast du den Vogel gefangen? täla1 "warum" (136) tikd1 täla1 pun2 -pa, Tika warum setzen -VN.INTERR Warum geben sie die Tika ? fä7aJ "warum" ist auch Bestandteil eines Syntagmas, das gewöhnlich kausale Nebensätze einleitet und in dieser Funktion fast zu einer kausalen Konjunktion grammatikalisiert ist: tdla1 pj3~jarise "weil, wörtl.: wenn man sagt, warum": (137) k'uju2 aeama1 Alte ta1 -ei täla1 pi3 -jaiise mar4-e p'um2 pun2 -pa Überraschung werden-PRAET warum sagen-COND Gold-GEN Ei näkä1 si1 Huhn sterben -PRAET -d. Die Alte war überrascht, weil das goldene Eier legende Huhn nun tot war. kate4 "wieviel1 legen -VN i 113 ! j (138) kate4 näkäl-cä fe 1 j -pre mu‘ -a j wieviel Huhn-PL PP. 3 SG-COMIT KOP-INTERR Wievieie Hühner hat er? ■ ! kam i2 "welcher, welches" ist selten belegt. Seine funktionale Abgrenzung von tä2 ist - nicht ganz klar. Die vorhandenen Belege scheinen anzudeuten, daß dieses Pronomen dann | Verwendung findet, wenn nach einem individuellen Mitglied einer durch den Diskurskontext ’ thematisierten Menge von Gegenständen gefragt wird ( su2 und tä2 in vergleichbarer ] Funktion erfordern nicht, daß dieser Objektbereich bereits dem Diskurskontinuum angehört): ! ' (139) c‘opa1-cä -e ke4 kam 2 ci4 la1 -pa ne2 t‘uj2 mi3 -se Chopa-PL-GEN Arbeit welcher Rechnung machcn-VN und haupt- Mensch-ABL/ERG p i3 -pa ke4 -cä la1 \ -laij mjan2 i sagen-VN Arbeit-PL machen-INF müssen j Was ist die Aufgabe der Chopas? Sie müssen alles machen, was Rechnungsführer und Mukhyas ihnen sagen. i 1 (Kontext: Der Text zählt die einzelnen Aufgaben (ke4) der verschiedenenDorffunktionäre I auf), j i l( 111,3.4. Indefinitpronomen | Formalselbständige Indefinitpronominaexistieren nicht. Die Interrogativpronomina su2 "wer" j und tä2 "was" können indefinit verwendet werden. Dies ist vorwiegend in Sätzen mit j negiertem Verb der Fall. Als Agens eines transitiven Satzes steht das Indefinitpronomen im Ergativ: i ! (140) nepäl2-raA su2-se | dam2 karä2 -la a3 k ‘am2 -ci Nepal-DAT wer-ABL/ERG PART siegen-INF NEG können-PRAET Niemand konnte Nepal besiegen. 114 Auffällig ist, daß Indefinitpronomina sowohl als Agens eines intransitiven negierten Satzes, als auch als Patiens eines transitiven negierten Satzes im Genitiv stehen150. (141) . na 1 ^,2 ta -e -se 3 a -1 ■ I sej j a , PP. 1SG-ABL/ERG was-GEN NEG töten PRAED.PART Ich habe nichts geschlachtet. (142) su2 -e a3 k'a1 -ci wer-GEN NEG kommen-PRAET Niemand kam. 111.4. Verbum Eine Verbalwurzel kann in finiter Funktion mit und ohne Affixe auftreten. Ist sie affigiert, kann eines von drei Suffixen die Verbalform abschließen (terminale Affixe). Jede dieser Formen kann durch das Hilfsverb mu1erweitert werden, das wiederum das terminale Suffix -ci annehmen kann. Das folgende Schema zeigt das mögliche Formeninventar: Verbalwunzel nichtaffigiert affigiert -0 Affix + KOP -C i -pa -si KOP term. KOP-»-Affix -ci mu -pa mu -si mu1 150Vgl. m. 1.2.2. zu dieser p a r titiv en Funküou des Oenitivs. -ci iW -ci -pa rW -ci -si iW -ci 115 Das Hilfsverb m u1ist formal identisch mit der zur Prädikation verwandten Kopula151, von der es aber hier kategoriell unterschieden werden muß152. Die Tatsache, daß es sowohl an das nominale -pa , als auch an das finite -c i , wie das konverbale -si antreten kann, deutet auf eine bereits weit fortgeschrittene Grammatikalisierung dieser komplexen Verbalaffixe hin, deren Funktionen nicht vollständig aus denjenigen ihrer Bestandteile vorhersagbar sind. Zusätzlich zu den in o.a. Schema aufgezeigten Suffixen bzw. Suffixclustern kann jede Verbalform im Thakali durch die Partikel a 3 (im Imperativ durch die Prohibitivpartikel t'ä1) negiert werden, sowie eine nach gestellte Partikel mit modaler Funktion annehmen153. Ebenfalls nicht in das Schema aufgenommen sind das Zeichen des Infinitivs -la(n), das nur in komplexen Prädikaten Verwendung findet154, sowie das konditionale Konverbalsuffix -janse. Schließlich steht auch das Imperativzeichen mit seinen Allomorphen außerhalb dieser Affixgruppe, da es ausschließlich terminal vorkommt. 111.4.1. Finite Verbalformen 111.4.1.1. Affixlose Verbalwurzel Eine Verbalwurzei kann ohne jede Affigierung im Satz verwendet werden. Ihre Funktion ist dann meist die Bezeichnung eines allgemeingültigen (143), bzw. habituellen (144, 145) Sachverhaltes: Ü43) nim ^-cä pir3 tarana2 a3 Vogel-PL fliegen Fisch pir3 NEG fliegen Vögel fliegen, Fische nicht. 151 Für deren Verwendung vgl. IV .5.1. 152D ie Notation (w ie auch die Intcrlinearglossen) dieser Verbalfonn führt aber das Element mu1imm er als KOP auf, zumal es die phonologischen Kriterien für den Status als selbständiges W ort auch hier erfüllt. 153Zu diesen vgl. 111.4.1.9. 154Zum Infinitiv vgl. ni.4.2.4. 116 (144) cu2 cär2 kanä3 mun3-se PDEM Fest Zeit koj4-ca pan2 Nacht-ABL/ERG lied-PL setzen Während dieses Festes singt man nachts Lieder. (145) naiike3 d a1 -se ca3 tan2. morgens PP. 1SG-ABL/ERG Tee trinken Morgens trinke ich Tee. Zu den Eigentümlichkeiten der affixlosen Form gehört, daß sie auch für zukünftige Sachverhalte verwandt wird155: (146) na1 cu2 -ri aptä3 ki4 tu 1 ca2 -se na1 jer\ PP. 1SG PDEM-LOC Woche eins sitzen PDEM-ABL/ERG PP. 1SG gehen Ich werde hier eine Woche bleiben, dann werde ich gehen. (147) ki -ran na a pm , PP.2SG-DAT PP.1SG NEG geben Ich werde sie dir nicht geben. Lediglich vorgestellte oder gewünschte Sachverhalte (denen man gemeinsam m it den futurischen das Merkmal irreal zuordnen kann) werden oft ebenfalls durch die reine Verbalwurzel kodiert: 155Eine ähnliche Korrelation von extratemporäbhabitiieller und futurischer Funktion findet sich auch in anderen Sprachen, so z.B. im Lezgischen (Ostkaukasus), vgl. HASPELMATH 1992,139, oder auch im Kymrischen (vgl. WILLIAMS 19 8 0 ,7 3 ; diesen Hinweis verdanke ich Graham Isaac). Der konzeptionelle Grund hierfür ist wohl darin zu suchen, daß die Gültigkeit eines allgemein als wahr aufgefaßten Sachverhaltes am ehesten eine sichere Zukunftsvorhersage erlaubt ("was immer wahr ist, wird auch in der Zukunft wahr sein"). Hiervon ausgehend dehnt sich der Verwendungsbeieich der affixlosen Form auch auf singuläre zukünftige Sachverhalte aus, wenn der Sprecher ihr Eintreffen für absolut sicher halt. 117 (148) Aa1 -e picär3 -ra te 1 -se mla3 pä*m PP. 1SG-GEN Gedanke-DAT PP.3SG-ABL/ERG ungekochter Reis bringen Ich wünsche, daß er Reis bringt. III.4.1.2. -ci Wenn man davon absieht, für die suffixlose Form ein Nullmorphem anzusetzen, ist die Form auf -ci das einzige im engeren Sinne finite, deklarative Verbalsuffix des Thakali, d.h. es kann einerseits (wie -pa, das darüber hinaus aber nominale Eigenschaften hat, und im Unterschied zu -si) eine Prädikation abschließen, nimmt andererseits aber keine Kasusaffixe an und kann keine Nomina in attributiver Funktion modifizieren. Es dient überwiegend dazu, Sachverhalte in der Vergangenheit zu lokalisieren (149, 150), findet aber auch für momentane Ereignisse in der Gegenwart (151) Verwendung156: (149) k ‘aräjo2 dam2 kju2 Hase tun2 -pa -n k'a1 -ci\ PART Wasser trinken-VN-LOC kommen-PRAET Der Hase kam zum Wassertrinken. (150) pitipin1 närän1 sa korka3 -c pompa1 mu1 -ci; Prithivin Narayan Shah Gorkha-GEN König KOP-PRAET Prithivin Narayan Shah war König von Gorkha, 156D ies kann so gesagt werden, da -ci mit prononciert gegenwartsbezüglichen Temporaladverben kompatibel ist. In praxi jedoch wird sich die Erwähnung eines momentanen Ereignisses in der Mehrzahl der Fälle auf die unmittelbare Vergangenheit beziehen ("Es blitzt”, s.h.: "Es hat soeben geblitzt.") Von einem gegenwärtigen Ereignis kann streng genommen nur gesprochen werden, wenn es eine merkliche zeitliche Ausdehnung besitzt. "Es blitzt" im Sinne von "Es finden mehrere Blitze statt, es blitzt ständig, es ist ein Gewitter" wird demnach auch mit der -si mu1 - Form ausgedrückt. D ie Beispiele zeigen, daß die Punktualität des berichteten Ereignisses kein zentraler Bestandteil der Funktion von -d ist, es sich demnach nicht um ein primär die Aktionsart bezeichnendes A ffix handelt 118 (151) con3 muke1 te2 -ciw jetzt Donner fallen-PRAET Es donnert im Augenblick. III.4.1.3. -pa Das Affix des Verbalnomens -pa tritt in der großen Mehrzahl der Fälle in abhängigen Prädikaten, als nonten octionis und zur attributiven Modifikation von Nomina auf157. Bildet es ohne Erweiterung durch mu* ein finales Prädikat, bezeichnet es einen als unmittelbar bevorstehend, bzw. als sicher in der nahen Zukunft eintretend vorgestellten Sachverhalt (fiitur immediat): (152) ki3 tini2 le1 -ri ke4 Ja1 -Ja ja"4 -pa ki2 näma1 PP.2SG heute Feld-LOC Arbeit machen-INF gehen-VN.INTERR oder morgen jä 4 -pa gehen-VN.INTERR Wirst du heute zur Feldarbeit gehen, oder morgen? (153) tini2 tin3 sa2-pa ta1 -janse na1 pok'ari1 jä* -pa. heute Sonne gut-VN werden-COND PP.1SG Pokhara gehen-VN Wenn heute schönes Wetter sein wird, werde ich nach Pokhara gehen. III.4.1.4. -ci m«J Die Erweiterung des präteritalen -ci durch das Hilfsverb mn1 kodiert ein in der Vergangenheit lokalisiertes Ereignis mit gegenwärtiger Relevanz, d.h. ein Ereignis, dessen Ergebnis in der ^ D i e s e Funktionen w erden unter IIL 4.2.3. näher beschrieben. Durch diese aus form alen Gründen vor genom m ene Trennung soll nicht im pliziert werden, daß es sich bei den finiten und den nichtfiniten Verwendungsmöglichkeiten von -pa etwa um völlig voneinander unabhängige, nicht aufeinander abbildbare Funktionen handeln muß. 119 Gegenwart spürbare Wirkungen hat. Diese Form findet auch dann Anwendung, wenn der Sprecher nur aufgrund des Vorliegens eines gegenwärtigen Sachverhaltes auf ein früheres Ereignis schließt, das er nicht beobachten konnte: (154) fe 1 -e jä l ki2 -ci m u\ PP.3SG-GEN Hand brechen-PRAET KOP Sein Ami ist gebrochen (und deswegen ist er jetzt krank). (155) Aa1 -se picär3 ki4 la1 -ci mu[ PP. 1SG-ABL/ERG Gedanke eins machen-PRAET KOP Ich habe eine Idee (und diese Idee hilft uns jetzt weiter). (156) su2-se sunkur1 s e f -ci m u\ wer-ABL/ERG Schwein töten-PRAET KOP Jemand hat das Schwein geschlachtet. Für weitere Beispiele kann auf Text V.6. ("Unsere Vorfahren") verwiesen werden, der fast vollständig auf dieser Verbalform basiert158. Aufgrund dieses Funktionsumfangs kann die Affixkombination -ci rau1 durchaus als Perfekt im Sinne der älteren indogermanischen Sprachen bezeichnet werden159. 158Einige Sätze in diesem T ext scheinen der o.a. Funktionsbestimmung von -ci m u 1 (als Perfekt) zu widersprechen, da nicht alle berichteten Sachverhalte in die Gegenwart wirken (einige, w ie z.B. die Tatsache, daß die Bewohner Marphas früher von der Jagd lebten, gelten sogar ausdrücklich nicht mehr). D ie gesam te Erzählung hingegen - die Vorgeschichte des Dorfes - berichtet, w ie es zum jetzigen Zustand Marphas gekommen ist, so daß die Perfektdefinition auch hierfür aufrechterhalten werden kann. V gl. hierzu auch T ext 15 (The Tulachan Legend) in der Sammlung von Texten im Tukche-Dialekt von M. HARI (H A R I1970,239-250), w o ähnliches zu beobachten ist. Hierin könnte sich ein Funktionswandel des Perfekts in Richtung auf ein allgemeines tempus mrrativum andeuten (vgl. das Schicksal des indogermanischen Perfekts im Lateinischen). 159Zur Funktionsbestimmung des indogermanischen Perfekts vgl. SCHMIDT 1964, diesem ähnliche Perfekta finden sich auch in anderen Sprachen, so z.B. im Georgischen (JOB 1994) oder in Cuköo-kamöadalisehen Sprachen (vgl. BENVENISTE 1970). 120 II1.4.1.5. -si rau1 Diese Form besteht aus dem durch das Hilfsverb erweiterten Konverb -si160. Sie kodiert einen als zeitlich andauernd vorgestellten Sachverhalt, der sich in der Gegenwart vollzieht. Diese hochfrequente Form ist das eigentliche Präsens (oder praesens durativum ) des Thakali: (157) nam2 ju 1 -si m u\ Regen herabkommen-CV KOP Es regnet (158) kjäm4 pra4 -pa nri3 ni4 kjdm4-ri Ijäma1 se1 -si m a\ Weg gehen-VN Mensch zwei Weg -LOC Wort reden.HON-CV KOP Zwei Wanderer unterhalten sich auf dem Weg. (159) £eJ fe2 -ri tu 1 -si mu[ PP. 3 SG PDEM-LOC sitzen-CV KOP Er sitzt dort. III.4.1.6. -pa inu ‘-ci Die Erweiterung des Verbalnomens -pa durch das Hilfsverb rmiJ ist charakteristisch für solche Verbalwurzeln, die adjektivische Bedeutungen haben. Die adjektivische Prädikation wird durch den Zusatz von -ci in der Vergangenheit lokalisiert: (160) näkd1 k i3 -pa m u1 -er Huhn schön-VN KOP-PRAET Das Huhn war schön. 160Dessen rein konverbale Funktionen werden unter III,4.2.1. näher besprochen, 121 Bei nichtadjektivisehen (bzw. einen Vorgang oder eine Handlung bezeichnenden) Verbalwurzeln dient -pa m n,-ci dazu, einen als länger andauernden Zustand, oder habituellen Vorgang vorgestellten Sachverhalt in der Vergangenheit zu lokalisieren: (161) ca2 ju l3 -ri Aa1 -e apäs tu 1 -pa mu1 -ci. PDEM Dorf-LOC PP. 1SG-GEN Vater wohnen-VN KOP-PRAET In jenem Dorf hielt mein Vater sich auf. (162) k\iju2-se mar4-e p‘um2 tintin3 dam2 cun2 Alte -ABL/ERG Gold-GEN Ei -pa m u1 -ci. täglich PART verkaufen-VN KOP-PRAET Die Alte verkaufte jeden Tag ein goldenes Ei. -ci mu ‘-ci 1IL4.1.7. Wird der durch die Perfektform ausgedruckte Sachverhalt durch -ci in die Vergangenheit verlegt, entsteht eine Form der Vorvergangenheit (Plusquamperfekt): (163) ca2 as3 -raA teptät3 -se me1 pan2 -si mu3 -ci. PDEM Gans-DAT Devadatta-ABL/ERG Pfeil setzen-CV KOP-PRAET Auf diese Gans hatte Devadatta den Pfeil abgeschossen. (Der Schuß Devadattas auf die Gans geht der Haupthandlung der Erzählung voran). III.4.1.8. -si m u-ci D as praesens durativum auf -si Vergangenheitsbedeutung:164 (164) nam2 ja 1 -si mu1 -ci. Regen herabkommen-CV KOP-PRAET Es regnete ("war am regnen"). m u1 erhält durch den Z u satz von -c i 122 (165) fe 1 tila2 ca2 tia4 -ri ke4 ln1 -si ma1 -ci PP.3SG gestern PDEM Haus-LOC Arbeit machen-CV KOP-PRAET Gestern abeitete er in diesem Haus. III.4.1.9. Finite Verbalformen mit Modalpartikeln Durch die Hinzufügung der Partikel miäe2 zu einer finiten Verbalform kann der Sprecher zum Ausdruck bringen, daß ihm der berichtete Sachverhalt nicht sicher erscheint. Dies ist naturgemäß besonders häufig der Fall bei Aussagen über zukünftige Ereignisse. Die Funktion dieser Partikel ist derjenigen der deutschen Modalpartikel "wohl" sehr ähnlich: (166) tc -se päcäc3-ri to 3 cun2 -pa mise2 PP.3SG-ABL/ERG Markt-LOC Gemüse verkaufen-VN IRR Er wird wohl auf dem Markt Gemüse verkaufen. (167) k'a1 -pa pärsä3-ri kjaprä2 sa2-pa a3 ta1 mi£e2 kommen-VN Jahr -LOC Buchweizen gut-VN NEG werden IRR Nächstes Jahr wird der Buchweizen schlecht sein. Im zugrundeliegenden Korpus ist ein Beispiel mit einem Vergangenheitstempus belegt: (168) cuz surikurJ sej1 -ci mike2 PDEM Schwein töten-PRAET IRR Ich glaube, dieses Schwein wurde geschlachtet. Eine weitere Modalpartikel mit ähnlicher Funktion - meid2 - tritt gelegentlich auf. Soweit festgestellt werden kann, schwächt sie den Grad der Sicherheit des Sprechers hinsichtlich des berichteten Sachverhaltes noch weiter ab. Ihre Funktion entspricht etwa der des deutschen "vielleicht": i i 123 (169) te ‘ kan1 ca 1 meki2 PP.3SGReis essen DUB & wird vielleicht Reis essen. III.4.1.10. Imperativ, Adhortativ und Prohibitiv Das Imperativmofphem tritt abhängig vom Auslaut der Verbalwurzel in folgenden Varianten bzw. Allomorphen auf: nach Konsonanten I j / ): pin2- "geben" kin2- "nehmen" dom2- "schlagen" cun2- "verkaufen" re2- "aufstehen" p i3- "sagen“ caj3- "geruhen161" pi{*- "bringen" -o nach /e /, lil, Ij f : -to nach iä l : -ko nach lu (\ -ko ~ -to ~ -rio162 —> pin2-o -> kin2-o -> dom2-o —> curi2-o re2-to -> p i3-to —> caj3-to pä*-ko —» k \i2-ko irti2- "waschen" su 3-"sitzen (hon.)" —> du3-to —» nu4-no nu4- "schlafen" Auf fa l auslautende einsilbige Verbal wurzeln163 bilden den Imperativ, indem sie diesen Auslautvokal durch l o i ersetzen: k ‘al- "kommen" ca1- "essen" —> Ipv. kW —> Ipv. co1 161 Dies ist selbstverständlich nur eine Behelfsübersetzung. D ieses Verbum dient zur periphrastischen Bildung des honorifikativen Imperativs, vgl. IIL4.5. 162Es ist nicht klar ersichtlich, ob eine dieser Varianten die umgebungsbedingte Form darstellt und die übrigen demnach lexikalische Idiosynkrasien sind. D ie Informanten akzeptierten die angeführten Imperative von HuStänunen" nur in der o.a. Form. 163D ie folgenden sind die einzigen Imperativformen dieser Art, die erhoben werden konnten. Es is t möglich, daß als zusätzliche Bedingung für diese Bildungsweise noch Ton 1 relevant ist. I 124 Ja1- "machen" —> Ipv. io1 Der Imperativ bezeichnet eine direkte (unhöfliche) Aufforderung: (170) cu2 täsin3 ki2 -to, PDEM Stock brechen-IPV Zerbrich diesen Stock! (171) ki3 -e caku2 riaJ -raii curi2 -o PP.2SG-GEN Messer PP. 1SG-DAT verkaufen-IPV Verkaufe mir dein Messer! Zum Ausdruck einer höflichen Aufforderung wird der Imperativ des Verbums caf- (etwa: "geruhen zu", "so gut sein zu", eine eigene lexikalische Bedeutung ist nicht ermittelbar) der Infinitivform164 nachgestellt: (172) k i3 -e caku2 na1 -ran cnA2 -la caf -to PP.2SG-GEN Messer PP.1SG-DAT verkaufen-INF geruhen-lPV Verkaufe mir bitte dein Messer! Ein Adhortativ wird durch das Suffix -do gebildet: (173) tini2 comsom3 je4 -do, heute Jomsom gehen-HORT Wir wollen heute nach Jomsom gehen! Zur Bildung des Prohibitivs wird der Imperativform die Partikel t‘ä! vorangestellt, in der honorifikativen Imperativform steht sie hingegen vor dem lexikalischen Verb (175): 164Zum Infinitiv und d en au f ihm basierenden periphrastischen V erbalbildungeu vgl. 10.4.2.4. 125 (174) nakju]-ra iä 1 dom2 -o, Hund -DAT PROH schlagen-IPV Schlage den Hund nicht! (175) cu2 täsin3 tä 1 ki2 -Ja ca f -toi PDEM Stock PROH brechen-INF geruhen-IPV Zerbrich diesen Stock bitte nicht! Der Adhortativ wird mit der gewöhnlichen Negation a3 verneint: (176) tini2 comsom3-ri a3 jo4 -do heute Jomsom -LOC NEG gehen-HORT Wir wollen heute nicht nach Jomsom gehen! I1I.4.1.11. Interrogative Verbalformen Für das Verbalnomen auf -pa in finiter Funktion lautet die interrogative Form gleich der deklarativen: (177) k ‘äjan* ki3 k ‘a ‘ -pa wann PP.2SG kommen-VN.INTERR Wann kommst du? (178) Aa näma' k'a1 -pa# PP. 1SG morgen kommen-VN Ich komme morgen. Für das Affix des Präteritums -er tritt hingegen eine eigene Interrogativform -lan ein: 126 (1?9)näkä1 caca3-ran kate4 pa -lari Huhn Kind-DAT wieviel bezahlen-PRAET.INTERR Wieviel hat er für die Küken bezahlt? An das Hilfsverb lu a, tritt zur Bildung der Frageform das Affix -a an: (180) na1 -e kju4 k'ä1 mu1 -a PP. 1SG-GEN Schaf wo KOP-INTERR Wo ist mein Schaf? (181) k i3 kate4 k'adä2 -ri lo1 -si mu1 -a. PP.2SG wieviel Klasse-LOC lesen-CV KOP-INTERR Auf welcher Stufe studierst du? (182) k i3 k i3 -e Ijäkiri1 ke4 la1 -si mu* -a PP.2SG PP.2SG-GEN für Arbeit machen-CV KOP-INTERR Arbeitest du für dich selbst? Die finiten Verbalformen mit ihren interrogativen Substituenten sind demnach: deklarativ interrogativ -cf -laA -pa (-ci iu u -a )165 -si muJ-a -pa -ci m u1 -si m u1 -ci m aJ-ci -pa mu ‘-ci -si m u^ci (-ci muJ-fari) (-pa m u‘-lan) (-si mu^laA) 16SD ie eingeklammerteil Formen sind im vorliegenden Korpus nicht durch eigene B eispiele belegbar. Ihre Akzeptabilität wurde aber von allen Informanten bestätigt. Inwieweit sie allerdings tatsächlich gebildet und gebraucht werden, muß hier offen bleiben. 127 I1I.4.2. Nichtfinite Verbalformen 111.4.2,1. Das kopulative Konverb -si Die Verbalform auf -si ist das frequentere der beiden Konverben166 des Thakali. Seine Funktion ist es, in komplexen Sätzen167 zwei oder m