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Archäologie der Moderne – eine junge Wissenschaft mit großem Potential Claudia Theune Einleitung E INE ARCHÄOLOGIE der Moderne, im Folgenden in erster Linie die Beschäftigung mit der materiellen Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts, rückt seit rund drei Dekaden in den Fokus (Theune 2020, 11–22, zum Begriff der Moderne vgl. Beitrag Reckwitz, S. 47). Schon seit etlichen Jahrzehnten hat die Archäologie immer jüngere Zeiten im Blick und beschränkt sich nicht nur auf Epochen, zu denen nur beschränkt schriftliche Quellen vorliegen. Nach Untersuchungen zum gesamten Mittelalter widmete man sich zunächst der frühen Neuzeit mit bedeutenden Wenden der Reformation, der Gegenreformation, dem 30-jährigen Krieg. Aber auch Kriege der Moderne wurden und werden untersucht, etwa solche aus napoleonischer Zeit. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Industrialisierung seit dem 19. Jahrhundert, wo einerseits der technische Aspekt und die Technikbzw. Industriegeschichte im Vordergrund stehen, andererseits aber industrialisierte Regionen, wie etwa das Ruhrgebiet, als Kulturlandschaften wahrgenommen werden und die Kulturgeschichte der Industrialisierung und eine damit verbundene regionale Identität in den Blickpunkt rückt (Theune et al. 2019, 470–471). Schließlich erfolgten Ausgrabungen zum 20. Jahrhundert (Theune 2020), Schlachtfelder der beiden Weltkriege, Kriegsgefangenenlager und die nationalsozialistische Willkür in den Zwangslagern wurden und werden unter verschiedenen Gesichtspunkten und Fragestellungen erforscht. Strukturen des 20. Jahrhunderts und insbesondere die nationalsozialistische Zeit sind auch weiterhin Schwerpunkte bei archäologischen Arbeiten; diese Phase von Terror und Unterdrückung ist nicht zuletzt durch Erinnerungen von Eltern, Großeltern und zahlreiche noch vorhandene Relikte mit der Gegenwart weiterhin stark verknüpft. Bislang wurden häufig die Struktur der Lager selbst, die Baracken und Funktionsgebäude, gegebenenfalls die Tötungsanlagen oder große Gruben mit den in der Kriegs- und Nachkriegszeit entsorgten Objekten untersucht. Inzwischen richtet sich der Blick auch auf andere zu den Lagern gehörende Bereiche, beispielsweise Orte, an denen die Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten, – oder die gesamte zum Lager zugehörige Versorgung und Infrastruktur und die Rüstungsbetriebe. Zudem geben Analysen von bestimmten Objekten und Strukturen, bzw. die Mensch-Ding-Beziehungen (vgl. Beitrag Lebek/ Schreiber, S. 37) Einblicke etwa in Überlebens- und Bewältigungsstrategien der Inhaftierten bzw. in die Praxis des Terrors durch die Machthaber. Dinge und andere historische Quellen Diese Entwicklung trägt auch dem Grundsatz Rechnung, dass uns durch wortbasierte Quellen nur ein Ausschnitt aus vergangenen Zeiten überliefert ist, nämlich das, was für Wert befunden wurde, aufgeschrieben oder mündlich berichtet zu werden. Wir kommunizieren und agieren aber nicht nur mit und durch Worte, sondern immer auch mit und durch optische Zeichen und ganz stark und höchst vielfältig mit und durch Objekte. Gegenstände aller Art gehören zu unserem täglichen Leben; ohne sie, wie auch ohne Worte, visuelle Zeichen oder Gefühle, Gerüche etc. ist ein Austausch mit anderen Menschen, ein soziales Leben nicht möglich. Wir kommunizieren aber mit diesen unterschiedlichen Medien nicht immer gleich und übereinstimmend, senden nicht immer die gleichen Botschaften, sondern betonen mal diesen, mal jenen Aspekt, setzen gegebenenfalls andere Schwerpunkte oder lassen manches bewusst unter den Tisch fallen. f 1 Rückwärtige Umzäunung und Wachturm des ehemaligen Kontentrationslagers Mauthausen. Archäologie der Moderne – eine junge Wissenschaft mit großem Potential // 29 Wichtig ist zu betonen, dass alle Quellengattungen in unterschiedlichen Quantitäten und Qualitäten vorliegen. Vieles – sowohl schriftliche oder bildliche Dokumente wie auch Objekte – ist nicht aufbewahrt worden. Ferner gibt es etliche Bereiche, zu denen schriftliche Dokumente oder Zeitzeug:innenberichte keine oder kaum Angaben machen. Gleichsam banal erscheinende Alltagsroutinen fanden selten Eingang etwa in Gerichtsprotokolle, Tagebücher oder Erinnerungsberichte, sie wurden und werden in der schriftlichen Überlieferung kaum erwähnt. Hierin liegt aber die besondere Stärke der archäologischen – auf Objekte bezogene – Forschung. Objekte spielen in unserem Alltag eine essentielle Rolle, sei es die Kleidung mit allen Bestandteilen und Accessoires, die wir tragen, sei es das Koch-, Ess- und Trinkgeschirr für unsere tägliche Ernährung, seien es Gegenstände, die wir bei der Arbeit oder in der Freizeit etwa bei Spielen verwenden, oder auch unzählige andere Dinge, mit denen wir täglich (inter)agieren. Solche bei archäologischen Ausgrabungen geborgene Funde geben daher einen detaillierten Aufschluss über die Verfügbarkeit und den Gebrauch von Gegenständen aller Art und das Agieren der Menschen mit diesen Dingen, die zweckrationale Beziehungen zwischen Mensch und Ding (vgl. Beitrag Lebek/Schreiber, S. 37). Es ist also wesentlich zu bedenken, dass die genannten unterschiedlichen Kommunikationsmedien, die wir nutzen, in ihrer Botschaft und Bedeutung kongruent sein können, sich aber auch ergänzen und Lücken füllen oder einander widersprechen können. Hierin liegt meiner Meinung nach das große Potential der Archäologie der Moderne. Wir können spezifische Perspektiven von vergangenen Ereignissen und Strukturen und damit Interaktionen von Menschen anhand von und mit Dingen, die wir alltäglich nutzen, aufzeigen – Interaktionen, die durch andere Quellen anders oder auch gar nicht überliefert sind. Diese enge Verschränkung der unterschiedlichen Quellengattungen hat auch zu einem intensiven und notwendigen Austausch mit Nachbarwissenschaften geführt. Um diese Quellenvielfalt erfassen zu können, ist eine enge Kooperation etwa mit der Zeitgeschichte, der Kulturwissenschaft oder auch bildwissenschaftlichen Disziplinen unerlässlich. Die wissenschaftlichen Fächer rücken also näher zusammen. Die traditionell historischen Wissenschaften wissen um die Lücken in den schriftlichen und bildlichen Quellen und sie wissen um die hohe Bedeutsamkeit der Dinge für Erkenntnisse zu Zusammenhängen und Bedingtheiten, zu Taten und Wirken der Menschen in der Vergangenheit. 30 // Claudia Theune Archäologische Kontexte sagen insbesondere sehr viel über das tägliche Leben der Menschen aus. Wenn dieser Alltag selbstbestimmt ist, können die Dinge einen Einblick in die Identität der Menschen geben, weil die Objekte persönlich ausgewählt wurden – sei es die Unterkunft mit der gesamten Einrichtung, sei es die Farbe und der Schnitt von Kleidung, sei es die Auswahl von Geschirr und Besteck, Arbeitsgeräte oder Dinge der Freizeitgestaltung und vieles mehr. In den großen Fabriken des 19. und frühen 20. Jahrhunderts kann studiert werden, wie der Arbeitsalltag ausgesehen hat und wie die Arbeitsbedingungen gewesen sind. In Zwangslagern, in denen die Menschen für eine gewisse Zeit eingesperrt wurden, ist der Alltag durch die Lagerverwaltung und die Machthaber bestimmt, die Objekte zuteilen oder auch verwehren, etwa die Häftlingskleidung, die Schlafmöglichkeiten, Hygieneeinrichtungen, Werkzeuge für die zwangsweise auszuführende Arbeit u. a. m. Nur wenig Raum bleibt für eigene Dinge oder für Dinge, die man sich aneignet, indem man sie verändert und modifiziert, indem man z. B. den eigenen Namen oder dekorative Motive auf den Objekten anbringt oder für Dinge, die die Häftlinge selbst herstellten. Genannt seien Dinge wie selbstgemachte Löffel, Kämme, Schuhe oder anderes mehr. Das Bewahren der eigenen Identität durch die Vergewisserung des eigenen Namens; der Versuch Mindesthygienestandards zu wahren durch den Besitz eines (selbstgemachten) Kammes und einer Zahnbürste, das Flicken der Häftlingskleidung und das Anfertigen von Schuhen, um den Körper zu schützen; der lebensnotwendige Besitz eines Löffels und eines Gefäßes um Nahrung aufzunehmen, waren essentiell für das Überleben. Gerade diese Objekte belegen den Überlebenswillen der Menschen, die in den Zwangslagern eingesperrt waren. Hinzu kommen Objekte, die Erinnerungen an das Leben vor der Haft ermöglichen, sei es das Fabrizieren eines kleinen Herzens aus Holz, das Aufschreiben eines Namens einer nahestehenden Person, die Herstellung von Spielsteinen, die Möglichkeit Musik zu machen. Diese Objekte zeigen das Bemühen, an das Leben vor der Haft anzuknüpfen, den Versuch alte durch den Habitus inkorporierte Routinen – auch gemeinsam mit Mithäftlingen – zumindest ein wenig weiterführen zu können. Das soziale Leben, ein (Inter)Agieren mit Worten und Objekten kann also auch unter extremen Haftbedingungen festgestellt werden (Suderland 2009; Bourdieu 1982). Solche Überlebensstrategien können für Konzentrationslager und deren Außenlager bzw. auch für Zwangsarbeitslager erkannt werden, nicht aber für Vernichtungszentren, in denen es keine Chance auf ein Überleben gab, sondern die Menschen direkt ermordet wurden (Theune, im Druck). Archäologische Objekte, seien es die kleinen alltäglichen Dinge oder auch Gebäude, Lager, Industrieanlagen oder ganze Landschaften, sind also ganz essentielle historische Quellen, die zahlreiche Erkenntnisse über vergangene oder bis heute nachwirkende Strukturen und Verhältnisse und damit zu den Menschen und den Gesellschaften der Vergangenheit ermöglichen. Die archäologische Erforschung des 19. und 20. Jahrhunderts Die Entwicklungen in Bezug auf archäologische Forschungen des 19. und 20. Jahrhunderts in Deutschland bzw. dem deutschsprachigen Raum verlaufen in vielen Aspekten ähnlich wie im europäischen Ausland (Mehler 2013), aber es gibt auch unterschiedliche Schwerpunkte, die in den Ländern gesetzt wurden. Untersuchungen zum 19. Jahrhundert – und d a mit diesem Abschnitt der Moderne (vgl. Beitrag Reckwitz, S. 47) – können eine Vielzahl von Ursachen und Grundlagen für unsere heutige Gesellschaft aufzeigen. Globalisierung, Industrialisierung und der Nationalismus begannen im 19. Jahrhundert und haben Auswirkungen bis weit in das 20. und auch ins 21. Jahrhundert hinein. Damit einher gingen Veränderungen in sozialen Gefügen der Gesellschaften und es bildete sich eine Arbeiter:innenschicht heraus. Zudem ist eine erhöhte Produktion von in den Fabriken gefertigten Konsumgütern und ein internationaler, weltweiter Austausch von Produkten aller Art zu konstatieren (Theune et al. 2019). Solche Forschungen, insbesondere in Bezug auf die Industrialisierung, haben in Großbritannien eine längere Tradition als auf dem Kontinent (Cossons 2000). Industriedenkmale, alte Standorte der Fabriken, der Infrastruktur wie auch frühe Produkte der ersten Industrialisierung werden auf den britischen Inseln schon seit rund 70 Jahren untersucht. Diese Forschungen begannen auf dem Kontinent bzw. im deutschsprachigen Raum später. Wegweisend sind etwa die archäologischen Dokumentationen im Ruhrgebiet, etwa der Steinhauser Hütte in Witten (vgl. Beitrag Rind, S. 57; vgl. Kat.-Nr. 103) oder in Essen auf dem Gelände der Firma Krupp (Hopp/ Vollmer-König 2018). Zwar wird noch häufig vieles, was Erkenntnisse zur Technikgeschichte oder Industriekultur erbringen könnte, unbesehen abgerissen und zerstört; inzwischen nehmen die Unter- suchungen aber zu, steckt doch auch viel regionale identitätsstiftende Geschichte in diesen Anlagen, die für die örtliche und überregionale Bevölkerung von großem Interesse ist. Die archäologischen Herausforderungen sind enorm, müssen doch riesige Flächen mit allen Fabrikhallen und Maschinen sowie der zugehörigen Infrastruktur dokumentiert werden. In Essen wurde 1811 die Friedrich-Krupp-Gussstahlfabrik (vgl. Katalog-Nr. 216) gegründet und im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einem der größten Industriestandorte in Europa mit einer Fläche von 360 Hektar ausgebaut. Während der NS-Zeit wurden hier auch unter massivem Einsatz von Zwangsarbeitenden Waffen produziert. Viele der Gebäude wurden im Kriegsverlauf zerstört und modern überformt. Die archäologischen Dokumentationen konzentrierten sich auf die Frühphase der Firmengeschichte, das sogenannte Stammhaus Krupp und das sogenannte Turmhaus, ein Verwaltungsgebäude, aber auch technische Anlagen wie eine große Halle mit fünf Siemens-Martin-Öfen im »Probirhaus H« wurden untersucht. Solche Forschungen zeigen einerseits Phasen der Industrialisierung über einen längeren Zeitraum hinweg, aber ebenso die sich verändernden Arbeitsbedingungen. Zudem sollten kleinere Handwerksbetriebe aus der Moderne verstärkt archäologisch untersucht werden. Metzgereiabfälle, Flickschustereiabfälle und andere Funde geben Einblicke in die Arbeitswelt, aber auch in Essgewohnheiten, das Haushalten mit begrenzten Ressourcen und viele andere Aspekte. Viel Wissen um traditionelle Handwerkstechniken aus der Neuzeit geht verloren, wenn wir uns nicht mit diesen Orten befassen. Eine proaktive Beschäftigung kann vielfältiges altes Wissen bewahren. Der steigende Konsum im 19. Jahrhundert kann leicht etwa anhand von Herstellungsmarken weltweit verfolgt werden. Steingutwasserflaschen mit an verschiedenen Standorten in Deutschland abgefülltem Mineralwasser oder andere Keramikwaren finden sich auf der ganzen Welt, umgekehrt entdeckt man viele in anderen Kontinenten produzierte Waren etwa bei Ausgrabungen in Deutschland. Hier ist aber auch noch ein Desiderat der Forschung anzusprechen. Der weltweite Konsum im 19. und frühen 20. Jahrhundert hängt nicht zuletzt direkt mit Imperialismus und Kolonialismus zusammen. Diese Perspektive ist in der Archäologie bislang kaum thematisiert worden, ist aber sehr gut auch in Deutschland oder in Westfalen erforschbar. Der Handel mit Tabak und die Zigarrenproduktion hat in Westfalen eine lange Tradition, die im 19. Jahrhundert begründet ist und bei der Tabakrohstoffe Archäologie der Moderne – eine junge Wissenschaft mit großem Potential // 31 etwa aus der deutschen Kolonie Kamerun verarbeitet wurden. Etliche Firmen, aber auch Haushalte mit Endverbraucher:innen als Nutznießer:innen dieser Genussmittel könnten untersucht werden. Umgekehrt wurden aus Deutschland zahlreiche Waren in die kolonisierten Gebiete exportiert; auch Alkohol in großen Mengen, was zu großen sozialen Problemen führte, die von deutschen Produzent:innen und Händler:innen mit verursacht worden sind. Thematisiert worden sind bislang von Politik und Gesellschaft Provenienzforschungen und inzwischen werden etliche Dinge, die zu Unrecht nach Deutschland verbracht wurden, wieder in die Herkunftsregionen und Nachfolgestaaten der ehemaligen Kolonien zurückgegeben. Aber auch in Deutschland trifft man viele koloniale Welten, die von archäologischer Seite erforscht werden sollten. Elementar sind ferner archäologische Recherchen zu Entwicklungen im urbanen und ruralen Umfeld, wie sie seit längerer Zeit auf den britischen Inseln (Courtney et al. 2009) und in einigen Fällen auch im deutschsprachigen Raum durchgeführt werden. Erwähnt seien jüngere archäologische Untersuchungen ganzer Ortschaften in einem chronologischen Längsschnitt, etwa wenn diese im Zuge des Braunkohletageabbaus devastiert wurden. Auch hier geht es darum, neben allgemeinen Entwicklungen einer Ortschaft seit dem Mittelalter und der ökonomischen Einbindung in die weitere Region, die lokale Geschichte und die Geschichten der Menschen und ihre Lebens- und Arbeitsumwelt zu fassen. So haben die archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen in solchen aufgegebenen Dörfern in Sachsen wichtige Veränderungen im 19. Jahrhundert aufgezeigt (Scholz 1998). Die lange Zeit vorherrschende Annahme, dass die Zeit zwischen Spätmittelalter und Moderne von wenig Dynamik, Innovationen und Entwicklungen geprägt gewesen sei und man häufig eine Rückschreibung von Dorfstrukturen des frühen 20. Jahrhunderts bis ins Mittelalter vornahm, ist nicht korrekt. Gerade im 19. Jahrhundert hat es starke Veränderungen in der Agrarwirtschaft gegeben, die zu Umstrukturierungen der Gehöfte führten. Der intensivierte Anbau von Getreide mit deutlich erhöhten Ernten führte zum Bau von Scheunen; die intensivierte Viehhaltung auch im Winter bedingte den Bau von Ställen, ebenfalls eine Erscheinung der Moderne (vgl. Beitrag Reckwitz, S. 47). Das traditionelle Wohnstallhaus wurde zum reinen Wohnhaus, die Wirtschaftsgebäude waren separiert. Das Beispiel zeigt die Wichtigkeit von umfassenden archäologischen Untersuchungen auch im ländlichen Raum. Gerade das Wissen um die angesprochenen Lebens- und 32 // Claudia Theune Arbeitswelten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts droht durch einen massiven Wandel im ruralen wie im städtischen Bereich seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verloren zu gehen. In diesem Zusammenhang sei zumindest auch noch auf zu intensivierende Forschungen zu Geschlechterrollen der letzten 200 Jahre hingewiesen. Die Beispiele zeigen vielfältige Erkenntnismöglichkeiten zu gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Aber auch der Aspekt der Erinnerung ist bedeutend bei diesen Untersuchungen, seien es Erinnerungen an wirtschaftlich prägende Zentren oder einfach Erinnerungen an heute zerstörte, aber vertraute Orte, die es zu bewahren lohnt. Differierende archäologische Forschungen zu den Konflikten des 20. Jahrhunderts sind ebenfalls in verschiedenen Teilen Europas zu konstatieren. Insbesondere der Rückblick auf den Ausbruch, den Verlauf und das Ende des Ersten Weltkrieges führte in Frankreich und Belgien mit breiter internationaler Unterstützung an der ehemaligen Westfront zu umfangreichen Ausgrabungen der materiellen Hinterlassenschaften auf Schlachtfeldern, Schützengräben, Stellungen, Massengräbern, aber auch in Kriegsgefangenenlagern. Große Aufmerksamkeit erhielten insbesondere geglückte Identifizierungen der getöteten Soldaten auf den Schlachtfeldern und in Massengräbern. War es doch möglich, Nachkommen Näheres über den Tod der bislang vermissten Angehörigen zu berichten und gegebenenfalls noch persönliche Gegenstände zu übergeben (Stichelbaut 2018). Der Zweite Weltkrieg ist untrennbar mit der nationalsozialistischen Diktatur verknüpft, dies gilt auch für archäologische Forschungen. So standen und stehen in Bezug auf eine Archäologie der 1930er und 1940er Jahre seit rund 30 Jahren in erster Linie die Spuren von Unterdrückung, Terror und Massenmord sowie der Holocaust in ehemaligen Zwangslagern und Vernichtungszentren im Fokus der Untersuchungen (Theune 2020, 11–22). 1991 fand die erste Ausgrabung in einem ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslager in Deutschland statt. In Witten-Annen, wo sich ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald befand, wurden im Auftrag der LWL-Archäologie für Westfalen u. a. verschiedene Fundamentreste und Mauerreste von Barackengrundrissen, ein Feuerlöschteich sowie Betonpfeiler freigelegt und zahlreiche Funde geborgen (Isenberg 1995; Poggel 2020/2021; vgl. Kat.-Nr. 511). In den folgenden Jahren folgten dann weitere Ausgrabungen an unterschiedlichen NS-Zwangslagern in ganz Europa, etwa in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald, Mauthausen und zahlreichen anderen Nebenlagern und Zwangsarbeitslagern sowie NS-Euthansieanstalten (z. B. Hartheim; vgl. Kat.Nr. 510) und Vernichtungszentren des Holocaust im heutigen Polen und Weißrussland, in denen die Menschen sofort ermordet worden sind. Auch Kriegsgefangenenlager der Nationalsozialisten sowie der Alliierten und andere global existierende Internierungslager wurden ausgegraben. Heute ist eine Vielzahl von internationalen Ausgrabungen zu sehr unterschiedlichen Internierungslagern bekannt, die in vielfältiger Weise mit der Inhaftierung und Unterdrückung im Zusammenhang mit unzähligen (bewaffneten) Konflikten und Kriegen auf der ganzen Welt oder mit totalitären Regimen in Zusammenhang stehen. Jedoch sei auch eine Einschränkung erwähnt. Solche Ausgrabungen und Forschungen zu einer eigenen Vergangenheit, in der Menschen ausgegrenzt und unterdrückt wurden, werden in der Regel nur in einem nun toleranten demokratischen Staat geduldet, zugelassen oder gefördert, einem Staat, der sich aktiv mit der eigenen, gegebenenfalls belastenden Vergangenheit auseinandersetzt. In heute noch totalitären Staaten, etwa Russland, in dem lange Jahre dem stalinistischen Gulag-System unzählige Menschen zum Opfer fielen – sind solche Forschungen kaum möglich. Viele der archäologischen Ausgrabungen in den 1990er und frühen 2000er Jahren – so auch in Witten-Annen – fanden auf zivilgesellschaftliche Initiativen statt. In Witten-Annen gaben Nachforschungen von Schüler:innen den Anstoß, sich mit dieser, in den 1990er Jahren weitgehend unbekannten bzw. vergessenen, Geschichte der Region auseinanderzusetzen und ein Zeichen gegen das Vergessen und für das Erinnern zu setzen. Bezogen auf den Nationalsozialismus im Deutschen Reich zwischen 1933 und 1945 sind diese Untersuchungen auch mit einer erneuten intensiven Auseinandersetzung zum Nationalsozialismus zu sehen. Solche zivilgesellschaftlichen Forderungen nach einer kritischen Beschäftigung mit der deutschen Geschichte sind schon seit Mitte der 1980er Jahre deutlich zu erkennen, als bei Freilegungen in der Mitte Berlins Teile des ehemaligen Gefängnisses der GESTAPO (Geheime Staatspolizei) sichtbar wurden und schnell klar war, dass die materiellen Überreste direkt unter dem Straßenpflaster liegen und nicht komplett verschwunden sind (Topographie des Terrors 2010, 422). Zudem erlaubte die vielbeachtete Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkrieges einen neuen Zugang zur deutschen Geschichte. Nicht mehr die eigene Niederlage stand im Blickpunkt, sondern die Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft (https://www.bundespraesident.de/ SharedDocs/Reden/DE/Richard-von-Weizsaecker/ Reden/1985/05/19850508_Rede.html). Die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Diktatur erfährt seitdem eine immense Intensivierung in etlichen historischen und kulturhistorischen Disziplinen, einschließlich der Archäologie. Hier stehen die Zwangslager besonders im Fokus, aber auch andere Strukturen und Fragestellungen werden in den letzten Jahren erforscht. Wie schier unfassbar groß die Zahl der Zwangslager ist, zeigt eine Erhebung des United States Holocaust Memorial Museum (https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/nazi-camps), wo man von rund 44.000 nationalsozialistischen Zwangslagern im Deutschen Reich und in von Nationalsozialisten okkupierten Regionen in Europa ausgeht. Viele davon sind heute komplett überbaut und stehen für die archäologische Forschung nicht mehr zur Verfügung, aber an etlichen Stellen liegen die Überreste noch unter der Grasnarbe und können erforscht werden. Die Ausgrabungen in den ehemaligen Zwangslagern deckten lange verborgene und damit lange vergessene Geschichte im sprichwörtlichen Sinne direkt unter der Grasnarbe oder dem Asphalt auf. Terrororte, Barackengrundrisse, Zäune, Arrestzellen, Tötungsanlagen sind wieder für alle sichtbar und damit vor weiterem Vergessen bewahrt; die oftmals vergessenen Standorte der Lager werden bekannt, eine Erinnerung an die Opfer ist nun leichter möglich. Hier ist auch das besondere Engagement der Denkmalpflege und die aktuelle Gesetzeslage zu beachten, die seit einiger Zeit für die archäologische Denkmalpflege keine Beschränkung mehr auf schriftlose oder schriftarme Zeiten hat, sondern ihren archäologisch-denkmalpflegerischen Auftrag für die materiellen Hinterlassenschaften aller Zeiten und Epochen gleichermaßen – den gesetzlichen Vorgaben entsprechend – erfüllt (vgl. Beitrag Rind, S. 53). Hinzu kommen Ausstellungen wie diese in Herne oder schon 2020 in Berlin (Haubold-Stolle et al. 2020). Nicht zuletzt aufgrund der politischen Wende nach 1989/90 wurden Ausstellungen und Präsentationen in vielen Gedenkstätten neu konzipiert oder auch neue Gedenkstätten an nationalsozialistischen Tatorten errichtet und die Ausgrabungsergebnisse mit in die Ausstellungen einbezogen. So werden einerseits die wieder aufgedeckten Lagerstrukturen für die Besucher:in- Archäologie der Moderne – eine junge Wissenschaft mit großem Potential // 33 nen gezeigt und andererseits die Aussagekraft und Wirkmächtigkeit der unzähligen Funde in den Vordergrund gerückt. Damit wird eine alte Prämisse, dass in den schriftlichen Quellen (oder Zeitzeug:innenberichten) allumfassende Informationen zur Ereignisgeschichte, dem Terror, zu Aspekten des täglichen (Über-)lebens der Häftlinge vorhanden sind, revidiert und – wie oben erwähnt – die große Aussagekraft der Objekte kann wirksam werden. Geschichte hört nicht auf – auch archäologische Forschungen zu den dinglichen Überresten schreiten zeitlich weiter voran und nehmen weitere Zeiträume in den Blick. Das Ende des Kalten Krieges 1989/1990 veranlasste Kolleg:innen, die Überreste des sogenannten Eisernen Vorhangs zwischen Finnland und Griechenland in den Blick zu nehmen, einschließlich der zugehörigen Berliner Mauer, die die Stadt 40 Jahre lang teilte (Theune 2020, 110– 113). Diese Forschungen waren von Wichtigkeit, da doch nach der politischen Wende vom Herbst 1989 überall die Grenzanlagen schnell abgetragen worden sind. Dies geschah sicherlich mit der positiven Absicht, alle Barrieren zwischen den ehemaligen politischen Blöcken schnell abzubauen und so die Symbole der Trennung zu beseitigen; nur an wenigen Stellen blieben originale Mauerteile erhalten. Aber schon schnell tauchten etwa in Berlin Fragen von Touristen oder der jüngeren Bevölkerung auf, wo denn der Verlauf der Berliner Mauer gewesen sei und man markierte in der Stadt den Mauerverlauf und führte etliche Ausgrabungen durch und legte dabei auch Fluchttunnel frei. Andere weltweite Untersuchungen befassen sich mit der Popkultur oder Protestbewegungen etwa im deutschen Gorleben, wo Atommüll gelagert werden sollte oder nehmen Militärlager der Alliierten in den Blick. Inzwischen ist nun fast ein Viertel des 21. Jahrhunderts vergangen. Archäologische Forschungen sollten nicht stehenbleiben und die dingliche Kultur der letzten Jahre ebenfalls in den Blick nehmen. Dies kann unter unterschiedlichen Fragestellungen geschehen, sei es zu Untersuchungen zu den Auswirkungen des Klimawandels oder zu den zum Plastikmüll, den wir massenhaft hinterlassen. Materielle Hinterlassenschaften des Menschen und damit Kulturgut gibt es auch im Weltall, beispielsweise frühe Satelliten. Der Umgang mit menschlichen Opfern – eine ethisch-moralische Aufgabe Bei Freilegungen an Orten von Konflikten der jüngeren Vergangenheit werden häufig auch Verstorbene gefunden, die im Krieg getötet oder die in den 34 // Claudia Theune Zwangslagern und Vernichtungszentren der Nationalsozialisten ermordet wurden. Gerade die ehemaligen Konzentrationslager mit angeschlossenen Tötungseinrichtungen und Krematorien müssen auch als Friedhöfe bezeichnet werden. Immer wieder finden sich an solchen Orten Knochenreste, Asche oder auch Prothesen der Opfer. Aber auch Einzelgräber und Massengräber sind zu nennen. Unter das Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (https://www. gesetze-im-internet.de/gr_bg/BJNR005890965. html) fallen nicht nur Kriegstote, sondern auch explizit sehr unterschiedliche Opfergruppen der nationalsozialistischen und (für die Gebiete der ehemaligen DDR) kommunistischen Zeit. In Deutschland sind beim Auffinden von Kriegstoten oder Opfern der Gewaltherrschaft kommunale Behörden und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. einzubinden, diese stellt auch sogenannte »Umbetter«, die die Verstorbenen bergen und auf festgelegte Friedhöfe verlegt (https://www.volksbund. de/aktuell/mediathek/detail/grafik-verfahren-beispontanfunden). In der Regel ist davon auszugehen, dass diese Umbetter:innen keine archäologische Ausbildung besitzen. Bei der Bergung fehlt also oftmals eine archäologischen Standards entsprechende Dokumentation, die detaillierte Informationen zur Sterbeart und den Sterbeumständen geben könnte. Dies ist bedauerlich. Wünschenswert wäre eine enge Kooperation zwischen archäologischen Institutionen und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und die regelhafte Bergung durch archäologisch geschulte Personen, wie es in Österreich langsam Praxis wird oder auch bei bestimmten Kontexten schon etwa in Bremen durchgeführt wird (Hähn/Halle, im Druck). Das Bremer Beispiel zeigt auch deutlich die lückenhafte Bergung Ende der 1940er Jahre und die sorgfältige Arbeit durch die Archäologie. Grundsätzlich ist eine respektvolle Behandlung von Toten auch unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten ein Gebot. Das Handeln nach ethischen Grundsätzen sind essentielle Aspekte in allen Lebensbereichen – das schließt auch die Archäologie mit ein (Mahringer 2022). Zwar geht es in der Ethik in erster Linie um einen moralisch-reflektierten Umgang mit Lebenden, aber auch mit verstorbenen Menschen oder Tieren. Archäologisch relevant ist zweierlei, einerseits der respektvolle Umgang mit Menschen der Vergangenheit und unser heutiges Handeln als Archäolog:innen. Andererseits können wir auch unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten das Handeln der Menschen in der Vergangenheit betrachten. Für die Moderne erscheint uns diese Prämisse leicht verständlich, sie sollte aber gleichermaßen auch für ältere Zeiten und Epochen gelten. Gerade in Zeiten von Diktaturen ist ethisch-unmoralisches Handeln evident, wie wir es auf den Ausgrabungen von Orten der Unterdrückung und des Terrors her kennen, insbesondere, wenn Menschen zu Schaden kommen. Der Respekt vor den Toten ist essentiell und sollte stets höchste Priorität haben. Gräberfelder sind eines der zentralen Forschungsfelder der Archäologie. Vielfach werden dort an den Verstorbenen weitreichende anthropologische und archäogenetische Analysen durchgeführt, die sicherlich auch interessante Erkenntnisse erbringen. Aber solche Analysen können auch gegen religiöse Grundsätze verstoßen und nicht dem Willen der Angehörigen oder Nachfahren entsprechen. So soll nach jüdischen Glaubensgrundsätzen nie die Totenruhe gestört werden, es sollten also keine anthropologischen Proben entnommen oder sonstige naturwissenschaftliche Analysen an den menschlichen Überresten durchgeführt werden, wenn es sich um jüdische Opfer handeln könnte. Wir sollten in Zukunft bedachtvoller überlegen, welche anthropologischen Analysen wir vornehmen. Aber auch die ethisch-unmoralischen Taten gegen die Identität, die gezielte Zerstörung von Eigentum, von Häusern und landwirtschaftlichen Flächen und Vernichtung der Lebensgrundlage können mitberücksichtigt werden. Eine wichtige Aufgabe für die Archäolog:innen ist die Einbeziehung von verschiedenen Interessensgruppen bei Untersuchungen insbesondere zur jüngeren Vergangenheit. Deren Ziele und Wünsche sind mit in Überlegungen zu historischen und archäologischen Forschungen einzubeziehen. Möglicherweise haben Nachkommen, Angehörige und Betroffene andere Anliegen als archäologische Institutionen, gegebenenfalls sind sie aber elementarer als unsere wissenschaftlichen Interessen. Und wir sollten dann mit unseren Grundsätzen zurückstehen. re Bauvorhaben ziehen archäologische Ausgrabungen von beträchtlichem Ausmaß nach sich. Vielfach befinden sich im Boden noch umfangreiche Reste der ehemaligen großen Gebäude, der Infrastruktur und anderer baulicher Elemente oder der Boden ist durch ältere Verseuchungen mit giftigen Stoffen kontaminiert. Ähnlich wie in älteren Zeiten sind diese Strukturen mehrfach verändert und überformt worden. Die Dokumentation, auch mit modernen digitalen Methoden, ist sehr aufwändig. Hinzu kommt eine immense Masse an Funden, seien es tausende Nägel, Bestandteile der Bauten selbst, unzählige Kleinfunde wie Geschirr, Werkzeuge, Produkte aller Art bzw. persönliche Gegenstände oder schwere und massive Maschinen aus den Fabriken, Waffen und Fahrzeuge aller Art oder auch im Krieg abgestürzte und zerschellte Flugzeuge, Panzer oder – unter Wasser – Schiffswracks und U-Boote und vieles andere mehr. Während man in der Archäologie früher immer alle Funde bewahrte, laufen nun Diskussionen, ob man nicht nach einer umfassenden Dokumentation eine Auswahl nach bestimmten Kriterien treffen sollte (Müller 2016; vgl. auch Beitrag Rind, S. 53). Die Einmaligkeit eines Objektes, der besondere historische Wert, aber auch Beispiele der vertretenden industriell gefertigten Typen oder spezielle industrielle oder auch persönliche Kennzeichnungen können relevant sein. In Bezug auf Zeiten von Unterdrückung und Terror sind sicherlich alle Objekte der Opfer zu erhalten. Die Vielzahl der archäologischen Quellen und zeitgleiche weitere historische Dokumente wie Fotografien, Luftbilder, Pläne, verschiedene schriftliche Dokumente oder Zeitzeug:innenberichte bieten aber auch – wie schon ausgeführt – die große Chance, vielfältige Facetten der Geschichte miteinander zu verknüpfen und durch die Objekte mit Unterstützung anderer Quellen die Vergangenheit zu beleuchten und in unser Bewusstsein rücken. Bourdieu 1982; Cossons 2000; Courtney et al. 2009; Hähn/ Halle, im Druck; Haubold-Stolle et al. 2020; Hopp/Vollmer- Archäologie der Moderne – Herausforderungen und Chancen Die Ausgrabungen zum 19. und 20. Jahrhundert bringen, wie schon teilweise angedeutet, immense praktische und logistische Herausforderungen mit sich. Grundsätzlich sind die zu untersuchenden Areale wesentlich größer als bei Ausgrabungen zu prähistorischen Zeiten; sei es, dass ganze Fabrikanlagen und Industriekomplexe erfasst werden müssen oder dass mehrere Hektar große Zwangslager zu untersuchen sind. Auch großflächige oder linea- König 2018; Isenberg 1995; Mahringer 2022; Mehler 2013; Müller 2016; Poggel 2020/2021; Scholz 1998; Stichelbaut 2018; Suderland 2009; Theune et al. 2019; Theune 2020; Theune, im Druck; Topographie des Terrors 2010 Archäologie der Moderne – eine junge Wissenschaft mit großem Potential // 35