Wavetable-, Vector- und LA-Synthese
Die Wavetable-Synthese bedient sich einer größeren Anzahl von Wellenformen mit einem einzigen Zyklus, die tabellenartig in einem so genannten Wavetable angeordnet sind.
Durch Spiel auf der Tastatur löst man eine voreingestellte Sequenz von Wellenformen aus. Da die Eigenschaften der Wellenformen in der Tabelle nahtlos ineinander übergehen, gibt es kein ruckartiges Umschalten, sondern weiche Übergänge. Zudem können mehrere Wavetables simultan verwendet werden – nacheinander oder mit Überblendungen, sodass sich noch komplexere Wellenformen ergeben.
Eine einzelne Wavetable kann für sich den Schließvorgang eines Filters repräsentieren und so Effekte wie beim subtraktiven Synthesizer erzeugen.
Die Wavetable-Synthese ist nicht gut geeignet, um akustische Instrumente nachzuahmen. Aber sie ist für sich langsam entwickelnde Flächen, perkussive und metallische Sounds wie Glocken und dergleichen bekannt, die spektakuläre Metamorphosen durchführen.
Die Wavetable-Synthese ist untrennbar mit den Namen der Synthesizer-Hersteller PPG und Waldorf verbunden. ES2 und Retro Synth enthalten eine Reihe von Wavetable-Funktionen. Logic Pro for Mac-Alchemy und Sample Alchemy gehen mit der Granularsynthese, die einige Aspekte mit der Wavetable-Synthese gemeinsam hat, noch einen Schritt weiter. Weitere Informationen findest du unter Granularsynthese.
Das Verfahren der Synthesizer der Roland LA-Familie (Linear Arithmetic) arbeitet ähnlich. In diesen Synthesizern werden komplexe Attack-Phasen mit stationären Samples für die Sustain-Phasen kombiniert. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine einfache Wavetable mit nur zwei Samples.
Ein Unterschied zwischen beiden Konzepten besteht darin, dass die Wavetable-Synthesizer mehr für originäre synthetische Sounds konzipiert wurden als für authentische Simulationen konventioneller Instrumente. Die Designer der LA-Synthesizer hatten das Ziel, mit möglichst wenig Speicherplatz viel Realismus zu erzielen. Dazu wurden die kritischen Attack-Phasen (dem entscheidenden Teil eines Tons) mit großer Genauigkeit (Decay- und Sustain-Phasen) gesampelt und kombiniert, die mit gefilterten Sägezahn- und Pulswellen gespielt wurden.
Die Vector-Synthese, die im Sequential Circuits Prophet VS und in der Korg Wavestation realisiert wurde, erlaubt die Bewegung durch zweidimensionale Wavetables mithilfe eines zweidimensionalen Echtzeit-Controllers (XY-Modulator). Die Balance zwischen Samples und konventionellen Wellenformen konnte in Echtzeit mit einem Joystick gesteuert werden. Mit ES2 kannst du etwas Ähnliches realisieren, indem du den Parameter „Oscillator-Mix“ mit der Hüllkurve „Vector Envelope“ modulierst.